Trier - die historische Innenstadt (Galerie)

  • Leonhard:
    Ich bin ein entschiedener Fan von Rom und meiner unbescheidenen Meinung nach besitzt Rom die bedeutendste Altstadt der Welt. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ein großer Teil der Fläche innerhalb der Stadtmauern mit durchaus angenehmen, aber eben nicht wirklich bemerkenswerten Bauten des 19. Jahrhunderts bedeckt ist. (Zwischen denen freilich viele wunderbare Bauten aus älterer Zeit stehen). Man vergleiche diese Karte von 1748 (in besserer Qualität hier oder hier.) mit dem Ausmaß der heutigen Bebauung.


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  • Hamma die Romfrage geklärt. Eine verfehlte Formulierung allein sollte ja nicht die Verdienste einer langen und qualitätvollen Galerie schmälern.
    Was mir aufgefallen ist: es gibt doch noch vereinzelte gotische Häuser in Trier, in dem ganz spezifischen Stil der Stadt. wir sind uns sogar einig, dass es so etwas in Rom NICHT gibt. Nicht alle sind/waren so aufwändig wie das hier unten mit Maßwerkvorblendungen. Der diesbezügliche Verlust soll ja sehr schlimm gewesen sein, wahrscheinlich der schlimmste Verlust, der die Stadt traf.
    Was würdest du schätzen, w., wie viele sind es noch?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich habe mich ausführlich mit der Geschichte und der Architektur des antiken Trier und dem Rheinischen Landesmuseum Tier in einem Artikel befasst. Mittelfristig wird es noch einen zweiten Artikel zum mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Trier geben.

    Augusta Treverorum - das antike Trier
    Geschichte und Architektur der römischen Antike in Trier: Porta Nigra, Konstantinbasilika, Amphitheater, Thermen, Rheinisches Landesmuseum
    www.zeilenabstand.net

    Impressionen:

    Stadtmodell im Rheinischen Landesmuseum Trier: im Vordergrund rechts der frühchristliche Bischofskomplex, zentral die Konstantinbasilika im Palastbezirk, im Hintergrund links die Kaiserthermen und mittig das Forum

    Die Feldseite der Porta Nigra

    Das Amphitheater am östlichen Stadtrand

    Die Konstantinbasilika

    Das Innere der Konstantinbasilika

    Die Kaiserthermen

    Rheinisches Landesmuseum Trier: Neumagener Weinschiff, um 200 n. Chr.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Nach der Beschreibung der antiken Augusta Treverorum folgt nun der Stadtrundgang durch das mittelalterliche und das frühneuzeitliche Trier:

    Trier im Mittelalter und der frühen Neuzeit
    Historische Spurensuche im mittelalterlichen und barocken Trier: Dom, Liebfrauenkirche, St. Matthias, kurfürstliches Schloss, Steipe, Simeonstift
    www.zeilenabstand.net

    Trier ist seit spätestens um 480 dem Frankenreich zuzurechnen und verliert als stark entvölkerte Stadt unter den Merowingerkönigen zunächst seine zentrale Bedeutung, die es als römische Stadt innehatte. Erst um 800 bei der Neuordnung des Reiches unter Karl dem Großen erreichte Trier als Erzbistum mit den Suffraganen Metz, Toul und Verdun wieder kirchenpolitisches Gewicht. In der Folge erlangten die Erzbischöfe auch die weltlichen Herrschaftsrechte, 958 erlangte Trier die Marktrechte. Im Hochmittelalter entstanden zahlreiche Sakralbauten in den Vorstadtsiedlungen rund um die zentrale Domimmunität. Insbesondere Erzbischof Poppo (1016-47) war im 11. Jahrhundert für die bauliche Entwicklung Triers von herausragender Bedeutung.

    Im Spätmittelalter entwickelte sich das Erzbistum zu einem der sieben Kurfürstentümer im Reich. Zu den entscheidenden Persönlichkeiten jener Zeit gehörte Balduin von Luxemburg, der von 1305 bis 1354 regierte. Es folgte im 15. Jahrhundert auch die wirtschaftlich bedeutendste Zeit Triers, in der viele Profanbauten entstanden. 1473 erfolgte die Gründung einer Universität. In der Zeit der Reformation konnten die katholischen Erzbischöfe ihre Stellung behaupten. Durch die Abtretung von Metz an Frankreich wurde Trier aber nun zum westlichsten Grenzposten des Reiches. Dem auch kriegsbedingten Niedergang im 17. Jahrhundert folgte eine letzte kulturelle Blüte Triers im 18. Jahrhundert unter den Kurfürsten Franz Georg von Schönborn und Johann Philipp von Walderdorff. Auch sie spiegelt sich im Stadtbild wider. Der letzte Kurfürst floh 1794 beim Einmarsch französischer Truppen, wodurch eine Zäsur in Geschichte und Baukunst Triers markiert wurde.

    Galerie:

    Domansicht mit Liebfrauenkirche

    Liebfrauenkirche, Dom und Kreuzgang

    Mittelschiff des Domes mit Blick nach Osten

    Innenraum der Liebfrauenkirche mit Blick zum Chor

    St. Matthias – Westfassade

    Westseite des Hauptmarktes mit Stiepe, dahinter das Rote Haus

    Dreikönighaus

    Romanischer Frankenturm

    Das Rote Haus am Hauptmarkt

    Südflügel des kurfürstlichen Schlosses mit angrenzender römischer Palastaula

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Zweifellos: the best of Trier. Und das ist auch in nationalem wie internationalem Maßstab nicht zu wenig. Zwei Umstände kommen zusammen: die hohe Dichte an kunsthistorisch extrem wertvollen Bauten und eine erstaunlich kompakte wie attraktive unmittelbare Stadtmitte.

    Das täuscht leicht darüber hinweg, dass Trier (abgesehen von Steipe und Rotem Haus) eine ganz elendig wiederaufgebaute und folglich abseits der oben beschriebenen Glanzpunkte über weite Teile äußerst unansehnliche Stadt ist. Über das (hier nicht ganz extreme) Ausmaß der Kriegszerstörungen hinaus hat die Wirtschaftswunderzeit schwere Wunden geschlagen, ohne dass ein Wille zur Stadtreparatur erkennbar wäre. Das macht die Städte im Osten ungleich liebenswerter und letztlich auch lebendiger.

    Aber, wie gesagt, was so eine flotte Best-of-Bildserie anbelangt, kann kaum etwas mit Trier mithalten.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Exakt diesen Eindruck hatte ich auch. Viele sehr bedeutende Denkmäler, einige großartige Ensembles, genug eigentlich die ganze Stadt (wieder) auf ein höheres Niveau im internationalen Vergleich zu bringen. Aber wie so gut wie überall in (West-)deutschland fehlt da offenbar seit 70 Jahren das Bewusstsein und somit auch der Wille daran irgendwas zu ändern. Is halt so wie’s is.