Brücken - außerordentliche Beispiele

  • Abrissbedroht, wissen die eigentlich über welche MonaLisa sie da reden???
    Wer käme auf die Idee, dieses Bild zu zerstören?

    Ich bin auch der Meinung, dass die alte Elbbrücke in Dresden erneut absolut nach Vorbild wiederhergestellt werden muss. Und wenn dafür die Nietentechnologie als Studiengang an der TU Dresden zu etablieren ist.
    Man kann diesen verantwortungslosen Leuten nicht mehr einfach so das Feld überlassen!!!
    Was die DDR nicht zerstört hat, schaffen solche Leute. EKELHAFT!

  • Lithograpie von Hawkins, George, the younger, 1850. Quelle: wikipedia/commons.org, gemeinfrei

    Eine für den Brückenbau im 19. Jahrhundert wegweisende Brücke war die 1850 eröffnete Britanniabrücke im Norden von Wales. Ihr Konstrukteur war Robert Stephenson, der Sohn des Lokomotivkonstrukteurs und Eisenbahningenieurs George Stephenson.

    Sie war Vorbild für die kurz danach aufkommenden Gitterfachwerkbrücken. Die Britanniabrücke bestand aber aus geschlossenen Hohlkastenträgern, sodass die Züge die Meerenge wie in einem Tunnel überquerten. Die Hohlkästen bestanden aus bis zu 2,44 cm dicken gewalzten, schmiedeisernen Blechen, die mit zwei Millionen Nieten zusammengefügt wurden. Die vier mittleren Elemente der zweigleisigen Brücke wurden an Land vorgefertigt und anschliessend mit Schleppkänen und Seilwinden an ihren definitven Platz gebracht. Sogar die Gezeitenströmung wurde ausgenützt.

    1966 wurde sie unter Dekmalschutz gestellt, doch schon 1970 erfuhr die Brücke nach 120 Jahren Lebensdauer ein trauriges Schicksal: sie brannte ab...
    Der Wikipedia-Artikel ist sehr anschaulich geschrieben: https://de.wikipedia.org/wiki/Britanniabrücke
    Ein kleines Segment wurde nach dem Brand neben der neuen Brücke als Denkmal aufgestellt.



    Quelle: wikipedia.commons.org, Bild vom Urheber Velela freigegeben

  • Bei der erfolglosen Suche nach Bildern der Britanniabrücke kurz vor und nach dem Brand bin ich auf ein Bild der Conwy Railway Bridge gestossen. Sie liegt 20 km weiter östlich der Britannia-Brücke, wurde ein Jahr vor ihr (1849) eröffnet und ist die einzige noch erhaltene Brücke des Konstrukteurs Robert Stephenson. Seit 1950 (!) steht sie unter Denkmalschutz.

    Der "Klang" oder das Dröhnen der Brücke, wenn ein Zug hindurchfährt, würde mich sehr Wunder nehmen! So etwas kann auch Musik in meinem Gehör sein. :)


    Quelle: commons.wikimedia.org, licenses CC-BY-SA-4.0,von Mike Peel (eigenes Werk)

    Für eine nähere Ansicht bin ich auf eine privat betriebene, sehr interessante Brücken-Seite von Bernd Nebel gestossen. Im Artikel über die Britanniabrücke ist sie auf der zweiten Abbildung zu sehen: http://www.bernd-nebel.de/bruecken/index…/britannia.html

    Auch über sie gibt es einen ausführlichen Artikel bei Wikipedia:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Conwy_Railway_Bridge

  • Schön würde ich diese Kastenträgerbrücken nicht nennen, aber ein technisches Relikt sind sie allemal. Auffällig der Kontrast der Röhre zu den mittelalterlich ausgeführten Türmen der Brückenköpfe. Die heutige Britannia hat ja ästhetisch sehr gewonnen. Selten, daß eine technologische Erneuerung auch eine ästhetische Verbesserung ist!

  • Ja, Schönheiten sind die beiden an und für sich nicht, aber trotzdem üben sie eine gewisse Faszination aus. Und ich hatte mir beim Erkunden nach weiteren Brücken aus der Mitte des 19. Jahrhunderts überlegt, wie diese Brücken bei der Bevölkerung damals vom ästhetischen Empfinden her ankamen. Im 19. Jahrhundert war man ja gegenüber dem technologischen Fortschritt sehr offen gesinnt und zeigte diesen auch Stolz mit verwirklichten, monumentalen Bauten. Wohl deshalb wurden diese Brücken auch mit einer Portalarchitektur ausgestattet. Bei der Britanniabrücke lehnen die Pfeiler bewusst an altägyptische Architektur an. Man beachte nur schon die beiden Löwenpäärchen an beiden Brückenenden, die heute noch dort wachen (siehe Bild drei Beiträge vorher und im Wikipedia-Artikel).

    Bezüglich Brückenportalarchitektur komme ich beim nächsten Beispiel nochmals darauf zurück.

  • Bedingt gute Nachrichten aus Chemnitz: Der oben erwähnte Viadukt (häufig »Chemnitztalviadukt« genannt) bleibt erhalten – der Rest der denkmalschützerischen Sachgesamtheit »Eisenbahnbogen Chemnitz« darf jedoch beseitigt werden, sofern er fotografisch und zeichnerisch dokumentiert hat. So hat es das Eisenbahnbundesamt in der Planfeststellung entschieden. Der Viadukt als wichtigster Teil des Ensembles bleibt also erhalten, die kleineren Brücken wie auch die Bahnhofsanlagen dürften also verloren gehen. Aus Erfahrung bedeutet das beispielsweise beim Bahnhof Chemnitz Süd: Die historischen Brücken werden durch neue ersetzt, der Kleinpflasterbahnsteig durch gewöhnliches modernes grobschlächtiges Pflaster ersetzt (wobei in Chemnitz Süd das jetzige Pflaster – im Gegensatz zu anderen Bahnhöfen – auch nicht sonderlich historisch wertvoll ist), die Bahnsteigüberdachung verschwindet ersatzlos, das alte Wartehäuschen wird ersetzt durch einen 0815-Unterstand.

    Zu weiteren Informationen siehe die Seite des Vereins »Viadukt«, der sich für den Erhalt der Chemnitzer Eisenbahnanlagen engagiert: https://viadukt-chemnitz.de/node/33

    Zum Bahnhof Chemnitz Süd siehe http://www.sachsenschiene.net/bahn/sta/sta0452.htm

    PS: Zu Denkmalinformationen siehe sächsische Denkmalkarte.

    Herzliche Grüße

    Bilder von mir finden sich auch bei Wikimedia.

  • Nein, das ist nicht die Schweiz, sondern im Iran:


    Bild von Kabelleger / David Gubler CC BY-SA4 Lizenz

    Veresk-Brücke auf der Transiranischen Eisenbahn, in der Provinz Mazandaran, 66 Meter Spannweite über einer 110 Meter tiefen Schlucht. Bis 1936 unter der Leitung des Österreichers Walter Eigner errichtet.

    Die Nordrampe der Transiranischen Eisenbahn :

    Foto von Blackthorne57 CC BY 2.0 Lizenz

    An der Karun 3 Talsperre in der Provinz Chuzestan:



    Foto von Tarishaanzan CC BY 3.0 Lizenz

    Nicht zu vergessen natürlich die wohl berühmteste Brücke Irans, die Pol-e Chādschu in Isfahan über den mitlerweile leider fast ganzjährig ausgetrockneten Zayandeh Rud. Errichtet wurde sie 1650 unter Schar Abbas II. Sie ist 128 Meter lang, 15 Meter breit. Der Pavillon in der Mitte stellt eine Art kleines Lustschloss dar:


    Foto von Alireza Javaheri, CC BY 3.0


    Ihre große ältere Schwester, die Si-o-se-Pol, errichtet unter Abbas I. 1602, 290 Meter Länge:



    Foto von Alexander.Stohr CC0

    Sammlung diverser weiterer bedeutender oder interessanter Brücken im Iran:

    https://en.wikipedia.org/wiki/Category:Bridges_in_Iran


    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (8. Juni 2018 um 11:59)

  • Die folgende Brücke ist an sich ziemlich unauffällig, aber ihre Geschichte ist ziemlich interessant. Es befindet sich in der Nähe der Stadt Cherwonograd \ Krystinopol, nördlich von Lemberg. Es wurde vor dem Ersten Weltkrieg gebaut und hat es geschafft zu überleben, obwohl es drei Jahre lang an der Frontlinie des Ersten Weltkriegs stand ((Die Stadt selbst war am Boden zerstört), dann weitere fünf Jahre des Krieges zwischen Polen und der Ukraine und dann wieder zweimal direkt an der Front die Ostfront des Zweiten Weltkriegs. Es ist eine von drei Brücken, durch die Heeresgruppe Mitte in die Ukraine gegossen hat (Ironischerweise überlebten alle drei bis heute). Es hat weiter fast 75 Jahre totaler Vernachlässigung überlebt. Österreichische Brückentechnik!

    Blick über die Brücke, heute (Blick von Google)

    Brücke in 1904\5


    Ich habe eine Anfrage - kann jemand lesen, was auf den Schildern steht? (Bild von Brückengedenken)

  • Ich kann Latein lesen :D . Aber vielleicht können Sie herausfinden, was auf den Seitenschildern steht. Auf der linken Seite ist es der Name einer Brücke? Und rechts, Straßenschild?

  • Angaben von meinen Augen (ohne Gewähr): Links ist das Wort "Brücke" lesbar. Rechts könnte irgendetwas mit "Trag..." stehen und darunter eine zweistellige Zahl und etwas mit "Tonnen...", also wahrscheinlich auf dem rechten Schild eine Angabe für die maximale Belastung der Brücke.

  • Auf dem rechten Schild steht vermutlich "Tragfähigkeit". Das linke Schild ist schwieriger zu lesen. Weitere Bilder vom Bau der Brücke sind hier zu sehen:

    http://relicfinder.info/forum/viewtopi…&t=1574&start=0

    Dort ist ein Bild mit der Unterschrift "Ansprache Sr. Exzellenz F. M. L. von Hefelle"; d. i. der k.u.k. Feldmarschalleutnant Georg Hefelle von Nagykárolyfalva. Bilde ich es mir nur ein oder steht auf dem linken Schild "Hefelle-Brücke"? Hefelle wurde übrigens erst im November 1914 zum Feldmarschalleutnant befördert; die Bilder können also nicht von 1904/5 sein (die vielen Uniformen sprechen auch klar für die Kriegszeit). Bis 1916 war Hefelle beim Etappenkommando der 2. Armee eingesetzt, was gut passt, denn die 2. Armee operierte 1914/15 in der Region.

  • Limburg an der Lahn ist ein wunderschönes Städtchen mit einer sehr schönen Fachwerk-Altstadt, gekrönt wird das ganze durch den Dom, der auf dem Berg über der Stadt thront.

    Die Autobahnbrücke der A3 ist leider recht nah, der vor kurzem fertig gestellte Neubau sieht zwar etwas besser aus aus als der Vorgängerbau, zerschneidet an dem recht idyllischen Ort aber schon ziemlich die Landschaft:

    Die ursprünglich gebaute Brücke würde sich hier deutlich besser machen, ich wusste gar nicht, dass die aus Mangel an Stahl und Beton aus Naturstein gebaut wurde... Der Stein kam aber sogar aus dem Westerwald, also direkt von nebenan.

    Passt eben auch besser zur alten Brücke, die in Limburg selber über die Lahn führt:

    Ob es noch irgendwie möglich wäre, heute solche Brücken zu bauen? Schließlich steht die Ästhetik bei solchen Infrastrukturprojekten ja ganz weit hinten, von den Kosten ganz zu schweigen.

  • Ich bin ganz verblüfft, dass niemand hier eine der vornehmsten und schönsten innerstädtischen Brücken Deutschlands und Europas erwähnt hat.

    Berliner Schlossbrücke, von Karl Friedrich Schinkel, erbaut 1821-1824

    Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/Schlo%C3%…tte)?uselang=de

    Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/Schlo%C3%…tte)?uselang=de

    Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/Schlo%C3%…tte)?uselang=de

    Endlich macht sie ihrem Namen wieder alle Ehre, der perfekte Auftakt zum Schloss. :)