Potsdams historische Mitte - Allgemeines und Stadtpolitik

  • Auch wenn das jetzt ins off-topic abgleitet (ich habe ja nicht angefangen ;) ), die Aushebelung des Grundgesetzes erfolgt doch nicht durch die "Anderen" oder "Pegida", sondern sie ist schon längst durch die derzeitig machthabende "Mitte" in vollem Gange. Plebiszitäre Bemühungen sind teils Reaktionen auf dieses Regieren nach Gutsherrenart.

    Ein Link:

    Parlamentarismus
    Landvögte halten die Lage ruhig
    https://jungefreiheit.de/kultur/2016/la…die-lage-ruhig/

  • Das ist das, was ich meinte, Heimdall: Die junge Welt und die junge Freiheit (weilch Zufall der Namensähnlichkeit) wollen uns sagen, was Demokratie ist. Wenn das klappt ist's Zeit zu gehen.

  • Nun ich möchte anmerken, es ist auch sehr wichtig das man den Bürger bei großen Projekten immer mitnimmt. Vor 25 Jahren hat man beschlossen die Stadtmitte wieder behutsam an die historischen Grundrisse anzunähern und schon da hätte man unmissverständlich klar machen müssen, wohin die Reise geht. Hier spielt es natürlich eine große Rolle welche Mittel man einsetzt. Auch die regioalen Tageszeitungen hätte man von Anfang an einbinden müssen und natürlich Arbeitnehmern und Angestellte (Hotel Mercure) die unmittelbar vom Stadtumbau betroffen sind. Ein, "die finden schon einen neuen Job" ist hier nicht förderlich.

    Denn alles das was ich oben vorgeschlagen habe, setzen die Linke und auch die Bürgerinitiative "PMND" um. Sie treten öffentlichkeitswirksam auf, binden die Tageszeitungen ein und sind für die Bürgerinnen und Bürger die unmittelbar vom Stadtumbau betroffen Anspechpartner vor Ort. Ob sie mit diesen Mitteln auch eigene Ziele verfolgen will ich jetzt hier nicht erläutern.

  • Für mich ist das alles unverständlich. Vor allem, was für Argumente vorgebracht werden. "Im Mercure gabs ne tolle Bar"...."Dort haben wir gern gegessen"..

    Ich bin in Betonwüsten zur Schule gegangen, oder habe in Betonbienenwaben gefeiert.Trotzdem würde ich diese Gebäude niemals als Teil meiner Identität ansehen. Man schaue auch nach Frankfurt/M.Hat dort irgendjemand für den Erhalt des technischen Rathauses als bedeutenden Zeugen der Westarchitektur plädiert ?

    Oder aber Dresden ?

    Es scheint so zu sein,dass on Potsdam der letzte DDR Brocken verdaut wird.

  • Es geht hier auch darum, wie man Potsdam zukünftig wieder wahrnimmt. Soll Potsdam sich wieder seiner Geschichte besinnen und als brandenburgische Residenzstadt wahrgenommen werden, die eng mit der preußischen Geschichte für Glanz und Gloria steht oder einfach nur Vorort von Berlin bleiben (überspitzt gesagt).

  • Immerhin sind fast alle bedeutenden zerstörten Städte der Normandie in ihren Zentren komplett rekonstruiert worden - lachhafterweise mit nicht wenig deutschem Geld!


    Das stimmt so ganz und gar nicht! Lisieux, Caen, Beauvais, Abbeville und Rouen sind im Zentrum alle teilweise bis komplett zerstört worden, und in keiner dieser Städte hat es danach nennenswerte Rekonstruktionsprojekte gegeben, anders als im Artois (zB. Arras) nach 1919.

  • Prominente Potsdamer Bürger wie Fernsehmoderator Günther Jauch, Schauspieler Jörg Hartmann und Kai Diekmann haben sich zur Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte geäußert und das klingt ungefähr so:

    "Ich frage mich, ob das Mercure nicht sogar ein ästhetisch spannender Kontrast zum Schloss ist“, wird er zitiert: „Ich finde, zur Innenstadt gehört DDR-Architektur.“ Der Wahlpotsdamer spricht sich auch gegen den Umbau der Stadt zu einer „Puppenstube im Sinne Friedrichs des Zweiten“ aus. (Kai Diekmann, Herausgeber der BILD Zeitung)

    "Wer den Erhalt der Fachhochschule fordere, der könne nur ideologisch argumentieren", wird er zitiert: „Dagegen verstehe ich jeden, der seine Jugendweihe im Hotel Mercure gefeiert oder andere Nostalgien im Kopf hat.“ Das sei „menschlich zwar verständlich, aber architektonisch und für das Gesamtbild der Stadt nicht zuträglich“. (Fernsehmoderator Günther Jauch)

    „Ich finde das Mercure nicht besonders schön, aber ich kann im Zweifel damit leben.“ (TV Schauspieler Jörg Hartmann)

    http://www.pnn.de/potsdam/1086679/
    (Quelle: Potsdamer Neuste Nachrichten, 15.06.2016)

  • Dies ist eine Phantomdebatte, da das Mercure nicht zum Verkauf steht. Deshalb wird es bleiben, bis es nicht mehr lukrativ ist. Ich kann mit dem Bau leben. Das Problem im Lustgarten sind die 50.000 Autos pro Tag, weniger das Hotel.

  • Heute heftige Debatten im Schaufenster der Alten Fachhochschule über die Gestaltung des Alten Markts. Mein Eindruck: die Potsdamer-Mitte-Neu-Denken-Leute waren recht zahlreich erschienen, haben ihre Leute mobilisiert, die sich dann auch reichlich zu Wort gemeldet haben - zum Teil recht intelligent, zum Teil aber auch ziemlich pöbelhaft und polemisch. Die Konservativen eher passiv und sich - von einem dankenswerten Beitrag von Barbare Kuster abgesehen - auch kaum zu Wort gemeldet haben.
    Aber eines wurde klar: es gibt zwei Vorstellung, wie man diesen Teil der Stadt beleben und aufwerten kann: der Studiengang Architektur und Städtebau denkt in Kategorien des Städtebaus und fragt nach der urbanen Qualität von Straßen und Plätzen; die anderen argumentieren von der Funktion des FH-Gebäudes her. Eine asymmetrische Argumentation. Ich frage mich allerdings, inwiefern es den PMND-Leuten wirklich um die Sache geht oder inwiefern sie eine ideologische Machtfrage verfolgen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Die Konservativen eher passiv und sich - von einem dankenswerten Beitrag von Barbare Kuster abgesehen - auch kaum zu Wort gemeldet haben.

    Also so, wie schon die letzten 100 Jahre...

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Also so, wie schon die letzten 100 Jahre...

    „Es waren immer die Konservativen, die dem Sozialismus Zugeständnisse gemacht haben und ihm zuvorkamen. Als Befürworter des ‘Weges der Mitte’, ohne eigenes Ziel, waren die Konservativen von dem Glauben geleitet, daß die Wahrheit zwischen den Extremen liegen muß – mit dem Ergebnis, daß sie ihre Position verschoben, so oft sich an einem der Flügel eine extreme Bewegung zeigte.“

    Mehr muss dazu wohl nicht gesagt werden. Besonders von der CDU könnte man sich auch in Potsdam etwas mehr offensive Begeisterung für die Reko-Projekte wünschen.

  • Ich hatte auch das Vergügen, dabei gewesen zu sein. Die Fachvorträge der Professoren waren durchaus weiterführend, ein Gewinn. Vor allem die Ausführungen von Prof. Stephan (Architekturtheorie) über die Genese und Historie des Begriffs "modern" waren interessant und erhellend. Die Vorträge hörten rund 100 Anwesende.
    Dann kam der "Vortrag" von A. Tomczak von den Anderen, der deren Konzeption für eine Umnutzung des FH-Gebäudes vorstellte. Als Einsteiger wurden erst einmal alle Pläne, die FH abzureißen, als "nahe am Irrsinn" abqualifiziert, was der Debatte nicht gerade einen sachlicheren Touch gab. Das "Konzept" besteht aus einem großen Wünsch-Dir-Was-Kuchen, den die Gesamtgesellschaft zahlen soll (unten) - da hatte ich mehr erwartet. Nachdem die Voranstaltung derartig propagandistisch ausartete (und weil der Beginn des Länderspiels näher rückte) verliess etwa die Hälfte der Zuhörer den Saal (Andre Tomczak entzog sich den Erwiderungen der Professoren durch das Ausführen seines Hundes - muss ja auch mal sein). In der Diskussion blieb es bei der völligen Unversöhnlichkeit seitens der Anderen, obwohl z.B. Prof. Albers fortwährend versuchte, Brücken zu bauen.
    Mein Fazit: Den Anderen geht es die Bohne um die Sache, sondern nur und ausschliesslich um Blockade der Pläne der Stadt und um eine Machtprobe. Inhaltlich stellen sie sich keiner Diskussion.

    Her nochmal das "Konzept" der Anderen:



  • Sag doch mal, diese Begriffe: Häuser der Bildung, Innovationshäuser und Häuser der Stadtgesellschaft kommen mir bekannt vor.

    Und als Kind der ehemaligen Deutschen Demoktrischen Republik weiß ich jetzt auch woher ich diese Begriffe kenne, auch wenn sie etwas anders geklungen haben. Dort gab es Namen wie: Haus des Handwerks, Haus der Dienstleistungen oder Haus der Gesundheit.

    Nun bin ich mir aber ziemlich sicher, dass es diese Begriffe auch heute noch irgendwo in Deutschland gibt.

  • Hier mal ein Blick von Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) auf das Geschehen. Ich habe diesen Bericht mehrmals gelesen und mich gefragt ob dieser Bericht wo "neutral" geschrieben ist. Denn in diesem Bericht wird nur eine Sichtweise erklärt und das ist die Sichtweise der Bürgerinitiative "PMND".

    http://www.pnn.de/potsdam/1087146/

    Und einen zweiten Bericht der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) vom 16.06.2016 den ich euch auch nicht vorenthalten möchte. Dort sagte der ehemalige DDR Staats- und Parteichef Walter Ulbricht über das Hotel Mercure:

    „Die architektonische Verträglichkeit zur historischen und modernen Bebauung ist zu sichern.“

    In diesem Bericht zeigt sich ganz deutlich wer Kritiker der ersten Stunde gewesen ist, es war Walter Ulbricht!

    http://www.maz-online.de/Lokales/Potsda…rte-das-Mercure

  • Genau: das Interhotel Potsdam ist eigentlich ein Werk verkannter Widerstandskämpfer gegen die DDR-Diktatur, die dem spiessigen Ulbricht mal den Zug der großen, weiten Welt unter die Flügel gepustet haben!

    Es bleibt nach allen diesem Umwertungen, die sich im vollem Gang befinden, ein Mirakel, warum sich Millionen DDR-Bürger ihrer Regierung durch Flucht, auch unter Einsatz ihres Lebens, entzogen haben.

  • Dem Bericht der PNN nach zu urteilen,war das wohl eher eine Veranstaltung von den,,Die Andere".Der Leser hat den Eindruck,die gegenwärtigen Planungen der Stadt sind gar nicht mehr von Bedeutung.Dem Leser werden schon so langsam die Gegenentwürfe der Neudenker durch die Berichte positiv unterschwellig Einsuggeriert.

    Vom Nutzungskonzept Seite4 Potsdamer Mitte neu denken da:

    -,,die Potsdamerrinnen und Potsdamer über die Zukunft ihrer Stadtmitte aktiv mit entscheiden müssen".

    Da kann ich nur lachen.Bestimmen über die Stadtmitte wollen doch mit aller Entschiedenheit nur ,,Die Andere" und das,über den Bürger.Über selbstinitiierte Bürgerbegehren und Entscheide auf die schnelle nur eigene Ziele erzwingen,ist das, für ,,Die Andere"aktive Bürgerbeteiligung?!

  • Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) hat sich am 18.06.2016 noch einmal mit der neuen "historischen Mitte" beschäftigt. Hier kamen neben der Bürgerinitiative PMND auch die Rathauskooperation von SPD und CDU zu Wort.

    http://www.pnn.de/potsdam/1087445/

    PS: sehr interessant finde ich das die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) kaum über diese Veranstaltung berichtet!