Gründerzeitliche Prachtbauten in Berlin

  • Danke sehr! War in Mitte (Torstraße) und musste weiter nach Hamburg. Da hab ich einfach mal die Kamera raus gehalten :smile:

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Ein Bild des verbliebenen ehemaligen Großkomplexes der Victoria-Versicherung zwischen Lindenstraße und Alter Jakobsstraße hatte ich hier schon gezeigt, nämlich dieses von einem mächtigen Eingangsportal an der Lindenstraße.

    Ein wenig rechts davon ist noch diese kunstvolle und prächtige Portalüberdachung über dem Haupteingang zu bewundern:

    Bildquelle: Wikipedia, Urheber 'Assenmacher'

    Es folgt ein Schwung Bilder aus dem etwas verborgenen liegenden und gut erhaltenen Hof N°1 (es gab übrigens mal ganze 12 Höfe in diesem Komplex):

    Das rechts angeschnittene Haus ist ein bemerkenswerter Neubau aus den 1980ern.

    Die astronomische Uhr ist nicht mehr funktionierend.

    Hier nochmal der "Neu"bau, der Hof N°1 abschließt, in Gänze.

    Spoliendekoration auf dem Boden.

    Zwei weitere Höfe und ein weiterer Bautrakt sind eher rudimentär erhalten; hier zwei Bilder der Bauteile, welche von der Seite der ziemlich hässlichen Berlinischen Galerie zugänglich sind:

    Der ganze große Rest des imposanten Gebäudeensembles (Lage bei BingMaps) ist leider nicht erhalten.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (20. März 2018 um 20:50)

  • Prächtige Gründerzeit nach meinem Geschmack und dann noch ein gut gelungener Bau der 80er Jahre, der mir wieder einmal bestätigt, dass gerade in diesem Jahrzehnt oftmals ansprechender und angepasster als vorher und seitdem gebaut wurde.

  • Die Innenhoffassaden sind wundervoll. Allerdings bedürfen sie einer dringenden Sanierung. Die Figuren sind teils in schlechtem Zustand bzw. beschädigt. Hier sind also rekonstruktive Maßnahmen wichtig. Man kann nur hoffen, dass nicht irgendein Architekt auf die Idee kommt, die Schäden als "Zeitzeugnis" konservieren zu wollen. Dass soll er mit irgendeiner Dreckecke an den Neubauteilen machen, aber dazu sind die Fassaden einfach zu schade.

    Von einer Rekonstruktion der übrigen Höfe kann man derzeit nur träumen. Aber vielleicht werden ja irgendwann Träume wahr, wenn die Menschen aufwachen. :engel:

  • Ja, an der Altbausubstanz müßt wohl mal so einiges gerichtet werden, allerdings ist hier schon positiv zu vermerken daß sich der Neubau hervorragend in das Ensemble einfügt.

  • Buttmannstraße 15 - ein Altbau, der wie ich finde ordentlich bestuckt ist und gut im Schmuss ist. Wenn das Eckhaus Badtstraße / Buttmannstraße hier hinein darf, darf dieser Bau auch. biggrin:)

    Buttmannstraße 15 und 16



    Badstraße 35


    Bilder von mir, ©Ludolf

  • Ludolf,

    das erste Bild sieht mir nach einer sehr gelungenen Reko aus, das Haus rechts daneben macht allerdings einen arg traurigen Eindruck - hoffen wir daß der Besitzer dieses Hauses sich auch seiner erbarmt, und es im alten Glanze erstrahlen läßt.

  • Wenn so Altbauten in Berlin rekonstruiert werden würden, bzw. dessen Fassaden, das wäre ja ein Traum, vielleicht in [lexicon='Leipzig'][/lexicon], aber doch nicht in Berlin. :tongue:

    "Leider" sind solche Stuckaltbauten so gut wie nie rekonstruiert, sondern eher die Minderheit, die besonders gut erhalten geblieben ist, bzw. die keiner Sanierung und Entstuckung nach dem Krieg und die Jahre darauf zum Opfer gefallen ist.

    Der Bau rechts daneben sah bestimmt mal ähnlich aus, nur wurde dieser anscheind mal in der Nachkriegszeit "saniert" und entstuckt. :augenkrummblau:

  • @Palantir: sehr eindrucksvolle Bilder der ehem. Victoria-Versicherung! Gibt es denn auch Bilder, wie der Komplex, insbesondere die Fassade zur Lindenstraße, ursprünglich ausgesehen hat? Das Dach sieht "rasiert" aus . . .

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  • Vielen Dank Spreetunnel!

    Was für ein Jammer! Da gehört doch zumindest das alte Dach drauf genagelt und die alten Giebel ran geflanscht! Hat das noch was mit der Victoria zu tun? Gehört heute ja zu Ergo . . . ich kenne da jemanden . . . wenn das denen gehört, sag ich da mal was  :smile:   

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  • Heute habe ich bei dem schönen Wetter einen kleinen Spaziergang durch den Moabit gemacht, leider stand die Sonne genau hinter dem Amtsgericht. Trotzdem hier einige Eindrücke des gewaltigen Baus. Innenansichten habe ich leider nicht gemacht. Zum Betreten bedarf es einer enormen Sicherheitskontrolle. Ansichten wie diese hier findet man bei flickrl und co.

    Portal 2

    Portal 7


    Bilder von mir, ©Ludolf



  • Bilder von mir, ©Ludolf

    Wenn irgendwann mal wieder Tag der offenen Tür ist, dann werde ich drinnen alles ablichten, aber das war mir heute zu anstrengend, schlimmer als am Flughafen, wenn man dort an normalen Tagen hinein will, mit Formularen, Belehrung und co.

  • Finde dass dieses Amtsgericht Moabit zusammen mit dem Schauspielhaus von Schinkel, das Olympia Stadion von March, Schloss Charlottenburg, die beiden Döme am Gendarmenmarkt und das Ernst Reuter Haus zu den schönsten Gebäuden Berlins zählt.
    Leider sind vielen anderen Spitze Gebäuden nicht mehr unter uns oder stehen heute verstümmelt da oder sind am Inneren "leer". Vielleicht sind die schwersten Verluste zu finden unter den 10 damals gewaltigen Kaufhäusern von Wertheim, Tietz, Karstadt und Hertie, die ehemalige Kirchen in der Mitte Berlins, die vielen Paläste in das Regierungsviertel, die herrlichen Hotels (Fürstenhof, Esplanade, Excelsior usw), die Bahnhöfe (Anhalter Bahnhof), Passagen, Börse und zwei Dutzend damals berühmte Plätze die heute nicht mehr da sind. Was heute an ihrer Stellen gebaut wird sind banale Kisten aus Glas und Beton wie UdL nr 74. Einfach grausam, hässlich und banal. Abstössend, nicht ansehlich, abweisend, eiskalt und trist. Es wird Zeit das Architekten wieder mit alten Stilelementen lernen umzugehen (die Vorbilder sind legio), so dass es wenigstens noch (ein bisschen) ansehlich ist.

  • Schade, dass das Kriminalgericht so weit ab vom Schuss steht. Das heißt...nö, ist schon gut so, sonst wäre es wahrscheinlich so heute nicht mehr erhalten.

  • Sicherlich bin ich nicht der erste, der so etwas hier schreiben möchte, aber ich muss es doch noch einmal loswerden: Unglaublich, wie sorgfältig und kunstsinnig man damals gebaut hat, mit welcher Liebe und Kreativität die vielen Details gestaltet sind, die man oft erst aus der Nähe wirklich erkennt, und welch gigantische Bauleistungen schon in der schlichten Masse man damals vollbracht hat - mit noch wesentlich geringerer Automatisierung als heute. Zugleich wird das gewaltige Bauvolumen des Gerichtsgebäudes derart gekonnt gegliedert, dass der Bau von keiner Perspektive aus plump oder langweilig erscheint. Einfach großartig! :anbeten:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Das Amtsgericht Mitte ist auch eine Wucht, vorallem die Eingangshalle. Dieser Bau hat leider aber von außen einiges einbüßen müssen. Wedding und co. sind aber auch wahre Prachtbauten...

    Die Gerichtsgebäude, Rathäuser, Postämter, Stadtbäder, Bahnhöfe, Kaufhäuser und co. sind sicherlich die prächtigsten Bauten gewesen. Das Amtsgericht Moabit ist in allerlei Hinsicht besonders gut erhalten und zeigt die ganze Pracht und Wucht des weltoffenen, stilvollen, prächtigen, preußischen Berlins...

  • Ludolf!. Schön gesagt. Gerade die Balance zwischen Barocke (Turmhelmen) und strenge Formen (Preussich) des impossenten ganzen Gebäude (die Wucht), das schöne Dach dass gefällt mich hier besonders. Dann sind fast alle moderne Bauten, wo diese ausgeklugelte Balance überhaupt nicht existiert, nur erbärmliche Schöpfungen. Die Liebe zur Details um die Masse doch attraktiv zu machen wird heute nicht mehr praktiziert. Kosten, die nicht studierte Kunst des Historismus, Abneigung dazu unter die "Modernen" aber auch ein fehlen der Fachmannkunst sind meiner Meinung nach die Ursachen. Dann dazu noch die Abneigung zur schräge Dächer, Türmen, weil die keine Ekonomische Nützung haben, ausserhalb das Visuelle. Am Ende ist auch noch Lüscher und ihre Hünde die jedes Versuch zur Historismus blockieren ........(sehe Stuhlemmers sehr schönes Entwurf für Friedrichswerder).
    Glüchkicherweise ist in Berlin doch einer der schönsten Masterpieces Berlin alle Bomben der Anglo-Amerikaner, Strassenkämpfe der Sowjets und Abrisswut der Deutschen entkommen.......Andere Gebäuden wie das Landgerich an der Littenstrasse sind weniger glücklich davon gekommen. Hier hatten nur die Deutschen Schuld.....(und noch immer weil eine völlige Restauration ausbleibt und auch ausbleiben wird!!).

  • Von Kritikern wird der Bau auch als "Wilhelminischer/ Kaiserliche Faustschlag" ins Gesicht der Arbeiterklasse bezeichnet.

    So wird oftmals gespottet, dass z.b. der Bau protzig und verschwenderisch gewesen ist und die Ergänzungsbauten werden dagegen als "sachlich" bezeichnet, womit man indirekt sagt, der alte Prachtbau sei kein Bau, der "der Sache dient", sondern viel mehr "ideologisch" zu sehen sei.

    Zitat

    Auf Grund der zunehmenden Aufgaben der Berliner Justiz und der Nähe der
    JVA wurden seit den 1950er Jahren die weiteren Gebäudeteile B bis E
    entlang der Wilsnacker Straße in moderner und sachlicher Architektur an
    das ursprüngliche Gebäude angefügt.

    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kriminalgericht_Moabit