Hachenburg - Perle des Westerwaldes (Galerie)

  • Hachenburg (Westerwaldkreis)

    Ich starte mein letztes Galerieprojekt für dieses Jahr. Nachdem wir in den vergangenen Monaten primär Bilder aus dem Süden und Westen des Landes Rheinland-Pfalz gesehen haben, geht es nun ganz in den Norden. Ich habe das Projekt als Trilogie geplant, wie man am Titel schon sehen kann, geht es zunächst nach Hachenburg, der großen architektonischen Perle im nördliche Rheinland-Pfalz, danach besuchen wir Freudenberg im Siegerland, eine Fachwerkstadt mit überregionaler Bedeutung und einer bemerkenswerten Erhaltung eines Fachwerkinnenstadtkerns und zum Finale geht es dann nach Siegen, der sehr ambivalent zu sehenden Großstadt des Kreises Siegen-Wittgenstein und gleichzeitig der Geburtsstadt von Peter Paul Rubens. Die Galerien folgen je nach Wetter und Zeit im November, ich denke, man kann sich auf starke Kontraste und bemerkenswerte Überraschungen (positiv wie negativ) freuen.

    Zunächst geht es aber in den Westerwald, ich muss gestehen, die Region macht ihrem Namen alle Ehre, denn zunächst gibt es dort von einem extrem viel, nämlich Wald :D:D . Ehrlicherweise muss man konstatieren, dass die Region in der Summe relativ wenige architektonische Glanzstücke bereit hält, was bei der Abgeschiedenheit und der Struktur der Region aber nicht weiter verwunderlich ist. Aber es gibt dann doch immer diese Ausnahmen und Perlen, die man bei etwas Mühe finden kann, und diese Perle ist zweifelsohne Hachenburg im Westerwaldkreis.

    Die Stadt zählt nur knapp 6000 Einwohner, kann aber hinsichtlich bedeutender und hochklassiger Bauwerke mit so mancher Stadt im Süden durchaus mithalten, denn nicht nur in Bezug auf die Einzelbauwerke, auch was den Erhalt ganzer Ensembles und Denkmäler angeht, ist Hachenburg für eine Stadt dieser Größe durchaus als herausragend zu bezeichnen.

    Die Entstehung und die Geschichte der Stadt ist maßgeblich verknüpft mit dem Geschlecht der Grafen zu Sayn. So geht das heutige Schloss auf die Gründung der Burganlage durch den Grafen Heinrich II. von Sayn im Jahre 1180 zurück, welche dann auch der zukünftige Sitz der Grafen zu Sayn wurde. Somit erklärt sich die heutige Pracht dieser Stadt ganz zentral mit der Symbiose zu diesem Herrschergeschlecht. Die heute noch erhaltene romanische St. Bartholomäuskirche, erbaut um 1200, ist das älteste Gebäude der Stadt. Nach dem großen Stadtbrand 1654 gingen zwar weite Teile des Baubestandes verloren, die heute noch immer ablesbare Struktur der Stadt stammt aber genau aus dieser Wiederaufbauphase des 17. und 18. Jahrhunderts.

    Ohne größere Zerstörungen sind fast alle Bauten des Innenstadtrings aus dieser Zeit bis heute erhalten, so dass sich ein weithin geschlossenes Ensemble längst vergangener Zeit beobachten lässt. Viele Bauten wurden in den letzen Jahrzehnten aufwendigst saniert, weil man sich der herausragenden Bedeutung der Baudenkmäler für die Stadt und die gesamte Region bewusst wurde.

    Ich bin wirklich gespannt, wie viele hier im Forum diese Stadt überhaupt kennen und wie die Reaktionen ausfallen, es gab jedenfalls strahlendstes Wetter und ich freue mich, diesen Ort vorstellen zu dürfen.

    Zunächst einen Blick von oben auf die Stadt, da ich noch keine Drohne besitze greife ich ausnahmsweise auf Fremdmaterial zurück


    Bildquelle: Wolkenkratzer (über wikipedia) Luftaufnahme Hachenburg 2016


    Wir starten die große Tour am Eingang zur Wilhelmstraße (ich sage vorweg, der Kaiser wird uns noch persönlich begegnen :D ).

    Typische verschieferte Bauten, die man hier sehr häufig findet

    Und dann beginnt die fantastische Altstadt

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    4 Mal editiert, zuletzt von Apollo (5. November 2017 um 15:59)

  • Die Wilhelmstraße lassen wir aber zunächst auf mehr Sonne wartend hinter uns und biegen in die Judengasse ab

    Und dann kommen bereit weitere sehr alte Fachwerkbauten ins Bild

    Blick zurück in die Judengasse

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  • Und dann geht der Blick hinauf in die Mittelstraße

    Heutige Stadtbücherei


    Und dann das historische Rathaus (das ehemalige Bergratshaus), erbaut um 1692 auf den Resten der historischen Kellergewölbe als zweigeschossiger barocker Fachwerkbau. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts Sitz des gräflichen sayn-hachenburgischen Bergrates. Bis 2001 wurde der Bau als Rathaus genutzt, heute ist er die zentrale Touristinformation.

    Portal


    Rathaus und Bücherei

    Später geht es in der Mittelstraße weiter

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  • Das ist ja alles erstaunlich gut gepflegt! Ähnliches haben wir in letzter Zeit schon von Idstein und Bad Camberg gesehen. Wenn ich da an Leutershausen in Mittelfranken denke, von wo ich kürzlich Bilder gebracht habe, das ist vielleicht verlottert.

  • Zitat von Zeno

    Das ist ja alles erstaunlich gut gepflegt!

    Das hatte ich ja bereits weiter oben angemerkt, dass der Erhaltungsstatus der Innenstadt beinahe als perfekt angesehen werden kann. Wie haben bisher ja nur die Vorhut gesehen, ich kann versprechen, dass es sich lohnt die Galerie weiter anzuschauen, weil der Alte Markt sicherlich ein wirkliches Highlight ist, was den ein oder anderen sicher überraschen wird, denn man erwartet so etwas nicht.

    Wir bleiben aber zunächst an der Färberstraße gegenüber des Alten Rathauses, es geht an der Bücherei, ehemaliger Vogtshof vorbei

    Ob das original ist, weiß ich allerdings nicht

    Der einzige Blick, der nicht so berauschend ist

    Es geht hinauf zur Kopfseite des Platzes, auch hier Altfachwerk in Reinkultur (man sieht, die sich die Linien biegen :lachentuerkis: )



    Wir blicken noch einmal auf das Rathaus Ensemble und dann geht es die Mittelstraße hinauf

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  • Die Mittelstraße führt hinauf zum Schloss und geht auf halber Strecke in die Friedrichstraße über

    Blick von der Mittelstraße zu Alten Markt (es wird so toll werden :D )

    Dann erreichen wir das Beust'sche Haus, erbaut 1766 mit Hinterhaus aus dem 16. Jahrhundert.

    Nochmal der Kopfbau von der Seite

    Und jetzt geht es los, wir erreichen die Kernaltstadt, hier die Friedrichstraße 10, ein dreigeschossiger, giebelständiger Fachwerkbau aus dem beginnenden 17. Jhr.

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  • Es ist schon beeindruckend, so alte Bausubstanz zu sehen

    Blick zur gegenüberliegenden Seite

    Und dann kommt der Turm der evangelischen Schlosskirche ins Bild

    Und dann, als kleiner Appetitanreger, ein kleiner Blick zum Alten Markt

    Bevor es aber dahin geht, geht es erst die Friedrichstraße hinauf zu den Denkmälern

    Hier das Ensemble

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    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (6. November 2017 um 16:33)

  • Die Ensembles sind hier besonders toll, weil es eben keine modernen Kontraste gibt und alles in einem für das Alter perfekten Zustand ist

    Es geht weiter hinauf

    Zauberhafte Ecksituation

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  • Blick zurück

    Und hinauf

    Man schaue mal auf diesen Bau, das ging wohl heute durch keine DIN-Norm mehr :lachentuerkis::lachentuerkis:


    Gegenüberliegende Straßenseite

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  • Das ist schon traumhaft schön


    Zum Alten Haus von 1610



    Und dann weitet sich die Straße und wir erreichen das Schloss



    Kopfbau zur Friedrichstraße bzw. "Schlossberg"


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  • Das Schloss

    Und dann kommt etwas ganz ganz besonderes was man so nur noch sehr selten sieht und was mich gerade in einer so kleine Stadt überrascht, nämlich zwei Denkmäler, wir starten mit Friedrich III.

    Blick auf das Gesthaus Zur Sonne



    Und dann, stand er da, unser Kaiser, Wilhelm I. (es mag gar nicht so schlecht sein, das man hier völlig abgelegen im Wald ist, so hat man vielleicht nicht bemerkt, dass hier solche Denkmäler stehen und sie sind so über die Zeit gekommen) Ich habe zu Hachenburg viel mit Triforium diskutiert, weil es einige Besonderheiten gibt, dieses Denkmal war eines davon. Wo findet man heute noch diese Art Denkmäler? Ich kenne wenige. Hier gibt es gleich zwei.


    Leider fehlen die Finger und man hat ihm eine Lichterkette umgebunden :blink: , aber ansonsten ist der Wilhelm intakt

    Adler

    Und dann der Kaiser nochmal höchstselbst :D:D

    Damit war es das für heute, ich hoffe euch gefällt auch so eine kleine aber extremst feine Stadt. Morgen geht es weiter mit dem Schloss und dann folgt der Alte Markt und das wird klasse :D:D

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  • @"wissen.de"
    Denkmäler für Wilhelm I. und Friedrich III. gibt es sehr viele in Deutschland. So selten ist das nicht. Um nur ein Beispiel zu nennen: Bad Homburg
    - Denkmal für Wilhelm I. (https://www.bad-homburg-tourismus.de/images-main/it…_1_lightbox.jpg)
    - Denkmal für Friedrich III. (https://www.ich-geh-wandern.de/files/tracks/i…iserdenkmal.jpg)
    Weit seltener sind Denkmale, Standbilder und Reliefs für Wilhelm II. Aber auch diese gibt es vereinzelt, z.B. auf der Hohenzollernbrücke in Köln.

    @"Zeno"
    Abgesehen von manchen Orten in den östlichen Bundesländern, in denen immer noch Sanierungsstau herrscht, muss ich sagen, dass in Franken und teils noch ein wenig in Baden-Württemberg die lieblosesten und heruntergekommensten Ortsbilder zu erkennen sind. Zumindest nach wenigen Eindrücken aus eigener Erfahrung und den von Dir in das Forum gestellten Fotogalerien. So schlimm mit den verlassenen Häusern oder Altbauten mit bröckelnder Putzfassade, sprossenlosen Fenstern, Billigtüren, Kunstpatina-Kacheln usw. habe ich das bislang nur bei den fränkischen Ortsbildern gesehen. Das ist alles ohne einen Hauch von Empathie für die historische Bausubstanz. Dabei könnte so manche Perle dort schlummern, die nur gehoben werden müsste.

  • Naja. Das Preußische Denkmal-Institut e. V. kann bisher

    • 63 Reiterstandbilder
    • 231 Standbilder

    für Wilhelm I. nachweisen. Wie viele davon erhalten sind geht daraus nicht hervor. Ich finde das also durchaus überschaubar und hätte damit eben nicht gerechnet. Ist aber eine schöne Überraschung weil ich so Statuen einfach liebe.

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  • Wir kommen jetzt zur Schlossanlage der Stadt Hachenburg. Bei dem Schloss handelt es sich um eine zweiteilige barocke Schlossanlage mit integrierten Teilen der alten Burganlage der Grafen zu Sayn. Die Gründung der Burganlage erfolgte um 1200 als Sitz der Zentralbehörden der Grafen zu Sayn, ab 1595 erfolgte zunächst eine Umgestaltung der Anlage im Stile der Renaissance, bevor von 1717 bis 1726 ein kompletter Neubau des Hochschlosses in barocker Form durch den Architekten Rothweil vorgenommen wurde.
    1737-1746 erfolgte dann auch der Bau der barocken Vorburg. Von 1799 bis 1809 war die Burg Sitz nassauischer Behörden, bevor dann eine sehr wechselvolle Nutzungsgeschichte begann. Von 1977 bis 1980 wurde das Schloss umfassend saniert und dient seither als Hochschule der Deutschen Bundesbank.

    Es geht den Berg hinauf

    Blick in den Schlosspark




    Blick hinaus in die Weiten des Westerwaldes :lachentuerkis::lachentuerkis:





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  • Portal

    Ich war auch drin, aber weil es eine private Einrichtung ist, war Fotografieren absolut tabu und da es keinerlei historische Innenausstattung mehr geben soll auch nicht wirklich ertragreich, also machen wir im Hof weiter und bewegen uns lagsam dorthin.

    Durchgang zum Innenhof


    Hier geht es später raus Richtung Alter Markt


    Der historsche Innenhof zwischen Hochburg und Vorburg

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  • Historisches Tor

    Ganz hinten rechts taucht der einzige moderne Anbau auf, ist nicht schön, aber sehr versteckt



    Naja, muss nicht sein, typischer 70-er Jahre Bau, <X . Aber wenigstens nicht so auffällig in der Farbgestaltung sondern dezent angepasst. Also etwas real life ist immer :lachentuerkis::lachentuerkis:

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  • Kleiner Pavillion

    Und dann nochmal ein Landschaftsblick

    Es geht zurück

    Und hinaus durchs Tor

    Und erreichen den Schlossberg, Haus Schlossberg 2 aus dem Jahr 1703, zweistöckiges verputztes Fachwerkhaus mit Walmdach, um 1800 einheitlich klassizistische Umgestaltung von Türen und Treppe sowie außen verputzt.


    Heute Nachmittag geht es hier weiter mit dem Alten Markt :daumenoben::daumenoben:

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  • Jetzt geht es also langsam zum Alten Markt. Wir erreichen die evangelsische Schlosskirche, die St. Katharinenkirche. Erstmals 1372 erwähnt, der spötgotische Chor und der Turm stammen aus dem 15. Jhr., das Schiff dann von 1775.


    Blick über die Altstadtdächer zur Friedrichstraße


    Dann das Tor zum Alten Markt




    Und dann sind wir da

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  • Blick auf die Nordbebauung mit Steinernem Haus und katholischer Kirche

    Schauen wir uns zunächst einmal den gesamten Markt komplett an. Wir starten an der Nordseite

    Ostseite mit evangelischer Schlosskirche

    Südseite

    Dann die Südwestecke, hier der einzige moderne Bau

    Dann die Westseite mit Löwenbrunnen

    Und dann die Nordwestseite

    Ich finde des Alten Markt sehr schön proportioniert, die Atmosphäre war wirklich toll und sowohl in den Einzelbauten wie im Ensemble konnte mich der Platz sehr überzeugen.

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    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (6. November 2017 um 17:11)