Dresden - der Altmarkt

  • war nicht angedacht, dass die Trinitatiskirchenruine die Funktion als Erinnerungsstätte erfüllen soll? Ansonsten hätte man (anstatt nur den Turmhelm) gleich das ganze Dach und das Innenleben wiederherstellen können!

  • Ein Denkmal hätte es schon längst geben sollen, ich wundere mich schon immer das es keins gibt.Der Altmarkt ist dafür der angewiesene Platz, statt des Germania-Denkmals.

    In Rotterdam ist z.B. das Denkmal "der verwüstete Stadt" von Ossip Zadkine DAS Symbol schlechthin geworden des Bombardements von 1940.

  • Zitat

    Gedenken. Bürger und demokratische Parteien planen ein würdiges Denkmal für die Opfer vom 13. Februar 1945.
    „... Allerdings müsse ein Denkmal für die Opfer der Luftangriffe auch die Vorgeschichte des Krieges thematisieren. „Es darf nicht so aussehen, als ob der 13. Februar plötzlich über die Stadt kam, da muss man historisch schon genau sein...“


    Das ist doch Mumpitz. In Coventry oder London findet sich auch an keiner Stelle ein Hinweis darauf, daß die Royal Airforce ihrerseits in Deutschland gewütet hat.
    Und das ist auch völlig richtig so.
    Wer an einem Ort großer Opfer gedenkt und gleichzeitig andere Opfer von anderen Seiten mit einbezieht, der verwässert, relativiert, verkompliziert oder gar: entwertet die Trauer.
    Ich finde diese deutsche "Sowohl-als-auch-Mentalität" zum kotzen!

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Ich halte sehr viel von einem Ort des Erinnerns und der Dokumentation - beispielsweise im Rahmen eines Museums, gern direkt in der Innenstadt.

    Aber mit einem - zwangsläufig - eher abstoßend gestalteten Denkmal (vielleicht in Form eines metallischen Scheiterhaufens), mit original verfärbten Pflastersteinen, kann ich mich nicht anfreunden. Wieso immer Wunden künstlich offenhalten und konservieren und alle Besucher der Stadt ständig darauf stoßen? Aufbruchstimmung und positive Identifikation mit der Stadt werden dadurch jedenfalls nicht gefördert.

  • Mein Vorschlag wäre ein Brunnen auf dem Altmarkt, der dem expressionistischen Vorbild von Poelzig im Großen Garten nahekommt; in Form einer Blüte, die aus einem mit grob behauenen Steinen markierten "Trümmerfeld" hervorwächst.
    Hart-Kristallin(ähnlich dem ersten Entwurf zum Hygienemuseum) oder eher weich-geschmeidig; beide Varianten sind denkbar - bei einem möglichst warmen Farbton; evt. mit innerer "Flamme" bei Nacht.

    Zeitgenössisch - aber keine abstoßende Pseudokunst a la Schrottplastiken. Aber sowas wäre wohl zuvielen Entscheidungsträgern viel zu idealistisch und pathetisch. Schönheit ist verdächtig, deshalb werden es zerissene Figuren, unidentifizierbare "Gesichter" und eine Mahnung an die deutsche Urschuld werden. Oder ist der Wiederaufbau so depremierend geraten, daß sich einige Leute schämen, daß ihm in "wohlgefälliger" Form gedacht wird...;)

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat

    die Erinnerungsstätte werde 300 Quadratmeter groß und bestehe aus der Bodenmarkierung sowie einer gestalteten Fläche. [...] Laut der CDU-Pläne ist die Bodenmarkierung so in die Erinnerungsstätte zu integrieren, dass sie weder überbaut noch betreten werden kann und „eine sichtbare Aufwertung erfährt“. Am 13. Februar 2009 soll der Gedenkort eingeweiht werden.

    Fest steht, dass diese Planungen die aktuellen Debatten um einen Trauerort für Dresden nicht berücksichtigen. Dresdens amtierender OB Lutz Vogel (parteilos) will laut Stadtsprecher Kai Schulz „in der Mahnmal-Frage die Verwaltung keinesfalls vorpreschen“ lassen. Es sei Vogel wichtig, dass dieses Thema von der Bevölkerung getragen wird, und im Konsens aller Fraktionen beschlossen werde. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass da etwas aufoktroyiert wird.“

    Die Chancen für ein Mahnmal werden schlechter, wenn es auf dem Altmarkt bereits eine Erinnerungsstätte gibt. Im Kulturausschuss wurde darüber nicht diskutiert, aber das könnte sich ändern: Noch nie haben so viele Dresdner die Forderung nach einem Mahnmal für die Bombenopfer so unterstützt, wie jetzt. Es ist aber ein so schwieriges Thema, dass sich derzeit kaum ein Kommunalpolitiker traut, öffentlich darüber zu reden. Es kommen lediglich allgemeine Hinweise: „Wenn es Menschen gibt, die eine solche Gedenkstätte wünschen, darf man sich dem nicht verweigern“, sagt Wilm Heinrich (SPD). „Es kommt nicht nur auf die Gestaltung an, sondern auch darauf, wie wir ein Denkmal inhaltlich füllen. Es müssen alle Opfer dieses Krieges geehrt werden“, sagt Christiane Filius-Jehne (Grüne). „Ich bin für alles offen, solange es stilvoll ist und dem Anlass entspricht“, sagt Jan Kaboth (Bürgerfraktion).

    Das ist nicht nur die übliche Vorsicht bei einem neuen Projekt, sondern die Furcht vor einer sehr emotionalen Dauer-Debatte über ein Dresdner Mahnmal. Selbst die Zeitzeugen sind sich in dieser Frage uneins. Die einen finden laut Matthias Neutzner von der Interessengemeinschaft 13. Februar die „Gravuren des Krieges“ in der Stadt ausreichend. Andere befürworten ein zentrales Mahnmal. „Die Erlebnisgeneration hat ein Recht darauf, an dieses Erlebnis zu erinnern“, sagt er. Die Frage ist, wie das geschehen soll, und ob die Enkelgeneration dieselben Ansprüche hat.


    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1414924

  • Und wieder einmal offenbart sich das gestörte Verhältnis zum eigen Volk.

    Zitat

    Noch nie haben so viele Dresdner die Forderung nach einem Mahnmal für die Bombenopfer so unterstützt, wie jetzt. Es ist aber ein so schwieriges Thema, dass sich derzeit kaum ein Kommunalpolitiker traut, öffentlich darüber zu reden.

    Der Sinn und Zweck der sogenannten Volksvertreter besteht darin das Anliegen des "Wahlviehs" zu unterstützen. Wenn das Anliegen nun darin besteht ein Mahnmal für die Dresdener Bombenopfer zu schaffen, dann sollten diejenigen mit Rückgrat vorpreschenund sich dem entsprechend positionieren. Allerdings ist in einigen Köpfen scheinbar "Deutsche Täter können keine Opfer sein" eingebrannt, so zumindest kommt mir der Hintergrund des Zögerns vor. Wenn dann auch noch ein Grüner verlauten lässt "es müssen alle Opfer dieses Krieges geehrt werden" dann ist das in meinen Augen nichts als Relativiererei.

    Die Frauenkirche ist in Dresden das zentrale Mahnmal gegen Krieg und zur Erinnerung aller Opfer, jetzt ist es an der Zeit eines nur für die Opfer der Bombardements zu errichten. In Bezug auf die Gestaltung schliesse ich mich Wissmut an. Wie ich aber einige meiner Landsleute kenne wird aus dem Mahnmal wahrscheinlich ein halbgarer Kompromiss, zerredet in unzähligen Stadtverordnetenversammlungen und Feuilletons.

    Es könnte alles so einfach sein, wäre nicht der Deutsche des deutschen ärgster Feind.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Zitat

    wird aus dem Mahnmal wahrscheinlich ein halbgarer Kompromiss


    Ich glaube das ist in diesem Falle auch mehr der springende Punkt: gerade weil es (v.A. auch in der Art und Weise) ein Kompromiss wird, kann es der Tragik des Verlustes der Bombenopfer nicht gerecht werden und das macht die Sache so delikat und keiner der Politiker nimmt deswegen das Heft in die Hand. Ich persönlich finde es auch nicht so einfach, nur wie ich schon einmal schrieb hat jetzt, wo die Frauenkirche als Mahnmal "wegfällt" höchstens die Trinitatiskirchruine diese "Rolle", allerdings ist sie nicht so zentral. Ein Mahnmal a la Berliner Holokaistmahnmal wäre unangebracht, da sinnentlehrt!

  • Zitat

    Wenn dann auch noch ein Grüner verlauten lässt "es müssen alle Opfer dieses Krieges geehrt werden" dann ist das in meinen Augen nichts als Relativiererei.

    In der Tat. Ich wüßte gerne mal, was passieren würde, wenn ein Politiker fordern würde, in Auschwitz müsse auch der Opfer des Bombenkriegs und der Vertreibungen gedacht werden ... da wäre das Geschrei aber groß.

  • Zitat von "Philon"

    In der Tat. Ich wüßte gerne mal, was passieren würde, wenn ein Politiker fordern würde, in Auschwitz müsse auch der Opfer des Bombenkriegs und der Vertreibungen gedacht werden ... da wäre das Geschrei aber groß.

    Vielleicht hat jemand vor ein paar Jahren mitverfolgt, was passierte, als die Polen in Auschwitz weiße Kreuze aufstellten, um ihrer dort umgekommenen Landsleute zu gedenken... . Kurva, nie dobsze! Nicht einmal die Polen dürfen in ihrem eigenen Land ihrer Opfer gedenken. Manche sind eben mehr wert als andere und zahlen daher Mehrwertsteuer :gg:

  • Wenn man mal nur den ästhetischen Aspekt betrachtet:
    Bisher sind ja für den Altmarkt die 2 häßlichen und erst recht funktional überflüssigen Springtürme geplant. Wenn ein Mahnmal der Preis ist, diese Türme loszuwerden, soll es mir recht sein auch wenn es ästhetisch nur Mittelmaß werden sollte. Denn die bisherigen Türme kann man ohnehin kaum unterbieten. Außerdem finde ich auch dass der Altmarkt wegen der Leichenverbrennung der richtige Gedenkort ist.

  • Dieses Bodenmahnmal soll es sein
    Von Petra-Alexandra Buhl

    Eine 300 Quadratmeter große Fläche soll auf dem Altmarkt an die Opfer vom 13. Februar erinnern.

    „Der Ort wird eine andere Bedeutung bekommen“ – Stadtsprecher Kai Schulz ist zuversichtlich, dass künftig mehr Leute die bislang meist recht unauffällige Bodenmarkierung auf dem Dresdner Altmarkt wahrnehmen. Sie erinnert an die Opfer der Luftangriffe vom Februar 1945. Der Ort ist besonders bedeutsam, weil er bis heute Spuren von den anschließenden Massenverbrennungen der Toten zeigt.

    Sobald der Altmarkt umgestaltet ist, wird das Bodendenkmal am Eingang zur Tiefgarage liegen. „Da werden so viele Menschen ein- und ausgehen, dass es wesentlich auffälliger ist und häufiger wahrgenommen wird als jetzt“, so Schulz. „Aus technischen Gründen“ müsse der Eingang in die Tiefgarage aber genau an dieser Stelle erfolgen. Laut Schulz gibt es keine andere Lösung. Die übrige Fläche des Altmarktes werde mit Granitplatten und Wasserspielen gestaltet, sodass die Bodenmarkierung in einem völlig neuen Umfeld in ihrer Wirkung sicher präsenter werde. Autos würden die Sicht auf die Markierung dann nicht mehr verdecken.

    Der Entwurf für dieses Bodendenkmal auf dem Altmarkt sei losgelöst zu betrachten von der in Dresden geführten Mahnmal-Diskussion: „Das wird ja nur ein Ort des Gedenkens in dieser Stadt von vielen anderen.“

    Ein Mahnmal habe eine andere Funktion als die Bodenmarkierung, dafür sei nicht ausschließlich der Altmarkt denkbar. Es gebe in der Stadt noch andere Plätze, die ein würdiges Gedenken an die Opfer ermöglichten.



    Quelle für Text & Bild: Schsische Zeitung [online]

  • In der SZ wurden heute erste Pläne für den Neubau anstelle des 30er Jahre Bauhaus-Gebäudes an der Wilsdruffer Str. veröffentlicht (wir hatten das Thema hier erst):


    Zitat

    „Bis 2009 wollen wir das Kopfgebäude sanieren und den Anbau durch einen Neubau ersetzen“, sagt Geschäftsführer Jürgen Kolper, der die Pläne gestern vorstellte. Von der Wilsdruffer Straße zur Altmarkt-Galerie ist ein Durchgang geplant. Das Unternehmen rechne mit Kosten von rund 34 Millionen Euro.

    Noch verfolge Patrizia drei Nutzungsvarianten: 1. Einzelhandel, Drei-Sterne-Hotel mit 220 Zimmern und Wohnen 2.Einzelhandel, Vier-Sterne-Hotel mit 208 Zimmern sowie Büros oder 3. nur Einzelhandel und Wohnen.


    http://www.sz-online.de/nachrichten/fo…=1448917&bild=1

    Wer der Meinung war, dass der bevorstehende Abriss immerhin eines der letzten innerstädtischen Vorkriegsgebäude zu verschmerzen wäre, wird durch die Planungen eines besseren belehrt. Ich hoffe, dass der Stadtrat hier noch Nachbesserungen verlangt. Zudem stellt sich mir langsam die Frage, wieviele Hotels die Stadt noch verträgt (dazu war gestern auch ein interessanter Beitrag in der SZ).

    Hier eine Ansicht vom November 2006:

  • Passt dann wenigstens besser zum Linde-Haus.
    Gut, dass ich solche Projekte bald aus weiter Ferne belächeln werde.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Mich wundert es dass der 30er-Jahre-Bau nicht unter Denkmalschutz steht... und warum saniert man ihn nicht einfach? Raummäßig nimmt er doch nicht weniger ein als der Neubau, oder?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)