Das Dresdner Schloss

  • Ich bin ebenfalls der Meinung, das der historische Gardesaal mehr Ausstrahlung hatte, als der jetzige. Trotz aller Hochachtung vor den Wiedererbauern. Natürlich ist das eine Sache des Geldes, eine historisch getreue Wiederherstellung, zumal ja offensichtlich keine überaus komplizierten Wandgestaltungen wiedererstehen mußten. Es muß (?) ja immer ein Bruch zwischen Historie und Heute erschaffen werden. Aber irgendwie hat auch die moderne Ausgestaltung ein gewisses Etwas, muß ich leider zugestehn.
    Warum muß das Mauerwerk zu sehen sein? Warum konnte man die Reliefs in den Fensterbögen nicht rekonstruieren? Warum mussten die (wuchtigen) Decken so und nicht anders gestaltet werden? Fragen, Fragen, Fragen...

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Rätsel gelöst!

    http://www.sachsen-fernsehen.de/neuer-zugang-z…mekanal-338100/

    Es handelt sich bei der kleinen Treppe am Schloss um den Zugang(Ausgang) zum historischen Fernwärmekanal unter der Brühlschen Terrasse, welcher Schloss, Gemädegalerie und Hofkirche versorgt und noch heute eine Hauptleitung beinhaltet, welche den gesamten Neumarkt versorgt.
    Er war früher schon für Besucher zugänglich. Künftig soll das auch wieder in kleinen Gruppen möglich sein.
    Die Treppe hat nun einen hydraulischen Schachtdeckel und die Sandsteinelemente sind also doch nur Poller.

    Hat also nichts mit dem Schlosskeller bzw. Gastro oder Museum zutun.

    edit:
    Die vermeintlichen Poller dienen der Belüftung des Kanals.
    http://www.sz-online.de/nachrichten/dr…rt-3620854.html


    Zusätzlich noch ein Blick in die Gewänderausstellung im Renaissanceflügel, welche einzigartig ist.
    http://www.sachsen-fernsehen.de/renaissanceflu…llendet-338154/

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

    3 Mal editiert, zuletzt von Chris1988 (23. Februar 2017 um 21:39)

  • Vielen herzlichen Dank, Chris, für die Informationen und Links (siehe unmittelbar voranstehenden Artikel vom Donnerstag). Zu dem Videobeitrag des Lokalfernsehens noch ein paar Anmerkungen. Aus Zeitgründen bin ich erst heute dazu gekommen, aber da nun schon 3 Tage vergangen sind, wundert es mich doch, dass hier bislang keinerlei Reaktionen über die eigentlich schon sensationell einzustufende Mitteilung ganz am Ende des Filmbeitrags erfolgt sind.

    Zur gedanklichen Anbindung: Es geht in dem Film hauptsächlich um die Einrichtungder neuen (baulich fertigen) Ausstellungsräume im 1. OG durch die SKD (Einräumen der Exponate). Am Schluss ändert sich das Thema auch bildlich – bis dahin nur Innenaufnahmen des neuen Ausstellungsbereiches; abschließend aber zeigt die Kamera einen Schwenk in den Kleinen Schlosshof und dabei fallen 2 Sätze:

    Zitat von sachsen-fernsehen

    Trotz einer zusätzlichen Ausstellungsfläche von 1.000 Quadratmeter bleiben die Eintrittspreise gleich. Geplant ist eine vollständige Fertigstellung des Dresdner Schlosses bis 2021.


    Leider wird nicht mitgeteilt, wo diese Information (betreffs der Jahreszahl 2021) herstammt. Mit Blick auf die Angabe über die unveränderten Eintrittspreise könnte man jemand von den SKD vermuten (mit Dirk Syndram war ja ein sehr hochrangiger Vertreter der SKD mit mehreren Redeauftritten zu Gange).
    Nun ist mir freilich das jüngste Statement des Finanzministers zu genau dieser Frage noch erinnerlich – am 11. Januar bei der Vorstellung des Vorhabens der Altan-Gestaltung. Hier der betreffende Auszug aus dem Interview:


    Reporterin:
    Um Geld geht’s weiter. Das Schloss kostet viel Geld. Ich könnte mir vorstellen in den nächsten Monaten, Jahren, wird hier noch weiter fleißig gebaut werden. Was steht denn noch alles an?

    Finanzminister Unland:
    Es sind doch noch einige Räume zu restaurieren, beispielsweise die Prunkräume. Wann wir damit fertig sein werden kann ich Ihnen noch nicht seriöserweise sagen. Das hängt ein klein wenig davon ab, wie weit die Weiterentwicklung der Handwerkskünste dann auch von statten gehen wird beziehungsweise über das eine oder andere Detail haben wir noch keine endgültige Lösung gefunden. Das heißt wir werden sicherlich noch viele Jahre hier benötigen um das Schloss zu guterletzt fertigstellen zu können.

    Naja – das klingt leider „anders“. Dabei muss freilich berücksichtigt werden, dass ein Finanzminister – entsprechend seiner Ressortzuständigkeit - derartige Zielsetzungen verständlicherweise erst dann verlautbart, wenn die Sache haushaltstechnisch „in Sack und Tüten“ ist.


    Aber kommen wir noch mal zurück zu dem Videobeitrag, den Chris1988 am Donnerstag verlinkt hat. Die Anfangssequenz (wie auch etliche Einstellungen später) sind imTurmzimmer des 1. OG aufgenommen. Die erste Kameraperspektive erfasst dabei auch die geöffnete Tür zur Schlosskapelle – man sieht die charakteristischen Säulen. Diesen Anblick werden auch die regulären Besucher genießen können, denn die DNN (Dresdner Lokalzeitung in einem Artikel zum gleichen Thema) wusste zu berichten:

    Zitat von DNN

    Beim Gang durch das 1. Obergeschoss des Renaissanceflügels sollte man keinesfalls die Blicke aus den Räumen versäumen – in den großen Schlosshof, zum Übergang in dieHofkirche und direkt in die Schlosskapelle.

    Der Blick inden Brückenübergang dürfte für alle von uns ein Novum darstellen – schön, dass man das durch eine entsprechende bauliche Gestaltung ermöglichen wird. Zur Einstimmung ein paar Fotos vom Ruinenzustand (jeweils aufgenommen 1980). Es ist zu berücksichtigen, dass diverse Mauern aus dem Vorkriegszustand nicht mehr existieren, diese sind im nachstehenden Lageplan rot eingetragen. Und noch ein Hinweis zum ersten Foto – dort sieht man nämlich das erst durch die Kriegszerstörungen wieder sichtbar gewordene gotische Portal (in der Wand, auf der man in Draufsicht blickt, dort rechts neben dem kleinen Schild mit der Zahl 40).


    http://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/mbs/0…0080013_165.jpg

    http://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/mbs/0…0080013_172.jpg

    http://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/mbs/0…0080013_164.jpg

    http://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/mbs/0…0080013_166.jpg

    Gotisches Portal

    Und hier noch der Link zum Artikel der DNN:
    http://www.dnn.de/Dresden/Lokale…Schloss-Dresden

    2 Mal editiert, zuletzt von BautzenFan (26. Februar 2017 um 21:50)

  • Danke für deine regelmäßigen großartigen Beiträge hier Bautzenfan!

    Übrigens erscheint mir gerade angesichts der Ausführlichkeit im Strang hier, der entsprechende Wikipedia-Artikel doch noch sehr ausbaufähig. Magst du da mal reinschauen und ggf. beginnen, einiges an Essenziellem zu ergänzen? Schließlich hat der Wiki-Eintrag eine enorm hohe Bedeutung für die Außenwahrnehmung des Schlosses.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Residenzschloss_Dresden

  • Vielen Dank Kurprinz für den sehr interessanten Film-Link. Noch einige Anmerkungen zu einem der „Aufnahmeorte“. Etwa ab 1:00 blickt man in einen kleinen Raum, der aktuell offensichtlich als Depot für geborgene Originalstuckteile aus dem Großen Ballsaal dient. Das runde medaillonartige Teil, das Coulin bei etwa 1:08 in die Hand nimmt, stammt m.E. von irgendeiner der Fensterleibungen: Klick

    Einen der möglichen Entnahmeorte sieht man hier:


    In dem oben genannten Depotraum steht im Hintergrund ein kleines Regal. Das Fragment im Regal links oben würde ich den Ziersäulen zuordnen, die die Fenster des Saales rahmen (siehe oben verlinktes Foto).

    Zum eigentlichen Anlass des Films: Ich persönlich bin der Meinung, dass Ludwig Coulin (aus Stuttgart stammend) ein richtiger Glücksfall für das Dresdner Schloss war. Seine Pro-Reko-Einstellung wird auch im Film spürbar, zum Beispiel bei seinen Auslassungen zu den Sgraffito-Malereien (etwa ab 1:43).
    Über den Nachfolger von Coulin wird laut DNN (Dresdner Lokalzeitung) in Kürze entschieden. Also ich bin sehr gespannt.


    Zitat von erbse

    Übrigens erscheint mir gerade angesichts der Ausführlichkeit im Strang hier, der entsprechende Wikipedia-Artikel doch noch sehr ausbaufähig. Magst du da mal reinschauen und ggf. beginnen, einiges an Essenziellem zu ergänzen? Schließlich hat der Wiki-Eintrag eine enorm hohe Bedeutung für die Außenwahrnehmung des Schlosses.

    Na dann muss ich ja wohl :)

  • Es gibt eine neue Ausschreibung für den Eckparadesaal (Auszug aus dem Ausschreibungstext):

    Zitat von SIB

    Der Eckparadesaal, dem auch als Ecktafelgemach genutzten Auftaktraum der Raumgruppe, wird in der Raumfassung von 1767 wieder entstehen. Der Raum erhielt in dieser Zeit 2 große baugleiche Öfen in extra dafür geschaffenen Stuckmarmornischen. Diese Öfen wurden 1945 beim Luftangriff auf Dresden zerstört, es wurde lediglich eine eiserne Ofentür eines Feuerungskastens im Trümmerschutt geborgen.

    Ziel ist die Rekonstruktion von 2 Öfen, Beheizung ist nicht vorgesehen. Es existieren historische Fotografien, ein Aufmaß von 1870, der Entwurf (Ansicht) von 1767 und die geborgene Ofentür. Es waren sogenannte Aufsatzöfen: Die keramischen, mehrteiligen Aufsätze (Fayence) waren reich profiliert und weiß glasiert mit vergoldeter Ornamentik. Die gusseisernen Feuerungskästen bestanden aus einzelnen zusammengesteckten, profilierten und teilweise ornamentierten Platten mit schmiedeeisernen Ofentüren (geschmiedeter Rahmen, Blech, Schlaufen aus Messingguss). Die Öfen standen auf jeweils 8 Füßen aus Sächs. Sandstein in Doggenform, waren farbig gefasst und marmoriert.
    Gesamthöhe: ca. 436 cm (keramischer Aufsatz mit Vase 342 cm, Ofenkasten 64 cm, Füße 30 cm, maximale Breite 116 cm.
    Die Leistung umfasst die Herstellung einschließlich Modellentwicklung, Lieferung und Aufstellung der beiden Öfen am Einbauort.

    Ausführungszeitraum
    Beginn: 30/06/2017
    Ende: 31/03/2019

    Um diese Öfen hier geht es:
    Klick
    Klick

  • Hallo!

    Immer wenn ich in Dresden bin, gehe ich mit großer Begeisterung ins Schloss und insbesondere ins Münzkabinett! Heute stand ich aber vor verschlossener Tür! Es ist geschlossen wegen Oberflächenveränderungen insbesondere von Silbermünzen! Alle Ausstellungsobjekte wurden entfernt. Sachverständigen Gutachten laufen, dass ganze Programm!! Wie kann das sein?

    Viele Grüße

    Michael

  • Wie kann das sein?

    Das versuchen die Experten gerade rauszufinden. Es hat sich laut Medienberichten ein Belag auf den nicht konservierten Exponaten aus Silber gebildet. Die Ursache ist noch unklar. Als Vorsichtsmaßnahme hat man alle Exponate eingesammelt, und das Münzkabinett bis auf weiteres geschlossen.

  • Zeitgleich mit der Ausschreibungsinformation betreffs der Rekonstruktion der beiden Öfen im Eckparadesaal (siehe Beitrag vom 9. März 2017 hier im Schloss-Strang) wurden 6 weitere Ausschreibungstexte veröffentlicht. Bei diesen 6 Dokumenten handelte es sich jeweils um Bekanntmachungen über Auftragsvergaben (wer den Auftrag erhalten hat und welcher Preis für die betreffende Leistung vereinbart wurde). Einer dieser 6 Texte war in sich plausibel (also ich meine damit – für mich):


    Florenz liegt natürlich in Italien. Nun aber zu den anderen 5 Texten. Die haben bei mir nämlich ein großes Rätselraten erzeugt. Die Punkte *Bezeichnung des Auftrags* und *Kurze Beschreibung des Auftrags* lauten jeweils wie folgt:

    Zitat von SIB

    Bezeichnung des Auftrags:
    Wiederaufbau Dresdner Schloss,Westflügel, 2. OG Paraderäume historischer Ausbau

    Kurze Beschreibung des Auftrags oder Beschaffungsvorhabens:
    Dekorationsmalerei Kassettenplatten für späteren Einbau Los 1 (bzw. Los 2, 3, 4, 5)


    Sehr ungewöhnlich (im Vergleich mit allen anderen, bisherigen Ausschreibungstexten für die Paradesuite) war hier schon mal, dass unter *Auftragsbeschreibung* nicht der Raum genannt wird, für den die Information gilt (wie zum Beispiel in dem gerade erwähnten Dokument: *Seidensamt Zweites Vorzimmer*). Richtig rätselhaft war mir aber nun folgendes: Wo – bitteschön – sind in den Paradezimmern „mit Dekorationsmalerei ausgestattete Kassettenplatten“ zu verorten (und das in einem Umfang, dass man ihre Rekonstruktion auf 5 Lose aufteilt)?

    Dieser Begriff (Kassettenplatten/Kassettentafeln) ist mir aber noch erinnerlich aus einer Ausschreibung für einen anderen Raum im Schlosskomplex – der Gewehrgalerie. Ich erinnere hierbei an einen Beitrag vom 8. Mai 2016:

    Zitat von BautzenFan

    Der Staatsbetrieb SIB hat eine weitere Ausschreibung für den Langen Gang veröffentlicht, die ich zum jetzigen (sehr frühen) Zeitpunkt noch nicht erwartet hätte (Ausführungszeitraum gemäß Ausschreibungstext: 18.07.2016 bis 26.08.2016).

    Tischlerarbeiten: Kassettentafeln und Lagerboxen
    Herstellung und Lieferung von Mehrschichtplatten in astfreiem Tannenholz mit rückwärtig aufgesetzten Gratleisten,
    Lieferung und Montage von Aufbewahrungsboxen

    Mit den *Kassettentafeln* können eigentlich nur die Kassettenfelder der Holzdecke gemeint sein.
    Um dies noch einmal in Erinnerung zu rufen – Die bauliche Fertigstellung der Gewehrgalerie wurde in der Pressemitteilung des Finanzministeriums vom 12. Februar 2016 für den Herbst 2018 angekündigt. Wieso werden dann jetzt schon (wie oben genannt bis Ende August 2016, also ziemlich am Anfang der Gesamtmaßnahme) diese Kassettenfelder gefertigt? Ihr Einbau kann ja wohl erst erfolgen, wenn a.) das Grundgerüst der Decke (z.b. der lange Mittelbalken) vorhanden ist und b.) die schmutz- und stauberzeugenden Gewerke durch sind. M.E. legt das die Vermutung nahe, dass unmittelbar anschließend im Atelier die Bemalung erfolgen wird, eine künstlerisch sehr anspruchsvolle und sicher sehr langwierige Arbeit.

    Seit gestern bin ich mir nun ziemlich sicher, dass es bei den „Dekorationsmalereien“ in Wirklichkeit um die Gewehrgalerie geht. Ich habe nämlich eine ganz neue Ausschreibung entdeckt – und zwar definitiv für die Gewehrgalerie (eindeutig zuzuordnen aufgrund integrierter Schnittdarstellungen); und die trägt kurioserweise die Auftragsbezeichnung * Dresdner Schloss, Ostflügel, Rohbau*.
    Für diese (scheinbaren?) Ungereimtheiten kann es einen ganz „banalen“ Grund geben. Ich gehe jetzt mal von mir aus, wie ICH solch ein Dokument herstellen würde. Man nehme ein bereits vorliegendes, analoges Dokument (das ist dann schon fertig formatiert und relevante Teile des Inhalts sind ja immer gleichbleibend) und editiere dann nur die veränderlichen Bereiche. Mit diesem procedere könnte es natürlich auch passieren, dass Florenz nach Frankreich „transloziert“ wird (wenn hier als Editier-Vorlage einer der Texte verwendet wurde, wo über Zuschlagserteilungen an französische Textilmanufakturen informiert wird, die ja auch einige Aufträge für die textilen Wandbespannungen in den Paraderäumen erhalten hatten).
    Aber egal, lange Rede – kurzer Sinn; gehen wir einfach mal davon aus, dass sich die besagten 5 Auftragslose für die Dekorationsmalereien auf die Decke der Gewehrgalerie beziehen. Mit dieser Prämisse wäre auch die relativ große Auftragssumme plausibel (der Raum ist immerhin fast 100 m lang, was außerdem die Aufteilungin 5 Lose verständlich macht). Nun aber endlich zum Inhalt der 5 Bekanntmachungen über die Zuschlagserteilung:


    Damit ergibt sich für die Dekorationsmalereien eine Gesamtauftragssumme von 434.921,20 Euro. Zur Erinnerung – die Investitionssumme für das Vorhaben *Rekonstruktion der Gewehrgalerie* (incl. Umbau Jagdtreppenhaus) beträgt 10,5 Mio Euro (gemäß Pressemitteilung des SIB vom 12. Februar 2016).

    2 Fotos:
    Historisches Raumfoto der Gewehrgalerie
    Detailfoto der Decke aus dem Farbdiaarchiv


    Abschließend zum Thema eine kleine Anmerkung zu Michael Münch, der den Zuschlag für Los 4 erhielt. Dieser Künstler war bereits an der Rekonstruktion des Schmuckvorhangs der Semperoper beteiligt (in den 1980er Jahren), und auch bei der erstmaligen Restaurierung dieser Stücks im Jahr 2013. Die Sächsische Zeitung berichtete am 24. Juli 2013:

    Zitat von SäZ

    Der Schmuckvorhang war von Ferdinand Keller für das 1878 eröffnete Opernhaus gemalt worden. […]
    Das Opernhaus mit seiner prachtvollen Innenausstattung wurde bei den Bombenangriffen auf Dresden im Februar 1945 zerstört. Der Vorhang war dabei zwar ausgelagert worden [Anm.: das war mir neu]. Dennoch gilt er als Kriegsverlust. Denn in den Kriegswirren verliert sich seine Spur.
    Für den 1985 vollendeten Wiederaufbau der Semperoper wurde er rekonstruiert. Michael Münch war auch damals beteiligt. Ein Jahr lang hatte er mit drei Kollegen im Palais Großer Garten an dem Vorhang gearbeitet. 1984 war es dann soweit. In einer Art Prozession wurde das Schmuckstück durch die Stadt getragen. Nach Wiedereröffnung der Oper am 13. Februar 1985 wurde er zu jeder Vorstellung genutzt.

    Der Link zum Artikel (mit Fotos vom Vorhang): Klick


    Zum Schluss noch ein Sprung in den Kleinen Ballsaal. Auf facebook gibt es neues Foto von den gegenwärtig rekonstruierten Galeriefeldern dieses Raumes (eingestellt Ende Februar 2017 von der ausführenden Firma *Kunstschmiede Aurin*. Die lapidare Betitelung „Halbzeit“ ist wohl so zu interpretieren, dass die Hälfte des Auftrags geschafft ist. Klick

    3 Mal editiert, zuletzt von BautzenFan (25. März 2017 um 19:48)

  • Hallo Bautzenfan,

    mal wieder ne ganz, ganz tolle Recherche. Und ich denke, du wirst Recht haben. Herrn Voltère kenne ich und weiß dass er auch beim Langen Gang mitmacht. Ich dachte zuerst, es handele sich um die "Kassetten" für die Türen der Paradezimmer (die auch bemalt waren bzw. sein werden, aber wohl niemals wie bei der Decke losgelöst vom Ganzen als Einzelstücke).

    Also du hast wohl - wie immer :D - recht.

  • Zitat von Hildesheimer

    Heute war in der SZ zu lesen, dass nicht nur die neue Dauerausstellung jetzt eröffnet wird, sondern dass die Paraderäume 2019 an der Reihe seien, und dass das Schloss 2021 fertig sein soll. Das ist noch ein straffer Zeitplan, würde ich sagen.

    Genau das war auch mein Gedanke. Aber hierzu muss es in den letzten Wochen eine wichtige Entscheidung bezüglich der Mittelbereitstellung gegeben haben. Noch mal kurz zur Erinnerung. In der Pressemitteilung des Sächsischen Finanzministeriums vom 11. Januar 2017 hieß es:

    Zitat von SMF

    Aktuelle Schwerpunkte der Wiederaufbauarbeiten sind:
    • Fassaden im Großen Schlosshof einschl. Altan (Fertigstellung für Ende 2019geplant)
    • historischer Ausbau „Kleiner Ballsaal“ im Georgenbau (Fertigstellung für Ende2017 geplant)
    • Langer Gang (Fertigstellung für 2018 geplant)
    • Nordflügel, 2. OG Turmzimmer (Fertigstellung für Ende 2019 geplant)
    • Westflügel, 2. OG Paraderäume (Fertigstellung für 2019 geplant)


    In der Pressemitteilung nicht genannt (und bis vorgestern auch noch nie mit Terminangaben zur Fertigstellung öffentlich verlautbart) waren folgende Räume bzw. Objekte:
    Gotische Halle im EG Ostflügel
    Gotische Einzelräume nördlich der Gotischen Halle
    EG im Nordostflügel
    Schlosshof(Pflasterung, Einbau von 2 hist. Brunnen, Kandelaber)
    Großer Ballsaal und Propositionssaal im 2. OG Nordflügel
    Schlosskapelle (EG u. 1. OG Nordwestflügel)
    Und das alles NACH 2019 aber BIS 2021? – Mission impossible.

    Nun fand vorgestern im Beisein des sächsischen Ministerpräsidenten ein feierlicher Festakt (im Schauspielhaus) anlässlich der Eröffnung des so genannten Renaissanceflügels statt. Die DNN (Dresdner Lokalzeitung; DNN=Dresdner Neueste Nachrichten) berichteten wie folgt:

    Zitat von DNN

    Läuft laut der Generaldirektorin der Kunstsammlungen, Marion Ackermann, alles nach Plan, soll das Museumszentrum als „Residenz der Kunst und Wissenschaft“ im Jahr 2021 vollendet sein. Tillich ging am Samstag davon aus, dass größere Projekte wie die Restaurierung des Ballsaals schon 2019 abgeschlossen werden können.

    Quelle: http://www.dnn.de/Dresden/Lokale…resdner-Schloss


    Da die Fertigstellung des Kleinen Ballsaals für Ende 2017 angekündigt worden ist, kann es sich bei der oben zitierten Angabe also nur um den Großen Ballsaal handeln. Noch weiter gehend berichtete die Sächsische Zeitung in einer Beilage am Samstag zum gleichen Thema:

    Zitat von Sächsische Zeitung

    Öffentlich zugängliche Bereiche des Schlosses:
    Hofjagd, Feste und Maskeraden (ab 2019)


    Hierzu muss man wissen, dass dies die Ausstellungsprogrammatik für den Großen Ballsaal (Hofjagd) und den Propositionssaal (Feste und Maskeraden) umfasst. Damit bleibt also festzuhalten, dass – entsprechend dem brandaktuellen Entscheidungsstand - alle 3 Säle im 2. OG des Nordflügels bis Ende 2019 fertiggestellt werden sollen, nicht nur das Turmzimmer.

    Einmal editiert, zuletzt von BautzenFan (10. April 2017 um 03:38)

  • Was die Paradesuite betrifft, da läuft aktuell der Ausschreibungsanzeiger heiß. Ich habe nachfolgend mal die (meiner Meinung nach) wichtigsten Informationen zusammengestellt.
    Vor kurzem vergebene Aufträge:
    - Einbau der Fußbodenheizung (beschränkte Ausschreibung)
    - Estricharbeiten (in freihändiger Vergabe)
    - Gerüstbauarbeiten (beschränkte Ausschreibung)

    Folgende Ausschreibungen laufen noch:
    Heizungsinstallation
    Dazu gehört u. a. die Demontage von 32 Plattenheizkörpern. Die Hauptpositionen des Auftrags umfassen die Demontage der bestehenden Heizungsrohre (genannt sind 600 m Stahlrohr DN15 bis DN80) und die Verlegung von 420 m Edelstahlrohr (DN 15 bis DN 50). Die Ausführung beginnt am 5. Juni 2017.

    Installation von Lüftungsanlagen
    Dazu gehört u. a. die Verlegung von 231 m^2 Stahlblechkanal. Die Ausführung beginnt am 5. Juni 2017.

    Restaurierung von Supraporten
    - Restaurierung von 3 Supraporten des Eckparadesaales
    - Restaurierung von 3 Supraporten Paradeschlafzimmer
    - Restaurierung von 2 Supraporten 1. Retirade
    - Restaurierung der 3 Supraporten 2. Retirade
    - Restaurierung von 2 Supraporten 1.Vorzimmer
    • "Antike Ruinenlandschaft mit mythologischer Szene", Künstler unbekannt, Öl auf Leinwand, 100,0 cm x 181,6 cm
    • "Landschaft mit Schäferszene", Künstler unbekannt., Öl auf Leinwand, 99,7 cm x 181,4 cm

    Der folgende Fotolink zeigt einen Türbereich des 1. Vorzimmers (in der Ausstattung mit den „chinesischen Banden“, rekonstruiert wird aber die ursprüngliche Fassung mit den gewundenen Säulen). Bei der im Foto etwa zur Hälfte erkennbaren Supraporte dürfte es sich um die *Antike Ruinenlandschaft* handeln. Klick


    Auf 2 weitere noch laufende Ausschreibungen möchte ich etwas ausführlicher eingehen:

    Zimmererarbeiten - Unterkonstruktion Trennwände
    Ausführungszeitraum Beginn: 28.06.2017, Ende: 03.08.2017

    Trockenbauarbeiten Ausstellung
    Trennwände als GK-Ständerwände, Raumhöhe ca. 7,0 m, zweischalige Trennwände ca. 60 m2, einschalige Trennwände ca. 120 m2, einschalige Trennwände zwischen Stahlstützen ca. 90 m2, Verstärkungen u.a. aus Furnier-Sperrholz Multiplex zweilagig Breite i.M. 1,30 m ca. 40 m
    Beginn der Ausführung: 03.07.2017 , Fertigstellung der Leistungen: 18.08.2017


    Mit diesen beiden Maßnahmen werden jetzt die Mauern „ersetzt“, die beim Wiederaufbau abgebrochen worden sind. Deren statische Funktion hatten Betonstützen übernommen. Es handelt sich um die gesamte Mittelmauer (zwischen der hofseitigen und der zwingerseitigen Raumfolge und um die Südmauer von Audienzgemach und Paradeschlafzimmer.

    In einer 1989 herausgegebenen Baubroschüre (Herausgeber: VEB Gesellschaftsbau, der damalige Generalauftragnehmer) wurde zu den Gründen des Abbruchs Folgendes ausgeführt:

    Zitat von VEB Gesellschaftsbau

    Um die Nutzungsanforderungen eines Museums mit allen technischen und Sicherheitsanlagen in vorgegebene historische Raumstrukturen einordnen zu können, musste entschieden werden, die ca. 1,2 m dicke Mittelwand des gesamten Westflügels heraus zu brechen und sie in einzelne neu zu bauende Stützenaufzulösen, um dadurch Bauraum zwischen den Stützen für technische Installationen bei Sicherung der originalen Raumabmessungen zu schaffen. Die Verbindung dieser neuen Bauwerksteile mit der vorhandenen Bausubstanz setzt gezielte Maßnahmen zur Aufnahme der neuen Lasteintragungen sowie zum unterschiedlichen konstruktiven Verhalten der alten und neuen Bauteile voraus.
    Die Analyse des vorhandenen Mauerwerks, ein Konglomerat unterschiedlichster Baumaterialien, entstanden durch viele Um- und Ausbaumaßnahmen vorangegangener Zeiten, ergab, dass nur noch mit einer Druckspannung von 0,09 kN/m² gerechnet werden konnte.
    Verbunden mit den neuen Stahlbetoneinbauten bis hin zur Stahldachkonstruktion waren jedoch Lasten von max. 0,24 kN/m² aufzunehmen, obwohl alles getan wurde, die neuen Lasteintragungen zu minimieren.


    Zur Verdeutlichung einige Fotos des Rohbauzustandes (aufgenommen 1998 anlässlich der Ausstellung *Unter einer Krone*). Das erste Bild zeigt das Audienzgemach. Hier sieht man übrigens auch die Ausstattungsstücke dieses Raumes, die dank der Auslagerung noch vorhanden sind (z.B. die textilen Pilaster, die gegenwärtig restauriert werden). Klick

    Nun eine Aufnahme des 2. Vorzimmers – im Hintergrund das Audienzgemach. Klick

    Und schließlich das 1. Vorzimmer. Hier sind zwar die besagten Stützen nicht zusehen, aber ein interessantes Baurelikt aus der Renaissancezeit – der Eingang in eine kleine Wendeltreppe. Diese verband einstmals die Kunstkammer im 3. OG und die „Geheime Verwahrung“ im EG (letzteres der „Schatzkammer“-Vorläufer des Grünen Gewölbes). Klick

    Der Schacht dieser Wendeltreppe befand sich in der diagonal gegenüberliegenden Raumecke – besser verständlich durch nachstehende Zeichnung (originär für die prinzipiell baugleiche Situation im EG, dort ist dieser Renaissance-Eingang übrigens auch noch vorhanden).


    Die nächsten beiden Bilder (Schnappschüsse aus der Filmdokumentation „Von der Ruine zum Richtfest, herausgegeben 1994 vom Sächsischen Finanzministerium) verdeutlichen die Situation im Westflügel zu Beginn des Wiederaufbaus (1986). In der ersten Aufnahme blicken wir auf die Nordwand des 2. Vorzimmers, die Geschossdecke zwischen 1./2. OG war bei der Bombardierung durchgebrochen. Rechts sieht man die Bruchzone der bereits abgetragenen Mittelmauer. Anhand der bogenförmigen Öffnung (im Bereich der Bruchzone) offenbart sich der Treppenzugang im benachbarten 1. Vorzimmer.


    Die nächste Bild entstand nach Kameraschwenk in Richtung Osten – wir schauen jetzt auf die Nordmauer der Retirade. Anhand der unterschiedlichen Steinverbände manifestiert sich der hier früher befindliche Treppenschacht:


    Zu den veröffentlichten Unterlagen der Ausschreibung für die Leistung *Zimmererarbeiten- Unterkonstruktion Trennwände* gehören auch einige Schnittdarstellungen. Diese machen nun endgültig klar, dass man bezüglich der Anordnung der Türen tatsächlich konsequent den Zustand von 1719 rekonstruieren wird. Das heißt, in der Mittelmauer wird es nur Durchgänge zwischen Audienzgemach und Paradeschlafzimmer geben, nicht mehr in den übrigen Räumen (wie im unmittelbaren Vorkriegszustand).
    Hier ist der Grundriss des Zustands von 1719 (Foto kann vergrößert werden, nach dem Öffnen einfach draufklicken):
    Klick

    Und hier der Link für die Schnittdarstellungen (die Datei an erster Stelle der Liste): Klick

    Einmal editiert, zuletzt von BautzenFan (12. April 2017 um 07:49)

  • Wahnsinn, BautzenFan, was du da wieder rausgekriegt hast.
    Dass man die Mittelwand erst während der Wiederaufbauarbeiten abgebrochen hat, wusste ich gar nicht. Ich dachte immer, dass sei die Kriegszerstörung gewesen. Das sind m. E. leider etwas ruppige DDR-Methoden gewesen, die man heute so im Sinne des Erhalts an Originalsubstanz nicht mehr verantworten könnte. Immerhin waren das ja noch Wände aus dem 16. Jh.!
    Nochmals Danke!!!!!

    P.S.: Mal ne Frage an die Expertin: Hast du was von den beiden Bilderkabinetten gehört/gelesen? Die sollen doch wohl kommen, oder? Weißt du da Näheres drüber??

    2 Mal editiert, zuletzt von Oktavian (12. April 2017 um 09:07)

  • Mein Kommentar zu nachstehend verlinktem Foto: :anbeten::applaus:

    Klick

    Das Land soll seine Meister kennen, hier der Name der ausführenden Firma:
    engelstädter ® Tischlerei Matthias Fischer
    Wilder-Mann-Str.57
    01129 Dresden

    Ich weiß nun leider nicht, wann das Foto geschossen wurde. Aber aktuell dürfte man noch ein Stück weiter sein. Ich erinnere an den Ausschreibungstext für die Leistung "Kleiner Ballsaal, Anstriche und Vergoldungen Decke". Dort hieß es: Fertigstellung bis 15.03.2017.


    Zitat von Oktavian

    Hast du was von den beiden Bilderkabinetten gehört/gelesen? Die sollen doch wohl kommen, oder? Weißt du da Näheres drüber??

    Kommen werden sie, aber nicht als historische Rekonstruktion. In einem aktuellen Ausschreibungstext heißt es:

    Zitat von SIB

    Die Räume im 2.Obergeschoss des Westflügels erhalten als Paraderäume wieder ihren historischen Ausbau. Diese Paraderäume [Anm.: diese = Eckparadesaal, 1. und 2. Vorzimmer, Audienzgemach, Paradeschlafzimmer] werden ergänzt durch vier weitere Räume, die mit einem reduzierten Ausbau in zeitentsprechender Formensprache wiederhergestellt werden. Diese ergänzenden Räume sind die 1. und die 2. Retirade auf der Seite des Großen Schlosshofes sowie das Kleine und das Große Bilderkabinett an der Südflanke zum Taschenberg.

    Mehr weiß ich leider auch noch nicht.

  • Danke für die vielen Infos BautzenFan, immer hochinteressant, und trotz der Unterschiedlichkeit mag ich durchaus immer wieder Parallelen zum Wiederaufbau der Münchner Residenz erkennen.
    Vielleicht schon gepostet, ich kannte diese Seite bis jetzt nicht: http://romy-kumann.de/Referenzen/kle…chloss-Dresden/ hier findet man auch noch einige Detailbilder aus dem kleinen Ballsaal der Bildhauerin Romy Kumann, auch die weiteren Referenzen sind sehr interessant.