Die hässlichsten Städte Deutschlands

  • Im Thread "Hau weg das Haus" wurde bei ein paar Städten überspitzt gewünscht, diese aufgrund ihrer Häßlichkeit komplett neu zu erbauen.

    Genannt wurden:

    - Ludwigshafen
    - Wolfsburg
    - Salzgitter
    - Hamm

    ... zusätzlich nominiere ich mal Pforzheim, da es schließlich immer als Negativbeispiel für schlechten Wiederaufbau dient.

    Natürlich will niemand diese Städte abreißen, aber es macht doch neugierig auf die schönen Seiten dieser Städte - falls sie existieren sollten. Gibt es kleine Fleckchen, die diese Städte erhaltenswert machen? Ich hab mich mal auf den Tourismusseiten der jeweiligen Städte umgesehen

    Hamm's Tourismusabteilung schreibt z.B.

    Zitat

    [...]Zwei spätbarocke Bürgerhäuser, das ehemalige Oberlandesgericht, das mittlerweile als Rathaus der Stadt fungiert, und selbst der ovale Grundriss der einst mit Mauern und mehreren Türmen befestigten Stadt ist noch heute erhalten. Doch auch das kürzlich restaurierte Bahnhofsgebäude und das auf eine Stiftung zurückgehende, 1989 erbaute Gustav-Lübcke-Museum sind sehenswerte Stationen auf dem Weg durch die umfassende Geschichte von Hamm.


    http://www.hamm.de/touristik/9268.htm


    Wolfsburg wirbt mir keinerlei Akzenten der Innenstadt, lediglich zwei Schlösser und eine Burg auf dem Stadtgebiet, sonst nur Attraktionen à la Autostadt.


    Salzgitter, 1942 aus 28 Ortschaften gegründet, bietet auch nur Sehenswürdigkeiten in den Ortschaften an, Kirchen, Gutshöfe, Schlösser, einen Bismarckturm, ... einzige Gesamtstadtsehenswürdigkeit (den Begriff sollte ich mir Patentieren lassen) ist das Stadtmonument, eine Skulptur von 1995 inmitten der Fußgängerzone.


    Ludwigshafen, immerhin schon 150 Jahre alt, hat online schon mehr zu bieten. z.B. eine (leider etwas unspektakuläre) Denkmalliste, die älteste Innenstadtkirche z.B. leider eine Kriegsruine, oder ein historisches Mühlengebäude. Zusätzlich natürlich eine Liste der Sehenswürdigkeiten der Stadt, darunter BASF-Wohnsiedlungen und ein Haus, in dem Schiller zeitweise wohnte.
    Im Großen und Ganzen scheint Ludwigshafen immerhin ein paar schöne Flecken zu haben, in etwa vergleichbar mit Essen oder Duisburg, vielleicht etwas häßlicher.


    In Pforzheim findet man auch nicht viel, immerhin eine alte Kirche und das Rathaus, dessen Außenmauern in den Neubau integriert wurden. Sonst auch einige Nachkriegsbauten. Letzenendes nicht viel... und daher kann ich auch kein Urteil fällen.


    Kennt ihr auch einige dieser Städte? Was gibt es dort zu sehen, was wäre "zu retten"?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Polemik schön und gut. Doch meinst du nicht, dass du diese Städte wenigstens einmal selbst gesehen haben solltest, bevor du schreibst, sie sollen dem "Erdboden gleichgemacht" werden? Außerdem etwas fundiertere Informationen über die Stadtgeschichte erforderlich sind, als diejenigen, die man mit einer flüchtigen Internet-Recherche herausfindet? So halte ich den Thread für über alle Maßen oberflächlich und insgesamt ärgerlich.

  • Häßlichste Städte?! - kein Problem, Dutzende aufzuzählen, obwohl es schmerzt, weil die meisten davon bis zu ihrer Kriegszerstörung durch die Kriegsverbrecher Churchill und Harris wunderschön waren; außer den bereits erwähnten z. B:
    - Kassel
    - Frankfurt/Oder
    - Heilbronn
    - Hannover
    - Magdeburg
    - Stuttgart (Innenstadt)
    - Berlin (größtenteils)
    - Köln
    - Offenbach
    - ....
    Leider ist die Liste damit bei weitem nicht abgeschlossen.

    P.S.: Ich habe jede dieser Städte (leider) schon selbst gesehen - und glaubt mir: ich hätte sie alle lieber nicht gesehen

  • Eigentlich wollte ich nur die Diskussion aus dem Thread "Hau weg das Haus" herauslösen. Selbst dort war nicht ich es, der einen völligen Abriss dieser Städte gefordert habe. Natürlich ist so eine Forderung sinnlos und überheblich aber gerade hier im Forum ist mir aufgefallen, dass Städte, die nicht viel zu bieten haben, wirklich nebensächlich behandelt werden, kaum jemand geht darauf ein und man kann auch nicht vernünftig diskutieren. Zum Beispiel juckt es hier so ziemlich niemanden, dass in Essen ein großes und einigermaßen erhaltenes Kaufhaus von 1912, das sowohl stadtgeschichtlich bedeutsam als auch stadtbildprägend ist, durch eine amerikanisch anmutende Megashoppingmall ersetzt wird während beim Abriss der Kleinen Funkenburg das ganze Forum sturmgelaufen ist (was an natürlich nicht falsch ist).
    Daher finde ich es ganz wichtig, auch über die häßlichsten Städte und deren mehr oder weniger interessanten Bauwerke mal zu sprechen um auch diese mal ein wenig zu fokussieren. Damit man auch dort mal guckt, wie man die Gesamtsituation verbessern kann.

    Und gut, meine Internetrecherche ist natürlich nur oberflächlich, bietet aber vielleicht einen kleinen Anstoß, sich mehr über die Städte zu informieren und die Informationen aller Forumsmitglieder zu sammeln.


    @ Philon: Berlin? Köln? Stuttgart? Hannover? Diese Städte sind zwar nicht die schönsten, bieten aber immerhin noch genug für einen Tagesausflug. Berlin sogar deutlich mehr.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • ... da muss ich @henk zustimmen!
    Tut mir leid, aber das mit "problemlos dem Erdboden gleichmachen" finde ich absolut unsachlich. So gewinnen wir keinen Blumentopf bei potenziellen Unterstützern der Reko-Bewegung, acuch wenn Du das danach wieder relativierst.

    Ich meine, es ist ja fast witzig: Da leben Millionen Menschen mit ihren Freunden und Familien, sitzen im Sommer gemütlich im Biergarten oder feiern Partys, die Städte haben z.T. eine mehr als tausendjährige Geschichte, ... also ich weiss, was Du meinst, aber das kannst Du so nicht bringen...

  • Gut, ich denke auch, die Formulierung mit dem "problemlos dem Erdboden gleichmachen" war überspitzt.

    Aber ich denke auch, dass Booni schon deutlich gemacht hat, dass es ihm ja NICHT wirklich darum geht ("Natürlich will niemand dieses Städte abreißen"), sondern um etwas anderes: nämlich, dass Schöne im Hässlichen offenzulegen. Und dieses Vorhaben halte ich für produktiv, da wir die hässlichen Städte schon etwas in der Diskussion vernachlässigen...

  • Also ich finde so einen neuen Thread auch interessant - das könnte eine recht informative Ansammlung werden. Aber die einleitenden Formulierungen müssen wir dann wirklich abändern. Eher so in Richtung "Versteckte Schönheiten auf den hässlichsten Flecken Deutschlands" o.ä. Ansonsten schreckt das zu sehr ab.

  • Zitat

    nämlich, dass Schöne im Hässlichen offenzulegen.


    Da wünsch ich in Fällen wie Kassel, Magdeburg oder Frankfurt/Oder allerdings viel Glück. Ihr werdet's brauchen.

    Zitat

    Ich könnte aber ein paar Worte zur "Ehrenrettung" von Offenbach sagen, wenn's gewünscht wird...


    Gerne, ich bin immer für Berichtigungen offen. Ich war nur mal einen Tag da und war völlig entsetzt.

  • oh man, gerade wenn ich an Kassel denke: Da wird´s echt schwierig!

    Ich war da schon mehrmals und die Stadt ist wirklich eine Ausgeburt an Hässlichkeit. Vollends SChockiert war ich dann, als ich neulich Bilder vom alten Kassel gesehen habe: Ein romantisches Fachwerk-Nirvana sondergleichen. Das war schon fast so ein Kaliber wie das alte Hildesheim... :weinenblau:

  • Vielleicht sollte ich bei Offenbach etwas tiefer stapeln: Nichts das Schöne im Hässlichen offenlegen, sondern erstmal das nicht ganz so Hässliche im Hässlichen offenlegen... :gg: :gg: :gg:

    Wusstet ihr übrigens, dass Goethe recht gerne in Offenbach war, weil es da so idyllisch war?

    Na ja, zumindest die Französisch-Reformierte Kirche ist doch ganz nett.. bloß die Umgebung...

  • Kassel ist im Stadtzentrum nicht besonders ansehnlich, aber der Westen rund um die Friedrich-Ebert-Strasse, Goethestrasse und Wilhelmshöher Allee hat noch einige Schönheiten aus der Gründerzeit zu bieten.

  • In Kassel sind außerdem das Fridericianum, die Karlsaue mit Orangerie und vielleicht auch noch das Rathaus bemerkenswert. Absolut hervorragend sogar ist der Bergpark Wilhelmshöhe - wobei man zugegebenermaßen zur Frage gelangt, wie man Stadt definiert. In diesem Zusammenhang als Stadtgebiet; die Innenstadt ist in der Tat arg von Krieg und Wiederaufbau geschädigt.

  • Zu Offenbach: Die Stadt ist garnicht mal so grausam. Ich meine, die Stadt hat wirklich viel grausames zu bieten (z.B. den allgegenwärtigen Betonbrutalismus in der Innenstadt und rund um's Kaiserlei), aber es gibt beispielsweise einen schönen Villenvorort, viele wenn auch oftmals minderwertige und verfallene Gründerzeitbauten, das Büsing-Palais und Schloss Rumpenhain.

    Offenbach mag zwar in sozialer Hinsicht ziemlich strange sein, aber ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, wenn ausgerechnet Frankfurter (gibt es viele von) über ihre Nachbarstadt ablästern und behaupten, sie sei hässlich.

    Hier mal ein Foto vom Büsingpalais, das ziemlich zentral in Offenbach steht

  • Zugeben muss man auch, dass Offenbach inzwischen einiges tut. Im Rahmen der eher bescheidenen finanziellen Möglichkeiten. Geradezu eine Erlösung ist der laufende Abriss der so genannten zweiten Ebene, einem ausgedehnten Konglomerat scheußlichster Fußgänger-Brücken.

  • So, hab den Einleitungstext mal ein wenig geändert, wäre auch froh, wenn ein Moderator den Titel ein wenig ändert. Aber schön, dass sich die Diskussion so entwickelt hab, wie ich es gewünscht habe.

    Danke auch für die Fotos von Offenbach, denke auch dass die Stadt nicht hoffnungslos ist. Aber gut, ich bin von den Ruhrstädten, die ich auch noch als rettbar und attraktiv halte, ein etwas anderes Niveau als die meisten von euch gewohnt. Mich interessieren aber auch geschundene Großstädte wie Offenbach oder Duisburg mehr als irgendwelche mittelalterlich geprägten 20 000 Einwohner-Städchen.
    Zurück zu Offenbach: Was steht denn noch an stadtprägenden Bauten wie Bahnhof, Rathaus, Gericht, Hotels? Meine mal gehört zu haben, dass Offenbach eine von wenigen Synagogen aus der Vorkriegszeit besitzt... bzw nur das Gebäude da diese umgenutzt wurde. Außerdem soll es dort irgendein Palais geben, über dessen Baulärm Goethe sich schon beschwert haben soll. Finde Offenbach auf den Fotos durchaus verbesserungswürdig, aber auf keinen Fall abzuschreiben, auch wenn die riesigen Glastürme schlechtes vermuten lassen. Hoffe aber sehr, dass Offenbach niemals Frankfurt eingemeindet wird.

    Zitat von "Philon"

    Da wünsch ich in Fällen wie Kassel, Magdeburg oder Frankfurt/Oder allerdings viel Glück. Ihr werdet's brauchen.

    Über Frankfurt/Oder hab ich mich noch nicht informiert.
    Kassel kenne ich persönlich, vom alten Fachwerk-Kassel ist nichts geblieben, aber der Bergpark Wilhelmshöhe ist einzigartig und wunderschön, das Rathaus auch und einige andere großen Gebäude auch. Rekonstruieren würde ich gerne den Königsplatz und das Königliche Hoftheater. Im übrigen hat Kassel noch einige sehenswürdige Bauten aus den 20ern...
    Hier ist übrigens noch ein kleiner Architekturführer

    Magdeburg hat 'nen schweren Stand, war mein ich aber vor dem Krieg auch hauptsächlich wegen der Gründerzeitgebiete berühmt. Wenn ich mir den Stadtrundgang auf http://www.cityalbum.de">http://www.cityalbum.de angucke, scheint einiges davon überlebt zu haben. Allerdings ist die City ziemlich löchrig geworden. Hier wäre ein Konzept, ähnlich des Dresdener Neumarktes angebracht, allerdings weniger streng um überhaupt Interessenten anzulocken. Eine Rekonstruktion des Stadttheaters von Lucae wäre ein Traum. Am Hasselbachplatz und in der Hegelstraße soll man noch einen Eindruck vom alten Magdeburg bekommen. Und an der kürzlich wiederaufgebauten Sternbrücke merkt man, dass die Stadt ihren Einwohnern nicht egal ist. Leider sieht die Zukunft dieser Stadt nicht so rosig aus, viel wird dort nicht investiert.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Die Aussagen in diesem Thema klingen teilweise doch ein wenig hart, gewaltig, ich weiß nicht so recht...
    Worauf soll denn das Ganze hinauslaufen?
    Nehmen wir Magdeburg:
    wenn man vom rechten Elbufer zum Dom hinüberschaut, glaubt man , eine mittelalterliche Stadt zu erblicken; natürlich wird man getäuscht, jedoch ist die Stadt rings um den Dom absolut sehenswert und einmalig:
    zuerst der Dom selbst, dann nördlich vom Dom die renovierten, prachtvollen Barockbauten, die in dieser Zusammenstellung deutschlandweit ihresgleichen suchen; südlich vom Dom die gesamte Hegelstraße, die an Schönheit auch kaum zu überbieten ist.
    Es gibt immer wieder Gründerzeitviertel, z.B. rings um die Goethestraße, die überaus wohlansehnlich und behaglich sind, das alte Rathaus und der Rathausplatz haben durchaus ihren Charme, das Kloster zur lieben Frau hat Unesco-Qualitäten, das Theater zieht alle Blicke auf sich.
    Und das wichtigste:
    die alten Straßenführungen existieren alle noch, so der Breite Weg, der als Deutschlands schönste Barockstraße gilt. Man könnte also, den ästetisch-politischen Willen vorausgesetzt, sanieren, restaurieren, was das Zeug hält.
    Das gleiche gilt für Kassel; Wilhelmshöhe, Fuldaaue haben ebenfalls Unesco-Qualität und waren auch schon entsprechend im Gespräch.
    Der Königsplatz z.B. ist heute nur noch ein grausiger Schatten seiner selbst, aber er ist noch da; man könnte , wenn man wollte (s.o.)

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    Da uns in dem anderen Strang gerade das Thema "Fachwerk" beschäftigt: Hier seht ihr einige Beispiele für Fachwerk in Offenbach (und die "tollen" Kontraste):

    ...

    Diese Überheblichkeit der zeitgenössischen Architektur ist hier mal wieder
    besonders zu erkennen. Der Architekt möchte uns hier doch wieder sagen,
    wie abscheulich er dieses "dumme kleine und schiefe Fachwerkhäuschen"
    findet. Und wie prächtig sein Stahlkasten ist. Die Vierkant-Stahlsäule
    unterstreicht dies alles noch - wie ein Stachel steckt er in diesem
    schönen Fachwerkbau. Eine Unverschämtheit ! :schlaechter: