Berliner Baugeschehen

  • Liebe Fans der Berliner Architektur,

    wir von Terraplan haben uns sehr gefreut, als wir gelesen haben, dass das Gästehaus der DDR-Regierung und seine "Qualitäten" hier diskutiert werden.
    Möchte jemand vielleicht tiefgehendere Infos zu Geschichte, Architektur oder Sanierungsarbeiten haben?

    Gern stehen wir jedem Rede und Antwort.

    Viele Grüße!
    Das Terraplan-Team
    http://www.blog.markenimmobilie.de

  • Zitat von "Dase"

    ^ Was für Platitütden. JWD steht er nicht, eher in einer recht schönen und verkehrlich gut erreichbaren Gegend und Stahlbetonbau != Platte.

    Tja, mehr als "sieht langweilig und versifft aus" fällt mir zu so einem Gebäude halt nicht ein. Sorry...

  • Aber auch das ist die Berliner Bausituation 2011: Jede Menge Hotelneubauten werden eröffnet, gebaut, projektiert....

    Karl-Liebknecht-Strasse zwischen Wadzeckstrasse und Keibelstrasse: Linke Hälfte: Ramada-Hotel, rechte Hälfte H2-Hotel

    :weinen: :wacko: :boxenrot: :wuetenspringen: :schlafen: ;( :schreckgrau:

    Etap-Hotel Ecke Mollstrasse / Otto-Braun-Strasse (Nähe Alexanderplatz)

    schräg gegenüber entsteht derzeit (Juni 2011) der erste Bauabschnitt des Hotels "Alexander Parkside "



    nhow-Hotel Stralauer Allee (Osthafen)

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....

    3 Mal editiert, zuletzt von Wiederaufbaumelder (27. Juni 2011 um 18:53) aus folgendem Grund: Ergänzungen

  • Das habe ich neulich beim Einkaufen um die Ecke an der Drakestr. (Lichterfelde West) entdeckt.

    Hier noch mal, wie es bisher aussah.

    Neben dem Rückbau des gläsernen Vorbaus, dürfte wohl der Giebel die auffälligste Neuerung sein.

    Hätte "Villa Drake" besser gefunden. Das klänge mehr nach einem Eigennamen. "Drake Villa" klingt eher nach einem Gebäudetyp und außerdem fehlt ein Bindestrich...Aber ok, Kleinigkeiten...

  • Ein paar weitere aktuelle Projekte aus Kreuzberg, Prenzlauer Berg und Mitte:

    An der Dresdner Straße in der Nähe vom Engelbecken (Kreuzberg NO) wird ein Komplex aus fünf Gebäuden errichtet, der an die Diplomatengärten erinnert.
    Engelgärten - Die Immobilie im Herzen von Berlin

    Ganz in der Nähe zwischen Beuthstraße und Seydelstraße unweit des Spittelmarkts im ehemaligen Mauerstreifen entsteht ein weiterer sehr gefälliger Neubau.


    Beuth-Hoefe
    Architekt Tobias Nöfer steht - wie gewohnt - für hohe Gestaltungsqualität.

    Auf einer Brache an der Kreuzbergstraße 78 in Kreuzberg entsteht in bester Lage unweit des Viktoriaparks ein 6-geschossiger Neubau, dem ein anständiges Dach und weniger klobige Fenster gut angestanden hätten.
    http://www.kbs78.info

    Kastanienallee 63/64, Mitte kurz vor der Grenze zu Prenzlauer Berg - hier wird das linke Bestandsgebäude (Nr. 64) umgebaut und mit einem scheußlichen Dachaufbau versehen, während rechts daneben (Nr. 63) ein Neubau entstehen soll.
    K6364

    Nördliches Prenzlauer Berg, Ückermünder Straße 13/14, unweit Bösebrücke/Bornholmer Straße. Eine Lücke im Blockquartier wird auf gelungene Art und Weise geschlossen.
    Eigentumswohnung - Prenzlauer Berg - Haus Vilona - Agromex

    Gartenstraße 100 im Komponistenviertel südlich des Nordbahnhofs betrifft ein sehr großes Baufeld (zuvor Supermarkt) und haut einen zwar nicht vom Hocker, kann aber m. E. dennoch als durchaus akzeptabel angesehen werden. Gut ist allemal die Schließung des Blockrandes.
    Quartier100 Berlin Mitte

    Direkt daneben Richtung Invalidenstraße, Gartenstraße 99, lässt noch keine abschließende Bewertung zu - als gestalterisches Vorbild dürfte offenbar leider das Projekt Marthashof dienen.
    Berlin-Mitte: Residence Garden - NCC

    Und schließlich Jägerstraße 48, in Mittes Filetlage zwischen Gendarmenmarkt und Hausvogteiplatz gelegen. Gefallen ist endlich der alte Polizeiplattenbau und enstehen wird ein sehr gelungener Neubau (NPS Tchoban Voss), der der Umgebung durchaus gerecht wird.

    Bellesetages

    Einziger Wermutstropfen ist, dass nicht doch der folgende, noch ein klein wenig elegantere Bau dort verwirklicht wird, aber das ist in Anbetracht der sehr ansehnlichen obigen Umsetzung überhaupt nicht schlimm.
    http://www.exporeal-berlin-brandenburg.de/partner/kondor/jaegerstrasse1.pdf

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das sind ein paar durchaus angenehme Sachen mit dabei, deren Umsetzung ich mir in ähnlicher Weise hier auch in Dresden wünschen würde...Danke für's Zeigen Palantir

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Hallo,

    wie heute der Tagesspiegel schreibt, hat der Senat von Berlin vor Ende seiner Legislaturperiode alle Weichen dafür gestellt(laut Opposition), um drei Bauprojekte im historischen Zentrum Berlins ohne großes Aufsehen durchzuwinken.

    Es geht um:

    1. „Kronprinzengärten“ ->> Werderschen Markt
    2. Redevco-Neubau ->> "östlich gelegenes Gebiet an der Rathausstraße"
    3. ??? ->> "nördlich der Petrikirche, an der Breiten Straße, mitten in Alt-Cölln"

    -->> Artikel im Tagesspiegel

    Flip

  • Der Wahnsinn geht weiter:

    Pressebox / Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin

    Ich hatte ja schon erwartet, dass diese postmoderne Glanzleistung eines Tages der modernistischen Ideologie weichen wird und nun ist es früher gekommen, als erhofft: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/68/Berliner_Volksbank_Budapester_Str_(2010).jpg

    Traditionsgemäß sucht man sich im belanglosen Nachkriegsmüll die wenigen guten Gebäude raus. Das rote Volksbankgebäude ist wohl das mit Abstand qualitätvollste Nachkriegsbauwerk in einem Umkreis von mehreren Kilometern! Der einzige Lichtblick in dieser totgrauen Ecke. Und die Verblendeten schwadronieren sich ihr Gesülze zurecht, dass einem schlecht wird:

    Zitat

    "Der Entwurf von Barkow Leibinger zeigt eine frische, unbeschwerte und sehr zeitgemäße Lösung für diesen Ort", begründet der Jury-Vorsitzende Professor HG Merz das Urteil des Preisgerichts. "Er überzeugte vor allem durch den Kunstgriff, dem Gebäude durch eine Ablösung vom Blockrand seine bisherige Behäbigkeit zu nehmen und ihm eine elegante, fast schlanke Form zu geben."

    Auch Regula darf nicht fehlen:

    Zitat

    Senatsbaudirektorin Regula Lüscher: "Der gelungene Entwurf für die Sanierung und Erweiterung des Bankgebäudes beweist einmal mehr die Wichtigkeit von Architekturwettbewerben. Der preisgekrönte Entwurf unterstreicht die eigenständige Identität des Bankgebäudes und fügt sich gleichzeitig in das städtebauliche Ensemble des Olaf-Palme-Platzes ein. Mit einem Bau, der sich an diesen Maßstäben orientiert, wird die City-West städtebaulich weiter aufgewertet."

    Abschließend eine nette Modifizierung aus dem DAF:

    Zitat

    "Der misslungene Entwurf für die Totsanierung und Erweiterung des Bankgebäudes beweist einmal mehr die Unwichtigkeit von Architekturwettbewerben. Der preisgekrönte Entwurf untergräbt die eigenständige Identität des alten Bankgebäudes und fügt sich gleichzeitig überhaupt nicht in das städtebauliche Ensemble des Olaf-Palme-Platzes ein. Mit einem Bau, der sich an diesen Maßstäben orientiert, wird die City-West städtebaulich abgewertet."

    Bato / DAF


    Kontaktmöglichkeit: Staatssekretäre / Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Ausgerechnet dieses schöne Gebäude muss dran glauben, für eine weitere gläserne Belanglosigkeit...und besonders ärgerlich auch diese Aussage: "Er überzeugte vor allem durch den Kunstgriff, dem Gebäude durch eine Ablösung vom Blockrand seine bisherige Behäbigkeit zu nehmen".
    Was ist an Blockrandbebauung bitteschön behäbig? So wurde das ganze Vorkriegsberlin gestaltet, und das sehr erfolgreich.
    Von einer Aufwertung kann wirklich keine Rede sein, vielmehr vom Hass auf traditionelle und postmoderne Architektur.
    Diese Lüscher ist auch eine absolute Fehlbesetzung, man wünscht sich sehnlichst Hans Stimmann zurück.

    In dubio pro reko

  • Zitat

    Der preisgekrönte Entwurf unterstreicht die eigenständige Identität des Bankgebäudes und fügt sich gleichzeitig in das städtebauliche Ensemble des Olaf-Palme-Platzes ein.


    Eigenständigkeit? Das ist doch dann nicht mal im Ansatz von beliebigen anderen Bauten zu unterscheiden.

    Zitat

    Mit einem Bau, der sich an diesen Maßstäben orientiert, wird die City-West städtebaulich weiter aufgewertet."


    Jo Alter :|

  • Nachdem mich meine Wege heute und gestern durch die halbe Stadt führten und ich mir angewöhne, immer die kamera dabei zu ahben, kann ich hier noch ein paar ganz aktuelle Eindrücke posten:


    Diesen Blick auf die ST.Hedwigs.Kirche gibt es wohl auch nur für kurze Zeit



    auch dieser Anblick ist höchst vergänglich.....


    und nichts ist beständiger als der Wandel, vor Allem in Berlin. Z.B. in der Mendelsohnstrasse (nähe Alexanderplatz):

    sieht jetzt so aus:


    Bei der neuen griechischen Botschaft im Tiergartenviertel geht es trotz Staatskrise voran, wenn auch nicht besonders schnell:


    Links Reko, rechts Neu- Anbau


    Auch beim neuen Umweltministerium müht man sich nun schon seit MOnaten mit dem Sockelgeschoss:

    zur Eröffnung sollte es schnell fertig sein, mit der Husch-Husch-Lösung war der Architekt aber unzufrieden, also alles wieder ab und nochmal neu.
    Sieht jetzt allerdings fast genauso aus wie beim ersten Ansatz. Weiss jemand Genaueres?

    Und zu guter Letzt noch ein Anblick, der unser Herz erfreut:

    Am Ende muss das ehemalige Bauministerium der DDR, wo so viele Bausünden geplant wurdem, selbst fallen.
    Auf massive Stadtverschandelung steht in diesem Fall also mal die Höchststrafe. Aber wer weiss, ob der nachfolgebau viel besser wird.....

    :gutenacht:

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....

  • Was haltet Ihr denn von den anderen Objekten, die ich gepostet habe?

    Greifswalderstraße 210 ist für mich eine kleine positive Überraschung (minus der Balkone). Es ist eigentlich recht selten, dass in Berlin ein vollkommen entstucktes Haus wieder bestuckt wird. Noch dazu nicht nur einfach mit einer Pesudostuckoptik, sondern (zumindest so schaut es auf dem Bild aus) historisch relativ korrekt. Das Investoren oder Hausbesitzern nicht mittlerweile klargeworden ist, wie beliebt schöne Altbauten doch eigentlich sind, ist mir aber ein Rätsel. Sie wirken so viel freundlicher, positiver und sind echte Blickfänger zwischen all den tristen, entstuckten Traurigkeiten.

    Ansonsten gefällt mir Jablonski/Winsstrasse recht gut, weil es natürlich sehr klassisch, traditionell rüberkommt und sich gut in die (leider so Berlin-typisch) entstuckte Altbauumgebung einpasst. Erinnert mich an eine etwas schlichtere Variante des Palais Kollebelle.
    In deinem neuesten Post sind aber auch mal wieder ein paar Beispiele, die mir echt die Tränen in die Augen treiben...

    Wie ich schon im DAF angemerkt habe, ist das Gebäude in der Mendelsohnstraße meiner Meinung nach ein Verbrechen sondersgleichen! Was man da aus einem einst schönen Gründerzeitler gemacht hat, ist echt nicht zu fassen. Der wurde durch die "Sanierung" der Fassade entgültig bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Man hat sogar die schönen, schmiedeeisernen Gitter im Erdgeschoss entfernt, alles was noch übriggeblieben war. Die scheußliche Farbwahl, die chaotisch angebrachten Billigbalkone und Fenstergitter geben allem den Rest. Umso erstaunlicher, dass im DAF tatsächlich der der ein oder andere meinte, es handele sich hier um eine gelungene Sache... :gutenacht:
    Die Rekonstruktion für die Botschaft der Griechen ist ne ganz schöne Sache...schöner wäre es aber gewesen, man hätte die Reste des originalen Gebäudes nicht einfach niedergerissen...

    Und das Umweltministerium... Ich finde, da ist auch Hopfen und Malz verloren. Warum hat man sich hier nicht an eine Rekonstruktion der Fassade gewagt? Käme das nicht genau dem entgegen, was man sich immer wünscht, Kontraste? Wäre ein ziemlicher Kontrast geworden, wenn man die einstige Prachtfassade inmitten all der modernen Kisten wiederhergestellt hätte!

    Man merkt es, insgesamt bringt mich die Berliner Bausituation eher immer auf die Palme. Dort wird noch immer richtige Kulturbarberei betrieben. Würde man sich doch nur ein bisschen mehr an Städten wie [lexicon='Leipzig'][/lexicon] orientieren, die jedes Jahr schöner werden.

  • Ein solches ist in meinen Augen der Neubau Ecke Große Präsidentenstrasse / Monbijouplatz beim Hackeschen Markt, auch wenn die Fassadengestaltung eher schlicht gehalten ist. Aber wichtig ist dieser Blick (aus der Burgstrasse), und da bin ich froh, dass hier mal keine Würfel gestapelt oder andere Experimente veranstaltet wurden...
    (ich meine das mittlere noch eingerüstete Gebäude, die Neubauten zur rechten und Linken sind dagegen eher schwach....

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....

  • Der Hackesche Markt ist überhaupt genial entwickelt worden, da stehen zuweilen ganz hervorragende Neubauten, die dem Stadtraum dienen und eine erstaunlich urbane Atmosphäre vermitteln.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • Ich war letzte Woche kurz in Berlin. Da es windig, kühl und regnerisch war, kam es auch zu keinen sonderlich ausgedehnten Architekturtouren. Dennoch möchte ich dem Forum ein Mitbringsel schenken. Ich habe ein schönes, saniertes Haus in der Grünberger Straße entdeckt, nahe Boxhagener Platz/Friedrichshain (wenn ich falsch lokalisiere, bitte ich die Berlin-Experten mich zu korrigieren). Nun, ein kleines Foto als Geschenk...

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (3. April 2012 um 05:04)

  • Stimmt, hatte ich gar nicht dran gedacht, sind alles Berliner Architekten. Kollhoff kann m.E. etwas, gestern ging ich über seinen Walter-Benjamin-Platz, ein super schöner Flair im Sommer, der Platz ist absolut lebendig. Die Architektur dort ist ein bischen arg monoton, einfach zu riesig und gleichförmig, aber die Elemente sind ganz klar traditionell. An der Ecke zu den jeweiligen Altbau-Strassen sieht man das sehr gut.

    Gestern lief ich ebenso Unter den Linden entlang, hier sein dort stehendes "Europäisches Haus". Ein bischen arg streng, aber zumindest keine "Brüche"-Architektur.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

    2 Mal editiert, zuletzt von Petersburg (25. Mai 2012 um 20:28)

  • Kollhoff ist mir persönlich auch zu streng in der Ausdrucksform. Am besten gefällt mir momentan die Architektur von Kahlfeldt, die bauen schöne, hochwertige, moderne Häuser mit klassischem Einfluss.

    In dubio pro reko