Dresden - der Altmarkt

  • Zitat von "Booni"

    Mich wundert es dass der 30er-Jahre-Bau nicht unter Denkmalschutz steht... und warum saniert man ihn nicht einfach? Raummäßig nimmt er doch nicht weniger ein als der Neubau, oder?

    Im Artikel steht dazu:

    Zitat

    ...
    Aufgrund statischer Probleme musste der Denkmalschutz für das Gebäude aufgegeben werden, die Abrißgenehmigung liegt vor
    ..."


    So wird das heutzutage gemacht!

    Auf der Homepage heißt es dazu mit feinsinniger Ironie:

    Zitat

    Vorsprung entsteht vor allem dadurch,
    dass man die Dinge anders angeht.
    Die PATRIZIA Immobilien AG

  • Aufgrund statischer Probleme musste der Denkmalschutz für das Gebäude aufgegeben werden, die Abrißgenehmigung liegt vor


    weshalb gibt man eine abrissgenehmigung fuer ein haus im zentrum dass der krieg ueberlebt hat????ich weiss, ist ja bauhaus architektur, aber trotzdem?? :?:

  • Warum blockiert man Rekos wie z. B. in Hildesheim, indem man Nachkriegsbaumüll unter Denkmalschutz stellt? Ganz einfach, weil der Denkmalschutz für den *rsch ist und grundsätzlich von den Politikern dahin gerückt wird, wo man ihn gerade braucht. Das gleiche hier...

  • Zitat von "van Dyk"


    weshalb gibt man eine abrissgenehmigung fuer ein haus im zentrum dass der krieg ueberlebt hat????ich weiss, ist ja bauhaus architektur, aber trotzdem?? :?:


    Einem Gebäude nur deshalb Denkmalsschutz zu gewähren, bloß weil es von "vor dem Krieg" ist - das würde mir zu weit gehen.

    (In Pirna, Meißen, Freiberg, Görlitz gibt es fast ausschließlich Häuser aus der Vorkriegszeit. Viele standen schon vor dem 30jährigen Krieg.
    Man ist von Dresden aus ganz schnell dort!)

    Ich habe kein Problem damit, ein Gebäude wie dieses Kaufhaus abzureißen, wenn stattdessen etwas Neues gebaut wird,
    das der Stadt zur Zierde gereicht.

    Im Fall der Wilsdruffer Str. hieße das, daß ein Neubau sich äußerlich zumindestes an den 50er Jahre Bauten von Herbert Schneider orientieren sollte!

    Ich verstehe auch folgendes nicht.
    Bei langen Fronten kommt den vertikalen Achsen für die Ästhetik eine besondere Bedeutung zu.
    Das ist eine Binsenweisheit und der Hauptgrund dafür, daß die Menschen Gebäude wie den Wohnblock Prager Straße oder den Kulturpalast nicht mögen.
    Wie mit den Achsen gespielt werden kann, sieht man besonders schön in der Rampischen Straße. Auch bei den Stalinbarockbauten kommen sie nicht zu kurz.

    Dieser Hotelentwurf der Patrizia Immobilien AG hat aber überhaupt keine vertikalen Achsen, stattdessen eine einfallslose Balkonlandschaft wie auf der "Straße der Befreiung".
    Er ist geistig zurückgelieben auf dem Niveau der Plattenbauten der 70er Jahre, bleibt hinter der schlichte Ästhetik des Vorkriegsbaues zurück.
    Seine Realisierung wäre kurzgesagt kein Beitrag zur Heilung der Dresdner Altstadt!

  • Nun, die "straffe Horizontale" an Einzelgebäuden ist in der Vergangenheit nichts ungewöhnliches gewesen; gerade die obersächsische Renaissance hat viele elegante Profanbauwerke hinterlassen, deren einzige struktrelle Ausrichtung die Waagerechte gewesen ist, vom Erdgeschoß bis zur obersten Schleppgaupe. Ähnliches gilt für fränkische und niederschlesische Profanbaukunst bis ins 18. Jahrhundert. Eine ähnliche Formensprache brachte erst wieder die "Neue Sachlichkeit" hervor.


    Nun verstanden es die frühneuzeitlichen Bauherren mit erworbenem Augenmaß, Zweck und Eindruck auf gefällige Weise miteinander zu verknüpfen, welche den sächsischen Wirtschaftswunderstädten der Renaissance noch heute jenes harmonische Gepräge verleiht und bereits den meisten Zwanziger-Jahre-Bauten(weißgetüncht und technokratisch) abgeht. Ganz zu schweigen vom Wilsdruffer Schuhkarton, der seine "würdige" Fortsetzung im benachbarten aluplastverkleideten Bürogebäude der Sechziger findet. Aber daß es NOCH schlechter geht, ist immerhin eine eindrucksvolle Leistung des zuständigen CAD-Kaspers.
    Respekt--- :lachen:

    Nein, die werden gedünstet

  • Also ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum sich alle hier so aufregen. Wäre der Bau aus den 50-ern, könnte der Abriss für alle hier wohl nicht schnell genug kommen. Beim Denkmalschutz sollte es um architektonische Qualität und nicht um die Erbauungszeit gehen. Das Gebäude ist nun wirklich keine Schönheit. Wenn man allerdings dabei ist, könnte man das Linde Haus gleich mit abreißen. Das ist noch schlechter.
    Worüber sich hier wohl die meisten aufregen, und das zu Recht, ist, wie der Denkmalschutz auf teilweise haarsträubende Weise ihre Kriterien, was ein Denkmal ist und welches nicht, dehnen. Und wie immer geschickt Gründe wie mangelnde Statik herangezogen werden, um stilistische "unbeliebte" Bauten, die nicht der Ideologie entsprechen, abzureißen. Was hier sicherlich für das Gebäude spricht ist nicht die Zeit, aus der es stammt, sondern die Tatsache, dass es als eines der wenigen die Bombennacht und die anschließende Abräumung überstanden hat. Ob es dadurch allerdings ein Denkmal ist, ist schwer zu sagen.

    APH - am Puls der Zeit

  • also ich finde das gebäude nach wie vor interessant. meines wissens steht in der dresdner innenstadt auch nicht mehr allzuviel aus den 20er-30ern rum. warum man jetzt noch die letzte reste beseitigt, ist mir unklar und kommt mir bei den unzähligen brachflächen in unmittelbarer nähe auch sonst nicht sonderlich sinnstiftend vor. genauso wie die auszubrechende hotel-manie dort.

  • Also mir hat das Gebäude immer gefallen, es passt sich städtebaulich hervorragend ein, so wie es ein einfacher Puztfüllbau am Neumarkt tun würde. (Auf dem von Harmonica gezeigten Bild kommt das Gebäude etwas schlecht weg.)

    Man beachte vor allem die farbliche Abstimmung: Der freundliche Ockertonputz ergänzt die Altmarktexponate in bester Weise.
    Auch besteht dieses Gebäude aus zwei Teilen, um den höheren Verbindungsbau mit rotem Satteldach tut es mir besonders leid.

    Was bekommen wir aber stattdessen?
    Wie üblich nur einen langgezogenen Baukörper in völlig unpassenden Farben (schwarz !!!) und einer peinlich unkreativen Glasumrandung.

    Der wahre Schandfleck der Straße, das benachbarte Linde-Haus, wird bestimmt vollsaniert.
    Ebenso wie es demnächst am zweiten Schandfleck Pirnahochbau geschieht.

    Ciao.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat

    Mit den Vorarbeiten werden die wohl letzten erhaltenen Schienen der alten Pferdebahn auf der Osthälfte des Altmarktes verschwinden. Das Gleispaar stammt aus den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts. Die zum Pirnaischen Platz führende König-Johann-Straße (heute Wilsdruffer Straße) wurde erst 1888-90 durchbrochen. Die Pferdebahn musste deshalb zunächst den Umweg über Kreuz-, Gewandhaus- und Johannesstraße nehmen und dazu den Altmarkt überqueren.

    [...]

    Zunächst hatte die Stadt 1890 nur der „Roten“ Straßenbahngesellschaft die Befahrung der König-Johann-Straße gestattet, um ihr einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber der bereits etablierten „Gelben“ Linie zu verschaffen. Diese musste noch bis 1896 die alte Umwegstrecke fahren. Danach wurde der 370 Meter lange Streckenabschnitt als erster in der Geschichte der Dresdner Straßenbahn stillgelegt.


    Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1461715

  • Mal was anderes vom anderen Markt:


    Zitat

    1370 fand der Stadtmarkt am Treffpunkt von Wilscher Gasse und Elbgasse erste Erwähnung. Wahrscheinlich stammen aus dieser Zeit auch die Pflastersteine, die Andrzej Hoppel als mittelalterliche Straße bezeichnet. Daneben liegen zum Teil schon ziemlich morsche Holzrohre. Sie dienten zu Zeiten von Kurfürst Moritz Mitte des 16. Jahrhunderts als Wasserleitungen.

    [...]
    So finden die Archäologen nahezu in der Mitte des Platzes erst wieder das Fundament und Einfassungen des Germania-Denkmals.


    Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1488160

  • Sind das eigentlich Kellerreste, die man da gefunden hat? Oder hat man einfach Erde über das alte Rathaus geschüttet?

    --
    Aenos

  • Zitat von "rakete"

    SOFORT REKONSTRUIEREN!


    Moment - so abwegig ist dieser Vorschlag nicht. Den KP werden wir noch viele Jahrzehnte an exponierter Stelle ertragen dürfen; ohne daß seine "herausragende" Fassade gemildert würde. Das Rathaus stünde doch ziemlich direkt auf der anderen Straßenseite und würde den Altmarkt nach Norden hin abschließen. Putzfassade, länglicher Baukörper und ein 60 ° geneigtes Dach; was brauchts mehr ?

    Und was das Rekonstruieren von Gebäuden angeht, die seit Jahrhunderten aus dem Stadtbild verschwunden sind, dürfte Dresden auch keine Berührungsängste haben.

    Eine "Rekonstruktion" könnte in einem auf Pfeilern gegründeten Gebäude oberhalb der freigelegten und als Ratskeller("Alt ?" - "Ja, SEHR alt!") genutzten Neubau münden. Der Altmarkt würde "unzulässig" verformt bzw. in eine fremdartige Form gepreßt ? Richtig - aber den Kampf hat man doch seit 1945 freimütig verloren. In der gesamten Stadt.

    Nein, die werden gedünstet

  • Diese Woche stand in der SZ, dass auch das Areal des ehem. Kaufhaus Renner einen Investor gefunden hat. Dieser plant ein weiteres Hotel. Es handelt sich hierbei um das Grundstück zum Altmarkt zu - auf dem hinteren Grundstück zum Külz-Ring ist ja bereits ein Hotel in Planung. Laut Feßenmayr muss der Investor einen Architekturwettbewerb ausschreiben. Dabei soll keine historische Fassade wiederentstehen, vielmehr soll sich der Bau auf das benachbarte Allianz-Gebäude ("Legohaus") beziehen.