Dresden - der Altmarkt

  • Also wirklich kleinteilig ist das ja bis auf den Straßenraum gar nichts. Geschäfte oder Gastronomie sind auch Mangelware. Ich denke, das war ein Fehler. Zumal ich das Argument der "kleinteilige[n] Gassenfolge" angesichts der kompletten Überbauung der südwestlichen Altstadt durch die Altmarktgalerie für etwas scheinheilig halte.

  • Scheinheilig ist da gar nichts, nur eben inkonsequent.
    Die Politik wollte zu Beginn der 90er Jahre in Anbetracht der Investorenwünsche keine mehrere Blöcke umfassenden Großstrukturen und hat sie dann, als Mitte/Ende des Jahrzehnts der Immobilienmarkt zusammenbrach und die Innenstadtentwicklung vollkommen zum Erliegen kam schließlich doch zugelassen. Die Umstände...

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Scheinheiligkeit und Inkonsequenz schließen sich ja nicht aus. Die Bauflaute um die Jahrtausendwende lasse ich hier nicht als Ausrede gelten. Bei der Erweiterung zur Wilsdruffer hin hat man es keinen Deut besser gemacht.

  • Das mit der Erweiterung stimmt natürlich. Sie war im Gegensatz zum ursprünlichen Bau des Centers ein großer Fehler, zumindest in der umgesetzten Form.
    Scheinheiligkeit trifft es trotzdem nicht, da man den an der Entscheidung beteiligten Personen keinen Vorsatz unterstellen kann. Sie, die ehrenamtlich arbeitenden Stadträte, also Laien, wussten es einfach nicht besser.

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  • Ich finde die Baufluchten an der Pfarrgasse etwas verwirrend.
    Der nördliche Bestandsbau ist in keiner Flucht mit dem südlichen Bestandsbau und dann hat der nördliche nich die Aussparung vor der Kreuzkirche.

    Und auch der neue Bau wird sich an keine der beiden Fluchten halten.

    Alles etwas wirr.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • [...]

    Scheinheiligkeit trifft es trotzdem nicht, da man den an der Entscheidung beteiligten Personen keinen Vorsatz unterstellen kann. Sie, die ehrenamtlich arbeitenden Stadträte, also Laien, wussten es einfach nicht besser.

    Na offenbar hat man sich doch zu einem ähnlichen Zeitpunkt für die Schaffung der Kramergasse entschieden um, wie du gesagt hast, eine "kleinteilige Gassenfolge" zu erreichen. Wie man sich dann für den Bau eines so riesigen EKZs mitten über die alten Stadtstrukturen hinweg entscheiden konnte, ist mir ein Rätsel. Das städtische Leben zwischen Altmarkt und Wallstraße wird fast vollständig von einem riesigen Gebäude geschluckt. Ein Stadtraum ist überhaupt nicht erkennbar. Die wenigen Freiflächen haben überwiegend den Charme von Anlieferungszonen.
    Zusammen mit dem Advanta-Riegel ist die Altmartkgalerie m.E. der größte städtebauliche Fehler in der Dresdner Innenstadt seit 1990.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia (2. April 2016 um 21:23)

  • Zwischen den beiden Entscheidungen (Kramergasse und Altmarktgalerie) lagen schon ungefähr 8 Jahre und - wie gesagt - extreme Umbrüche auf dem Immobilienmarkt.
    Die Altmarktgalerie war insofern kein städtebaulicher Fehler, da sie das Zentrum als Handelsschwerpunkt effektiv gegenüber der Peripherie gestärkt und damit weitere Folgeinvestitionen ermöglicht hat. Insofern hat sie, trotz aller Nachteile, die Entwicklung des Zentrums beschleunigt.

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  • Ich bin zugegebenermaßen zu jung, um mich persönlich an seinerzeitige Diskussionen erinnern zu können. Nachdem was ich gelesen habe, begann die Bebauung der Südseite des Altmarkts 1998 bzw. mit Ausgrabungen 1997 und der Bau der Altmarktgalerie im Frühjahr 2000. Selbst wenn man für beide Projekte eine lange Vorlaufzeit berücksichtig, so fallen sie doch ungefähr in den gleichen Zeitraum.
    Ich kann mir zwei zu ähnlicher Zeit getroffenen aber sich städtebaulich diametral entgegenstehen Entscheidungen tatsächlich nur mit von dir genannten wirtschaftlichen Erwägungen erklären. Gewissermaßen handelt es sich dabei aber auch um einen selbst geschaffenen Mythos. Schließlich hätte man ähnlich moderne Einzehandelsfläche auch in einer angemesseneren, zumindest optisch kleinteiligeren Bebauung schaffen können. Die vielen Projekte der 90er Jahre, gerade auch in den völlig zerklüfteten Dresdner Vorstädten, die erstmals wieder Blockrandstrukturen aufgriffen, sind dafür ein gutes Beispiel. Zu sagen, die Überbauung in dieser Form sei der saure Apfel, in den man beißen musste, kling eher wie eine Ausrede.

  • Die Altmarktgalerie ist ja auch durch die 50er/60er Jahre Bebauung fast vollständig von der städtebaulichen Umgebung abgegrenzt, vor allem zum Altmarkt hin. Die Bebauung dort folgt der recht typischen Riegelstruktur dieser Zeit, die ja selber schon nur noch geringen Bezug zur historischen Situation hat. Es ergibt sich eine große innenhofartige Situation, wenn man sich die Altmarktgalerie mal wegdenkt.
    Die Quartiere an der Kreuzkirche sind dagegen unmittelbar an den umgebenden Stadtraum angeschlossen. Da finde ich es insgesamt nicht unangemessen, auf die beiden Situationen unterschiedlich zu reagieren. Dass die Altmarktgalerie weder architektonisch noch städtebaulich attraktiv ist, steht auf einem anderen Blatt.

  • Ein paar Giebel oder Zierelemente würden dem Bau jedenfalls guttun. Vielleicht könnte man den Bauherren vor Ort diesbezüglich noch zu kleinen Nachbesserungen anregen? Vielleicht die GHND? Wenn ich ihm schreibe, bringt das nichts, da wohl für den Papierkorb.

  • Der Finanzausschuss des Dresdner Stadtrates hat dem Verkauf des Grundstücks MK4 am Altmarkt für eine Summe von 6,5 Millionen Euro zugestimmt. Der Erwerber, die Revitalis, gedenkt rund 50 Millionen Euro in den Bau eines Wohn- und Geschäftshauses zu investieren. 15% der Wohnungen werden sozial gebunden für einen Quadratmeterpreis von 6,50 Euro vermietet. Ansonsten entstehen Eigentumswohnungen.

    http://www.dnn.de/Dresden/Lokale…t-wird-verkauft

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die Stadt Dresden hat auf ihrer Seite das Ergebnis des Gutachterverfahrens für die Fassadengestaltung des Quartiers MK4 veröffentlicht, das in den nächsten Monaten durch die Revitalis bebaut werden soll.

    http://www.dresden.de/de/stadtraum/p…tmarkt-MK-4.php

    Unter den insgesamt schwachen Beiträgen überzeugt mich die Arbeit des Büros Wörner, Traxler und Richter am meisten. Immerhin kann man ihr eine architektonische Haltung zugestehen, die durchaus auch eine gewisse Gefälligkeit ausstrahlt. Leider aber ist sie dem Standort nicht wirklich angemessen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Der Entwurf steht dich schon ewig fest.
    Also ich meine das Ergebnis wurde schon vor über einem halben Jahr bekannt gegeben?

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Unter den insgesamt schwachen Beiträgen überzeugt mich die Arbeit des Büros Wörner, Traxler und Richter am meisten.

    Nur passt dieser Entwurf am wenigsten zum Umfeld, sondern stellt einen weiteren "kontrastierenden" Fremdkörper da. Dann bevorzuge ich doch einen soliden, sich halbwegs einpassenden Entwurf, z.B. von Heinle, Wischer und Partner.

  • Der Entwurf steht dich schon ewig fest.
    Also ich meine das Ergebnis wurde schon vor über einem halben Jahr bekannt gegeben?


    Ja, den Siegerentwurf hatte ich bereits vor geraumer Zeit hier im Strang präsentiert. Dennoch dürften die Beiträge der anderen Büros nicht uninteressant sein.

    Und welcher von den Entwürfen wird jetzt gebaut!?


    Der MPP-Entwurf wird umgesetzt.

    Nur passt dieser Entwurf am wenigsten zum Umfeld, sondern stellt einen weiteren "kontrastierenden" Fremdkörper da.


    Das hatte ich ja auch geschrieben.
    Die Verfasser begründen ihren in diesem Umfeld wenig passenden Entwurf übrigens damit, dass sie bewusst einen Kontrast zu den umgrenzenden Geschäftshäusern herstellen und damit die Wohnfunktion des Gebäudes stärker unterstreichen wollten. Kann man machen.

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  • Ich sehe keinen großen Unterschied in den fünf dargestellten Entwürfen. Ich kann nicht erkennen, wo der Siegerentwurf kontrastrierender sein soll als die anderen.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "