Auferstehungskathedrale Podgorica / Montenegro

  • Bei den orthodoxen Kirchen die modernistische Architektur nie angekommen zu sein. Zumindest ist mir keine solche Kirche bekannt – aber traditionelle Neubauten sind mir bekannt. Da wird wohl noch zur Ehre Gottes gebaut.

    Herzliche Grüße

    Bilder von mir finden sich auch bei Wikimedia.

  • Tolle Kirche! Während bei uns ja schon seit vielen Jahrzehnten keine Kathedralen mehr errichtet wurden, entstehen in letzter Zeit in Osteuropa mehrere gigantische Kirchen, die in ihren Dimensionen durchaus mit den westeuropäischen Pendants aus früheren Epochen mithalten können.

    Da gibt es ja zum Beispiel auch den bekannten Dom des heiligen Sava in Belgrad, der zu den größten orthodoxen Kirchen der Welt gehört. Mit seiner Errichtung wurde zwar schon am Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen, jedoch kam der Bau in kommunistischer Zeit zum Erliegen. Nach der Wende nahm man sich jedoch wieder des Werkes an und so steht die eindrucksvolle Kuppelkirche heute in der Außenerscheinung vollendet. In Bukarest wird zur Zeit die "Kathedrale der Erlösung des Volkes" erbaut, auch ein riesiges Gotteshaus mit einer Innenlänge von 120 Metern! Es spielt bei diesen Projekten natürlich auch nationale Symbolik eine Rolle, quasi die Wiedergeburt nach dem Kommunismus. Es ist vergleichbar mit der Errichtung des Kölner Domes im 19. Jahrhundert, die ja auch unter dem Zeichen der nationalen Einigung Deutschlands stand.

  • Wirklich eine tolle Kirche?
    Ich hätte meine Schwierigkeiten damit. Die Mystik alter Kirchen, für mich eine unabdingbare Voraussetzung für das "Funktionieren" eines Sakralraumes, lässt sich auf diese Weise nicht wiederherstellen. Ich mag auch nicht besonders historistische Kirchen (jenseits aller Diskussion um deren kulturhistorischen Wert), einfach, weil ihnen etwas zu sehr Artifizielles anhaftet, dies zuungunsten des Anspruchs auf Wahrheit. Eklektizismus eignet sich gut für weltliche, Macht und Reichtum repräsentierende Bauwerke, aber weniger für Gotteshäuser.
    Aber diese neuen orthodoxen Kirchen sind noch meilenweit von der Stilsicherheit und dem hohen artifiziellen Anspruch von Historismuskirchen entfernt. Ehrlich gesagt kann ich mit dem offensichtlich völligen Fehlen von Berührungsängsten mit reinem Kitsch in der Orthodoxie nicht viel anfangen, vor allem, was das Innere betrifft. Die völlig anspruchslose dritte-Hand-Naivität der neuen Ikonenmalerei ist auch in wertvollen Kirchen wie dieser
    http://www.orthodoxe-kirche.at/img/bd/2e/bc6d…a844/-image.jpg
    in der dem historistischen Innenraum schon per se eine gewisse Ausstrahlung nicht abgesprochen werden kann, bei aller grundsätzlichen Sympathie und auch letztlich persönlicher Verbundenheit (schließlich habe ich in der letztgezeigten Kirche geheiratet) zu bemängeln.
    Die Kirche zu Podgorica ist natürlich ungleich kritischer zu beurteilen.
    Fazit: ein gelungener Neo-Historismus müsste weit eklektizistischer sein.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Es ging mir fernab jeder genaueren Beurteilung schlichtweg einfach darum, dass im orthodoxen Raum immerhin noch traditionell gebaut wird. Egal wie vergleichsweise qualitativ minderwertig ein solcher Bau sein mag, einer modernistischen Kirche ist er immernoch meilenweit überlegen.