Potsdams historische Mitte - Allgemeines und Stadtpolitik

  • Dass ein Innenstadtquartier, noch dazu ein ganz zentrales, den "Reichen" vorbehalten ist, war wohl immer überdurchschnittlich oft der Fall. Mit "Gheottoisierung" hat das nix zu tun, unter diesem Begriff versteht man ganz was anderes.


    Zitat

    Akzeptanz und Lebendigkeit erreicht man nur, wenn man so viel Bevölkerungsschichten wie möglich bei einem Projekt mitnimmt.

    Das ist doch so etwas von hohler Phraseologie, ohne irgendeinen Sinn. Genauso kann man solche Postulate über die Wettervorhersage aufstellen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Büloffs Äußerungen sind unverbindliche Allgemeinplätze. Verstanden hat der Mann Potsdam und das Entstehen des Alten Marktes jedenfalls nicht. Da wurde auch nicht "immer gerungen", Potsdams Stadtentwicklung ist bis 1918 eine Geschichte der königlichen Anordnungen, da Potsdam Immediatstadt war. Das Buch ist im übrigen eine nette Ansammlungen von Schmonzetten und Histörchen unter dem Vorwand statt klassischer Baugeschichte Sozialgeschichte zu erzählen. Es wird sich kaum gut verkaufen, auch Bildmaterial ist kein neues auffindbar.

    Der Alte Markt ist ja zur Zeit in seinem Umbau erst zu einem Drittel fertig und mit dem Museum Barberini und dem Landtagsschloß schon ein voller Publikumserfolg. Die Gastronomie ist auch immer voll, sowohl das Café Central im Potsdam-Museum wie auch die Restaurants am Havelufer. Ich erinnere mich noch, wie hier oder im Nachbarforum die Kritiker gemault haben, dass die Gastronomie an der lauten Langen Brücke nicht funktoniert... Hinzu kommen die Restaurants im Block III, der gerade ausgeschrieben ist. Hier kann man sich über den Stand informieren, da kommen auch viele Schankveranden hinzu.

    Im Gegensatz zu vielen anderen Stadtkernen ist der Alte Markt durchaus ein Wohnstandort. In der Humboldtstraße sind Wohnungen neu gebaut worden, an der Brauerstraße neben dem Barberini entstehen gerade Wohnungen (Brauerstraße 1 bis 7) und auch im nächsten Block III sind zu ca. 50 % Wohnungen geplant. Zudem liegen direkt in der Straße "Am alten Markt" und direkt hinter dem Alten Rathaus fast 2.000 kommunale und genossenschaftliche Wohnungen des "Zentrums Süd". Für die Wohnungen des Staudenhofes, der abgerissen werden soll, entstehen vorher Ersatzwohnungen im Quartier IV. Insofern kann von irgendeiner "Ghettoisierung" keine Rede sein.

  • Dass ein Innenstadtquartier, noch dazu ein ganz zentrales, den "Reichen" vorbehalten ist, war wohl immer überdurchschnittlich oft der Fall.

    Das ist in den meisten Städten aber nicht der Fall (ich rede hier nicht von den Anliegern, sondern von der Klientel auf der Straße). Natürlich gibt es Beispiele wie die Königsallee in Düsseldorf, wo dies ganz gezielt geschehen ist. Es gilt aber, solche Zustände eben nicht auf ganze Altstädte zu übertragen.

    Das ist doch so etwas von hohler Phraseologie, ohne irgendeinen Sinn. Genauso kann man solche Postulate über die Wettervorhersage aufstellen.

    Sinn vermag ich in deinen Zeilen auch nicht erkennen. Ich bin mir aber sicher, dass viele Stadtplaner da schon etwas mehr Einsicht haben, soziale Faktoren bei der Stadtplanung mit einzubeziehen.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

    Einmal editiert, zuletzt von tegula (30. Januar 2018 um 07:44)

  • Der Alte Markt ist ja zur Zeit in seinem Umbau erst zu einem Drittel fertig und mit dem Museum Barberini und dem Landtagsschloß schon ein voller Publikumserfolg. Die Gastronomie ist auch immer voll, sowohl das Café Central im Potsdam-Museum wie auch die Restaurants am Havelufer. Ich erinnere mich noch, wie hier oder im Nachbarforum die Kritiker gemault haben, dass die Gastronomie an der lauten Langen Brücke nicht funktoniert... Hinzu kommen die Restaurants im Block III, der gerade ausgeschrieben ist. Hier kann man sich über den Stand informieren, da kommen auch viele Schankveranden hinzu.

    Insofern kann von irgendeiner "Ghettoisierung" keine Rede sein.

    Es ist schön zu hören, dass die Konzepte in Potsdam aufzugehen scheinen.

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  • Das Museum Barberini am Potsdamer Alten Markt ist bereits im ersten Jahr zum Publikumsmagnet geworden. Es begrüßte mehr Besucher als das Schloss Sanssouci, das bislang die Rangliste der Touristenattraktionen in der brandenburgischen Landeshauptstadt anführte.
    [...]
    "76 Prozent der Auswärtigen reisten ausschließlich wegen des Museums nach Potsdam, jeder Zehnte überhaupt zum ersten Mal", so ein Ergebnis der Umfrage.

    Fabelhaft! Ein Besuch steht auch auf meiner Liste ganz weit oben.

  • ...Schöne Fassaden allein beleben eine Stadt nicht, denn, wenn die Touristenströme abends weg sind, dann verkommt die Stadt zu dem, was ihr dann häufig vorgeworfen wird: Disneyland. Es bedarf also auch eines ausgewogenen Nutzungskonzeptes, damit sie auch von der einheimischen Bevölkerung über alle sozialen Schichten hinweg akzeptiert wird.

    So so, wenn also die Touristenströme weg sind, ist der Alte Markt Disneyland. Warum? Dann sind immer noch tausende Potsdamer und Berliner da. Die Gaststätten sind bis in die Nacht proppevoll.

    Nach der Logik ist Waldstadt 2, der Stern, Schlaaz, Potsdam West, Zentrum Ost und alle anderen Neubaugebiete alle Disneyland. Denn dahin verirren sich nie Touristenströme. Keine Touristenströme = Disneyland, Ihre Aussage. Und Potsdamer hasten da auch nur auf den Straßen und sehen zu, dass sie nach Hause und die Türe hinter sich zu bekommen. Angestrebte Verweildauer = 0.

    Schon mal mit der Stadtplanung Potsdams beschäftigt? Insbesondere mit der um den Alten Markt? Mehr Diversifikation kann man da stadtplanerisch nicht betreiben. Welche "sozialen Schichten" sollen denn da nicht vertreten sein? Der Alte Markt ist für alle zugänglich. Auch ein Schild „Bettler und Hausierer nicht willkommen", das Ihre Gentrifzierungsthese stützen würde, habe ich noch nicht entdecken können.

    Luftpost

  • So so, wenn also die Touristenströme weg sind, ist der Alte Markt Disneyland. Warum? Dann sind immer noch tausende Potsdamer und Berliner da. Die Gaststätten sind bis in die Nacht proppevoll.

    Ich wollte damit nicht sagen, dass dies in Potsdam der Fall ist, sondern dass es Konzepte bedarf, um das zu verhindern. Wenn es in Potsdam gelungen ist, den alten Markt zu beleben, dann ist das umso besser. Allein mit "neuen alten" Fassaden wird dies nicht umgesetzt worden sein.

    Meine Ausführungen möchte ich als allgemeine Feststellung verstanden wissen.

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  • Bis dato gibt es leider noch viel zu wenig Gastronmie am Alten Markt. Das Café im Knobelsdorffhaus muss mit dem Museum schliessen, weil es gemeinsame Toiletten hat. Schade, der einzige Laden mit Abendsonne.

    Die Gastro im Barberini hat leider das Ambiente einer Kreiskrankenhauskantine. Im Sommer wird's mit der Wasserseite wohl besser. Die Kantine im Landtag (Stadtschlo) fügt sich da leider nahtlos an.

    Der Italiener am Fischmarkt (heute: Otto-Braun-Platz) ist immer voll, der Burgerladen auch.

    Auf der westseite des Platzes sind vier weitere Gastronomien vorgesehen, dann kommt noch das Hotel im Plögerschen Gasthof. Das wird gut laufen.

    Und dann werden die Mieter der Sozialwohnungen auf den Plan treten und sich über den Lärm der Schankterrassen beschweren...

  • dann kommt noch das Hotel im Plögerschen Gasthof. Das wird gut laufen.

    Da kommt ein Hotel rein? Nicht falsch verstehen, ich fänds großartig, aber ich dachte da soll nur Gastro, Wohnen und Zahnarzt rein?

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Ich kenne die Entwürfe. Nur anhand der Informationen, die der Seite zu entnehmen sind, habe ich nicht ersehen können, dass da ein Hotel geplant ist. Wollen wir mal hoffen, dass Sie recht behalten. Fände ich großartig und wäre sicher eine gut besuchte Herberge unmittelbar am Alten Markt.

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Einfach ein Wahnsinnserfolg das Barberini! Wie alle Rekonstruktionen der letzten Jahre, oder. ;) Langsam müsste es auch der Letzte geschnallt haben...


    Stets lange Schlangen und volle Galerieräume:


    Arend- 2017-01-26-13 by Arend Kuester, on Flickr


    Arend- 2017-01-26-55 by Arend Kuester, on Flickr


    Arend- 2017-01-26-12 by Arend Kuester, on Flickr


    Arend- 2017-01-26-123 by Arend Kuester, on Flickr


    Le palais Barberini (Potsdam) by Jean-Pierre Dalbéra, on Flickr

  • Tolle Bilder. Vielen Dank dafür.

    Jaja. Eigentlich müsste es jeder verstanden haben. Aber solange Modernismus von den Medien propagiert und Geschichte generell und undifferenziert defamiert wird, können Rekos einen noch so positiven Einfluss auf die Stadt haben. Dann kommt wieder:

    - Geldverschwendung
    - Disneyland
    - nur für die Touris
    - Prestigeobjekte der Superreichen
    - :blah: :kotz:


    Einer meiner Favoriten ist aber der mit dem "nur für Touris". Diese Leute meinen immer sie würden durch die Rekos ausgegrenzt. Ich sehe es eher so, dass jeder der dieses Argument vorbringt sich selbst ausgrenzt. Selber Schuld. :augenrollengruen:

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Man grenzt sich nicht nur selber aus. Man sägt auch den Ast ab auf dem man selber sitzt. Ja. Potsdam ist Touri Stadt. Zum Glück. Denn wie soll sonst das Geld für die Schlösser und Gärten rein kommen und man sollte auch mal überlegen wer in Potsdam nicht alles von den Leuten lebt die ihre Kohle da in die Stadt bringen. Ich finde dieses Gerede einiger Potsdamer da manchmal echt daneben. Ohne die ganzen Schlösser und Touris wäre Potsdam heute nix anderes wie Cottbus oder Frankfurt an der Oder. Ob man das wirklich will? Ich bezweifle es.

    APH - am Puls der Zeit

  • Und in dem o.g. Thread kann man z.B auch unter anderem diese Videos finden (mal so zur Information):

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  • Aber solange Modernismus von den Medien propagiert und Geschichte generell und undifferenziert defamiert wird, können Rekos einen noch so positiven Einfluss auf die Stadt haben.

    Entschuldige, das ist mir aber auch zu undifferenziert. Ich hatte nie das Gefühl, dass "die Medien" Modernismus propagieren und Geschichte diffamieren. Solche Aussagen müssten erst mal belegt werden. Mir scheint, dass Rekonstuktionen ganzer Städte wie in Dresden, Frankfurt und Potsdam mittlerweile in der Öffentlichkeit auf breite Zustimmung stoßen. Im übrigen bin ich der Ansicht, dass Modernismus und Rekonstruktion sich nicht ausschließen müssen, nur braucht beides den richtigen Ort.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

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  • Knobelsdorfff, es sind ja sowiso die
    immerselben Stadtbekannten Gegner die es nicht verstehen wollen,dass Rekos Bzw generell Historische Gebäude für Potsdam von sehr grossem Nutzen sind.
    Daher die immergleichen abgedroschenen und ausgeleierten Phrasen wie,Disneyland.Potsdamer Mitte für alle..Geldverschwendung usw

  • Zitat von tegula

    dass Modernismus und Rekonstruktion sich nicht ausschließen müssen

    Letztlich sind sie natürlich Kinder derselben Zeit. Den für mich interessanten Weg, beides unmittelbar aufeinanderprallen zu lassen, ist man leider nie gegangen. Nicht, dass ich das am Potsdamer Alten Markt befürworten würde. Der gehörte natürlich ganz rekonstruiert, auch mit den herrlichen Pfarrhaus.*
    Aber manch modernistische Quartiere ließen sich dadurch zweifelsohne auflockern.

    *Hier sieht man, wie wichtig die Schlossstatuen für das Ambiente wären:
    http://www.potsdamgalerie.de/1926-1950/das-alte-potsdam-408

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.