Dresden - die Pirnaische Vorstadt

  • Die Johann-Georgen-Allee hatte einst eine noble Anmutung, mit ihren prächtigen Bauten des Historismus. ( Hier hatte Kreuzkantor Mauersberger einst seine Wohnung. ) Nach dem Verlust der alten Bebauung halte ich die Neubebauung der Allee für folgerichtig, entsprechend den annähernd historischen Fluchtlinien der J.-G.-Allee. Unbedingt sollte eine "Verschiebung" der drei Blöcke vermieden werden. Städtebaulich ist diese Absicht nicht zielführend. Der "Rest" der Allee zur Blüher- ehm. Albrechtstraße hin, würde mit der "Verschiebung" in eine kaum beabsichtigte "Hinterhofsituation" geraten.
    Mit der vorgesehenen Architektur der zu errichtenden Gebäude kann man zufrieden sein. Aufwändigeres, reicher Gestaltetes, wie z. B. in Berlin ( Patschke etc. ) wird wohl in der "Provinz" kaum zu rechnen sein.
    Wenigstens verschwinden die versteppten, kombinierten Brach- und Grünflächen, samt der ungeordneten Situation im Bereich zwischen Robotron und Dorint endlich.

    In der Albrechtstraße, gab es bis zur Zerstörung die Solitäre von Künstlerhaus und Handelskammer.

    Kapitell fragte nach dem vor sich hin dümpelnden Torhaus am ehm. Park des Sekundogenitur -Palais ( das Palais war Geburtsstätte von Friedrich August III., aber dies hier nur nebenbei ). - Ggf. hat das Torhaus mit den Wiederaufbau - Projekten eine Chance ? -

    Vor einiger Zeit wurde ein Teil des Parks der Sekundogenitur aufwändig rekonstruiert. Dabei wurden die Grundmauern des Palais ergraben
    und wieder sichtbar gemacht. Ein prächtiger Schalenbrunnen davor, der sich in Situ erhalten hatte, wurde ergänzt.
    Der ehm. Kräutergarten des Hygiene - Museums konnte beseitigt werden, historische Achsen mit vier restaurierten, barocken Figurengruppen erstrahlen in altem, neuem Glanz. Sehr attraktiv das Ganze.

  • Die Johann-Georgen-Allee wurde im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts als Verlängerung der Moritzstraße bis zum Großen Garten angelegt und erhielt den Namen des Kurfürsten Johann Georg III., der einst das Gelände der Parkanlage erworben und teilweise kultiviert hatte (Palais). Damals machte diese Achse durchaus Sinn, war doch somit endlich eine repräsentative Verbindung zwischen der Kernstadt und der Hauptallee des Großen Gartens geschaffen worden. Aber schon mit dem Bau des Neuen Rathauses sowie der späteren Errichtung des Deutschen Hygiene-Museums, verschoben sich die städtebaulichen Gewichte. Das Hygiene-Museum war ganz bewusst als Point de vue des Palais im Großen Garten in den Park des Sekundogenitur-Palais geklotzt worden - anders kann man es nicht formulieren - und zerstörte somit die überkommene Gartenanlage, zog aber auch alle Aufmerksamkeit auf sich. Der Turm des neuen Rathauses wiederum wirkte bis weit in die Außenbezirke und provozierte somit die Anlage einer repräsentativen, auf den Turm gerichteten Achse, die durch die Herkules-Allee sowie die Herkulesstraße in Gruna teilweise gegeben war. Nur die Bebauung der Johann-Georgen-Allee, deren stadtstrukturelle Bedeutung nie besonders groß gewesen sein dürfte, stand dieser Achse im Wege. Nicht umsonst gab es schon weit vor den Zerstörung des Zweiten Weltkrieges Pläne, die Bebauung abzubrechen und somit eine direkte visuelle Verbindung von der Altstadt, über die Pirnaische Vorstadt, bis nach Gruna zu schaffen (u.a. die Pläne für das Gau-Forum sahen einen solchen Straßendurchbruch vor).
    Aber erst nach 1945 wurden sie in die Tat umgesetzt und die Verbindung Moritzstraße/Johann-Georgen-Allee zu Gunsten eines streng orthogonalen Straßenrasters getilgt. Nicht zuletzt wurden beide Straße überbaut.
    Meiner Meinung nach würde es keinen Sinn machen, die Johann-Georgen-Allee wieder zu bebauen, da sie keine direkte Verbindung zu einem anderen Teil der Stadt (idealerweise Neumarkt) bietet. Die Haupt-Allee des Großen Gartens ist heute schon durch die Verbindung zum Hygiene-Museum städtebaulich eingebunden und abgeschlossen. Die Herkules-Allee würde allerdings durch eine solche Bebauung von der Rest-Stadt abgekoppelt werden und die strukurell wichtige Achse von der Altstadt bis nach Gruna unterbrochen. Das halte ich für absolut schädlich.
    Insofern sehe ich in dem Sivia Projekt nur den Vorteil, dass endlich und schnell eine wirklich hässliche Brachfläche in der Stadt aufgewertet werden würde. Ob es allerdings den Preis wert ist, ziehe ich persönlich in Zweifel.

    Eine Darstellung zur Problematik:


    Zum Blüherpark:

    http://de.wikipedia.org/w/index.php?ti…=20110505011311
    Torhaus

    http://de.wikipedia.org/w/index.php?ti…=20110505023238
    freigelegte Fundamente des Palais'

    http://de.wikipedia.org/w/index.php?ti…=20090925134828
    rekonstruierter Hofbrunnen

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Bleibt uns das Hotel am Terrassenufer nun erhalten? Hat jemand Neuigkeiten zur angedachten Klage?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Der Wießner-Frank scheint ziemlich hartnäckig zu sein. Immerhin bedient er sich zum wiederholten Male der Presse, um seine Interessen durchzusetzen.

    Aber was soll man sagen; abgesehen von der verschrobenen Aussage zur Führung der Lingner-Allee/Johann-Georgen-Allee, die ich für hanebüchen halte, hat er ja recht!

    Zitat

    Kleine Flächen statt großer Blöcke

    Dresdner Investor will Vorkriegs-Lingnerstadt wiederauferstehen lassen

    Von Thomas Baumann-Hartwig

    Als nächsten Schritt werde er Bauvoranfrage stellen, kündigt Frank Wießner an. Der Geschäftsführer der Sivia Baukonzept GmbH will Druck ausüben, damit Bewegung in „die Sache“ kommt. Bei der „Sache“ handelt es sich um eines der attraktivsten Baugebiete Dresdens – um das Areal rund um die Lingner Allee. „Wie haben Optionen auf mehrere Grundstücke. Unser Ziel ist es die Lingnerstadt in ihrer Parzellierung vor dem Krieg wieder aufleben zu lassen“, so der 39-Jährige.
    Gerne würde Wießner seine Pläne gemeinsam mit der Landeshauptstadt Dresden umsetzen. Doch das Stadtplanungsamt hat vor vier Jahren einen Rahmenplan entwickelt, der anderes vorsieht. Die Flurstücke in dem Gebiet sollen neu geordnet werden – ein zeitaufwändiges und teures Unterfangen. Am Ende könnten die so entstandenen großen Flächen an große Projektentwickler verkauft werden, die dann, wie Wießner voraussagt, großflächig planen und bauen würden. „Dann sieht alles uniform aus und wir haben zugige Gassen ohne Flair.“
    Der gebürtige Dresdner stößt sich aber auch aus historischen Gründen an dem Rahmenplan der Stadt. Denn der sieht eine gerade Linie zwischen Robotron-Areal und Lennéstraße vor. Das, so der Bauingenieur, habe es vor dem Krieg nicht gegeben. Damals habe die Bebauung eine organische Verbindung zwischen Großem Garten und Altstadt gebildet. „Jetzt würde eine neue Achse zur Herkulesallee entstehen, die zum Beispiel das Deutsche Hygiene-Museum in einen toten Winkel stellt.“ Bei seinem Konzept der Vorkriegsparzellierung würden die Passanten näher am Museum vorbeigeführt.
    Wichtig sei ihm aber auch das kleinteilige Bauen, um eine Vielfalt der Fassaden zu ermöglichen, so Wießner. „In Dresden herrscht extremer Mangel an hochwertigen Eigentumswohnungen in der Innenstadt. Die könnten an der Lingnerallee entstehen.“ Die Lingnerstadt habe früher zu den besseren Vierteln gezählt und liege nun voll im Trend des innerstädtischen Wohnens. Deshalb fordert er, dass die städtischen Grundstücke kleinteilig verkauft werden, damit keine Großblöcke entstehen. Sollte die Stadt ihren Rahmenplan umsetzen wollen, würde eine Vielzahl von Grundstückseigentümern dagegen klagen. „Dann wäre die Entwicklung der Lingnerstadt auf Jahre blockiert“, glaubt Wießner. Wenn er heute Baurecht bekäme, würde im nächsten Jahr das erste Haus stehen, kündigt er selbstbewusst an. Doch er vermutet, dass seine Bauvoranfragen abgelehnt werden. „Aber dann kann ich vor dem Verwaltungsgericht Dresden klagen.“
    Die Pläne von Frank Wießner werden von mehreren Stadträten unterstützt. „Wir begrüßen die Idee des Investors“, erklärte Thomas Löser, Vorsitzender der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. „Es wäre gut, wenn viele Interessenten Eigentum in der Stadt bilden können und nicht an große Ketten verkauft wird.“ Die Pläne würden die ursprüngliche Struktur des Stadtraumes, die durch Kriegszerstörungen und großflächigen Nachkriegsbau verloren gegangen sei, ein Stück wiederbeleben. „Wir werden die Stadtplaner bitten, die Pläne von Herrn Wießner noch einmal zu prüfen“, so Löser. Auch Axel Bergmann von der SPD-Fraktion findet: „Eine schrittweise kleinteilige Bebauung der Lingnerstadt ist sehr begrüßenswert.“

    Quelle: DNN vom 11.02.2013, S. 13.

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  • Für den 11.02.2014 ist ein Prozesstermin am Verwaltungsgericht angesetzt, bei dem geklärt werden soll, ob die Forderungen der Stadt nach einem Abriss der nunmehr 50 Jahre alten Immobilie überhaupt zulässig ist. Die Betreibergesellschaft, die Trapp Real Estate GmbH & Co. KG aus Wesel, beharrt darauf, dass der Vertrag 1993 nicht formaljuristisch korrekt unterzeichnet wurde. Demach sei beim Termin nur ein vollmachtloser Vertreter der Stadt anwesend gewesen.
    Die Stadt bietet der Familie Trapp das benachbarte Grundstück Terrassenufer 14 zum Kauf an, wo die Errichtung eines Hotelgebäudes durchaus möglich wäre. Der Abriss der Bestandsimmobilie wird hingegen mit dem Bebauungsplan begründet, der an der Stelle des jetzigen Hochhauses eine kulturelle Nutzung vorschreibe.

    http://www.dnn-online.de/dresden/web/dr…setzt-317461933

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  • Da eine außergerichtliche Einigung zwischen der Stadt und der Trapp Real Estate GmbH & Co. KG endgültig gescheitert zu sein scheint, müssen nun wohl tatsächlich die Richter des Verwaltungsgerichtes Dresden über die Existenz des verbliebenen Hochhauses am Brückenkopf der Carolabrücke entscheiden.

    http://www.sz-online.de/nachrichten/ho…us-2746688.html

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  • In dem von Bilderbuch verlinkten Artikel liest man einen bemerkenswerten Satz (hört, hört):

    Zitat

    Der Eigentümer hatte nach der Flut 2002 mehrere Millionen Euro in das Haus gesteckt. Seit 2011 plant er, nochmals zu investieren, das Gebäude energetisch zu sanieren und ihm eine barocke Fassade zu geben. Damit solle das Argument, der Bau störe den Blick, entkräftet werden.

    :biggrin:

    Wird hier vielleicht ein neuer Refurbishment Sanierungsstandard für Dresdner Plattenbauten gelegt...der dann in die Kunstgeschichte als "Dresdner Hochhausbarock" eingehen wird? Mir gefällt dieses absolut hässliche Hochhaus zwar überhaupt nicht - no na, aber die Chuzpe des Herrn Trapp ist schon bewundernswert und wenn ich daran denke, dass nach Abriss des Hotelhochhauses in DD ziemlich sicher unter dem jetzigen SPA sogar noch Schlimmeres droht, finde ich einen Barockhochhaus einmal eine witzige Abwechslung. Gibt es überhaupt eine Planung für den Fall des Hochhauses?

  • Ähm - das kann nicht sein ernst sein?! Das Ding muss weg. Oder zumindest die obersten 6 Geschosse und dann kann er es ja nochmal umbauen. Bisschen angleichen meinetwegen, aber "Hochhausbarock" ist doch laecherlich. Das ist doch ne Ente von Herrn Trapp.

    Als ich das grad las kam mir nur der Wortlaut in den Sinn, welchen man gern mal in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hoert: "Barockhure Dresden" - zugegeben wir haben ein Faible dafuer, weil es eben Dresden IST, aber ich mein so schlimm muss es ja dann wirklich nicht kommen. ^^

  • An dieser Stelle nochmal meine Idee, den alten Ausstellungspalast, der einst am Strassburger Platz stand, an diese Stelle am Elbufer zu translozieren mit schöner Freitreppe vor dem Eingang, die bis zur Elbstraße reicht. Das würde der Elbkurve ein weiteres Juwel geben und eben diesen unsäglichen Plattenbauunsinn dort vergessen machen und eben dieses Gebäude mit seiner tollen Kuppel zurückholen, auf das selbst Paris ein wenig neidisch wäre. Das würde auch die Gehmöglichkeiten entlang dem Terrassenufer ausdehnen und vlt. sogar einmal bis hin zur rekonstruierten Jägerkaserne führen (träum). Man stelle sich vor, nach dem Belvedere und einer rekonstruierten Carolabrücke käme noch das
    http://www.johannstadtarchiv.de/files/ausstellung_b.jpg
    und danach das:
    http://www.verschwundene-bauwerke.de/__we_thumbs__/…aserneFquer.jpg

    An besagter Stelle standen „nur“ relativ normale Häuser, die man durchaus in andere Lücken der Stadt wieder aufbauen könnte:
    http://www.ansichtskarten-wenzel.de/images/product…0015_4247_0.jpg
    http://www.ansichtskarten-wenzel.de/images/product…/006_1263_0.jpg
    Und hier besagter Block an der Carolabrücke:
    http://4.bp.blogspot.com/-g1ckgGo6fIA/U…nplatz_1902.jpg
    Die Palastflügel würden ja nicht den ganzen Straßenzug beeinträchtigen, sondern nur die paar Häuser unmittelbar am Ufer, sodass definitv eine Reko dieses Eckbaus und des Straßenzuges Marschallstraße möglich wäre. Gegenüber der Stelle steht ja das: http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/Dresd…ministerium.jpg
    Also durchaus imposant wäre das und der Ausstellungspalast dort dennoch filigran genug, um Dresden zu sein und das Elbufer würdig zu erweitern (Solitär, Kuppel, Türmchen). Wenn ich Geld hätte . xD Was man da rein machen könnte? Sicherlich irgendeine Ausstellung oder Bühnen. Und wenn Hochwasser kommt, dann werden auf die obersten Stufen der Freitreppe, die als Wall dient, mobile Wälle gestöpselt:
    http://images.derstandard.at/2013/06/05/1369406555724-wall.jpg

    Fände ich sehr sehr atttaktiv! =)

  • @ Barockhochhaus

    Es ist wirklich traurig, auf was für einem Niveau die SZ hier berichtet. Bestimmt sprach Herr Trapp davon, seine Immobilie besser an das "barocke Elbpanorama" anpassen zu wollen und heraus kommt dann ein Barockhochhaus. Was für ein Unsinn!
    Dabei wäre es ein Leichtes gewesen, die Pläne von Herrn Trapp zu recherchieren. Diese hat er nämlich beim Büro Rohdecan in Auftrag gegeben, die eine modernistische Fassade sowie Anbauten zur besseren Einordnung der Scheibe in den Stadtraum planten.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Man kann einfach nur staunen, was für Pfuscher doch für die Stadt arbeiten. Beispielhaft finde ich auch die Verträge, die (nicht) die Gebäudeabstände am Neumarkt (Schützresidenz) geregelt haben. So etwas darf, meines Erachtens, bei solch wichtigen Projekten (an denen ja auch eine Menge an Folgeinvestitionen hängen) nicht passieren. Nun haben wir auf sicherlich lange Zeit mit diesem architektonischen Nichts zu leben, welches uns den Blick vom Neustädter Ufer aus versaut und außerdem noch zukünftige Stadtreparatur verhindert. :applaus:

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Dresden macht sich letztlich doch alles selber kaputt. Wenn man auf der Website bausituationdresden nachschaut, was hier in Massen für ein Schrott gebaut wird, dann muss man irgendwann sagen, dass man es scheinbar einfach so will. Punkt. Und wenn man dann noch so dilettantisch arbeitet und nicht mal in der Lage ist, Verträge ordentlich zu formulieren, dann ist man selber schuld.

    Ich frage mich nur immer, was man mit dieser städtebaulichen Entwicklung bezweckt. Was man immer noch nicht verstanden hat, ist, wie wertvoll die Marke Dresden eigentlich ist. Man könnte so viel aus dieser Stadt herausholen. Aber anstatt das Potential zu nutzen und die Kernmarke zu bedienen, und die ist nun mal die der Barockstadt, baut man eine Bausünde nach der anderen.

    Man muss sich mal vorstellen, dass man Investoren hat, die darum betteln, barocke Bauten am Neumarkt bauen zu dürfen, auch wenn sie nicht Leitfassade sind und es wird ihnen einfach untersagt. Früher wurde immer die Mär verbreitet, Rekos seien zu teuer und es würden sich keine Investoren finden. Dies ist eine glatte Lüge. Man lässt die Investoren, die historisch bauen wollen, einfach nicht.

    Stattdessen geht der Würfelhusten selbst in der direkten Altstadt munter weiter. Dass man hier an dem Ast sägt, auf dem man selber sitzt, scheint man weder in der Verwaltung noch in der Politik zu sehen. Letztlich schadet man sich aber nur selbst.

    APH - am Puls der Zeit

  • Servus,

    wollte nur mal darauf hinweisen, das in dem SZ-Artikel auch eine Umfrage verlinkt ist - bis jetzt liegen die Hotelbeschützer klar vor den Freunden eines ungetrübten Blickes auf die Loschwitzer Höhen von der Brühlschen Terrasse aus! Weiterhin gibt es einen Entwurf von vor 3 Jahren zu einem Fassadenumbau.

    Beste Grüße Andreas

    Korrektur: der Link ging leider nur mit Login, ebenso wie die Artikel zum Thema. Abstimmungsergebnis 54% für den Bestand des Hotels; 39 % für Abriss, 7 % ohne Meinung bei 848 Stimmen.

  • Man kann einfach nur staunen, was für Pfuscher doch für die Stadt arbeiten.

    Sehr richtig!
    Der eigentliche Skandal ist in diesem Falle aber nicht der Vertrag, der , in den Zeiten des Umbruchs geschlossen, sicher seine Schwächen haben dürfte, sondern vielmehr die Tatsache, dass man es von Seiten der Stadt hat auf einen Prozess ankommen lassen. Nicht zuletzt "bemühte" man sich im Vorfeld um einen Vergleich, wobei sich die Position der Stadt meinem Kenntnisstand nach nicht signifikant geändert haben dürfte. Fatal, wenn man sich auf juristisch derart dünnem Eis bewegt und verständlich von Seiten des Inhabers, der diesem Treiben nicht mehr zuschauen wollte und stattdessen Rechtssicherheit einforderte. Der Verlierer ist natürlich das Stadtbild!

    Hier einige wenige Auszüge aus den DNN:

    Zitat

    Dahlke-Piel* meinte zu dem Vertrag kurz, knapp und vernichtend: "Da steht viel Lyrik drin." So heißt es in dem Dokument lediglich lapidar, dass der Käufer des Hotels Verständnis für den Standpunkt der Stadt zeige. "Die Kammer hat nicht darüber zu befinden, ob es schönere städtebauliche Lösungen als das Hotel gibt", stellte die Vorsitzende klar.


    *Es handelt sich um die Präsidentin des Verwaltungsgerichts Dresden.

    Zitat

    Hotelbetreiber Max Trapp kaufte das Gebäude seinerzeit nicht von der Stadt, sondern von der Treuhand. "Auf den Kaufvertrag hatten wir keinen Einfluss", erklärte eine Vertreterin des Rechtsamtes. Den städtebaulichen Vertrag schlossen die Stadt und Trapp ab, weil der Investor die Genehmigung für den Bau des Frühstückspavillons und eines zweiten Treppenhauses dringend benötigte. Im Gegenzug verpflichtete er sich dazu, Verständnis für die Belange der Stadt zu zeigen.

    Zitat

    Sollte eines Tages die Stadt einen Bebauungsplan aufstellen, so der Vertrag, so sollte Trapp die Option erhalten, das Grundstück Terrassenufer 14 zum Verkehrswert zu erwerben. [...] "Der Vertrag ist zu unbestimmt. Die Stadt erhält alles, der Hotelbetreiber nichts. Die Voraussetzungen für eine Abrissverpflichtung liegen nicht vor", erklärte Dahlke-Piel.

    Quelle: DNN vom 12.02.2014, S. 13.

    Im Stadtrat stieß die Entscheidung auf ein geteiltes Echo. Während die Linke, mit dem Verweis auf die 40 gesicherten Arbeitsplätze, das Urteil begrüßte, drückten die Grünen ihr Bedauern aus. Grünen-Stadtrat Thomas Löser betonte, dass Herr Trapp immer gewusst habe, dass die Stadt den Abriss wolle und eine einfache Sanierung deshalb kaum akzeptabel sei. Seiner Meinung nach müssten mindestens drei Geschosse des Bauwerkes abgebrochen werden. Von den anderen Fraktionen war leider nichts zu hören.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • ^ ^ oder was man heute eben unter Barock versteht...

    Sehr bitter das Ganze, zum Schaden des Stadtbildes, mal wieder....eine Stadt, die sich blamiert hat bis auf die Knochen und sinnlos Steuergelder verschwendet hat, eine Bausünde, die uns weiterhin erhalten bleibt und die Erkenntnis, dass die Dresdner mit ihrer perforierten und sozialistischen Stadtbauödnis wohl doch zufriedener sind, als ich dachte...

    Ich weiß gerade nicht, was ich schlimmer finde... :blink:

    Vielen Dresdnern scheint übrigens nicht bewusst zu sein, dass von ihrer "unbedingt erhaltenswerten Ostmoderne" nach dem rohdecanschen quietschbunten Umbau nix mehr übrig sein wird.

    P.S. Aber Glückwunsch an Herrn Trapp und seine 40 Mitarbeiter. Die haben Grund zur Freude.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia