Abriss und andere schlechte Meldungen in Kurzfassung

  • Traurig, einfach nur traurig wie mit den historischen Gebäuden umgegangen wird. An anderen Orten werden alte Bauten aufwendig saniert und hier einfach dem Erdboden gleich gemacht, damit sie entweder Plätzen oder einer modernen Architektur weichen. Und diese Fälle sind nicht die einzigen. Es gibt zahlreiche Abrisse, von denen man gar nichts mitbekommt, weil sie nicht spektakulär genug für die Presse sind. So sehe ich überall alte Scheunen, Schuppen, Nebengebäude aber auch Wohnbauten verschwinden, ohne dass irgendjemand Kenntnis davon nimmt. Erst eine überraschend auftauchende Lücke im Straßenbild macht den plötzlichen Verlust dann schmerzlich sichtbar.

  • In einem Beitrag der Sendung Cappriccio des Bayerischen Fernsehens am 17.11. (Volkach - Schönbornscher Gutshof Öttershausen) wurde thematisiert, dass auf dem Land viel historische Bausubstanz sozusagen unbemerkt verlorengeht, will heißen, ohne dass groß und breit jemand davon Notiz nimmt. Der weitgehende Abbruch des Gutshofes in Öttershausen in Unterfranken, durch den auch Bauten untergehen, an denen Balthasar Neumann mitgewirkt hat, habe nur wegen seiner bauhistorischen Bedeutung öffentliche Aufmerksamkeit erzeugt. Aber das sei nur die Spitze des Eisberges, meinte Prof. Dr. Egon Johannes Greipl, Generalkonservator und Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, während überall im Lande viele weitere weniger prominente Bauten verlorengingen.

  • Einfach weil ich spontan lachen musste angesichts dieses makaberen Beispiels^^: der Bahnhof in Meerane
    früher


    mittlerweile allgemeinfrei
    erbaut 1858



    Meeraner Blatt - Ausgabe 56 - 22.03.2011
    Schon 40/41 unter den Nazis glatt saniert, der Bahnhof vor dem Abriss.


    von Hans-Jürgen Schaller
    Initiative für Erhalt des rückseitigen Portikus gescheitert, Bahnhof denkmaltechnisch aufgrund des Umbaus 40/41 nicht relevant (trotz Originalsubstanz).

    Und nun der im Wiki als "neuer Bahnhof" beschriebene Ersatzbau.


    von Lucas Friese

    na denn Bon Voyage :augenkrummblau:

  • Ich war mal vor über zehn Jahren dort am Bahnhof. Damals sprachen Anwohner bereits vom "ehemaligen Bahnhof", obwohl das Gebäude ja noch stand. Da läuteten offenbar bereits die Totenglöcklein für die Station. Allerdings erinnere ich mich, dass in Meerane auch manch repräsentativeres Gebäude durch Leerstand bedroht war. Das hatte mich noch mehr bedrückt.

  • Gut möglich, die Bahnhöfe wurden von der Bahn nach und nach verscherbelt. Mit solchen absurden Resultaten, dass man um zu manchen Bahnsteigen zu gelangen um das Gebäude rumlaufen muss und diese zusätzlich durch Geländer und Niveauunterschiede vom eigentlichen Bahnhof getrennt sind. Lächerlicherweise musste die Bahn dann auch Ticketautomaten ins Freie verfrachten wenn die neuen Eigentümer das aufstellen im Gebäude nicht erlauben, wie in Ronneburg.
    Weitere Abrisse lassen also nicht lange auf sich warten, weitere Beispiele:

    Gößnitz kurz hinter der sächsischen Grenze.
    Wiki sagt:

    Zitat

    Das Bahnhofsgebäude gehörte zu den bedeutendsten Baudenkmälern der Stadt. Es entstand um 1860 im Stil des Neobarock und umfasste neben einem Mittelpavillon, in dem sich der Zugang zum Bahnsteig befand, zwei weitere Flügel nördlich und südlich. Damit gehörte es zu den ältesten noch vorhandenen großen Bahnhofsgebäuden in Thüringen. Trotz des architekturhistorischen Wertes, der auch mit der Aufnahme in das Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler gewürdigt wurde, wurde das Gebäude auf Drängen der Stadtverwaltung und mit Zustimmung der Denkmalschutzbehörden im Jahr 2010 durch die Deutsche Bahn teilweise abgerissen. Der Mittelpavillon mit seinen Sandsteinreliefs wurde von einer Privatperson erworben und abgetragen. Er soll in der Nähe von Kiel wieder errichtet werden.

    ursprünglich

    nach Abriss der Seitenflügel

    von Lucas Friese

    Das Plakat der Bahn frohlockt: "Für das Bahnhofsgebäude in Gößnitz hat das letzte Stündlein geschlagen". Glückwunsch! :applaus:


    Crimmitschau
    Erbaut 1873

    von Steffen Mokosch

    Den Abrissplänen des neuen Eigentümers konnte erst kürzlich durch Einspruch seitens der Stadt entgegengewirkt werden. Aussicht auf Nachnutzung bietet mglw. das neue Fördergebiet Nordstadt welches den Bahnhof einschließt.


    Man wird aber kaum um Abrisse herumkommen. Die Bahnhofsareale sind meist im schlechten Zustand und vernachlässigt, die Bahn fördert durch ihre Preispolitik den stetigen Rückgang des Personenverkehrs, der aufgrund des sehr dichten Schienennetzes eigentlich den Individualverkehr entlasten könnte. Ich bezahle für eine Fahrt von Werdau nach Gößnitz, halt in Crimmitschau eingeschlossen sage und schreibe 4.20€.

  • Wo soll ich anfangen:

    Zitat

    18.10.2011 - Naumburg - Abriss in der Altstadt

    In der Altstadt von Naumburg wurde am 18.10.2011 das Haus Marienstraße 25/26 abgerissen.

    Bei dem Gebäude handelte es sich um ein Wohn- und Geschäftshaus. Der Privateigentümer hatte das Gebäude in den letzten Jahren dem Leerstand und Verfall überlassen. Schließlich hatte sich der Zustand des Gebäudes soweit verschlechtert, dass ein Einsturz des Gebäudes drohte. Die Stadtverwaltung forderte daher den in den alten Bundesländern ansässigen Eigentümer zur Sicherung seines Gebäudes auf. Der Eigentümer ignorierte die Sicherungsverfügung. Daher entschloss sich die Stadtverwaltung, die drohende Gefahr für die öffentliche Sicherheit durch den Abriss des Gebäudes abzuwehren

    Zitat

    17.10.2011 - Ellrich - Abriss in der Altstadt

    In der thüringischen Kleinstadt Ellrich hat am 17.10.2011 der schon für Sommer geplante Abriss der Häuser Zwischen den Toren 11, 13 und 15 begonnen.

    Bei den Abrisshäusern handelt es sich um Wohn- und Geschäftshäuser aus dem 19. Jahrhundert in der Altstadt von Ellrich. Das Haus Zwischen den Toren 13 stand seit 1995 leer, das Nachbarhaus Zwischen den Toren 15 wurde seit 1994 dem Leerstand und Verfall überlassen.

    Der Abriss ist möglich, da die Stadt Ellrich im Frühjahr 2011 das Haus zwischen den Toren 13 im Rahmen einer Zwangsversteigerung für einen Euro erwerben konnte. Somit gehören der Stadt jetzt alle drei Häuser.

    Zitat

    01.11.2011 - Rochlitz - Altstadthaus wird abgerissen

    In der Altstadt von Rochlitz hat der Abriss des Hauses Dresdner Straße 1 begonnen.

    Das Abrisshaus wurde im 19. Jahrhundert errichtet und diente einst als Wohn- und Geschäftshaus. Viele Jahre war hier die "Hospital-Drogerie" untergebracht. Doch in den letzten Jahren wurde das Haus von wechselnden Privateigentümern dem Leerstand und Verfall überlassen. In der letzten Zeit bestand schließlich akute Einsturzgefahr. Folgerichtig entschloss sich der Hauseigentümer Peter Lissek zum Abriss des Hauses.

    Allerdings soll das Haus nicht komplett abgerissen werden, die Straßenfassade soll aus denkmalpflegerischen Gründen erhalten bleiben. Auf der Abrissfläche ist der Bau von Carports geplant. Der Abriss wird mit öffentlichen Fördergeldern in Höhe von 45.000 Euro unterstützt.

    Zitat


    15.11.2011 - Weißenfels - Abriss in der Altstadt

    In Weißenfels wird derzeit das Haus Burgstraße 6 abgerissen.

    Das Abrisshaus ist nach 1718 errichtet worden, einzelne Bauteile stammen allerdings noch von einem Vorgängerbau. Das Gebäude wurde im Mai 2009 bei einem Brand beschädigt. Ein Wiederherstellung des Gebäudes erschien nicht wirtschaftlich.

    Zitat

    08.09.2011 - Rudolstadt - Abriss in der Altstadt

    In der Altstadt von Rudolstadt wird derzeit das Geschäftshaus Alte Straße 14 abgerissen.

    Bei dem Abrisshaus handelt es sich um das 1759 errichtete Gebäude der Hofdruckerei. Bis 1974 diente das Haus als Druckerei, anschließend zog ein Polytechnisches Zentrum in das Gebäude ein. Doch nach 1990 wurde das Gebäude dem Leerstand und Verfall überlassen. Jetzt entschloss sich die Privateigentümerin zum Abriss des Gebäudes.

    Zitat

    07.09.2011 - Heiligenstadt - Synagoge wird abgerissen

    Am 7.9.2011 ist der umstrittene Abriss der Synagoge in der Stubenstraße erfolgt.

    Die Synagoge wurde 1873 errichtet und diente bis 1945 als Gotteshaus. In den letzten Jahren war das Gebäude dem Leerstand und Verfall überlassen worden.

    Den Anstoß für den Abriss gab das Projekt für das Einkaufszentrum Stormpassage, das in der Altstadt von Heiligenstadt errichtet werden soll. Für dieses Projekt soll das Altstadtquartier zwischen der Stubenstraße, der Göttinger Straße und der Wilhelmstraße abgerissen werden. Betroffen von den Abrissplänen ist die ehemalige Synagoge, der ehemalige Gasthof "Mainzer Hof" sowie weitere Bürgerhäuser.

    Um den Abriss der Synagoge hatte es jahrelange Auseinandersetzungen gegeben. Das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege hatte den Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes ursprünglich abgelehnt. Erst im Juni 2011 stimmte es dem Abriss zu. Dieser Abriss wurde nun vollzogen

    Quelle: Informationsportal Stadtumbau Ost

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Das ist gerade in den neuen Bundesländern leider erst die Spitze des Eisberges. Wir dürfen dankbar sein, dass wir bislang größtenteils „nur“ von Bausubstanz aus dem 19. Jahrhundert sprechen. Der Abriss in Naumburg ist an dieser Stelle natürlich besonders betrüblich, weil die Marienstraße schon vergleichsweise viel Perforation aufweist. Man muss wohl zum lieben Gott beten, dass wenigstens das stadtbildprägende Gebäude Marienstraße / Marienplatz / Thainburg erhalten bleibt, das auch schon länger verfällt. Andererseits sind das dort aufgrund des einigermaßen guten Sanierungsstandes noch Luxusprobleme, verglichen mit Weißenfels oder Zittau, wo es nun gnadenlos auch an die vorgründerzeitliche Substanz gehen wird oder schon längst geht.

  • Zitat

    „Das Haus ist eine energetische Ruine, es ist unverkäuflich, wir würden es gerne abreißen“, stellt sie ein anderes Beispiel vor. Allein: Der Denkmalschutz verhindere einen Abriss, obwohl verfallene Gebäude den Wert eines ganzen Straßenzugs herabsetzen könnten und die dörfliche Entwicklung blockierten. Längst sei bekannt: „Verfallende Wohngebäude im Kern machen Dörfer unattraktiv. Leerstand ist ein Zeichen von Niedergang.“ Und Leerstand blockiere häufig Fortentwicklungen.


    :daumenunten:

    Unfassbar, wie stoppt man diesen kurzsichtigen Wahnsinn?
    'Entwicklung' in Form von Baulücken, Brachen oder Parkplätzen in verdichteten Ortskernen bzw. Austausch durch Fertighaus- oder Abschreibearchitektur - bitte nicht noch mehr davon!

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    Meesdorf: Flammendes Inferno vernichtet Fachwerkhaus
    Nord-West-Media TV und Nachrichten GmbH | NEWS

    Bad Münder: Feuer im Dachstuhl eines Fachwerkhauses
    http://www.dewezet.de/portal/lokales…es-_arid,452964

    Marburg-Moischt: Fachwerkhaus brennt
    Mittelhessen.de - Marburg-Moischt: 48-Jährige aus brennendem Haus gerettet

    Dortmund: Feuer zerstört Fachwerkhaus in Wickede
    Bewohner retten sich: Feuer zerstört Haus in Wickede - Brandstiftung - Ruhr Nachrichten

    2 Mal editiert, zuletzt von Timber (16. August 2012 um 21:12)

  • Puh, das Überbringen von Hiobsbotschaften scheint Deine Profession zu sein, "Timber". :augenkrummblau: Aber vielen Dank für die Informationen. Bleibt nur zu hoffen, dass eine Großzahl der abgebrannten Objekte möglichst historisch getreu wieder aufgebaut werden und nicht 08/15-Neubauten Platz machen müssen. Sonst hätte der Brand zu einer dauerhaften Abwertung der Landschaftsbilder geführt.

  • Mal ein Blick über die Grenze: Es geht um Abrisse im großen Stil in Istanbul. Es würde mich mal interessieren, ob angesichts der derzeitigen Verschuldungspolitik der Türkei und einem exorbitanten Außenhandelsdefizit überhaupt noch genug Geld da ist, all die abgerissenen Flächen auch wirklich zu bebauen.

  • Die Türkei ist auf einen stark fundamentalistisch muslimischen Vormarsch, in sofern verwundern solche Aktionen nicht sehr. Ich persönlich erachte islamischen Fundamentalismus als eine arg diktatorische Richtung welche selbst die NS und DDR Diktatur noch in den Schatten stellt. Ich erinnere nur an Erdogans Worte: "Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette - die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten“

    Ich denke mal es dürfte klar sein in welche Richtung "die Reise geht", baulich gesehen wird irgendwann überhaupt kein Zeitzeuge mehr Ostroms (Byzantinisches Reich) dort zu finden sein.


    Viele Grüße

    Asgard

  • Zitat

    Bilder von den Unwetterschäden in Hallstatt im Juni 2013

    Nach einem Unwetter am Dienstagabend wurde der Ortskern von Hallstatt im oberösterreichischen Salzkammergut schwer beschädigt. Dabei wurde unter anderem der historische Marktplatz verwüstet. Benachbarte Häuser wurden vermurt, insgesamt 30 Häuser waren betroffen.

    Quelle: http://derstandard.at/1371169947851/…Mure-verwuestet

  • Zwar schon etwas älter, aber der Vollständigkeit halber sollte es noch erwähnt werden:

    Das Haus Chemnitzer Straße 10 in Dortmund, was vor ca. 3 Jahren in den Schlagzeilen war, weil es im Rahmen des Volkswohlbund-Neubaus für eine Baustellenzufahrt abgerissen werden sollte, was einen regelrechten Häuserkampf mit sich zog. Nachdem es erstmal gerettet schien, wurde es im Nachgang langsam entmietet und ist jetzt doch abgerissen worden. Schade um die doch sehr schöne und gut erhaltene Fassade, eins der letzten Altbauten im Bereich des Stadtrings. Wenn ich vorher nicht schon alles von der Volkswohlbund-Versicherung gemieden hätte, wäre das jetzt noch eine Konsequenz. Zumal eine Brache bleibt und kein weiterer Neubau kommt.

    http://www.derwesten.de/staedte/dortmu…-id7954966.html

    Viele Grüße
    Michael

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)