Das alte Konstantinopel

  • In Bezug auf die Abrisse: Sollte aber nicht die erneute Wertschätzung des osmanischen Reiches unter Erdogan auch ein Interesse daran wecken, die architektonischen Zeugnisse dieser Epoche zu bewahren? Ich stelle mir Istanbul immer als unglaublich urban vor, ein gewaltiges Gassengewirr, durch das man wochenlang irren kann, um immer neue Entdeckungen zu machen.

    Es passt zwar nicht wirklich zum Thema, aber es wird gerade in Istanbul eine neue, gigantische Großmoschee in osmanischem Stil errichtet, die "Moschee Çamlıca". Auch sehr beeindruckend:

    https://www.google.de/search?q=camli…iw=1536&bih=704


    Das wäre natürlich toll, Schortschibähr!!!

    Gassengewirr gibt es leider nicht mehr - aber es gibt anstrebungen Holzhauser nochmal zu bauen - wir haben ein paar von diese klassische Neubauprojekte - grosse Teilen von Istanbul ist aber von Grunderzeit gepragt wie zum Beispiel die Galata viertel

    http://www.gettyimages.co.uk/detail/photo/g…raphy/506831325

  • Gassengewirr gibt es leider nicht mehr - aber es gibt anstrebungen Holzhauser nochmal zu bauen - wir haben ein paar von diese klassische Neubauprojekte - grosse Teilen von Istanbul ist aber von Grunderzeit gepragt wie zum Beispiel die Galata viertel
    http://www.gettyimages.co.uk/detail/photo/g…raphy/506831325

    Zum Teil gibt es in heutigen Istanbul noch Gassengewirr, nur leider sind diese eng bebauten Gassen ziemlich isoliert vorhanden ( vor allem im Stadteil Fatih am goldenen Horn )
    Beispiele dafür finden sich in den Viertel rund um die „ Sultan-Ahmed-Moschee“ und den Gassen rund um den „Kapalı-Çarşı” im Stadtteil Eminönü.
    Von Homogenen Bauten kann man jedoch nicht (mehr) sprechen.

  • Wir waren in Fatih aber damals war die Gebauden in eine jammerliche zustand oder im Rekonstruktion - aber ehrlich gesagt im vergleich mit anderen Islamische oder ehemalige Metropolen wie Codorba, Sevilla, Cadiz, Fez, Algiers, Marrakech, Tunis, Cairo, Shiraz oder Damascus fallt die Gassengewirr eher begrenzt aus. Aber ich hoffe die Rekonstruktionen laufen in diesem Viertel weiter.

    Beispiel - so sieht es an manchen ecken aus

    https://architecture.desktopnexus.com/wallpaper/137258/

    Klar - die Souk ist ein Gewirr aber im aber im Vergleich mit Marrakech eher bescheiden.

  • Konstantinopel ist 1453 gefallen, weil es keine Unterstützung aus dem Westen bekommen hatte. Sowohl das Schisma als auch die machtpolitische Konkurrenz zwischen dem westlichen und östlichen Christentum haben zu einer Entfremdung und daher auch zu mangelnder Kooperation geführt. Der Schock im Abendland mag bei breiten Bevölkerungsschichten groß gewesen sein, war aber für die Machteliten in Rom, Wien und Paris schon länger vorhersehbar. Dem Fall Konstantinopels voraus gingen schliesslich große territoriale Eroberungen der Osmanen auf dem Balkan und in Kleinasien, sodaß am Ende tatsächlich nur noch die Hauptstadt des Reiches übrig geblieben ist. Die Eroberung der Stadt war daher eigentlich nur noch eine Frage der Zeit.
    Natürlich gingen dem Fall der Stadt viele Jahrzehnte an Niederlagen und sonstigen Wirren voraus, siehe z.B. hier:

    "
    Während also die christliche Staatenwelt des Balkans zerstritten war und sich gegenseitig befehdete, setzten sich seit 1354 die Osmanen in Europa fest und expandierten in das byzantinische Thrakien, das sie in den 1360er Jahren großteils eroberten. Ein präventiver Schlag des südserbischen Königs Vukašin Mrnjavčević im Bund mit dem bulgarischen Zaren Iwan Schischman von Weliko Tarnowo gegen das Zentrum der osmanischen Herrschaft in Europa, Adrianopel, endete, trotz zahlenmäßiger Überlegenheit, in der Niederlage an der Mariza 1371. Der Sieg über die beiden slawischen Balkanmächte brachte dem Sultan Teile Südbulgariens, das serbische Makedonien und die Hegemonie über weite Teile des Balkans ein. Schließlich zwang er 1373 den bulgarischen Herrscher, das Supremat der Osmanen anzuerkennen. Diesem Beispiel folgten das zu einem Kleinstaat gewordene Byzanz (Konstantinopel samt Umland, Thessaloniki mit Umland, Thessalien, einige Ägäisinseln, Despotat Morea) und das Nordserbische Reich des Fürsten Lazar Hrebeljanović, der ebenfalls ein Vasall der Osmanen wurde. Mehrmals ersuchte Byzanz den Westen um Hilfe und bot dafür sogar die Kirchenunion an, so 1439 auf dem Konzil von Ferrara und Florenz, was jedoch am Widerstand der byzantinischen Bevölkerung scheiterte („Lieber den Sultansturban als den Kardinalshut“).Nach der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 und der Niederlage der westlichen Kreuzfahrer bei Nikopolis 1396 schien die Lage des Reiches aussichtslos."

    quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Byzantini…antinische_Zeit

    Dieselbe Entfremdung und machtpolitische Konkurrenz zwischen West und Ost verhinderte auch über lange Zeiten die Rückeroberung Konstantinopels durch orthodoxe Christen. Briten und Franzosen wollten keine Expansion Russlands bis an die Dardanellen und keinen ungehinderten Zugang der Russen zum Mittelmeer. Daher verhinderten sie schon durch den Krimkrieg und auch in den Balkankriegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Niederlage der Türken. Als sie selbst Konstantinopel 1918 besetzten, haben sie weder den Griechen noch den Russen die Verwaltung dieser Stadt überlassen und haben sich militärisch auch nicht weiter so gegen den türkischen Befreiungskampf unter Atatürk engagiert wie es ihnen möglich gewesen wäre. Ihnen war die Türkei lieber als ein imperiales Russland bis ans Mittelmeer.

    Wenn alle Christen historisch immer zusammengehalten hätten, dann wäre natürlich Byzanz niemals gefallen und wenn doch, dann wäre es längst zurückerobert.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

    Einmal editiert, zuletzt von Der Münchner (31. Dezember 2017 um 09:55)

  • Fast zehn Jahre alter Bericht über archäologische Arbeiten am Großen Kaiserpalast:

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    Weiß jemand etwas über den Fortgang der Arbeiten ?

    Es würde mich nicht wundern, wenn Herr Erdogan diese gestoppt haben sollte, immerhin paßt die vorosmanische Geschichte der Stadt ja nicht in sein Weltbild...

  • aber ehrlich gesagt im vergleich mit anderen Islamische oder ehemalige Metropolen wie Codorba, Sevilla, Cadiz, Fez, Algiers, Marrakech, Tunis, Cairo, Shiraz oder Damascus fallt die Gassengewirr eher begrenzt aus.


    Ganz kurz off-Topic: Würdest du Shiraz als besterhaltene, historische Stadt im Iran sehen? Bei Google findet man so gut wie keine Fotos der Altstadt, nur der vielen Gärten und Moscheen. In so einer uralten Kulturregion wie Persien müsste es bestimmt noch historische Stadtkerne geben, vielleicht Isfahan oder Tabriz?

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Ich hab einen persönlich bedingt eigenen Zugang zu dieser Stadt, die ich nicht mag, nicht mögen kann, und deren heutiger Name mir schwerer über die Lippen geht als Jelenia Góra. Wer sich zum Kulturleben dieser ach so europäischen Stadt informieren will, so bloß mal "Oper Istanbul" oder was eingeben.
    Eigentlich liegen mir auch Byzanz und byzantinische Bauten wie San Marco etc eher ferne.
    Kurzum, ich hab eigentlich nicht vor, diese Stadt zu bereisen. Es sei denn, sie wird zu meiner Lebenszeit noch in Carigrad umbenannt. Das ist zugegebenermaßen unwahrscheinlich. Allerdings hat 1936 auch keiner damit gerechnet, dass aus Wünschelburg in nur neun Jahren eine Stadt namens "Radków" wird.
    Kurzum: sag niemals nie, auf ein gemütliches Zusammensein bei Bier und Schwein vom Grill in Царьгра́д !

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.