Kaliningrad - Königsberg

  • Bleibt zu hoffen, dass sich Sarnitz durchsetzt. Dann ist zumindest eines garantiert: Eine zweite Erfolgsgeschichte a la Danzig mit einer Menge Touristen und eventuell sogar ein Welterbetitel irgendwann einmal.

  • Selbst wenn nur ein kleiner Teil der Plaene dieser Architekten umgesetzt wird/umgesetzt werden kann, sagen wir der Kneiphof, waere das fuer Koenigsberg/Kaliningrad doch nur von Gewinn. Die Rekonstruktion des Doms in den letzten Jahren hat meiner Ansicht nach gezeigt, dass zumindest der Wille fuer solche Projekte da ist, und dass die Ideologie (offenbar) nicht mehr alles verhindert. Klar, das wieder alles am Geld haengt, bzw. haengen wird, und damit die Umsetzung potenzieller Projekte. Anfangen sollte man damit, jeden Plattenbau in der Stadt zu plaetten...

    Ich habe neulich Andreas Kosserts Buch ueber Ostpreussen gelesen, und ich stimme mit dem Autor ueberein, dass Nord-Ostpreussen (bzw. Kaliningrader Oblast, um der PC Genuege zu tun) und Koenigsberg eigentlich ein unglaublich grosses Potenzial haben. Sollte es den Russen in naher Zukunft gelingen, die Gegend aus dem Dornroeschenschlaf zu wecken und ein gutes Gleichgewicht zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu finden, faende ich das phaenomenal. Vielleicht hat dann Koenigsberg die Chance, wieder -wenn auch nur teilweise- zum kosmopolitischen Zentrum der Region zu werden. Andernfalls wird es das bleiben, was es die letzten vierzig Jahre oder so war...eine graue, groesstenteils ges(ch)ichtlose und sozialistisch gepraegte Stadt, die genauso gut im Ural oder am Ochotskischen Meer stehen koennte.

    Ich weiss, dass meine Ansichten einem gewissen Idealismus oder vielleicht auch der Naivitaet unterliegen, aber mei, so bin i hoid! :D

    Moderationshinweis: Ungültige Bildverweise gelöscht.

    Quelle: Die Welt Online vom 21.09.2008

    Christian

    „Groß ist die Erinnerung, die Orten innewohnt“ - Cicero

  • Arm eine Kultur, die auf gestohlene Erbaulichkeiten zurückgreifen muß.

    Wieviele verdienstvolle russische Citoyens sind im Austausch dafür rückwirkend in die Königsberger Stadtgeschichte eingeschrieben worden ? Außer dem Großen Peter...?

    Nein, die werden gedünstet

  • Es fragt sich in dieser Hinsicht auch, ob der zweitgrößte Russe und der Namensgeber Präsident Kalinin je in Kaliningrad gewesen sind.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Vielleicht taucht in bälde ein "verschollenes" Dokument auf, das die revolutionäre Tätigkeit Kalinins im Rahmen der (von deutschen Historikern hartnäckig verschwiegenen) kommunistischen Widerstandsbewegung in Königsberg gegen die Unterdrückung des dortigen slawischstämmigen Proletariats der Vorkriegszeit nachweist.

    Nein, die werden gedünstet

  • Naja prinzipiell finde ich es ja nicht gut wenn man von "Kaliningrad" spricht, schließlich nimmt der Name Bezug auf das mit Abstand düsterste Kapitel der russischen Geschichte - Kalinin war ein Gefolgsmann Stalins.

    Aber wie man hört gab es ja bereits von den Bewohnern der Stadt Initiativen zur Rückbenennung. Ist auch klar - wer möchte schon in einer Stadt leben, die nach einem Anhänger einer menschenverachtenden Ideologie benannt ist?

    So sehr ich die Wiederherstellung des alten Stadtbildes begrüße, vorher sollte erst mal der kommunistische Name der Stadt dahin wandern, wo er bereits seit dem Fall der Sowjet-Diktatur hingehört - nämlich auf den Müllhaufen der Geschichte. Es muß ja nicht mal unbedingt wieder Königsberg sein. Denkbar wäre eine russische Form des ursprünglichen Namens. Aber eben keine Benennung nach dem Handlanger eines der schlimmsten Massenmörder der Geschichte.

    Gleiches gilt für Südtirol (auch wenn ich damit vom Thema abschweife), wo die frei erfundenen "italienischen" Ortsnamen aus der Mussolini-Ära immer noch auf sämtlichen Schildern prangen. Auch viele Straßennamen aus dieser unsäglichen Zeit haben dort bis heute überlebt.

  • Doch ich finde Kaliningrad passt sehr gut zu der jetzigen Situation! Eine Rückbenennung müsste unter anderen Voraussetzungen erfolgen ?

  • Zitat von "Altbaufreund"

    Es muß ja nicht mal unbedingt wieder Königsberg sein. Denkbar wäre eine russische Form des ursprünglichen Namens. Aber eben keine Benennung nach dem Handlanger eines der schlimmsten Massenmörder der Geschichte.

    Sehe ich ebenso. Ich habe mal gelesen, daß die Polen sich für den letztendlich dann von der Sowjetunion annektierten Teil Ostpreußens bereits polnische Namen zurechtgelegt hatten, und so war für das spätere Kaliningrad die polnische Übersetzung für "Königsberg" vorgesehen (ähnlich wie bei "Wroclaw/Breslau, nur noch viel einfacher). Daß die Stadt, wenn sie an Polen gefallen wäre, heute nicht nur anders heißen, sondern vor allem auch ganz anders aussehen würde, kann man sich leicht vorstellen: Vermutlich wäre keine einzige Kirche abgerissen worden, und der Kneiphof wäre ebenso wieder aufgebaut worden wie das Stadtschloß.

    Bevor wir zu weit abschweifen: Bei allem Wohlwollen gegenüber den neueren Bestrebungen, einen Teil des alten Stadtbilds wiederherzustellen - ich schätze aus irgendeinem Grund die Russen als nicht ganz so sorgfältige Rekonstrukteure ein wie die Polen. Daher habe ich starke Zweifel, ob man in Königsberg etwas erwarten kann wie in Danzig oder Warschau. Wenn man dann schon sieht, wie viel Schmu am Dresdner Neumarkt möglich ist (und auch in Polen nahm man es nicht immer so genau, hat man auch mal ein zusätzliches Stockwerk eingefügt), sollte man gewarnt sein.

    Bevor am Ende ein kitschiges, russifiziertes Phantasie-Königsberg aus Betonplatten herauskommt, dessen Anblick jeden alten Königsberger in den Pregel brechen läßt, wäre ich dann doch eher dafür, die Vergangenheit ruhen zu lassen, die verbliebenen Vorkriegsbauten zu pflegen und zu erhalten und ansonsten eben modern zu bauen. Restaurierte Reste und die Erinnerung an die historischen Bauten sind besser als eine bauliche Karikatur, die das alte Königsberg lächerlich macht.

  • Zum Glück haben wir keine anderen Probleme :lachen: .

    Wäre ja auch eine nette Geste (wie z.B. in H und RO), wenn man die vertriebenen Deutschen wieder einlädt zurück zu kommen um das Land wieder aufzubauen. Die Umbenennung in Königsberg wäre dann nur noch eine Frage der Zeit. Freiwillige vor...die Frauen sind dort ja 1. Klasse oder bedarf es auch steuerlicher Anreize :zwinkern:

  • Die Polen hätten Königsberg glaub ich in Królewiec umbenannt und nennen es heute sowieso so.

    Zitat

    Bevor wir zu weit abschweifen: Bei allem Wohlwollen gegenüber den neueren Bestrebungen, einen Teil des alten Stadtbilds wiederherzustellen - ich schätze aus irgendeinem Grund die Russen als nicht ganz so sorgfältige Rekonstrukteure ein wie die Polen. Daher habe ich starke Zweifel, ob man in Königsberg etwas erwarten kann wie in Danzig oder Warschau. Wenn man dann schon sieht, wie viel Schmu am Dresdner Neumarkt möglich ist (und auch in Polen nahm man es nicht immer so genau, hat man auch mal ein zusätzliches Stockwerk eingefügt), sollte man gewarnt sein. Bevor am Ende ein kitschiges, russifiziertes Phantasie-Königsberg aus Betonplatten herauskommt, dessen Anblick jeden alten Königsberger in den Pregel brechen läßt, wäre ich dann doch eher dafür, die Vergangenheit ruhen zu lassen, die verbliebenen Vorkriegsbauten zu pflegen und zu erhalten und ansonsten eben modern zu bauen. Restaurierte Reste und die Erinnerung an die historischen Bauten sind besser als eine bauliche Karikatur, die das alte Königsberg lächerlich macht.

    Das ist eine sehr wichtige Überlegung. Dazu kommt noch, daß der Untergang des alten Königsbergs sehr grausam war, und man das aus Pietät für das alte Königsberg und die alten Königsberger nicht vertuschen sollte. Zu den Russischen Rekonstruktionen muß man sagen, daß die Russen auf jeden Fall alles selbst machen wollen und dabei keine Überprüfung durch anderen dulden, so viel ich weiß. Daher ist die von Schloßgespenst beschriebene Gefahr in der Tat sehr groß.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Wer die wiederaufgebauten, rekonstruierten russischen Schlösser besucht hat, der wird sich vor der Rekonstruktionsleistung der Russen verbeugen. Wenn ich diese Leistung z.B. mit dem Dresdenr Neumarkt vergleiche...mmmh....dann bitte lieber die Russen rekonstruieren lassen! :o

  • Zitat

    Wer die wiederaufgebauten, rekonstruierten russischen Schlösser besucht hat, der wird sich vor der Rekonstruktionsleistung der Russen verbeugen.

    Ja, wieder aufgebaut im Sinne von "schwere Kriegsschäden beseitigt", also wie beim Schloß Charlottenburg, Würzburger Residenz. Aber gibt es denn Schlösser, die rekonstruiert, also aus dem Nichts neu gebaut wurden? Das ist etwas völlig anderes. Abgesehen davon handelt es bei den Schlössern wie dem Katharinenpalast um Zeugnisse der eigenen Kultur. Und dazu zählen die Russen wohl auch das Bernsteinzimmer, das zwar nicht von Russen entworfen und gebaut wurde, aber ihnen über 200 Jahre lang rechtmäßig gehört hat.

    Außerdem hatte ich unter anderem diese (hier auch schon angesprochene) Königsberger "Rekonstruktion" im Hinterkopf:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Fischdorf.jpg

    vgl. http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?f=4&t=735&start=60

  • Naja, die Sarnitz´schen Pläne sind von deutlich höherem Niveau als dieses Fischerdorf. Aber die von Dir angesprochene Gefahr besteht schon.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat

    Naja, die Sarnitz´schen Pläne sind von deutlich höherem Niveau als dieses Fischerdorf

    Glaube ich auch. Aber wenn die nicht umgesetzt werden, ist eben alles möglich.

  • Vielen Dank für die Danksagungen ;)


    Diesmal geht der Dank an CK, der was nettes im Stadtansichten-Strang eingestellt hat:

    Zitat von "CK"

    Einmal Koenigsberg, bitte sehr! Blick aus SW auf Schloss und Kneiphof (re). Quelle ist die vorzuegliche Sammlung der Uni Halle (Original in gross: http://diathek.kunstgesch.uni-halle.de/dbview/diathek…pg/02t2218d.jpg).

    Zitat von "CK"

    Ich hatte nichts Besseres zu tun, als das obige Luftbild mit einem alten Stadtplan von Königsberg zu vergleichen...

    (Quelle: Diathek Halle)
    (Quelle: http://www.lib.utexas.edu/maps/historica…gsberg_1910.jpg)

    Über weitere Anregungen/Kommentare würde ich mich freuen! Einen schönen Sonntag wünscht aus Kanada,

    Christian

  • :weinenstroemen:
    Furchtbar, einfach nur furchtbar.Werden diese Häuser, Kirchen, Schlösser und Gutshöfe jemals wieder gerettet oder bleiben sie auf ewig eine schnell verblassende Erinnerung an jahrhundertealter Baukultur?

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Zitat von "Aedificium"


    Furchtbar, einfach nur furchtbar. Werden diese Häuser, Kirchen, Schlösser und Gutshöfe jemals wieder gerettet oder bleiben sie auf ewig eine schnell verblassende Erinnerung an jahrhundertealter Baukultur?

    Wohl eher Letzteres. Naja, vielleicht nur ein schwacher Trost, aber vom alten Griechenland, Rom etcetera kann man heute auch noch die Ruinen besuchen. Vielleich ändert sich in D auch einmal der Zugang zu seinen verlorenen Kulturstätten, dann gäbe es eventuell noch partielle Rettung.