Frankfurt a. M. - die Altstadt - früher, gestern und heute

  • Ich will in diesem Faden – angeregt durch Booni und durch meine Bilderreihe über die Hauptwache - mal versuchen, die Zerstörung und den partiellen Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt zu dokumentieren. Gegenübergestellt sind anhand im Netz auffindbarer Bilder also noch (bzw. wieder) stehende Bauten in der einstigen Altstadt

    1. vor 1945
    2. 1945 und
    3. im heutigen Zustand.

    Rententurm (1456), Bernusbau (1717) und Burnitzbau (1843)

    Vor dem Krieg (um 1920)

    1945

    Ganz links sieht man noch ein stehengebliebenes Haus.

    Heute, nach dem Wiederaufbau. Anstelle des Hauses steht heute der Betonklotz des Historischen Museums

    Quellen: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Das schmale Haus linken Bildrand (Name und Baujahr kenne ich nicht) hingegen ist, wie man sehen kann heute noch erhalten, das auf dem Vorkriegsfoto noch zu sehende Nachbargebäude leider nicht.


    Die St. Leonhardskirche (1219, Frankfurts älteste Kirche)

    vor dem Krieg

    1945

    Quellen: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Heute
    http://www.martinzimmermann.de/hw17.jpg
    (Die Wolkenkratzer sind übrigens weiter weg, als es auf dem Bild aussieht, ganz so schlimm ist es selbst in Ffm noch nicht)


    Die Nikolaikirche (ab 1270, Umbau ab 1440)

    vor dem Krieg

    1945

    Quellen: http://www.altfrankfurt.de">http://www.altfrankfurt.de

    Heute

    Quelle: http://www.pixelquelle.de">http://www.pixelquelle.de

    Die mittelalterliche „Ostzeile“ (auch Samstagsberg, 13.-17. Jh.)

    vor dem Krieg

    1945. Links unten sieht man noch das Erdgeschoß des Hauses „Großer Engel“. Mehr war nicht übrig, und auch dieser Stumpf wurde später beseitigt.


    Quellen: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Die 1983/84 rekonstruierte Ostzeile, wie sie heute aussieht

    Quelle: http://images.encarta.msn.com">http://images.encarta.msn.com

    Der [lexicon='Römerberg'][/lexicon] im Jahr 2002 – hoffentlich geht es dort auch 2006 wieder so zu...

    Quelle: http://www.vfr-bockenheim.de">http://www.vfr-bockenheim.de


    Der Römer (ursprünglich Privathäuser, ab 1405 von der Stadt erworben und zum Rathaus umgebaut)

    Um 1880, so wie er seit dem Mittelalter aussah, noch ohne Balkon und Fassadenzierat

    Nach dem Umbau um die Jahrhundertwende

    1945

    Quellen: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Heute, nach dem Wiederaufbau

    Quelle: http://www.pusack.org">http://www.pusack.org

    Die beiden Häuser „Salzhaus“ und „Frauenstein“ (1. und 2. von rechts) sind leider im Stil der 50er aufgebaut worden, nur die Erdgeschosse sind noch original. Beim Salzhaus wurde auch noch die Stockwerkeinteilung verändert, was eine Fassadenrekonstruktion erschweren würde.

    Der wiederhergestellte Kaisersaal im Römer
    http://homepage2.nifty.com/izmreise/Deuts…kaisersaal1.jpg

    Das Neue Rathaus (Anbau des Römers, Anfang des 20.Jh.)

    Quelle: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com


    Heute, vereinfacht wiederaufgebaut. Im Hintergrund der beim Wiederaufbau verstümmelte Turm „[lexicon='Langer Franz'][/lexicon]“, dessen Wiederherstellung bisher am Geld scheiterte.

    Quelle: www2k.biglobe.ne.jp

    Schlimm ist vor allem die häßliche Dachaufstockung beim rechten Gebäudeteil. Ein neues Dach (die Wettbewerbsentwürfe reichten von einer Beinahe-Kopie des alten Daches bis zu abenteuerlichen schiefen Glaskonstruktionen) war geplant, ist aber wegen leerer Kassen auf Eis gelegt worden.

    Das Haus "Zum Kranich", historisierender Bau um 1905

    Quelle: http://www.linnemann-archiv.de">http://www.linnemann-archiv.de

    Die Obergeschosse wurden im Krieg stark zerstört und später abgetragen, das Erdgeschoß blieb erhalten. Nach dem Wiederaufbau in den 50er Jahren sieht das Haus heute so aus:

    Quelle: http://www.irishpalatines.org">http://www.irishpalatines.org

    Die Zahl der Geschosse stimmt noch, so daß man die Originalfassade rekonstruieren könnte.

    Die (noch stärker zerstörten) Nachbarhäuser wurden nicht wiederaufgebaut. Die heutige Häuserzeile, die dort steht, ist, finde ich - verglichen mit den billigen, monotonen 50er-Jahre -Wohnhöfen in der übrigen Altstadt relativ erträglich, denn immerhin stimmen hier die Proportionen:

    Quelle: http://2.pro.tok2.com">http://2.pro.tok2.com


    Die Paulskirche (1787-1833)

    Vor dem Krieg

    1945

    Quellen: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Heute, wiederaufgebaut, aber mit einem seltsamen flachen Dach, und innen völlig verändert.

    Quelle: http://wikipedia.org">http://wikipedia.org

    Das Steinerne Haus (1464)

    Vor dem Krieg

    1945

    Quellen: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Heute, nach dem Wiederaufbau in den 60ern

    Quelle: http://www.aufbau-ffm.de">http://www.aufbau-ffm.de

    Der Dom (14. Jh.)

    Nach Brand und nachfolgendem Umbau im 19. Jh.

    1945

    Heute

    Quellen: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Das Leinwandhaus (um 1390)

    Vor dem Krieg

    1944 (links daneben das Archivgebäude, von dem heute nichts mehr steht).
    http://www.historisches-museum.frankfurt.de/bilder/125%20j…ilder/abb04.jpg

    Heute, nach Wiederaufbau

    Quelle: http://www.frankfurt.de">http://www.frankfurt.de


    Das Goethehaus (in dem Goethe 1749 geboren wurde bis 1774 lebte)
    Vor dem Krieg

    1945

    1949

    Quellen: http://www.altfrankfurt.de">http://www.altfrankfurt.de

    Heute:

    Ein Blick ins Innere:
    http://homepage2.nifty.com/izmreise/Deuts…tGoethehaus.jpg

    Hier wurde wirklich penibel rekonstruiert: Jeder Stein, jeder Balken, jeder Nagel der noch irgendwie verwendbar war, wurde beim Bau wiederverwendet. Zum Glück war zu Kriegsbeginn (in weiser Voraussicht) das ganze Haus innen und außen ausgiebig fotografiert worden, so daß bis hin zu den knarrenden Treppenstufen alles historisch getreu ist – man hat die ganze Zeit den Eindruck, man geht durch ein uraltes Haus.
    Für mich die perfekte, wahrscheinlich die beste Rekonstruktion eines zerstörten Gebäudes, die jemals realisiert wurde.

    Dennoch war der Wiederaufbau damals heftig umstritten und hatte viele Gegner. Bundespräsident Theodor Heuss sagte bei der Einweihung 1951, künftigen Generationen werde es egal sein, ob die Steine aus dem 18. oder dem 20. Jahrhundert stammen....

    Die Liebfrauenkirche (14.Jh)

    vor dem Krieg

    1945

    Quellen: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Heute (Der Anbau links, der auf dem vorigen Bild noch halbwegs erhalten war, ist verschwunden. Inzwischen hat die Kirche an dieser Stelle einen gläsernen Anbau.)
    http://germany.archiseek.com/hesse/frankfur…nkirche_lge.jpg


    Ansonsten steht noch (neben einigen andere Gebäuden):

    Das Haus Wertheim (um 1600), das einzige unzerstört erhaltene Fachwerkhaus der Altstadt. Es blieb im Krieg verschont, weil es am Zugang zum Main steht und die Feuerwehr hier einen Fluchtweg aus der Flammenhölle freihielt

    Quelle: http://www.frankfurt.de">http://www.frankfurt.de

    Das Haus zum Paradies und Grimmvogel (1775), gegenüber der Liebfrauenkirche. Im Krieg bis auf das ausgebrannte Dachgeschoß stehengeblieben. Das Mansarddach wurde in den 80ern rekonstruiert.
    http://www.frank66furt.de/frankfurt/alt004.jpg

    Und nun noch ein Haus, das leider nicht wieder aufgebaut wurde:
    Die Goldene Waage (1618), vor dem Krieg das außen und innen am besten erhaltene Fachwerkhaus der Altstadt.

    um 1920

    1945

    http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Und so sieht es heute am einstigen Standort des Hauses aus:

    Quelle: http://www.taunus-wetterau-limes.de">http://www.taunus-wetterau-limes.de

    Dort schaut man heute auf römische Ausgrabungen neben dem Technischen Rathaus. Nach dessen Abriß (auf den wir ja wieder hoffen dürfen) sollen nach den bisherigen losen Planungen auch diese Ausgrabungen überbaut werden. Der Platz ist also frei, eine Reko der Goldenen Waage wäre möglich. Einige Teile der Erdgeschoßarkaden existieren sogar noch (an einer Villa eingebaut).
    Trotzdem eher unwahrscheinlich....

  • @ Schloßgespenst:

    Sehr schöne Vergleichsbilder, auf die habe ich schon lange gewartet.

    Ich denke, zu unser aller allgemeinen Zufriedenheit gereichen die Beispiele Ostzeile, Steinernes Haus, Leinwandhaus.

    Beim Neuen Rathaus muss sich zweifellos was tun. Ansonsten wäre es noch gut, wenn am [lexicon='Römerberg'][/lexicon] noch die eine oder andere Fassage rekonstruiert würde. Wie du sagtest, das Potential ist da.

    Die Rekonstruktion der Goldenen Waage wäre natürlich ein Traum.

    Ein bisschen umständlich die Darstellung des Bildes von der Nikolaikirche heute. Ehrlich gesagt, bin ich über den Link bisher noch nicht zu dem Bild vorgedrungen...

  • Sehr schöne Arbeit von Dir, Schlossgespenst. Ich denke, dass die Gegend zwischen Römer und Dom einiges an Rekos zulässt bzw. könnte man gestalterische Missgriffe der letzten 50 Jahre hier eher beseitigen als auf der Zeil, an der Haupt- oder Konstablerwache. Insbesondere würde ich mich freuen, wenn die 50er und 60er-Jahre Mietskasernen um den Dom wegkommen würden.

    Die Neugestaltung der Braubachstraße scheint meiner Meinung nach schon mal ein guter Anfang zu sein.

    Braubachstraße aktuelles Foto:
    http://www.survol.de/ffm/ffmpic04/ffm04_28.JPG\r
    http://www.survol.de/ffm/ffmpic04/ffm04_28.JPG

    Weitere Frankfurt-pics:
    http://www.survol.de/ffm/ffmpic04/ffm2004.htm\r
    http://www.survol.de/ffm/ffmpic04/ffm2004.htm

  • Frankfurt hat wirklich noch großes Potential, ein paar Maßnahmen wären z.B.:

    - Vorkriegsgebäude sollen weitgehen in den Vorkriegszustand oder früheren originalen Zustand zurückgeführt werden.
    - Gebäude, deren Erdgeschoss noch erhalten ist, haben rekonstruiert zu werden
    - Der Platz vor der Paulskirche sollte mit an der Vorkriegsbebauung, zumindest fassadentechnisch wieder bebaut werden

    ... desweiteren wäre es vielleicht mal ganz gut, eine Verlustliste zu erstellen von Gebäuden, die unbedingt rekonstruiert werden müssen.

    Außerdem fände ich es mal ganz gut, aufzuzeigen, was mit der Betonsanierung im Westend alles verlorenging.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Manchmal frag ich mich echt, was für Betonköpfe in den 70ern wohl regiert haben müssen.

    Noch in den 50ern stand dort, wo jetzt der braune, alte Commerzbank-Tower von 1974 steht dieses Juwel, das alte Bankhaus der Commerzbank:

    http://www.aufbau-ffm.de">http://www.aufbau-ffm.de

    ...vielleicht wird er ja irgendwann mal rekonstruiert, was ist denn mit dem braunem Hochhaus, steht es leer oder ist es gut vermietet?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ist komplett an die EZB vermietet. Da diese aber 2010 in eigene Gebäude zieht, wird die alte CoBa dann wieder frei.

    Saubere Arbeit, Schloßgespenst.

  • sehr schöne übersicht! danke!

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Wenn ich kurz auch noch zwei Fotos besteuern darf:

    Damit wir auch ein Foto vom heutigen Anblick der Nikolaikirche hier im Forum haben. Wie man sehen kann, harmoniert die Kirche außerordentlich gut mit den Fachwerkhäusern der Ostzeile. Alles in allem ist der [lexicon='Römerberg'][/lexicon] trotz einiger Macken eben doch ein schöner Platz.

    Dann noch das hier:

    Das Gebäudeensemble, von dem Schloßgespenst als erstes sprach, aus einem anderen Blickwinkel

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    Damit wir auch ein Foto vom heutigen Anblick der Nikolaikirche hier im Forum haben.

    Versteh' ich gar nicht, die "Nikolaikirche heute" ist doch in meinem Beitrag direkt zu sehen, zwar als etwas kleineres Bild, aber ohne Anklicken eines Links. Offenbar funktioniert bei Dir irgendwas nicht mit der Übertragung...

    Aber Dein Foto ist natürlich noch schöner und größer - danke! (wenn sich auch leider ganz rechts das graue Ungeheuer noch mit auf's Bild gemogelt hat...)

  • > Versteh' ich gar nicht, die "Nikolaikirche heute" ist doch in meinem
    > Beitrag direkt zu sehen, zwar als etwas kleineres Bild, aber ohne
    > Anklicken eines Links.

    Echt? Komisch. Bei mir steht an der Stelle nur "Pixelquelle.de Deine kostenlose Bilddatenbank für lizenzfreie Fotos", und untendrunter die Quelle, aber eben kein Bild. Geht das noch anderen so?

    Aber trotzdem nochmal: Insgesamt eine sehr schöne Gegenüberstellung!

  • Hmm, ich sehe die Kirche beide Male direkt, in Farbe (und Stereo...), aus derselben Perpektive wie beim großen Bild. Seltsam, da kenn' sich einer aus... :keine ahnung:

    Funktionieren die Links zu den Bildern mit dem Copyright-Rumgezicke? Ich hab eigentlich alles getestet, bevor ich's abgeschickt habe

  • Pixelquelle wird eine Trafficbeschränkung haben, daher geht's mal und mal nicht.

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    Heute sieht's da ja so aus:

    Nicht ganz, das Fermmeldehochhaus im Hintergrund ist inzwischen abgerissen worden. Dafür kommen dort zwei noch höhere Hochhäuser hin (die der "Preis" für das Palais Thurn und Taxis sind)

    Hier wäre auch ein Vorkriegsfoto (1922):

    Quelle: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Der Turm sieht so aus wie immer, der hat den Krieg ohne Kratzer überstanden - wie man auch auf diesem Bild von 1946 sieht:


    Quellen: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

  • Ich würde mal mögliche Baumaßnahmen zur Wiederherstellung der Altstadt folgendermaßen ordnen wollen:

    a) Die gesamte Frankfurter Altstadt wird vollkommen wiederhergestellt; aus unserer Sicht die Idealvorstellung, Chancen auf Verwirklichung sind gleich null.

    b) Ein Teil der Altstadt wird zwischen Dom und [lexicon='Römerberg'][/lexicon] wiederhergestellt, ermöglicht durch den Abriss des Technischen Rathauses. Ein sehr viel begrenzterers Unterfangen als a), aber dennoch unwahrscheinlich.

    c) Bei der Neubebauung des Areals zwischen Dom und [lexicon='Römerberg'][/lexicon] werden zumindest einzelne, besonders markante historische Gebäude wiederhergestellt. Immerhin wäre dies im Bereich des Möglichen. Neue Gebäude in diesem Bereich sind dann so zu gestalten, dass sie sich harmonisch einfügen.

    d) Am [lexicon='Römerberg'][/lexicon] selbst werden einige Gebäude (von denen ja in der Regel noch das Erdgeschoss steht) wiederhergestellt. Zwar gibt es kein konkretes Vorhaben zur Zeit, dennoch sind die Chancen, dass so etwas in den nächsten Jahrzehnten mal gemacht wird, vermutlich gar nicht mal schlecht.

    e) Der Lange Franz und andere Rathaustürme kriegen ihre alten Dächer wieder. Hier bin ich eigentlich ziemlich zuversichtlich, dass das irgendwann in den nächsten Jahren geschehen wird. Eventuell wird auch das Dach des Nordbaus rekonstruiert.

    Außerdem wird ja das Historische Muesuem umgestaltet werden.

    Ich denke, dass sind so die Chancen, die Frankfurt in Bezug auf seine Altstadt hat.