Frauenstein (Galerie)

  • Hallo,

    Auf Arstempano ist nun auch Frauenstein online! Dies möchte ich zum Anlass nehmen es hier kurz vorzustellen.

    eine der kleinsten Städte in Sachsen findet sich mit Frauenstein im östl. Erzgebirge. Hatte in der Geschichte meist unter 1000 Einwohner 8bis ca. 1830), heute sind es mit den eingemeindeten Dörfern 3000. So richtig alt ist an der Stadt selbst eigentlich auch nichts - das meiste entstand nach dem letzten großen Stadtbrand 1869. ABER - dafür hat die Stadt trotz dreimaligen Brandes (1534/1728/1869) immer noch eines der schönsten Stadtbilder, wenn man auf die Stadt schaut. Den mit dem leider etwas purifizierten Schloss und der Burgruine als Stadtkrone ist es wiederum eine der charaktervollsten Stadtanlagen in Sachsen. Die Burg wurde um 1200 gegründet, unter den Burggrafen von Meißen zur Residenz ausgebaut, 1438 belagert, aber wohl nicht eingenommen und im 15. Jh. weiter ausgebaut. Seit 1470 wurde die alte Stadt im Talgrund bei der heutigen Friedhofskirche auf den Berg verlegt und mit einer Stadtmauer und Stadttoren (leider abgerissen) versehen. 1585-88 errichtete Caspar von Schönberg zur besseren Bequemlichkeit im Vorburggelände das Renaissanceschloss. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss von den Holckschen Reitern leider restlos geplündert, später wurde es Verwaltungssitz, so dass es innen bis auf die Gewölbehalle des Museums nix zu bieten hat. Tja und dann kommt einer der berühmtesten Sachsen aus Frauenstein - Gottfried Silbermann - der große Orgelbauer! Er baute seiner Heimatstadt 1711 seine erste Orgel. Diese brannte wie die ganze Stadt 1728 mit ab. Das Schloss verlor seine Renaissancegiebel, die Burg ihre Dächer. 1738 war die nächste Silbermannorgel gebaut - die aber 1869 abbrannte. In der zweiten Hälfte des 18.Jh. wurde die Burg zu einer der charakteristischsten Ruinen Sachsen und wurde von Thiele, Wizani, Zingg, Richter und vielen mehr gezeichnet. In den letzten Jahren wurde die Ruine vom Freistaat saniert. Sie ist allerdings nur von Mai bis Oktober offen - hoffentlich auch 2015, es liegt wohl ein Eigentümerwechsel in der Luft... Das Schloss ist in Privatbesitz. Dort befindet sich das zu jeder Jahreszeit sehr sehenswerte Gottfried-Silbermann-Museum mit einem funktionstüchtigen Modell einer Schleifladenorgel, einer originalgetreuen Kopie einer selbstverständlich spielbaren kleinen Silbermannorgel und vielen Originaldokumenten zum Leben Silbermanns. In der weiteren Ausstellung u.a. ein sehr schönes Burgmodell. Im Anschluss kann man einen Spaziergang um Schloss und Burg machen was durchaus seine Reize hat. Am 15.12. um 17:00 gibt es im übrigen ein Adventskonzert an der Orgel des Museums, falls wer gerade in der Nähe ist und Lust hat.

    So und nu das Beste- Ihr müsst nicht bis zum Winter warten - auf Arstempano kann man bei bestem Sonnenschein auch in tiefster Winternacht einen Panoramarundgang machen!

    Vorschlag für einen Spaziergang im Tourplaner; Informationen zur Geschichte im Lesesaal und Bilder in der Galerie folgen noch in den nächsten Wochen. Im Januar hoffe ich auch im Museum noch das eine oder andere Panorama machen zu dürfen. Ein virtuelles Modell der unzerstörten Burg in vereinfachter Form ist für Sommer/Herbst 2015 geplant.

    Viel Spaß Andreas

    Stadt, Schloss und Burg Frauenstein, ganz links die Friedhofskapelle der einstigen "Alten Stadt"

    etwas Näher herangezoomt, links am Hang die Häuser wurden 1869 vom Brand verschont, aber nicht in jedem Falle von den Baumärkten....

    Burg und Schloss

    Marktplatz, darüber das Schloss

    Die Stadtkirche am Markt

    die Friedhofskirche, 1616 erneuert, der erste Bau wohl von 1384

    Schlossportal und Eingang zum Museum

  • Hallo,

    anbei noch drei Bilder von der Burgruine. Mittlerweile sind auch erste Texte zur Geschichte von Burg, Schloss und Stadt sowie zu Leben und Werk vom Orgelbaumeister Gottfried Silbermann in unserem Lesesaal veröffentlicht. Schade, das es Frauenstein in der Geschichte so oft schwer mitgenommen hatte und von zwei Silbermannorgeln nur die Holzbank des Organisten übrig blieb!

    Beste Grüße von Andreas


    innerer Burghof (Link zum Pano)


    Blick vom Wohnturm auf Burg, Schloss und Stadt Frauenstein (Link zum Pano)


    Nordostseite der Burgruine

  • Kleine Ergänzung zu Frauenstein durch die Erweiterung unseres Panorundganges auf Arstempano. Nunmehr gibt es auch 3 Panos im sehenswerten Gottfried Silbermann Museum. Einerseits findet sich dort dies wunderschöne Burgmodell. Es wurde in über 2000 Stunden von Alfred Dienst geschaffen. Wie ich finde eine liebenswerte Arbeit! Im Mittelraum befindet sich eine Ausstellung zu Andreas Silbermann und seinem Sohn. Andreas Silbermann war der ältere Bruder des Orgelbauers Gottfried Silbermann. Er ging nach der Lehre nach Straßburg und baute dort eine Orgelbauwerkstatt auf, wo Gottfried in die Lehre ging. Der Neffe Gottfrieds unternahm 1741 eine Reise in die Heimat nach Sachsen, wohl auch um seinen Onkel kennenzulernen. Sein Tagebuch ist eine wahre Fundgrube der damaligen Zeit (neben Dresden Berichte zu Gotha, [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Freiberg, Zittau, Berlin) und kürzlich von der Slub in Dresden erworben worden und auf deren Seiten online. Johann Andreas führte im übrigen dann die Werkstatt in Straßburg weiter.
    Im Kreuzgewölbesaal des Schlosses kann man sich über Leben und Werk Gottfrieds informieren. Die dort befindliche Kopie einer Silbermannorgel hat im übrigen eine interessante Geschichte. Ursprünglich stand sie im sächsischen Etzdorf bei Nossen, wurde später nach Wallroda bei Radeberg abgeben. Nach weiteren Besitzwechseln kam sie in den Bremer Dom und wies nur noch 75% Originalsubstanz auf. 1994 wurde sie bei der Fa. Wegscheider restauriert und dabei die Kopie für das Frauensteiner Museum angefertigt. Was die Silbermänner mit Frauenstein zu tun haben? Beide Brüder wurden im nahen Kleinbobritzsch (Geburtshaus steht noch) geboren und wuchsen nach Umzug der Familie in Frauenstein auf.

    Was gibt es sonst noch Neues? Fast alles Panos sind nun auch als Bild in der Galerie verfügbar.

    Raum zur Ortsgeschichte mit Burgmodell

    Burgmodell des Frauensteins

    Kreuzgewölbesaal (Link zum Pano )

    Kopie der Silbermannorgel mit der Kirchenbank der letzten Orgel Gottfried Silbermanns in der Stadtkirche Frauenstein, welche
    beim Stadtbrand 1869 vernichtet wurde (Infokarte Frauensteiner Orgeltage).

    Panoramabild in der ehemaligen Burgküche

    Panoramabild vom vierten Ringmauerturm

  • Für die Leseratten und Burgenfans unter Euch: Zu obiger Burgruine und Stadt haben wir auf Arstempano Infotexte zu jedem Pano hinzugefügt, welche über das "i" Symbol im Menü links aufrufbar sind. Beschrieben wird, was man am jeweiligen Standort sieht und wie man sich das früher einmal vorstellen kann. Bei solche einer Ruine ohne nennenswerte Unterlagen aus der Zeit, wo sie noch intakt war, ergibt sich natürlich Stoff für reichlich Hypothesen. Weiterhin wird auf Dinge im "Hintergrund" hingewiesen. das kann der Hinweis auf Sächsisch Sibirien sein (die Winter waren hier oben früher einmal etwas anders....), oder die Frage nach dem Ersatz für den Kühlschrank in alter Zeit, keimfreie Wasserversorgung, Logik einer solchen Burg etc. etc. pp.

    Link zum Panorundgang durch Burgruine, Schloss und Städtlein Frauenstein

  • Leider schließt das Gottfried Silbermann Museum in Frauenstein zum Jahresende. Es soll allerdings 2018 an anderem Ort am Marktplatz in einem bisher unsanierten Gebäude neu eröffnet werden. Ich finde es a bisserl Schade, die Räume im schloss waren und sind halt für ein Museum sehr schön, wie ich finde. Die Bauarbeiten werden sich am Schloss wohl nicht vermeiden lassen, so das die Schließung unvermeidlich ist. Hoffentlich klappt es dann 2018 mit dem Neustart.

    Eines der Grundprobleme der Kleinen Städte für solche Museen sind halt oft die fehlenden Finanzen. Weiß gar nicht, was sich da in Stolpen tut. Wo ich das letzte mal da war, war das Museum am Marktplatz auch komplett zu. Mit dem Ringelnatz-Museum in Wurzen gab es auch ziemlichen Wirbel, weiß gar nicht wie der Stand dort ist. Tja und in Liebstadt mit Schloss Kuckuckstein streitet die Gemeinde mit dem Nocheigentümer über die Rückgabe des Schlosses, weil die Sanierungsverpflichtungen nicht eingehalten worden sind. Die Reihe lässt sich problemlos fortsetzen.

    Im übrigen ist das kleine Museum wohl das einzige, welches einem Orgelbauer im deutschen Sprachraum gewidmet ist.

    Link Panorundgang Museum
    Link Artikel Freie Presse 03.08.2016
    Link Artikel Freie Presse 13.08.2016

    Bild vom Museum ist von mir - abgebildet die Kopie einer Silbermannorgel (Original heute in Bremen)

  • Kleines Update für Frauenstein: Das Museum hat bis ende Oktober nur noch von Freitag bis Sonntag offen, der Hauptraum zu Leben und Werk Gottfried Silbermanns bleibt dafür 2017 erhalten (der andere Teil schließt). 2018 ist dann nach wie vor an einen Neustart am Markt gedacht.
    Ansonsten war ich vor Ort mal wieder fleißig und habe die Kirchen jetzt auch von Innen bebildert. Was haltet Ihr vom Innenraum der Stadtkirche? Entworfen von Karl August Hänel, Oberlandbaumeister des Königreiches Sachsen. Er hatte mehrere Schlösser vor allem um Dresden im Neorenaissancestil umgestaltet, z.B. Altroßthal. Weiterhin war er in der Bauausführung des Galeriegebäudes von Semper und der zweiten Oper beteiligt, war Architekt des Turmes der Dreikönigskirche, hat das Johanneum am Jüdenhof (Link Pano) umgebaut und die Anbauten am Zwinger entworfen Wo vorher das Opernhaus bzw. das Wohnhaus Heineckens stand). Die Orgel ist auch nicht ganz ohne. Freilich waren an diesem Standort von 1711 bis 1728 und von 1738 bis 1869 Orgeln Gottfried Silbermanns vorhanden. Die sind leider verbrannt. Die jetzige Orgel ist von der Firma Kreutzbach aus Borna bei Leipzig. Die heute nicht mehr existente Firma soll in Sachsen an die 200 Orgeln gebaut haben. Sie wurde in ihrem hochromantischem Klangbild durch die Firma Eule restauriert. Das kleine Kirchlein im Tal, immerhin die Stadtkirche bis 1491, weist eine Besonderheit auf den zweiten Blick auf: einen der ältesten Kanzelaltäre von 1648. Die seitlichen Wangen mit den Engelsköpfen sind aber vemutlich aus dem späten 17. Jahrhundert. Zumindest kenne ich in Sachsen (dem albertinischen) kein älteres Beispiel. Bei Wikipedia werden als älteste Beispiele die Altäre der Wilhelmsburg in Schmalkalden und des Schlosses Callenberg in Coburg genannt. Beide aus der Zeit um 1600. Da wären wir allerdings im Lande der Ernestiner. Bei den Albertinern war dann die Zeit ab 1680 die große Zeit der Kanzelaltäre: Carlsfeld, Schmiedeberg, Forchheim, Hohnstein, Loschwitz, Weesenstein um nur einige wenige zu nennen. Auch ältere Altäre wurden umgebaut (besser sahen sie dadurch nicht aus) wie der alte altar der Kreuzkirche bei seiner Umsetzung in die Annenkirche (Bild in der Galerie Kirchen in DD) oder der alte Altar der Frauenkirche bei der Umsetzung in die Friedrichstädter Kirche.

    Link zum Pano in der Stadtkirche Frauenstein
    Link zum Pano der Friedhofskapelle Frauenstein


    Altar der Stadtkirche

    Orgel der Stadtkirche

    Friedhofskapelle Frauenstein