Dresden - Neumarkt und Frauenkirche (Galerie)

  • Das Stadt Rom auf einen Stummel zu reduzieren, scheint mir auch nicht der Kardinalsweg zu sein. Zumal ich das derzeitige kleine Plätzchen mit den Bäumen recht gelungen finde. Eine gute Zwischenlösung.

    Aber nur wenn die Bäume grün sind und als tatsächliche Sichtbarriere dienen, und am besten auch deutlich größer. Letzten Endes können die Bäume aber das Hauptproblem, den hässlichen Anblick auf die Hinterhoffassade der DDR-Wohnblöcke Wilsdruffer Straße nicht beseitigen. Diese Fassaden vermitteln dem Neumarktbesucher einen unangenehmen Eindruck, einen Hauch von "Prora".


    Bild: Wissen.de

  • Saxonia hat schon recht. Die derzeitige Situation ist besser als die ins Auge gefassten Alternativen, die einen authentischen Wiederaufbau künftig erheblich gefährden würden. So hat man am Neumarkt immerhin noch etwas, worauf man sich künftig freuen kann. Das HSR wäre dann der Auftakt zu größeren Korrekturen in der Wilsdruffer.

  • Stimmt. Im Prinzip müssten beide Riegel in Richtung Wilsdruffer einmal stark rückgebaut werden, damit der Neumarkt auch in Richtung Süden gesund weiterwachsen kann.

    Ist eigentlich die Reko des wunderbaren Palais de Saxe derzeit auch nur wegen dieses Wilsdruffer Riegels nicht möglich?

    Da man bereits schon einmal die Riegel seinerzeit beim Wiederaufbau glaublich des BayWoBau Quartiers teilweise rückbaute, hoffe ich schon, dass zukünftig zur Vervollständigung des Stadtgrundrisses auch die Wilsdruffer Riegel zumindest in dem notwendigen Ausmaß zurechtgestutzt werden. Die derzeitige Situation ist nicht Fisch und nicht Fleisch und jedenfalls nur provisorisch hoffentlich!

    Es gibt jedenfalls noch viel zu tun für die GHND! Wenn die politischen Vorzeichen sich in DD hoffentlich einmal zum Besseren wenden, kann vielleicht diese tolle Aufgabe den derzeitigen Stümpern entzogen und den begeisterten GHNDlern übertragen werden, um wieder eine Stadt für die Bürger zu bauen!

  • Was das Palais de Saxe angeht, so hatte ich vor Jahren mal den Schweizer Vorsitzenden dieses im British Hotel befindlichen Beherbergungsbetriebes angeschrieben und dieser teilte sinngemäß mit, daß die weiterführende Reko bis zum Palais de Saxe seinen Nachfolgern und späteren Generationen vorbehalten bliebe!

  • Das klingt doch gut. Heißt das, dass das Grundstück also auch der Hapimag gehört? Das wäre toll, denn mit der Reko des British Hotel haben sie beweisen, dass sie rekonstruieren können. Ich denke, dass wir uns in den nächsten Jahrzehnten auf so einige weitere Rekos in Dresden freuen dürfen.

  • Wenn ich mich recht erinnere hat die hapimag ein Vorkaufsrecht. Die Reko des Palais de Saxe ist natürlich Pflicht. Aber dazu muss eben die große Lösung her und die heißt Abriss der beiden Riegel die nicht nur das Palais und das Stadt Rom tangieren sondern den kompletten Grundriss und so eine Vielzahl von Hinterhofsituationen schaffen.
    Mittelfristig wird es also zur großen Lösung kommen. Da bin ich mir sicher. Aber nicht in den nächsten 10 Jahren. Solange braucht es Geduld und man sollte jetzt erst mal zum Neustädter Markt schauen. Da spielt in den nächsten 10 Jahren die Musik und dann denke ich ergeben sich auch in einem weiteren Schritt mit dem Neumarkt und dem Kaiserpalast neue Perspektiven in der Altstadt.

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  • Weiter geht es in der Passage des Quartier VII

    Die Passage ist recht überschaubar und solide würde ich sagen

    Und dann blicken wir in den Keller des Dinglingerhauses, der einer der wenigen ist, der erhalten wurde und man sieht trotzdem, dass man ihn in ein Nutzungskonzept einbinden kann wenn man will. Allein das ist schon sehr bemerkenswert an diesem Projekt

    Das ist gelebte Geschichte

    Jedes Quartier hätte mindestens einen solchen Keller haben sollen und müssen!

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  • Und dann geht es weiter zu den anderen Bauten des Quartiers, zunächst die modernern Bauten an der Rosmarienstraße

    Der viel diskutierte Eckbau

    Dahinter der lang gestreckte "Füll"bau, leider habe ich festgestellt, dass ich ihn nicht von der anderen Seite abgelichtet habe, einfach weil ich mich so über ihn geärgert habe. Mit tut Herr Kimmerle so leid, der Eckbau ist schon völlig unangemessen für das Areal, ich fand um ehrlich zu sein aber diesen monotonen Riegel dahinter noch zehn mal schlimmer, dass ist keine Architektur, dass ist banalste Stangenware.

    Daher schnell um Trierschen Haus - erbaut um 1695, und ein Haus jüdischer Tradition mit trauriger Geschichte

    Erker

    Blick in die Schössergasse, an dieser Kreuzung wird es, wenn das Quartier der Baywobau fertig ist, 4 Rekonstruktionen geben und damit aller Eckbauten!


    Das wars vom Quartier VII, es wartet das letzte Quartier auf uns :D

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  • Starten wir beim Quartier VIII mit dem Blick in die Sporergasse und dem ehemaligen Rüstkammergebäude

    Es folgt der moderne Zwischenbau (ob das nötig war?)

    Kurzer Blick hinüber zum Quartier VII, der Füllbau wirkt sehr gut!

    Erker des Boseschen Hauses


    Und dann geht es in die Schössergasse

    Mit der tollen Portalbekrönung des Boseschen Hauses verabschiede ich mich für heute, morgen folgt der Rest des Quartier VIII, der Neumarkt von oben, mein Neumarktfazit und das Ranking der 3 schlechtesten Füllbauten :lachentuerkis::lachentuerkis::lachentuerkis:

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  • Vielen Dank für die sehr ausführlichen und gut abgelichteten Galerien, Wissen. :)

    Der Blick auf einige der Füllbauten lässt einen nur noch den Kopf schütteln. Es scheint, als hätte man absichtlich versucht, das absolut hässlichste durchzudrücken, was nur irgend möglich war. So etwas hässliches zu fabrizieren, ist auch schon Kunst an sich. Wer auch immer dafür verantwortlich war, tat sich und moderner Architektur keinen großen Gefallen. Hier wird ganz offenkundig forgeführt, dass Moderne versagt und ausgedient hat. Das sieht jeder, auch jeder Architekturlaie, sofort.
    Die rekonstruierten Bauten hingegen sind traumhaft schön, wirken lebendig und heben einfach die Stimmung. In 20-30 Jahren werden die traurigen, grauen, hässlichen Kisten alle fallen, da bin ich mir ganz sicher.

  • Zitat

    Zumal ich das derzeitige kleine Plätzchen mit den Bäumen recht gelungen finde. Eine gute Zwischenlösung.

    Zitat

    Saxonia hat schon recht. Die derzeitige Situation ist besser als die ins Auge gefassten Alternativen

    Never ever. Das halte ich, bei allem Respekt, für verfehlt. Natürlich bietet das halbe HSR keine Lösung für den Übergang zu den Willsdruffer Riegeln, allerdings ist diese Hinterhofsituation in keinem Fall schön und letztlich beseitigbar. Die ästhetisch sicher optimale Abriss- oder Durchbruchoption ist vom Tisch, weshalb man sich nach der Decke strecken muss. Und das halbe HSR löst immerhin das gravierendste Problem der Platzschließung. Letztlich kommt es nicht darauf an, wie es hinter dem HSR aussieht, dort ist es mit oder ohne HSR nicht schön, sondern DAVOR.
    Diese Lücke gehört geschlossen, und zwar ordentlich, mit Stein, sprich HSR und nicht mit läppsichem Grünzeug. Und zwar jetzt, zu unseren Lebzeiten, und nicht irgendwann am St. Nimmerleinstag. Wenns partout nicht anders gehen will, muss man sich mit Fassadismus begnügen. Damit sollte man doch hier in diesem Forum keine Schwierigkeit haben?
    Alles andere ist entweder Science-fiction ("bessere Lösung irgendwann einmal") oder Beschönigung eines mehr als bloß unbefriedigenden status quo.
    Abgesehen davon ist nicht einzusehen, welche großartige Zukunftsoption durch ein bloß halbes HSR verbaut werden sollte.
    Was das in der Tat sehr erstrebenswerte Palais de Saxe betrifft, wäre mit der Zeit eine translozierte Reko ernsthaft in Betracht zu ziehen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wunderschöne Impressionen, vielen Dank dafür.
    Ich finde es immer noch schade, dass die (in den tollen Visualisierungen von arstempano gezeigten) Wandbrunnen in der kleinen Passage des QVII nicht gekommen sind, sie hätten viel zu einer stimmigen Athmosphäre beigetragen.
    Auch auf die farbige Fassung des Eck-Erkers warte ich noch... :)

    Ist aber Jammern auf hohem Niveau - die "Altstadt" in Dresden ist wunderbar geworden, warten wir noch 3 Jahre, dann gibt es noch eine Menge mehr zu bestaunen...

  • Es geht weiter in der Schössergasse (warum hier Autos parkten, hat sich mir nicht erschlossen und es wurde dadurch noch enger)

    Moderner Innenhof am Löwenhaus, in real gar nciht so schlecht wie erwartet.

    Links dann der rekonstruierte Teil des Löwenhauses

    Rückseite von Rüstkammer und Boseschem Haus

    Blick zur gegenüberliegenden Seite

    Blick auf das Kanzleigebäude

    Neubau anstelle des Zechschen Hauses


    Löwenhaus


    Und dann der Blick auf das gesamte Quartier

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  • Rückseite des Hoffmannseggschen Hauses, moderner Füllbau und rekonstruierter Eckbau

    Blick auf die Bebauung der Sporergasse

    Blick in die Schlossstraße

    Und nachdem am Folgetag dann der Weihnachtsmarkt abgebaut war, auch ein Blick auf die Ecksituation des Quartiers mit modernem Bau und Fraumutterhaus

    Dann knipsen wir schnell wieder die Sonne an :lachentuerkis::lachentuerkis: und schauen auf das Fraumutterhaus mit der Großplastik von Pöppelmann

    Fantastischer Blick zum Residenzschloss

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  • Gräfl. Hoffmannseggsches Haus

    Zehmsches Haus - um 1620

    Eckbau

    Kanzleigässchen

    Schlossstraße

    Und mit diesem Blick endet die Dokumentation der einzelnen Quartiere, später folgen noch einige Zutaten, aber der Rundgang ist zunächst einmal beendet :thumbup: Wir haben es also alle geschafft :lachentuerkis::lachentuerkis:

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  • Und zwar jetzt, zu unseren Lebzeiten, und nicht irgendwann am St. Nimmerleinstag.

    Ganz genau! Zu meiner Lebzeit, möchte ich schon darum bitten; und natürlich mit der ursprünglichen Dachlinie. Ich dachte, die Idee war, das Haus zuerst etwas gekürzt zu bauen und dann eventuell zu verlängern. Die Teilrekonstruktion von diesem herrlichen Haus könnte sogar ein Ansporn zur Wiederherstellung der Moritztrasse (mit Hotel de Saxe) sein!

  • Lieber Wissen.de ,
    besten Dank für diesen wundervollen Thread und die viele Mühe, die du investiert hast. Dieser Thread ist wirklich etwas Besonderes, weil der Neumarkt und seine Umgebung hier als städtebauliches Gesamtkunstwerk im harmonischen Zusammenspiel der Einzelkomponenten erfahrbar wird. Das hat bisher kein anderer Thread hier im Forum geleistet und auch nicht die Homepage der Gesellschaft Historischer Neumarkt. :daumenoben:

  • @ Kralle
    vielen lieben Dank für deine netten Worte. Denn genau so ging es mir auch. Es gibt zwar überall verstreut die Baustellenupdates etc. aber auch mir fehlte mal eine Gesamtschau, die alles im Kontext zeigt, um auch mal die Beziehungen zueinander zu sehen oder einfach mal vergleichen zu können.

    Als erste kleine Zugabe gibt es noch den Neumarkt von oben, einige Perspektiven haben wir ja schon gesehen, zum Abschluss finde ich aber eine solche Bestandsaufnahme von oben recht interessant, auch, weil sie sehr selten zu sehen ist.
    Rathenauplatz

    Kunstakademie



    Albertinum


    Blick zur Neustädter Seite

    Johanneum

    Blick zum Kulturpalast und dem Quartier VI

    Schloss, Semperoper, Hofkirche und Zwinger

    Quartier V

    Quartier III

    Rathaus und Kreuzkirche


    Das war der Blick von der Frauenkirche, was für ein Genuss ist die wieder entstandene Platzanlage am Neumarkt, von oben wird diese Heilung erst richtig deutlich!

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  • Kleine Korrektur: auf dem ersten Bild ist nicht der Pirnaische sondern der Rathenauplatz zu sehen (nicht leicht zu unterscheiden bei dem Plattenpanorama gen Osten).
    Wie immer sehr schöne Bilder.

  • Bevor ich am Ende der Gesamtgalerie noch ein Fazit zu meinem Dresdenbesuch verfassen werde, möchte ich aber kurz etwas zum Neumarkt sagen, wobei ich im Update zum Quartier VI schon einiges angesprochen hatte:

    1. Die Platzanlage ist wirklich phänomenal, was hier an Stadtreparatur geleistet wurde, ist schier unglaublich. Man kann der GHND und vielen weiteren Engagierten, zu denen ich auch mal das APH zähle, was immer wieder mit Leserbriefen etc. unterstützt hat, wo es ging, nicht genug danken. Auch wenn noch nicht alles fertig ist, kann man erahnen, wie nicht nur das königliche Dresden mit den Repräsentationsbauten mal aussah, sondern nun auch wieder, wie bürgerliches Leben in Dresden ausgesehen haben muss. Hier kehrt nicht einfach ein Platz zurück, hier entsteht auch Identität und regionaler Stolz neu.

    2. Der Platz ist aus meiner Sicht wirklich groß, dies mag manchmal Nachteile mit sich bringen, auf der anderen Seite ist er aber dadurch natürlich vielfältig nutzbar. Zum Gewandhausgrundstück kann man wie bereist besprochen verscheidener Meinung sein, ich denke, die Bäume sind eine gute Kompromisslösung. Weniger umstritten ist sicherlich der Standort des Hotel Stadt Rom, wo ohne jeden Zweifel etwas passieren muss, weil der Platz ansonsten nach Süden zu wenig gefasst ist.Ich plädiere nach dem Besuch vor Ort eher auf die große Lösung, auch wenn es heißt, dass man noch einige Jahfre warten muss, von einer Verschiebung des Standortes halte ich aktuell gar nichts mehr.

    3. Wie gut die Architekten früherer Zeit waren, lässt sich am Neumarkt wieder erleben, ich sage nur Sichtachsen. Man hat früher sehr klug und geschickt Städte auf Höhepunkte komponiert, das ist mir in Dresden wieder aufgefallen. Eine Tugend, die heute leider überhaupt nicht mehr auch nur ansatzweise begriffen wird.

    4. Qualität der Quartiere. Ich muss sagen, dass die Qualität doch sehr variiert. Auch wenn ich weder Baufachmann noch Kunsthistorisker bin, so beurteile ich die Quartiere nach dem optischen Eindruck und da hatte ich ganz klare Favoriten. Besonders gefallen haben mir das Projekt An der Frauenkirche 16-17, das Coselpalais und das Projekt der VVK von denGroßquartieren. Große Schwäche war meiner Meinung nach die Vergabe ganzer Quartiere an einen Projektentwickler. Nicht weil es prinzipiell eine Rekonstruktion schlechter macht, aber man sieht einfach, dass alles zusammen entwickelt wurde, weil der "Style" des Quartiers allzuoft uniform ist und man es irgendwie bemerkt. Besonders am Qaurtier I oder den Quartieren der Baywobau war diese Handschrift ablesbar. Qualitativ muss ich sagen, dass ich seltsamerweise das Quartier III der Baywobau am schwächsten fand, besonders die Seite zur Frauenkirche hat ich nicht überzeugt, auch die Rekonstruktion An der Frauenkirche 20 wirkt irgendwie fehl am Platz, ich fand das ganze Quartier leider irgendwie seltsam

    5. Füllbauten: Ich fand entgegen meiner Erwartung die Füllbauten in echt weniger störend und auch mehrheitlich wertiger, wie ich es dachte, sie tangieren meiner Meinung nach den Erfolg des Platzes weit weniger wie erwartet. Allerding gibt es Ausnahmen, zu denen ich gleich noch komme. Insgesamt aber hat man sie einfach zwischen den Rekos kaum wahrgenommen, was ja auch ihr Job sein sollte.

    Bleibt der Gesamteindruck. Für jemanden, der so lange dabei ist, der wirklich mit Herzblut seit 15 Jahren die Entwicklung verfolgt, war es schon ein extrem toller Moment, wenn man in der Mitte des Platzes steht und dieses Kunstwerk, gekrönt von der Frauenkirche genießen kann. Es war manchmal sogar etwas surreal, man hatte teils Probleme, es zu realisieren, dass er nun wirklich wieder da ist. Wenn ich jetzt nochmal meine Eindrücke aus Frankfurt dazu rechne, dass ist es schon ein wahnsinniges Glück, dass wir zwei so großartige Projekte haben und mit Postdam folgt ja noch ein drittes. Auch wenn es heute etwas selbstverständlicher ist, so ist es eigentlich trotzdem noch immer ein Wunder, das sollte man in diesen Augenblicken vielleicht nicht vergessen.

    APH - am Puls der Zeit