Dresden - Neumarkt und Frauenkirche (Galerie)

  • Und dann starten wir mit dem Quartier III (ich würde fast sagen, dass es optisch das schwächste war, sowohl die Füllbauten als auch die Wertigkeit der Fassaden waren nicht immer zufriedenstellend)

    Eckbau Neumarkt 4 mit gespiegelter rechter Seite

    Füllbau

    APH - am Puls der Zeit

  • Und dann ein echtes Schmuckstück, die Privatrekonstruktion von An der Frauenkirche 16-17, meiner Meinung nach mit die besten Rekos am Platz!
    An der Frauenkirche 17

    An der Frauenkirche 18



    Einzige kleine Kritik: Das hätte man anders lösen können und müssen

    Gesamtansicht

    APH - am Puls der Zeit

  • Die zu sehenden Kandelaber finde ich interessant, das ist ja, zumindest was den Laternenaufsatz anbelangt, nicht der Dresdner Standardtyp, wie er seit dem späten 19. Jahrhundert in Dresden üblich war und auch heute wieder aufgestellt wird. Mutmaßlich ein Modell späteren Datums, kann da wer was zu sagen?

    Hallo Saxonia,

    der Begriff "Kandelaber" bezeichnet bei der historischen Straßenbeleuchtung das, was man heute bei den modernen Hässlichkeiten einfach als "Mast" bezeichnet. Also alles an der Laterne, außer der "Lampe" bzw. des Leuchtaufsatzes.

    Insofern sind die auf dem Bild zu sehenden Kandelaber sind tatsächlich jene, deren Nachbauten heute wieder aufgestellt werden.

    Was Du ja meinst ist die Lampe / der Leuchtaufsatz.

    Dies sind tatsächlich Modernisierungen bei der Gasstraßenbeleuchtung aus den 20er / 30er Jahren, das zu sehende Modell dürfte das Modell "Köln" der Firma Rech sein. Jene Modelle sind wartungsärmer als die zuvor üblichen vier- oder sechseckigen "Modellleuchten", schon allein wegen des Putzens der vielen Glasscheibchen, welche bei den modernen Modellen durch eine Glasglocke ersetzt wurden.

    Ähnliche bzw. in der Folge weiter modernisierte Modelle findet man noch heute bei der Gasstraßenbeleuchtung z.B. in Berlin, Frankfurt, Düsseldorf und an meinem Wohnhaus (siehe mein Profilbild :) ).

    Grundsätzlich verwendet man aber bei historisierenden Straßenleuchten die "Modellleuchten" mit den vier oder sechs Scheibchen als Leuchtaufsätze, da diese doch historischer wirken als die modernisierten Versionen aus den 20ern - obwohl mir diese persönlich auch sehr gut gefallen.

    Bedauerlicherweise wird die Beleuchtungsart bei Historisierungen in der Regel auf Elektro umgestellt, was dazu führt, dass in den hübschen Lampengehäusen oft hässliche Energiesparbirnen hängen (leider auch in Dresden), die häufig viel zu grelles Licht verbreiten.

    Aber ich weiß, letzteres ist Jammern auf hohem Niveau.

  • Zitat

    Jammern auf hohem Niveau.


    In der Tat. Da hammr ganz andere Sorgen bei uns, beispielsweise auf dem Schwarzenbergplatz. Nun ja, was der saure Regen für den Wald, ist der Moik für die Volksmusik (H.C. Artmann), ist der Häupl fürs Wiener Stadtbild (U.C. Artbaer).

    https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzen…bergplatz_a.jpg

    Zitat von wikipedia

    In den Jahren 2003 und 2004 wurde der Schwarzenbergplatz nach einem Konzept des spanischen Architekten Alfredo Arribas neu gestaltet und zusätzlich mit im Boden eingelassenen Beleuchtungselementen ausgestattet, die verschiedene Lichteffekte darstellen. Im Zuge des Umbaus wurden die bis dahin vorhandenen kleinen Grünflächen entfernt, was auch kritisiert wurde.[8] Besonders starke Vorbehalte gab es gegen die Ersetzung der großteils noch vorhandenen schlanken Lichtmasten aus 1904 durch Beleuchtungskörper, die von Kritikern als plump und klobig empfunden wurden.[9] Die vorherige Konzeption der Gemeinde Wien hatte die vollständige Wiederherstellung der historischen Jugendstil-Beleuchtungskörper vom Typus "Bischofsstab" vorgesehen.[10] 2016 sind viele der 300 im Boden eingelassenen, per Computer angesteuerten Effektleuchten defekt. Der Rückbau der veralteten Technik, die nur in den ersten Jahren gewartet wurde, steht zur Diskussion.[

    Kurzum: paradiesische Zustände am NM!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Weiter geht es mit dem Quartier IV.

    Salomonisapotheke und Hotel de Saxe


    Hotel de Saxe - entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahr. durch Zusammenlegung von drei Einzelbauten. Nachdem das Original schon 1888 zugunsten eines neobarocken Postgebäudes abgebrochen wurde, rekonstruierte man ab 2004 den Ursprungsbau. Das Quartier IV war das erste Quartier am Platz, welches rekonstruiert wurde.



    Denkmal zugunsten Friedrich August II. von Ernst Julius Hähnel von 1867

    Salomonisapotheke - in diesem Bau absolvierte Theodor Fontane 1842 seine Apothekerlehre.

    Blick zum leider noch fehenden Hotel Stadt Rom


    Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-P019700 / Frankl, A. / CC-BY-SA 3.0 über wikipedia

    Heutige Situation

    Dem Problem wird man sich mittelfristig zwingend stellen müssen!!

    Blick zum Quartier IV von der Schütz Residenz aus

    APH - am Puls der Zeit

  • Danke für die wunderbaren Bilder! Bei den beiden Rekonstruktionen (Augustiner Keller) der Familie Zeibig als auch der GHND sieht man, was alles möglich gewesen wäre, hätte man die Grundstücke am Neumarkt kleinteilig vergeben! Da wäre echte Qualität dabei herausgekommen, die die Großquartiere leider oft vermissen lassen. Vielleicht lernt die Stadt hier daraus, wenn es dann einmal beim Neustädter Markt los geht...

  • Zum Ende des heutigen Tages geht es in die Landhausstraße, mit einem Blick, der bald nicht mehr möglich sein wird

    Dann geht es hinein

    Und dann das fantastische British Hotel, Landhausstraße 6, 1711- 1715 - errichtet durch George Haase und George Bähr in Kombination mit dem Palasi de Saxe, welches leider nicht wiederaufgebaut werden konnte.

    Landhaus

    APH - am Puls der Zeit

  • Heutige Situation

    Dem Problem wird man sich mittelfristig zwingend stellen müssen!!


    Dieses Gebäude im Hintergrund ist m.E. eines der größten Ärgernisse auf dem Areal der Dresdner Altstadt. Solche Häuser trifft man normalerweise in Wohnquartieren der 60er Jahre an, aber doch bitte nicht im Herzen der Stadt. Wie kam es dazu so etwas zu genehmigen?

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • ^ Das Gebäude stammt auch aus den 60-er Jahren (vgl. dessen Geschichte)! Leider wurde der störende Gebäuderiegel vor einigen Jahren umfassend saniert statt ihn anzureißen. In Bezug auf das Stadtbild um den Neumarkt ist der Gebäuderigel sprichwörtlich das Pferd das quer im Stall steht.

  • Das Szegedhaus steht nicht mal richtig am Neumarkt. Der Bau ist ansprechend saniert, da kann man eigentlich nicht meckern. Wir stoßen hier einfach auf nicht schnell lösbare Gegensätze. Ich wünsche mir das Hotel Stadt Rom auch wieder zurück. Aber wenn ich mir das Bild der derzeitigen Situatin so anschaue, glaube ich, dass vielen Passanten nicht auffällt, dass dort etwas fehlt. Gerade wenn sie von der Wilsdruffer kommen. Am ehesten sticht noch die Brandwand von Q3 ins Auge. Das Stadt Rom einfach hinein zu pressen, erscheint mir wenig sinnvoll. Zumal die neue Rückseite zur Wilsdruffer auch ansprechend ausschauen sollte. Ein verschieben des Baus ist m.E. ausgeschlossen, der charakteristische Schwung der kleinen Kirchgasse muss unbedingt erlebbar bleiben.

  • Wenn ich mir die misslungenen Füllbauten ansehe, so erkenne ich zumindest das Potential auch diese durch Austausch der Fassade eine gewisse Historisierung hinzubekommen. Die Geschosshöhen stimmen und die Dächer kann man durch entsprechende Gauben und Dachziegel auch mit wenig Aufwand in Form bringen. Schlimm wird es nur mit diesen Glasfassaden, da müsste eine komplette Straßenfassade neu hochgemauert werden.

  • Zitat

    Das Stadt Rom einfach hinein zu pressen, erscheint mir wenig sinnvoll.

    Versteh ich nicht. Das HSR war doch auch früher zwischen die beiden Gassen "gepresst". Derlei Enge macht ja den Reiz alter Stadtbilder aus. Ohne HSR wäre der NM als Platzanlage höchst problematisch, ja misslungen. Zumal er an allen Kanten ziemlich "provisorisch" bzw zufällig entstanden wirkt, wäre gerade diese eine feste Ecke so wichtig, um sein Zerfließen zu verhindern.
    Aber ist das verkürzte HSR nicht eh längst fix???

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Guten Morgen und weiter gehts am Quartier V-2. zunächst aber nochmal ein Blick auf das Grundstück des Hotel Stadt Rom

    Dann geht es zum Schützhaus mit dem berühmten Runderker und dem erhaltenen Kinderfries

    Und dann das Köhlersche Haus - von Locke nach 1749 für den Weinhändler Johann Köhler erbaut.


    Das berühmte Portal des Köhlerschen Hauses

    Und dann der Erker

    APH - am Puls der Zeit


  • Und weil es so schön ist, der Kinderfries von der anderen Seite



    Schade, dass heutige Architekten solche Kunst am Bau heute zumeist nicht mehr zu schätzen wissen und vermutlich auch gar nicht mehr können.

    APH - am Puls der Zeit

  • Und dann starten wir noch mit dem Quartier VII, dem Dinglingerquartier von Kimmerle.
    Blick auf die Schauseite zum Jüdenhof mit dem Dinglinger Haus in gelb


    Ecksituation am Jüdenhof mit Quartier VI (Im Bau - Update findet sich hier Quartier VI - Patrizia Immobilien AG (im Bau)) und dem Quartier VII.


    Und dann das Dinglinger Haus - erbaut um 1715 nach Plänen von Pöppelmann. Mit seiner eleganten Fassade ist es sicher eines der Fotomotive am Neumarkt überhaupt.


    Daneben dann Neumarkt 16 und 17



    Überstrahlt wird alles aber natürlich durch das Dinglinger Haus

    Und dann die bekannte Ansicht des Jüdenhofs mit Brunnen und Blick aufs Quartier VII

    APH - am Puls der Zeit

  • @Wissen.de

    Vielen Dank! Sehr informativ und immer wieder eine Freude zu sehen, wie sich die ehemalige Wüstenlandschaft in eine blühende Landschaft entwickelt! Und das beste ist, es wird weitergehen!!!

    Frage an die Forumsgemeinde: Wenn das Neumarktgebiet einmal endgültig bebaut worden ist, dann müsste die Verunstaltungskommission Neumarkt doch eigentlich aufgelöst werden - mangels Agenden?

    Sobald das eintritt (jetzt nur theoretisch), könnte ich als Eigentümer zB des Kimmerle Quartiers doch hergehen und die Gruselecke zum KP hin zB komplett wegmachen und neu attraktiv bebauen oder? Wenn ich das Bausündeneck komplett wegmache, dann gäbe s rein rechtlich auch kein Urheberrecht des Architekten mehr, sofern ich mir dieses Recht nicht ohnedies vorher abtreten lassen habe (wenn ich klug wäre)? Oder irre ich hier - in Ö wäre das jedenfalls so möglich.

  • Versteh ich nicht. Das HSR war doch auch früher zwischen die beiden Gassen "gepresst". Derlei Enge macht ja den Reiz alter Stadtbilder aus. Ohne HSR wäre der NM als Platzanlage höchst problematisch, ja misslungen. Zumal er an allen Kanten ziemlich "provisorisch" bzw zufällig entstanden wirkt, wäre gerade diese eine feste Ecke so wichtig, um sein Zerfließen zu verhindern.Aber ist das verkürzte HSR nicht eh längst fix???

    Mit "reinpressen" meinte ich, keine wirkliche Lösung für die Umgebung zu haben, insbesondere im Bezug auf die Zeilenbauten. M.E. müssten sowohl Moritz als auch Kirchgasse bis zur Wilsdruffer durchgehen, sonst entstehen wirklich tote und vorallem dunkle Räume, die maximal noch als Abstellfläche für Mülltonnen herhalten und das sähe dann wirklich zufällig aus. Wie gesagt, ich weiß nicht, wie man das optimal löst. Das Stadt Rom auf einen Stummel zu reduzieren, scheint mir auch nicht der Kardinalsweg zu sein. Zumal ich das derzeitige kleine Plätzchen mit den Bäumen recht gelungen finde. Eine gute Zwischenlösung.