Worms - die Nibelungen- und Lutherstadt Innenstadt (Galerie)

  • Worms - die Nibelungen- und Lutherstadt

    Starten möchteich heute mit einer umfassenderen Galerie zur Nibelungenstadt Worms. Worms liegt im Südosten von Rheinland-Pfalz, hat ca. 82.000 Einwohner und ringt unter anderem mit Trier um den Titel der ältesten Stadt Deutschlands.

    Aufgrund dieser einzigartigen Historie hatte ich mich dann letzte Woche entschieden, diese Stadt anzusehen. Denn Worms ist nicht nur für die Nibelungensaga bekannt, Worms ist ferner auch mit einem Kirchenbau der Superlative gesegnet, dem Wormser Dom, einem der drei großen romanischen Dombauten der deutschen Kaiser gesegnet. Somit war Worms neben Mainz und Speyer ein weiteres wichtiges Zentrum mittelalterlicher deutscher Geschichte. Die Glanzzeit dieser Stadt ist damit auch zentral verbunden mit dem großen Geschlecht der Salier, deren Präsenz auch in der Domgruft noch spürbar ist.


    Quelle: nach Braun/Hogenberg 1576 (gemeinfrei über wikipedia)

    Neben dieser Blüte im Mittelalter spielte die Stadt aber auch in den wesentlichen Übergangsprozessen der mittelalterlichen Gesellschaft in die neue Zeit eine tragende Rolle. Der 1521 veranstaltete Reichstag zu Worms markiert eine Zäsur in der europäischen Geschichte, war es doch der Ort, wo Martin Luther gegenüber Kaiser Karl V eine Rücknahme seiner Kirchenkritik verweigerte. Somit spielt Worms eine tragende Rolle im Rahmen der Reformation und trägt den Beinamen Lutherstadt. Die Thematisierung dieses Teils der Wormser Geschichte ist im Stadtbild übrigens sehr präsent durch eine Vielzahl von Stehlen mit Informationen zu diesem geschichtsträchtigen Ereignis.

    Quelle: Worms um 1900 -LC-DIG-ppmsca-00856 from Library of Congress, Prints and Photographs Division, Photochrom Prints Collection (gemeinfrei über wikipedia)

    Leider leider wurde Worms, wie viele andere kleinere deutsche Städte noch kurz vor Kriegende im Februar und März 1945 fast vollkommen zerstört. Womit wir dann bei einer Bewertung des Istzustandes der Stadt wären.

    Ich war von meinem Forumskollegen Triforium ja vorgewarnt, aber bei Worms muss man in weiten Teilen doch erst einmal kräftig schlucken. Von der einstigen Bedeutung der Stadt zeugt leider nur noch der Dom als wirklich maßstabssprengender Bau. Der Rest der Stadt ist beinahe als Totalverlust zu bezeichnen.

    Positiv ist, dass man wenigstens die zentralen Kirchbauten rekonstruiert hat. Ansonsten teilt Worms leider das desolate Stadtbild, was man aufgrund des Zerstörungsgrades sonst eben auch in Städten wie Wesel oder Siegen findet. Im Gegensatz z.B. zu Trier ist die Grundstruktur der einstigen mittelalterlichen Stadt leider nicht mehr erfahrbar, so dass die Galerie eigentlich in weiten Teilen eine „real-life-Galerie“ werden müsste. Zudem muss ich festhalten, dass ich mich bei meinem kurzen Besuch in der Stadt extrem unwohl gefühlt hatte, weil die Zusammensetzung der präsenten Bevölkerung doch recht problematisch wirkte, leider.

    Zudem war die Infrastruktur der Stadt in einem äußerst schlechten Zustand, aber das kennen wir ja aus westdeutschen Städten. Positiv möchte ich erwähnen, dass man durch Blumenbepflanzungen versucht, einige Akzente zu setzen, auch das ist in Städten heute ja nicht mehr unbedingt üblich.

    Trotzdem besteht jetzt kein Grund die Galerie zu meiden, denn allein der Dom und die Geschichte, die in Einzelbauten trotzdem noch präsent ist, rechtfertigen eine Darstellung dieser Stadt, trotzdem ist es gerade um diese ehemaligen Perlen der deutschen Geschichte so unfassbar schade.

    Anders als in der hier schon befindlichen Worms Galerie werde ich mich auf die Innenstadt beschränken, es gibt außerhalb der Stadt im Verhältnis zu den inneren Teilen sogar noch etwas mehr historische Substanz die optisch auch sehr an Landau erinnert. Einiges wurde in der Wormsgalerie aber schon gezeigt.

    Ich starte mit der Galerie heute Abend, also bis später.

    APH - am Puls der Zeit

  • Danke, wissen.de. Würdest du eine Zusammenstellung der deiner Meinung nach sehenswerteren Plätze von Worms, aber auch der größten städtebaulichen Verluste (Damals/Heute-Fotos) inclusive ein paar Zeilen Text für unsere neue Homepage zusammenstellen? Interessant wären vor allem Ensembles, die heute unbebaut sind bzw bald neu gestaltet werden müssten, bei denen sich also eine Reko lohnen könnte.

  • Wir starten mit einem Blick aus der Frontscheibe auf den Nibelungenturm, ich hatte nur gut 3 Stunden zum Fotografieren, daher konnte ich nicht alles erlaufen.

    Ludwigsplatz

    Wir starten die Galerie am Ludwigsplatz, ein Platz der Manuels Ansinnen nach Rekonstruktion einiger Bauten schon mal explizit entsprechen würde. Die Platzstruktur an sich ist erhalten, das Luswigdenkmal als wichtiger Platzanker steht noch, auch St. Martin und 2 Bauten an der Ostseite sind noch erhalten, der Rest ist dann eher zum Vergessen.

    Platz mit Blick zur Nordwestseite

    Mit Ausnahme des kleinen Baus in der Mitte ist alles andere an der Nordest- und der Südwestseite wenig einladend.

    Blick nach Süden

    St. Martin (romanische Basilika)




    St. Martin und Ludwigsdenkmal


    Historsicher Eckbau auf der Ostseite

    APH - am Puls der Zeit

  • Das Ludwigsdenkmal (meinem Erfinden nach für den Platz eigentlich zu groß)

    An der Südseite des Ludwigsplatzes steht am Eingang zur Kämmererstraße dieser Altbau

    Portal

    Blick zurück zu St. Martin

    APH - am Puls der Zeit

  • So, da meine real life Galerien zu Köln dann doch mehr rezipiert wurden wie gedacht, gibt es einen kleinen Auszug zu dem, was Worms heute in weiten Teilen ist, seht es einfach als traurige Dokumentation der Unfähigkeit der Architekten, einen Stadtraum wirklich zu gestalten.

    Wir befinden uns "Am Römischen Kaiser", einem der zentralen Orte der Innenstadt

    Das war schon "hardcore-real-life". Ich bin ehrlich, ich wollte eigentlich schon wieder heim fahren.

    Dieser Bau neuerer Geschichte war das einzig wirklich Ansprechende auf dem gesamten Areal

    Es geht von Osten kommend in die Kämmererstraße, der zentralen Einkaufsstraße und das Elend nimmt leider kein Ende.

    Diese Bautenn in der Hardtgasse waren die einzigen Lichtblicke

    APH - am Puls der Zeit

  • Der Winzerbrunnen von 1983

    Und dann die üblichen Stadtbildzerstörer in deutschen Innenstädten, hier Kaufhof

    Die gesamte Nordseite ist eigentlich mehr Provisorium als Architektur

    Der einzig wirklich noch verbliebene Altbau (was hat man sich nur bei dem Erdgeschoss gedacht, der Bau wurde dadurch völlig seiner Würde beraubt, allein hier würde eine Rekonstruktion des Erdgeschosses als kleine Maßnahme schon Wunder wirken)

    Das wars dann an real life, sonst schaut keiner mehr weiter, aber so sahen dann doch weite Teile der Innenstadt aus, anders als in Trier z.B. sind in Worms leider auch die zentralen Straßen und Plätze von dieser sehr schlechten Wiederaufbauleistung betroffen, dabei ist die Stadt extrem klein, mit wenigen Mitteln und der Initiative von ein paar Eigentümern ließen sich substanzielle Verbesserungen im Stadtbild erreichen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Wir treten aus der Kämmererstraße hinaus auf den Marktplatz

    Dreifaltigkeitskirche in der Mitte des Marktplatzes - nach der Stadtzerstörung von 1689 als lutherische Stadtkirche als barocker Saalbau errichtet, wurde diese 1945 bis auf die Grundmauern zerstört. Während das Äußere weitgehend rekonstruiert wurde, präsentiert sich das Innere "modern".


    Hier eine der Lutherstehlen mit dem Hinweis auf das , was hier zuvor stand.

    Ein real life Erlebnis kann ich euch aber nicht ersparen, steht man vorm Portal und schaut zurück, dann sind Himmel und Hölle nah beieinander.

    Was hat man sich nur dabei gedacht??? :kopfwand:

    Portal

    Es geht hinein

    Lutherkopf

    Die letzten erhaltenen Fragmente der historischen Innenausstattung

    APH - am Puls der Zeit

  • Wir treten ein in die Dreifaltigkeitskirche

    Gewölbe

    Altar

    Bilder der Zerstörung

    Orgel

    Damit verabschiede ich mich für heute, morgen geht es dann zum Dom.

    APH - am Puls der Zeit

  • Eine neue Galerie von Worms? Spitzenmäßig! Von Worms kriegt man nie genug, aber nur solange, bis man genug davon gekriegt hat :biggrin: .

    Der Beurteilung in Deinen einleitenden Worten stimme ich weitgehend zu. So ist Worms. Historisch bedeutend ohne Ende, aber in realita deprimierend ohne Ende.

    Wir starten mit einem Blick aus der Frontscheibe auf den Nibelungenturm

    Dieses Bild hat mich sehr irritiert. Seit wann haben wir Linksverkehr? Ich kenne die alte Nibelungenbrücke nur als die einzige Rheinbrücke, denn die neue Brücke wurde erst gebaut, als ich das letzte Mal dort war. Dass man nun die alte stadteinwärts fährt und die neue stadtauswärts, war mir freilich bekannt.

    Die Ansicht der Nibelungenbrücke mit dem Brückenturm und dem Dom im Hintergrund ist jedesmal, wenn man sie einige Zeit nicht gesehen hat, atemberaubend. Absolut erstklassig! Nur der vermeintliche Linksverkehr ist gewöhnungsbedürftig.

    Was das Aussehen der Altstadt anbetrifft, ist Deine Enttäuschung fraglos berechtigt. Vor allem vor dem Hintergrund der großen Geschichte des zweitausendjährigen Borbetomagus ist das heutige Erscheinungsbild natürlich skandalös. Mir freilich geht es so, dass ich die Bilder mit weit weniger Entsetzen anschaue, habe ich mich doch daran schon vor vielen Jahren gewöhnt. Am Römischen Kaiser ist natürlich hardcore, da kann man sagen, was man will. Gleichwohl nehme ich dieses Stadtbild längst als vertraut wahr.

    dabei ist die Stadt extrem klein

    ?( Worms ist doch nicht klein, hat über 80.000 Einwohner! Auch die Altstadt nicht, gehört schon zu den größeren. Vielleicht aber siehst Du es aus Richtung Köln, da hat man wohl andere Maßstäbe. Die römische Stadt Worms war ja nochmal deutlich größer als die mittelalterliche.

  • Zitat von Zeno

    Worms ist doch nicht klein, hat über 80.000 Einwohner! Auch die Altstadt nicht, gehört schon zu den größeren. Vielleicht aber siehst Du es aus Richtung Köln, da hat man wohl andere Maßstäbe. Die römische Stadt Worms war ja nochmal deutlich größer als die mittelalterliche.

    Ich habe jetzt so viele Städte gesehen und Worms ist klein, für eine römische Stadt oder eine Stadt des Mittelalters war sie natürlich groß, aber nach heutigen Maßstäben ist die Stadt doch sehr überschaubar, zumindest was das Areal betrifft, welches mal innerhalb der Stadtmauer lag, wovon noch kleine Teile erhalten sind, die ich dann morgen zeige.

    Ich finde, Worms ist von der Grundstruktur ähnlich übersichtlich wie Potsdam, aber eben zu 80 Prozent weniger erhalten, denn würde man die Rekonstruktionen der Nachkriegszeit weg rechnen, dann wäre der gesamte Innenstadtbereich faktisch ein Totalverlust. Trotzdem wäre aber, aufgrund der doch überschaubaren Fläche, mit Maßnahmen am Ludwigsplatz, am Marktplatz und der Kämmererstraße schon sehr viel raus zu holen. Trier z.B. hat ja auch nicht alles rekonstruiert, genau so wie im Großen München, blickt man da hinter die Schaustraßen, dann wird es auch dort öfters mal bitter, aber eben diese Straßen fehlen in Worms komplett.

    Aber ich würde mit dem Urteil auch warten, bis man den Dom gesehen hat, wenn man bedenkt, wann dieser Bau entstanden ist, entschädigt das für die ein oder andere Enttäuschung.

    APH - am Puls der Zeit

  • Also, dieser Bau da am Marktplatz vor dem Dom... Ich bin sprachlos... Ich war zwar schon in Worms (wie Wissen.de erwähnt hat), aber mein Besuch hat sich auf die Besichtigung des Domes beschränkt. Die Eindrücke, die sich mir bei der Fahrt durch Worms aufgedrängt hatten, machten nicht gerade Lust auf mehr, weshalb ich die "Altstadt" als uninteressant und nicht sehenswert abtat. Ich muss meine Meinung revidieren. Das Wormser Zentrum ist durchaus kulturhistorisch relevant - nämlich als Negativbeispiel möglichen Städtebaus! In Gebäuden wie diesem Monstrum, das sich da vor dem Dom ausgebreitet hat, grinst uns hässlich die Fratze nachkriegszeitlicher Stadtplanung entgegen... Wie kann man denn so wenig Sinn für die Würde dieses Ortes haben?! An einer so empfindlichen Stelle muss man Feingefühl zeigen und sich den besonderen Anforderungen historischen Bodens anpassen, anstatt den Versuch eines "modernen" Gegenpols zu unternehmen. Ich meine, in irgendeiner x-beliebigen Einkaufsstraße würde ich vielleicht kopfschüttelnd daran vorbeilaufen und es eben für einen weiteren Auswuchs verfehlten Geschmackes halten. Aber hier werde ich wirklich wütend. Wie kann man denn etwas, das höchstens in einem Außenbezirk ertragbar wäre, vor ein so erhabenes, historisch bedeutsames, würdevolles Bauwerk wie den Dom setzen und damit die ganze Kulisse verderben... Hätten sie doch wenigstens den Stil der anderen Gebäude (wie dem links neben diesem Schandfleck oder den auf dem ersten Bild des Marktplatzes gezeigten), weitergeführt. Diese sind zwar nicht schön, aber auch nicht sonderlich hässlich und halten sich wenigstens zurück, sodass die Pracht des Domes, wenn schon um einen angemessenen Rahmen beraubt, immerhin nicht geschmälert wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Suebicus (18. Oktober 2017 um 13:35)

  • Ne, ich muss zugeben, dass ich es nicht gekannt habe... Mir ist zwar schon bewusst gewesen, dass der Marktplatz kein Schmuckstück deutscher Architektur darstellt, aber dass es so schlimm ist, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können... Früher hat es sich immerhin farblich an den Dom angepasst, was die Grässlichkeit des Anblicks aber natürlich nur wenig mindert.

  • Man stelle sich jetzt einfach mal vor, dass anstatt dieses Kolosses der Unerträglichkeit man dort etwas in der Form des oben gezeigten "Haus der Münze" hätte. Das wäre ein unglaubliches Stadtbild.

    Ich zeige mal als Vorgriff auf morgen die Südostecke am Neumarkt, es ist der einzige Anblick, wo man den Geist des alten Worms wirklich atmen kann, wollte es mir eigentlich als Höhepunkt für morgen aufheben, aber es passt gerade einfach in die Diskussion

    Das ist das alte Worms, hier mit der Adlerapotheke an der Ecke.

    APH - am Puls der Zeit

  • Kathedralen wirken selbstverständlich viel mehr, wenn sie in eine angemessene Umgebung gebettet sind. Das ist auch ein Dilemma des Kölnes Domes, wobei es hier aufgrund der recht großen Freifläche, die ihn umgibt, weniger zum Tragen kommt. Im Endeffekt ist es wieder dasselbe Problem, das wir auch bei 12 romanischen Kirchen Kölns schon erörtert hatten. Hier haben wir Baudenkmäler, mit denen sich an Rang und Bedeutsamkeit nur wenige in Europa messen können, deren Umgebung jedoch das Flair einer 70er-Jahre-Trabantenstadt versprüht. Die Bebauung sollte mit den herausragenden Denkmälern harmonieren und gewissermaßen auf diese Kulminationspunkte hinarbeiten, wie das zum Beispiel bei dem grandiosen Blick auf den Mainzer Dom von Südwesten aus der Fall ist. Für mich gibt es auch in Europa nur wenige Ensembles, die mit der von der mächtigen Kathedrale überragten prächtigen Maximilianstraße in Speyer mithalten können. Kontraste funktionieren in Ausnahmefällen (z.B. die moderne Reichstagskuppel), aber meistens zerstören sie einfach nur.

  • Wir verlassen die Dreifaltigkeitskirche und blicken auf das Rathaus - bis zur Zerstörung im zweiten Weltkrieg befand sich auf dem Areal des heutigen Rathauses die städtische Lateinschule, das spätmittelalterliche Rathaus (Bürgerhof) lag in der Hagenstraße. Das heutige Rathaus ist ein Neubau von 1958. Es ist sicher etwas kreativer als so manch anderer Neubau aus dieser Zeit, trotzdem wirkt der Bau etwas unbeholfen.

    Blick zurück zur Kirche

    Rathausturm

    Das mit dem demokratischen Geist musste dann nochmal explizit betont werden, wie ein Gebäude demokratisch sein kann hat sich mir aber bis heute nicht erschlossen.

    Blick in den Innenhof des Rathauses

    Dreifaltigkeitskirche und Marktplatz, im Hintergrund der Dom

    APH - am Puls der Zeit

  • Gerechtigkeitsbrunnen auf dem Marktplatz - der Gerechtigkeitsbrunnen stammt ursprünglich aus dem Jahr 1778 und wurde am Ort des heutigen Siegfriedbrunnens errichtet.

    Nordseite des Platzes, auch hier könnte eine Qualitätsoffensive nicht schaden.

    Es geht dann an der Dreifaltigkeitskirche vorbei zur Hagenstraße

    Hagenstraße

    Blick zum Dom (leider standen in der Innenstadt unglaublich viele Autos, Busse und Lieferwagen rum)


    Heute Nachmittag geht es weiter.

    APH - am Puls der Zeit

  • Das sieht sehr gemütlich und urban aus, besonders diese Situation hinter der Kirche (siehe 1.Bild). Mir scheint als ob das eher der "rote Faden" von Worms (gewesen) ist: recht schlichte Häuser mit Fenster-Rahmungen und Sockeln aus dem selben Stein wie der des Doms, mit Schiefer gedeckte Dächer/Hauben und die Solitäre meist im Stil des Barock.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Hmm, ich muss sagen, dass ich das Rathaus als annehmbar empfinde. Natürlich würde ich ein Vorkriegsgebäude an dieser Stelle präferieren, aber wenigstens hat man in den 1950er Jahren noch Feingefühl in die architektonische Gestaltung einfließen lassen. In seinen Formen knüpft das Rathaus an die gewachsenen Traditionen an und würde auch in einer Altstadt (wäre eine solche noch vorhanden) zumindest nicht eklatant als Fremdkörper auffallen. Es erinnert mich in dieser Hinsicht an das Hechinger Rathaus, das auch der traditionalistischen Strömung der 50er Jahre entsprang. In dieser Zeit war der Sinn für das Alte und Klassische noch nicht komplett verloren, wie auch diese Statue im Innenhof des Wormser Rathauses zeigt. Dies fiel mir auch im 1955 eingeweihten Heidelberger Hauptbahnhof auf, als ich plötzlich vor einer großen Darstellung des Helios und seines Sonnenwagens stand. Architektonisch hatten sich zwar die Bauhaus-Formen und die Ablehnung der Ornamentik durchgesetzt, trotzdem gab es teilweise noch dieses zivilisatorische Bewusstsein, an das man anknüpfte. Man vergleiche das Wormser Rathaus doch nur einmal mit diesem Klotz vor dem Dom. Ersterer Bau nimmt Rücksicht auf die historische Besonderheit des Ortes, während der andere in seiner Intention gerade das Gegenteil bezwecken soll.

    Einmal editiert, zuletzt von Suebicus (18. Oktober 2017 um 13:39)

  • Worms ist natürlich mit Sicherheit keine Perle unter den deutschen Städten, doch je öfter ich dort war, desto besser "gefiel" es mir. Will heißen: Worms ist natürlich immer noch ein städtebauliches Fiasko, doch auch hier gibt es die ein oder andere annehmbare Ecke. Die Wormser Geschichte ist natürlich auch untrennbar mit der jüdischen Geschichte verbunden, ist es doch eine der drei sogenannten SCHUM-Städte Speyer, Mainz und Worms, in denen das jüdische Leben im Mittelalter florierte. Vor allem hiervon haben es noch zwei absolute Top-Sehenswürdigkeiten bis in unsere Zeit geschafft: Der älteste jüdische Friedhof Europas, "Heiliger Sand", und die im Jahre 1034 errichtete Synagoge. Freilich wurde die Synagoge mehrere Male zerstört und bietet daher nicht mehr das originale Erscheinungsbild. Die bekanntesten Pogrome dürften einerseits das Pogrom gegen die Juden der Schum-Städte im Zuge des ersten Kreuzzuges und andererseits natürlich die Reichspogromnacht sein, in der die Synagoge schwer zerstört wurde. Bei den Fliegerangriffen auf die Stadt im Februar und März 1945 wurden die stehengebliebene Reste dann nochmals weiter zerstört. Daher ist der heutige Bau eine weitgehende Rekonstruktion aus den Jahren 1958-1961.

    Zusammen mit der großen christlichen Geschichte bildet Worms somit einen Spiegel des christlich-jüdischen Zusammenlebens. Ebenfalls zu erwähnen ist das großartige Luther-Denkmal, das weltweit größte Reformationsdenkmal.

    Rund um die Synagoge haben sich noch einige Reste der Stadtbefestigung erhalten, die vor allem auch am Nibelungenmuseum noch erhalten ist. Zusammen mit einigen annehmbaren Straßenzügen bietet Worms hier eine andere, zumindest erträgliche Atmosphäre als rund um Marktplatz oder Ludwigsplatz.

    Vielen Dank auf jeden Fall für die Galerie, wissen.de. Ich denke Bilder kann man sich niemals genug ansehen. :)