• Wirklich überragend gemacht. Also wirklich ein Querschnitt durch ganz Lübeck und immer sehr ausführlich beschrieben. Vielen Dank noch einmal. Ich finde es sehr schade, dass ausgerechnet am Rathausplatz und in seiner unmittelbaren Umgebung einige sehr triste Bauten stehen, diesen Missstand sollte man unbedingt beheben.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • @Breslau:
    Das muss man so sehen, wenn man deinen Nick hat.
    Alte Ansichten des Marktplatzes zeigen indes ein in meinen Augen für (west)dt. Städte typisches Phänomen, wonach der Bebauung des zentralen Platzes anders als im restlichen Mitteleuropa keine besondere Bedeutung zukam (von den öffentlichen Gebäuden natürlich abgesehen). Die alten Giebelhäuser wirken durchaus eher schlicht, und es besteht kein Zweifel, dass man heute noch in diversen Gassen reichere Exemplare findet. Des weiteren, auch das ist ein Phänomen, zeigt sich der wirtschaftliche Erschließungsdruck auf die Platzbebauung weit stärker als anderswo - restaurative oder gar denkmalpflegerische Bedenken hatte man hier wohl nicht. Im Ergebnis wurde der Lübecker Markt im Laufe der Zeit immer mehr nach unten nivelliert - bis zum heutigen traurigen Zustand, der wahrscheinlich zu einem gewissen Teil darauf zurückzuführen ist, dass der Vorkriegszustand eben auch alles andere als berauschend war, und dass es einfach zuvor keine wiederaufbauwürdige Bauten gegeben hatte. Von radikalen, aber der Innenstadt durchaus angemessenen polnischen Methoden, einen (fiktiven oder realen) älteren Zustand wiederherzustellen, hielt (und hält) man bis heute nichts, was sehr schade ist, denn der Lübecker Markt stand wohl um 1870 dem Rostocker um nichts nach.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wobei im Falle Lübecks der Begriff "westdeutsch" aus historischer Sicht vor den (oftmals zeitlich rückwirkend gebrauchten) Kategorisierungen des Kalten Kriegs problematisch ist. Vielmehr liegt hier einer der Ausgangspunkte für die deutsche Ostkolonisation und deren Planstädte. Der Lübecker Dom, zu dem Heinrich der Löwe den Grundstein legte, ist das Denkmal schlechthin für die deutsche Eroberung, Besiedlung und Christianisierung Ostholsteins. Georg Dehio: "Lübeck ist die älteste der planmäßig angelegten Städte im nordostdeutschen Siedlungsgebiete. Auf dem gestreckten Höhenrücken zwischen Trave und Wakenitz wurden Burg und Stadt 1143 und letztere von neuem 1159 gegründet. Der Ausbau der Stadt und die Errichtung der Kirchspiele vollzog sich in den nächsten Jahrzehnten, und wenn das Straßennetz noch nicht die Regelmäßigkeit zeigt, wie später besonders Neubrandenburg, so gab das beschränkte hügelige Gelände die Ursache."

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Trotz Kriegsverluste, eine grandioese Stadt, die ich besser kennen muss...

    Was mich am Luebecker Marktplatz besonders stoert, ist die trostlose Eintoenigkeit (im Gegensatz zu der Nachkriegsbebauung an der breite Strasse, z.B.). Ein bischen mehr weisse Fassaden, ein bischen mehr Vielfalt mit Formen (z.B., die schlichte Fenster!), und es koennte viel mehr attraktiv sein.

  • Zitat von "Gil"

    Was mich am Luebecker Marktplatz besonders stoert, ist die trostlose Eintoenigkeit (im Gegensatz zu der Nachkriegsbebauung an der breite Strasse, z.B.)..

    Stimmt. Das neue Kaufhaus stört mich da sogar weniger.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Auf dem Marktplatz müßte man alles außer dem Rathaus, dem Kaak und das neugotische Haus neben der Marienkirche abreißen und irgendwie klassisch neu aufbauen. Das könnte aber eine Jahrhundertaufgabe werden.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Wenn ich dem Bericht von RMA lese und dann noch das Luftbild von Palantir sehe, sehe ich genau die "Falle", in die ich getappt bin, als ich das letzte Mal vor vier Jahren in HL war, beruflich bedingt und nur für ein paar Stunden und gänzlich unvorbereitet. Wir hatten die Stadt durch das Holstentor betreten, waren am Buddenbrockhaus und am Rathaus, ich kann mich noch an eine ziemlich häßliche Straße erinnern, die (aus Richtung vom Holstentor) hinter oder vor der Marienkirche links abbiegt, da haben wir genau nicht die Schokoladenseiten von HL gesehen. Wir sind dann (aus Richtung vom Holstentor) noch rechts hinunter gelaufen, da war ich dann nach den ersten Eindrücken überrascht, dass es in HL doch sehr schöne Ecken gibt. Blamabel. Bis zum Burgtor bin ich längst nicht gekommen. So habe ich dann die Stadt nicht übermäßig begeistert verlassen. Dass mein Eindruck nicht der richtige war, dämmerte mir durch einige Beiträge hier im Forum schon eher. Aber vermutlich wird es vielen Leuten so gehen, dass sie sich die Ecke Holstentor/Rathaus ansehen und die deutlich schöneren Ecken der Stadt verpassen.

  • Vielen Dank für die wunderschöne Galerie.

    Es wird auf der einen Seite die Pracht der alten Diva deutlich, aber auch die Tristesse die heutzutage in der Stadt herrscht, die ich bei meinem Besuch im letzten Jahr empfunden habe.

    Es bleibt zu hoffen, dass die Lübecker zu sich finden und das Stadtbild lieben lernen, das auf sie überkommen ist. Ferner bleibt vor allem zu hoffen, dass sich die wirtschaftliche Lage der Stadt wesentlich verbessert, um so die notwendigen Reparaturen im Stadtbild vornehmen zu können. .... und die Raupe am Marktplatz muss weg und das Umfeld von St Marien bis St Petrie entscheidend d.h kleinteilig und giebelständig verbessert werden.

  • Der Vergleich mit Würzburg passt nicht schlecht, c' est tout à dire.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Erstmal danke für die vielen tollen Lübeck-Fotos. Bei der Qualität werde ich glatt neidisch, ich brauche unbedingt mal eine bessere Kamera.

    Obwohl ich von dem, was sich an historischer Bausubstanz in Lübeck erhalten hat, schier begeistert war (hab ja im Juni / Juli wegen einer Ausgrabung mal sechs Wochen dort gewohnt), war ich doch umso schockierter von der Wiederaufbauarchitektur, die zwar für sich genommen größtenteils ganz in Ordnung ist (von C & A, Karstadt sports und einigen Bauten an der Königsstraße abgesehen), aber eben einen völligen Bruch mit dem darstellt, was vorher dort stand. Noch mehr schockiert mich jedoch das, was dort in den letzten Jahren vielfach entstanden ist. Nachdem es in den 80ern / 90ern reichlich Neubauten und Kriegslücken-Schließungen in einem angepassten postmodernen Stil auf den historischen Parzellen gab, hat man mit dem Haerder-Center und dem Klotz an der Ecke Beckergrube / Breite Straße sowie dem, was da zurzeit an der Ecke Beckergrube / Ellerbrook gebaut wird, wieder einen Schritt zurück gemacht, da diese Bauten allesamt überdimensioniert und ohne große gestalterische Qualität oder gar Anpassung an die Umgebung errichtet worden sind. Soweit ich weiß gehören die kriegszerstörten Bereiche zwar nicht zum Weltkulturerbe, aber dennoch wäre da dringlichst eine Gestaltungssatzung für die gesamte Altstadtinsel vonnöten. Vor allem auch, weil Lübeck im Gegensatz zu eher beschaulichen Altstadt-Ensembles wie Goslar oder Quedlinburg nun mal eine Großstadt und der Investorendruck entsprechend hoch ist. Ich hoffe nur, dass die Neubebauung des Gründungsviertels in ein paar Jahren anspruchsvoller und altstadtgerechter wird. Sonst hätte man die völlig deplatziert wirkenden 50er-Jahre-Berufsschulen auch stehen lassen können.

  • Zitat von "Der Herzog"

    Vielen Dank für die wunderschöne Galerie.

    Es wird auf der einen Seite die Pracht der alten Diva deutlich, aber auch die Tristesse die heutzutage in der Stadt herrscht, die ich bei meinem Besuch im letzten Jahr empfunden habe.

    Ich wurde dass wiedersprechen. Die erhaltene Teilen von Lubeck hat keine Tristesse sondern sind oft extrem liebevoll hergerichtet. Besonders die Gangen sind wunderbar und geschmackvoll renoviert.

  • Wunderschöne Bilder! Danke!

    Leider finde ich im Netz keine Informationen zu dem wunderschönen Fenster im Südturm - haben Vertriebene aus Ostdeutschland sowie den ehemaligen deutschen Gebieten dieses Kunstwerk gespendet?

  • Nach dem Durchlesen des Wikipedia-Artikels stelle ich fest, dass ich die genaue Definition des Begriffs "Westwerk" offenbar nicht zur Gänze kannte und hätte wohl eher den Oberbegriff "Westbau" verwenden sollen.

    Trotzdem zur Information hier der Grundriss der Lübecker Marienkirche:

    Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Prolog:
    Für gewöhnlich bin ich hier ja nur Konsumentin der wunderbaren Bildergalerien einiger Mituser hier. Daß ich bisher hier kaum eigene Bilder eingestellt habe, hat wohl die Bewandnis, daß ich meine Urlaube nicht gerne zum Photographieren verwende. Obwohl ich doch gerne Photos mache, aber ich möchte meine Eindrücke doch anders genießen und erleben als als durch den Sucher einer Kamera. Die grandiosesten Eindrucke kann eine Kamerea ohnehin nie einfangen (oder ich kann es nicht mit einer Kamera) und so lasse ich die Welt lieber intensiv auf mich wirken ohne hysterisches Geknipse. Man kann ohnehin in heutigen Zeiten den Sinn von Urlaubsbildern hinterfragen. Das meiste landschaftliche oder architektonische, was man für photogaphierenswert erachtet, findet man ohnehin schon zahlreich und in viel besserer Qualität im Netz. So muß ich keine Photos mehr machen um für mich rekonstruieren zu können, wie Rom, Prag oder London aussehen. Es gibt einfach schon genug, oder vielleicht zu viele Bilder solcher Städte, zuviel von den Hauptsehenswürdigkeiten, aber zu wenig von der einfachen Straße.
    Nun aber, war ich schon zum zweiten mal in Lübeck. Und diesmal mit Kamera. So kann ich euch nun endlich eine kleine, feine Auswahl an Lübeck Bildern präsentieren, habe die letzte Nacht in der Dunkelkammer durchgemacht um schließlich knappe drei dutzend Bilder vorzeigen zu können. Es sind Scans von den Abzügen, doch leider läßt mein Scanner sämtliche Schattenzeichnungen absaufen... :( Ich hoffe sie gefallen dennoch. Also beginnen wir.

    Der Hauptbahnhof und sein Umfeld

    Das Emfpangsgebäude des unter Fritz Klingholz bis 1908 errichteten Hauptbahnhofs.
    Die Eingangshalle bildet dabei den Mittelrisaliten an dem sich beiderseits asymetrisch zwei Seitenflügel anschließen. Der rechte Seitenflügel wurde nach Kriegszerstörung vereinfacht wiederaufgebaut, jedoch nicht störend oder unpassend, wie ich meine.
    Die Eingangshalle selbst wirkt von innen bei weitem nicht so groß, wie man bei dem wuchtigen Äußeren vielleicht vermuten könnte. vom linken Joch der Halle führt ein überdachter historischer Steg über die Gleise und bildet den Zugang, links des Steges schließt die große vierschiffige Bahnteighalle an. Um die Jahrtausendwende wurde der Bahnhof umfassend saniert. Dabei wurde er endlich an das eleketrifizierte Bahnnetz angeschlossen, Signaltechnik modernisiert, Bahnsteige und Gleise neu errichtet und das Gebäude selbst renoviert und umgebaut. Die Bahnsteighalle selbst wurde komplett demontiert, aufgearbietet und unter beibehaltung eines Großteils der originalen Bausubstanz wiedererrichtet. Leider hat man dabei ein neues Gleis dort verlegt, wo früher die Ständer zwischen zwei Hallenschiffen standen. Diese wurden gekürzt, hängen nun in der Luft und werden von großen Bögen, die sich über das Gleis spannen, gehalten http://www.gk-arch.de/uploads/pics/1-2-5-1-1_luebeck_05.jpg . Zum Glück geschah dieser tiefe Eingriff in die Hallenarchitektur nur an einer Stelle.

    Tritt man aus dem Bahnhof, so geht es linkerhand zur Altstadt, rechterhand erblickt man folgendes interessante expressionistische Gebäude:

    Mit dem Bahnhof selbst bildet es ein tolles Ensemble. Man wende sich wieder zu selbigem:

    Fortsetzung folgt.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (7. Januar 2016 um 21:41)

  • Einzug in die Stadt

    Nun ziehen wir feierlich in die Stadt ein, gehen über die Puppenbrücke, die im Original aus dem 18. Jahrhundert stammt, aber 1907 verbreitert neugebaut wurde. Die alten Figuren wurden jedoch wiederverwendet. So wird man noch heute von einem "Römischen Krieger" begrüßt.
    Anschließend überquert man die Holstenbrücke und damit die Trave, die an dieser Stelle die zweite Wasserbarriere der alten Stadtbefestigung bildet. Nun offenbart sich vor einem das großartige Stadtpanorama Lübecks. In Front die Türme des Holstentores und dahinter baut sich diese gewaltige Stadt mit ihren sieben riesigen Türmen auf. Von meinem Standpunkt aus ist es leider nicht gut möglich, diesen Anblick photographisch festzuhalten, auch war St. Petri gerade eingerüstet. Deswegen an dieser Stelle kein Bild. Das muß man auch einfach selbst gesehen haben.
    Dafür aber wenden wir uns nach rechts, blicken über die Trave. Links die Altstadtinsel mit den zwei Domtürmen, rechts die Salzspeicher.

    Die sechs Salzspeicher stammen aus dem 16. 17. und 18. Jahrhundert und dienten sowohl für Friedrich Murnaus als auch Werner Herzogs Nosferatu als Drehort.

    Sie bieten einen kleinen Vorgeschmack auf die wunderbar archaisch verwinkelten Ziegelhäuser wie es sie en masse in der Alstadt gibt.

    Nun nehmen wir ersteinmal Quartier. Blick aus dem Fenster der Jugendherberge in der Mengstraße:

    In welcher deutschen Großstadt kann man noch solche Bilder machen?

    Blick in die gerade schon zu sehende Siebente Querstraße:

    Das ehemalige Dielenhaus ist leider von innen fast vollständig entkernt, die Zimmer und Türen sind alle modern und entsprechen den trostlos grauen Jugendherbergstandard. Immerhin sind die Holzfenster noch da und gut aufgearbeitet. Als kleines Trostpflaster: Die später verbaute Restdiele ist noch intakt und vorallem der Frühstücksraum mit barocker Stuckdecke, Türen und Holzvertäfelungen kann sich sehen lassen.

    Marienkirche

    Nach kurzer Rast gehts weiter. Die Mengstraße hoch, die im mittleren Teil eher mäßig erhalten ist, erblicken wir die gewaltige Marienkirche, Initialbau der Backsteingotik.
    Hinter uns das Buddenbrookhaus, die Straße wird an dieser Stelle, etwas befremdlich, mit Thomas-Mann-Zitaten beschallt.

    Innen sind mir mangels Stativ leider keine Aufnahmen geglückt. Aber selbst wenn, 40 Meter Deckenhöhe und 100 Meter Raumflucht kann man auf keinem Photo zum Ausdruck bringen. Trotzdem die Kirche leider im Krieg fast ihre gesamte Ausstattung verloren hat, wirkt sie keineswegs kahl oder ungeschmückt. Die Hitzeentwicklung der brenndenden Kirche ließ den Kalkputz abblättern und brachte mittelalterliche Malerein in phantastischen Ausmaß hervor. Diese konnten dann beim Wiederaufbau restauriert werden. Dem Restaurator Lothar Malskat war das ganze wohl nicht phantastisch genug und er ergänzte 1948 einfach nach eignem Gutdünken nicht vorhandene Malereien auf den Obergarden des Chores.

    Hier ein sehr interessanter Artikel zu der ganzen Geschichte. http://www.zeit.de/2002/21/200221_a-malskat_xml

    Im folgenden wenden wir uns dann dem Rathaus zu.

    4 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (26. Januar 2016 um 19:03)

  • Im Grunde müßte man den ganzen Bereich um den Markt und Teile der Breiten Straße herum meiden. Es ist eine Schande, daß so eine wunderbare, großartige Stadt wie Lübeck deren Alstadt sich zu den bedeutensten und schönsten der Welt zählen kann, so ein schäbbiges "Zentrum" hat. Und keine Ambitionen bestehen diesen Zustand zu verbessern. Jedes Mecklenburger Provinzkaff hat einen schöneren Marktplatz als Lübeck einen hat. Es war zwar noch nie ein großartiger Platz, aber so wie er heute ist, möchte man sich nur noch wegducken vor Fremdscham. Stünden dort nicht die Marienkirche und das Rathaus, nichts in der Welt brächte mich zu diesem Teil der Stadt.

    Nun genug gestänkert, kommen wir zum Rathaus. Von innen besichtigt habe ich es leider nicht, da ich die Öffnungszeiten verpaßt habe.
    Vorher aber erblicken wir das nebenstehende, aus spätgotischer und frühneuzeitlicher Zeit stammende Kanzleigebäude.

    Reich geschmückter Erker des Rathauses zur Breiten Straße

    Treppe zum ehemaligen Kriegssal

    Wir begeben uns auf den Markt, dabei schließen wir die Augen um die restliche Platzbebauung nicht sehen zu müssen, drehen uns nach rechts. um das schöne Postkartenmotiv, nämlich die weiße hübsche Renaissancelaube, den dahinter gestaffelten monumentalen gotischen Schaugiebel und die Marienkirche im Hintergrund zu sehen. Und stellen fest: Schade, der Renaissanceteil ist eingerüstet und wir entrüstet! Gibt also leider kein Photo. Aber etwas weiter rechts finden wir dann doch noch Trost, der kleinere Schaugiebel des Rathauses am Erweiterungsbau.

    Praktischerweise steht die Geschichte dieses Erweiterungsbaus auch noch an der Fassade, die Auflösung des Abzuges gibt es sehrwohl her, die Inschrift zu lesen, das Datenvolumen des APH-Bilderhosts leider nicht, darum:


    "In den Jahren 1442 bis 1444 hat der Rat der Freien Reichsstadt
    Lübeck diesen Anbau des Rathauses zur Erweiterung der Festräume
    des Langen Hauses oder Danzelhuses errichten lassen. Unter den
    Gewölben des Neubaues ward die Marktwaage der Stadt aufgestellt.

    1594 bis 1612 wurde dieser Flügel umgebaut und erhielt damit
    seine heutige Form. Das neue Gemach wurde als Festraum
    des Rates von Tönnis Evers d.J. mit kunstvollem Schnitzwerk
    geschmückt/ Zugleich die Treppe an der Breiten Straße erbaut.

    Seit jener Zeittagten hier in einem Nebenraume nun die Kriegs-
    kommissarien des Rates. Deshalb erhielt später auch das Hauptge-
    mach den Namen "dei Kriegslaube". In den Jahren 1880 bis 1890
    ist der Bau, innen und außen, wiederhergestellt restauriert worden.

    Am 23. März 1942 haben Brandbomben das Innere dieses Flügels
    vernichtet und das Äußere schwer beschädigt. In den Jahren 1950
    und 1951 wurden diese Schäden wieder beseitigt/ da innere
    ausgebaut/ und zum Gedächtnis diese Inschrift hier angebracht."

    Begeben wir uns nun in besser erhaltene Teile der Stadt.

    3 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (7. Januar 2016 um 21:50)

  • Wir begeben uns Nordwestlich, in die Engelsgrube und haben diese schöne Perspektive auf den Turm von St. Jakobi.

    Hinter uns, die Straße hinab, kommt man zum Hafen

    Wir jedoch gehen hinauf zu St. Jakobi. auf den Koberg. Links der Kirche der gleichnamige Platz an dem sich auch die Schiffergesellschaft befindet aber auch das Heiligen-Geist-Hospital:

    Wir haben hier einen gewaltigen mittelalterlichen Komplex, fünf große Giebel nebeneinander, die Gebäude gehen dann teilweise über 80 Meter in die Tiefe. Teile des bis 1286 errichteten Bauwerks werden bis heute für hilfsbedürftige Menschen verwendet, nämlich als Altenheim.

    Wenden wir uns nun St. Jakobi zu:

    Um 1300 als Staffelhallenkirche errichtet, 1338 geweiht, diente und dient sie als Seefahrer- und Schifferkirche.

    Der markante Tumrhelm mit seinen vier Kugeln erhielt seine heutige Gestalt durch eine barocke Überformung 1657/58. 1901 brannte der Turmhelm aus und mußte erneuert werden. Die Kirche blieb bei den Luftangriffen 1942 unversehert und damit auch ihre reiche Ausstattung erhalten. Leider war an diesem Tageine Art Hochzeitsmarathon in der Kirche, und ich ärger mich bis heute grün und blau, daß ich sie nicht von innen sehen konnte.

    So finden sich zwei ganz bemekerkenswerte Orgeln mit teilweise spätgotischen und frühneuzeitlichen Pfeifenbestand,
    auch die Prospekte sind original erhalten:

    Prospekt der großen 62- Registrigen Orgel, mit dem spätgotischen Hauptwerk, den barocken Pedaltürmen und dem Rückpositiv aus der Renaissancezeit:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…akobi_organ.jpg

    Für mich einer der schönsten Orgelprospekte überhaut.

    und noch der Prospekt der kleinen Orgel:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…wagen-Orgel.JPG

    Obwohl wir ja nie drin waren begeben wir uns wieder nach draußen und werfen einen kurzen Blick auf die Bebauung des Jakobikirchhofs

    Jetzt machen wir einen großen Sprung, vergessen, was wir leider hier alles nicht zu sehen bekommen haben, den Hafen, das Burgkloster, viele viele wunderschöne Straßenzüge und Gänge, aber ein paar Impressionen habe ich dann doch noch, im nächsten Teil.

    2 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (7. Januar 2016 um 21:53)