Leipzig - Augustusplatz

  • Neuigkeiten zum Augustusplatz

    Der Neubau des Unigebäudes wurde ja hier schon ausführlich besprochen. Nun tut sich was auf der anderen Seite des Augustusplatzes, wo noch zwei relativ hässliche Gebäude aus sozialistischen Zeiten rumstehen (Post und Mercure-Hotel).

    Zitat

    Millioneninvestition am Augustusplatz: Die Deutsche Interhotel Holding baut ihr Hotel Mercure um. Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 soll die Herberge Gästen der Stadt als Vier-Sterne-Haus zur Verfügung stehen.

    Erfreulich, dass sich nun was tut. Erschreckend, dass keine Bilder des zukünftigen Hauses zu sehen sind.

    Zitat

    "Wir bauen das Haus komplett um", bestätigt Martin Ernst eine LVZ-Anfrage. "Da bleibt eigentlich nur der Beton stehen", sagt der Geschäftsführer der Deutsche Interhotel Holding, Besitzer und Betreiber des Gebäudes. Einen zweistelligen Millionenbetrag will das Unternehmen, dem in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] auch das Hotel Westin und das seit Jahren leer stehende Astoria gehören, investieren.

    Komplett umbauen gut und schön - auch notwendig, sicherlich! Aber wieder ohne vorher die Bevölkerung zu informieren? Schlag auf Schlag? Und das in der Mitte der Stadt, am wichtigsten Platz Leipzigs? Ich weiss nicht recht damit umzugehen. Jedoch überwiegt die Freude, dass etwas passiert!


    Alle Zitate aus http://www.lvz-online.de/lvz-heute/2282.html\r
    http://www.lvz-online.de/lvz-heute/2282.html


    PS.: Auch die "Goldene Kugel" wird nun endlich saniert (am Halleschen Tor gelegen) - sie ist eingerüstet und soll bis zum Winter äußerlich komplett hergerichtet sein.

  • die post steht soviel ich weiss unter denkmalschutz. sie ist bautechnisch interessant, war sie doch damals das erste gebäude mit aluminiumvorhangfassade in der ddr.
    das hotel wird im winter saniert. wie in dem zeitungsartikel schon steht, wird alles neu - bis auf den beton. grosse veränderungen sind also eher nicht zu erwarten, zumal das hotel schon zur fussball-wm wieder öffnen wird. aber schlimmer wird es wohl auch nicht.

  • Wenn alles neu wird, sind grosse Veränderungen nicht zu erwarten? Gut, man darf kein völlig neues Haus erwarten aber eine Sanierung wie am Wintergartenhochhaus, wo man an sich nichts verändert hat wäre doch fatal! Ich wünsche mir auf jeden Fall einen etwas spannenderen Abschluss zum Platz hin. Oder sollte man darauf nicht hoffen?

  • hoffen kann man immer - in diesem fall aber wohl eher vergebens. an der gebäudestruktur ändert sich ja nichts. es wird halt eine modernisierte platte.

  • " bautechnisch interessant, war sie doch damals das erste gebäude mit aluminiumvorhangfassade in der ddr"

    ach gottchen wie toll! :schlafen:
    nein im ernst, an einem zentralen platz würde ich auf so etwas keine rücksicht nehmen. zumal, wenn es vielleicht gebäude gibt, die ein größeres und begründeteres anrecht haben, dort zu stehen.

    "es wird halt eine modernisierte platte."

    :kopfwand: . :aufdenkopf:

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • die post hat auf alle fälle mehr architektonischen reiz als die benachbarten gebäude von commerzbank und telekom. und kaputt geht die auch nie - denn mein vater hat sie mit erbaut...

    (das ist übrigens auch einer jenen gründe, warum es schwierig - oder besser: zu einfach - ist, via internet in dieser oder jenen stadt einfach mal den abriss von gebäuden zu fordern. jedes hat seine geschichte.)

  • "jedes hat seine geschichte"

    wenn nun das argument sein soll, man dürfe es nicht abreißen, weil es irgendjemand, in diesem fall dein vater, erbaut hat, dann brauche ich die konsequenz ja wohl nicht mehr auszuführen.

    wenn dort vorher ein gebäude mit wichtigerer geschichte stand, dann hat das neue keine chance, wenn nicht, dann kann man immer noch ein schöneres neues hinbauen.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Ne, ich finde sozialistische Architektur nunmal abgrundtief hässlich. Und da ist mir egal, wer daran mit gebaut hat. Schau dir doch einfach mal nur die blanke und tiefgraue Seite zum Johannisplatz hin an. Wo hat die denn ihren Reiz? Ich könnte mich an deren unermesslichen Abartigkeit erbrechen! Wenn du Sympathie allein deswegen empfindest, weil dein Vater dran gebaut hat, tut mir das schrecklich leid! Aber davorzustehen und zu klatschen ist für mich der reinste Wahnsinn. Würde alles so aussehen in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hätten wir ausser aus Russen, die ihre Ar(s)chitektur mal woanders erleben wollen, 0 Touristen und wohl auch nicht mal annähernd soviele Einwohner wie jetzt.

    Denkmalschutz hin oder her. Das ist kein Denkmal! Denk mal drüber nach.

  • so hat eben jeder seine persönliche meinung. und zum glück sind diese nicht dafür ausschlaggebend, ob ein gebäude erhalten oder abgerissen wird. dass mein vater an der post mitgebaut hat, macht sie natürlich noch nicht erhaltenswert, aber der umstand, dass sie zu den wenigen zeugnisen der kurzen periode gehört, in der bei öffentlichen bauten auf protz (vorgängerbau) verzichtet wurde, ohne dabei stilistische eigenständigkeit (wie bei den neuen nachbargebäuden) aufzugeben. für beides, prunkvolle gebäude und nüchterne kommerzarchitektur lassen sich in [lexicon='leipzig'][/lexicon] viele beispiele aufzählen. deshalb ist der erhalt der post wichtig - wenn man nicht nur nicht nur fassaden bestaunen, sondern die (architektur-)geschichte einer stadt lesen will.
    aber wie gesagt: das ist sicher nicht jedermanns sache. egal.

  • Wow... wenn heute noch alles erhalten wäre, würde der Platz sicherlich dem Dresdener Theaterplatz und dem Berliner Gendarmenmarkt Konkurrenz machen....

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • für mich ist das protz. mehr schein als sein - es ist doch nur eine post. der gendarmenmarkt in berlin hingegen hat (wie ich finde) wirklich stil. das schauspielhaus flankiert von zwei kirchen, die wegen ihrer eleganz oft als dome bezeichnet werden - ein grossartiges ensemble, das auch in anderen städten erreicht oder gar übertroffen werden sollte. und gerade dadurch kam leider oft protz heraus.

  • LEIDER???? Omg, ich nehme doch auch keine alte Schabracke zur Braut sondern suche nach Schönheitsidealen (wobei das natürlich nicht im Vordergrund stehen sollte ;D lol ) und werde mich für die entscheiden, dich mich am meisten anspricht. Und das ist ganz sicher keine Frau die von aussen wie eine (Achtung: Vergleich!) alte Platte aussieht aber innen so eine gute Dame ist, die auch toll Briefe stempeln kann!

    Also meine Vermutung stärkst du mit deinen Bemerkungen immer mehr. Ich würde lieber in einer Stadt wohnen, die durch ihren Protz wahrlich fantastisch aussieht, als in einer funktionalen Trabantenstadt. Wo kommst du denn her? Vielleicht kling ich etwas diskriminierend. Aber es will mir nicht in den Kopf, wie man so eine Meinung haben kann.

  • madmellow
    Ja, Du bringst es echt auf den Punkt!! Ich möchte mal den sehen, der sich als Single-Mann bei Angelina Jolie/Cameron Diaz/Salma Hayek irgendwie ziert... nur weil angeblich die inneren Werte nicht stimmen... wirklich lustig!

    ...Mann, Architekten, ist denn das wirklich so schwierig? Baukunst muss wieder was für´s Auge werden, da helfen keine theoretischen Abhandlungen und Erklärungsversuche... neben der Funktionalität und dem "Innenleben" zählt v.a. das ästhetische Ergebnis. (Das was hinten rauskommt, wie unser Helmut immer z usagen pflegte)
    Die hässlichen Kästen werden wir alle wieder verschwinden sehen, davon bin ich überzeugt. Man kann es ja jetzt vielerorts schon beobachten...

    Und PS: Habe beim Forum-Treffen das erste mal den Augustusplatz gesehen und bin wirklich erstaunt: Der ist ja noch bedeutend hässlicher als der Nünberger Plärrer. Warum da überhaupt so ein Aufstand betrieben wird, war mein erster Gedanke...

    Aber ansonsten bin ich von [lexicon='Leipzig'][/lexicon] wirklich begeistert gewesen, das mir jetzt hier kein falscher Eindruck entsteht! Die Stadt hat Krieg und Nachkriegsstadtplanung wirklich gut überstanden.

  • rakete

    jetzt kommst Du mit Deiner Argumentation aber wirklich ins straucheln. Du hast was gegen Protz, verteidigst dabei aber den Neuen Bilderknast, Verzeihung, das Neue Bildermuseum. Der riesige Kubus mit Charme einer Flugzeugwartungshalle, der im Herzen unserer Stadt auf historisch wertvollem Boden errichtet wurde, dem gegenüber einer der letzten zusammenhängenden barocken Gebäude der Stadt stehen, ist ein protziges modernistisches und unangemessenes Ungetüm, das alles, was seit der Wende in der Stadt gebaut wurde, in den Schatten stellt. In spätestens 20 Jahren wird es eine ernsthafte Diskussion über einen möglichen Abriss dieses Bunkers geben, wetten!

    Zurück zum Thema "Protz", den Du bei den einstigen Gebäuden am Augustusplatz erkennen willst: Okay, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] war schon immer eine Stadt der Superlative bzw. etwas größenwahnsinnig (größter Bahnhof, größtes Rathaus, größtes Stadion usw.), und da Du ja was gegen Protz zu haben scheinst, frage ich Dich, wie Du da den im Bau befindlichen Citytunnel für gut heißen kannst?! Ein Tunnel für 572 Milliarden Euro, der gerade mal 6 km lang ist, der eine Zeiteinsparung bei Zügen in Richtung Süden von ca. 10 Minuten bewirkt und keine Auslastung finden wird, während viele Kommunen in den Altbundesländern dringend notwendige infrastrukturelle und städtebauliche Maßnahmen auf Jahrzehnte verschieben müssen - weil halt nicht im Osten liegend und somit keine Fördermittel bereit stehen.

    Eine Rückbesinnung auf die Stärken der Stadt, und dazu gehört nun mal ein respektvoller Umgang und die Würdigung der eigenen Geschichte, statt auf Prestige und Kommerz zu setzen und städtebaulich zu verblassen, wären m.M.n mehr als angebracht.

  • so wie es leute gibt, die nicht auf frauen mit silikon stehen, gibt es halt auch welche, die gebäude auch dann schön finden können, wenn keine engelchen und göttinnen vom dach winken.

    madmellow:
    stuttgart, münchen, hamburg-altona und auch frankfurt - alles städte mit kopfbahnhöfen, die längst einen city-tunnel haben, weil in diesen fällen nur dadurch ein effektives regionalverkehrssystem erreicht werden kann. die station am markt wird allerdings wirklich etwas aufwändiger. terakotta-fliessen an den wänden und auf dem bahnsteig, um an die erste nutzung des martplatzes zu erinnern: er war die lehmgrube, aus der das material gewonnen wurde, mit dem man die mitteralterliche stadt errichtete.

    es gibt eben viele möglichkeiten, um funktionalität, ästhetik und die örtlichen gegebenheiten bei einem bauwerk zu verbinden.

  • Da liegst Du falsch Rakete. Alle Leute stehen auf Frauen mit Silikonbrüsten ; auch Du und wenn Du es auch noch nicht weisst. Aus diesem Grund stehen auch alle und ich wiederhole mich, ALLE Menschen auf Gebäude von deren Dächern Engelchen und Heilige winken. :zwinkern: