Köln - Die romanischen Kirchen (Galerie)

  • Bzgl. der Zerstoerungen im 2. WK koennte ich zu den Kirchen etwas beisteuern, moechte das aber in diesem wunderbar illustrierten Strang nicht wirklich, da auch zu deprimierend.

    Anbei aber noch ein Relikt einer weiteren romanischen Kirche: der Turm von Klein St. Martin, noerdlich von Maria im Kapitol und bis zum 31. 05.1942 als deren Glockenturm funktionierend. Nun isoliert und verkehrsumtost zwischen zwei Pipin- und Augustinerstrasse stehend, mit einer kleinen Kapelle im Turm (die aber an dem Tag, als ich da war, verschlossen war).

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/19865/

    „Groß ist die Erinnerung, die Orten innewohnt“ - Cicero

  • St. Pantaleon

    Wir starten die zweite Runde mit St. Pantaleon, einer der größten romanischen Kirchen im Südwesten des Kölner Innenstadtrings.

    Eingangstor

    Blick zum Schiff an der Südseite

    Portal

    APH - am Puls der Zeit

  • Beim Außenbau geht es dann weiter auf die Nordseite, an die Kirche schließt heute ein großes Funktionsgebäude an.

    Hier war auch der Papst beim Weltjugendtag 2005 zu Besuch, eine Tafel zeugt davon

    Nordseite von Pantaleon

    Funktionsgebäude - naja

    Dann doch lieber wieder der Blick zur Kirche

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  • Blick ins Schiff

    Gewölbe des Altars

    Blick in den Chor, der leider verschlossen ist


    Mit einen Blick auf den Altar wars das aus St. Pantaleon.

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  • Dieser Ort hat, wie so viele in Köln, eine lange Geschichte hinter sich: In der Antike war hier eine römische Villa, auf deren Resten in der Frankenzeit der Vorgängerbau der heutigen Kirche entstand. Nachdem das Gotteshaus durch die Einfälle der Normannen stark im Mitleidenschaft gezogen worden war, gab Erzbischof Brun, der uns schon bei Sankt Maria im Kapitol begegnet ist, den Anstoß zum prachtvolleren Wiederaufbau als Kloster. Dieses Werk wurde durch Kaiserin Theophanu vollendet, die das grandiose Westwerk in Auftrag gab. Im 12. Jahrhundert fand eine erneute bauliche Erweiterung statt. Durch den Einbau des spätgotischen Lettners wurde dem Kircheninneren die Erscheinung gegeben, die wir heute vor uns haben. Der Kirche blieb auch die Barockisierung nicht erspart und, was ein Spezifikum der Kirche ist, es haben sich Elemente dieser Zeit erhalten, zum Beispiel die Kanzel oder die Ausstattung des Chores. Ansonsten fielen solcherlei Werke oft den Purifizerungsmaßnahmen des 19. Jahrhunderts zum Opfer (generell wundert mich im katholischen Köln die relative Absenz von Barock).

    Auch hier gab es leider Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg, die jedoch wieder behoben wurden.

    Der Bau kann als herausragendes Denkmal der Ottonen gelten, die das ostfränkisch-deutsche Reich, damals die Führungsmacht des Abendlandes, durch seine Kindertage führten. Eines der bedeutendsten Mitglieder dieses Herrscherhauses,
    Kaiserin Theophanu, liegt in der Kirche begraben. Sie gehört wohl zu den wirkmächtigsten Frauen der deutschen Geschichte und ich finde es schade, wie sehr sie in Vergessenheit geraten und dem allgemeinen Geschichtsbewusstsein (sofern ein solches überhaupt noch existiert) entschwunden ist. Theophanus Geschichte ist äußerst interessant: Als byzantinische Prinzessin kam sie nach Deutschland, wo sie den Sohn Ottos des Großen, Otto II., ehelichte. Nach dessen frühem Tod übernahm sie die Regentschaft für den gemeinsamen Sohn Otto III., der eine weitere tragische Gestalt in unserer an tragischen Gestalten so reichen mittelalterlichen Geschichte werden sollte. Theophanu machte sich gut als Herrscherin und lenkte das Reich durch stürmische Zeiten. So musste sie sich mit aufmüpfigen Fürsten herumschlagen und konnte dabei Erfolge erzielen. An der zu dieser Zeit besonders unsicheren Ostgrenze sorgte sie für Ordnung. Auch kulturell befeurte sie durch den griechischen Einfluss die ottonische Renaissance, eine erste deutsche Kulturblüte, die allerdings hauptsächlich auf geistlicher Ebene stattfand. In dieser Hinsicht kann man St. Pantaleon, ebenso wie St. Gereon, als geradezu symptomatisch für eine bedeutende Epoche der deutschen Geschichte betrachten.

    Einmal editiert, zuletzt von Suebicus (30. September 2017 um 16:26)

  • St. Georg

    Es geht weiter mit meinen zwei Sorgenkindern in der Dokumentationsstrecke. Zunächst St. Georg. Diese Kirche im Kernbereich des Altstadtrings wird derzeit generalsaniert und ist in weiten Teilen mit Gerüsten zugestellt. Der eigentliche Kirrchenraum ist gar nicht zu betreten. Das was ich dennoch fotografieren konnte, präsentieren ich in der Folge, wenn die Sanierung abgeschlossen ist, werde ich das Resultat hier selbstverständlich zeigen.

    Außenbau






    Vorhalle


    Blick ins Kircheninnere

    Mehr war an Fotos leider nicht möglich, für einen ersten Eindruck des Kircheninneren sei ein kurzer Fremdblick erlaubt.

    Rechte: CC BY-SA 3.0 über wikipedia


    Wie gesagt, es war auch für mich sehr unbefriedigend, aber aktuell war leider nicht mehr möglich.

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    5 Mal editiert, zuletzt von Apollo (30. September 2017 um 14:07)

  • Ach, diese Galerie entwickelt sich immer mehr zu einem Kabinett der bedeutenden Persönlichkeiten der frühen deutschen Geschichte :D

    St. Georg wurde nämlich von Erzbischof Anno II. von Köln in der Mitte des 11. Jahrhunderts erbaut. Dieser Anno dürfte am besten für den von ihm initiierten "Staatsstreich von Kaiserswerth" bekannt sein, bei dem er den jungen Heinrich IV. entführen ließ und in Folge zum Regenten des Reiches aufstieg. Dies ist nicht die einzige Schandtat, die einen an der 1183 erfolgten Heiligsprechung des machtbewussten Klerikers zweifeln lässt: Nachdem sich die Kölner in einem großen Aufstand gegen ihren wohl nicht besonders beliebten Herrscher erhoben hatten, ließ er die Empörer grausam bestrafen. Bekannt dürfte der Bischof auch für das Annolied sein, das seiner Verherrlichung nach dem Tode diente.

    Das Westwerk der Kirche und auch die Überwölbung des Langschiffes stammen aus dem 12. Jahrhundert.

    Die Kirche wurde, wie man an den Bildern sicherlich erkennen kann, im Krieg sehr zerstört und nur vereinfacht wiederaufgebaut. Das Dach des Westwerks war vor der Zerstörung barock, Anbauten aus der Renaissance sind beispielsweise auch verloren gegangen. Gerade von außen sieht die Kirche doch sehr verstümmelt aus.

    3 Mal editiert, zuletzt von Suebicus (30. September 2017 um 15:58)

  • St. Cäcilien

    Kommen wir zu St. Cäcilien, gelegen zwischen Neumarkt und St. Maria im Kapitol. Ich gebe zu, die Kirche hat mich extrem genervt. Sie ist erstens total eingebaut, was das Fotografieren extrem schwierig machte, die eine Seite, die man halbwegs fotografieren konnte, stand im Gegenlicht zur Sonne. Hinzu kam, dass diese Kirche einfach aus jeder Perspektive unsexy aussieht, weiß auch nicht warum, ein wirklich ästhetisches Bild war irgendwie nicht möglich, was meine Laune dann doch arg strapaziert hat :lachentuerkis::lachentuerkis: Ich bin mit diesem Bau jedenfalls nicht warm geworden. Ich packe die Bilder der Jesuitenkirche St. Peter mit dazu, damit man wenigstens etwas Freude beim Anschauen hat.

    Außenbau

    Blick auf die Jesuitenkirche


    Nordseite


    St. Cäcilien

    Blick auf die Westseite

    Dies ist nicht etwa eine Schmiererei, was ich auch erst dachte, nein, es ist Kunst. Der Totentanz von Harald Naegeli von 1989. Ob es sowas an diesem Bau braucht? :thumbdown:

    Chor

    Da ich leider keine Zeit mehr hatte und ich völlig entnervt von diesem Bau war, konnte ich leider nicht mehr rein. Da das Innere aber als einzige der 12 Kirchen nicht mehr als solche genutzt wird, sondern als Museum herhalten muss, war es auch nicht weiter tragisch, weil der Innenraum extrem unspektakulär ist. Daher hier ein zweiter Fremdblick.


    Rechte bei Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 über wikipedia.


    So, damit sind die beiden Problemfälle abgehandelt, heute Abend geht es in gewohnter Qualität dann mit einem weiteren absoluten Highlight weiter, St. Ursula und das Goldene Zimmer, es folgen dann noch St. Maria in Lyskirchen (eine wirklich tolle Kirche), St. Andreas, St. Severin und als großer Abschluss morgen dann Groß St. Martin, eine Kirche, die mich wirklich beeindruckt hat. Bis heute Abend!

    APH - am Puls der Zeit

    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (30. September 2017 um 14:43)

  • Eine Zeit lang glaubte man, dort, wo St. Cäcilien steht, sei zuvor in römischer Zeit der Dom gewesen, was jedoch widerlegt wurde. St. Cäcilien geht auf einen Vorgängerbau zurück, der im 9. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Gründung des Nonnenstiftes erichtet wurde und dann im folgenen Säkulum von einem ottonischen Gotteshaus ersetzt wurde. Dieses überstand jedoch die Bauwut der staufischen Epoche nicht: Im 12. Jahrhundert errichtete man das heutige St. Cäcilien.

    Wie wir sehen, stammt ein großer Teil der romanischen Basiliken Kölns aus dieser Zeit. Wobei, wenn man Haarspalterei betreiben wöllte, könnte man ganz penibel das ottonische St. Pantaleon als vorromanisch bezeichnen, womit es "nur" 11 romanische Basiliken in Köln gäbe. Als vereinfachter Übergangspunkt vom Stil der Vorromanik zur Romanik kann ja in Deutschland die Ablösung der Ottonen als Herrscherdynastie durch die Salier grob um 1020 gelten.

  • An St.Cäcilien fällt eben das Manko fast aller romanischen Kirchen Kölns auf, daß ihnen das schon oft bedauerte gewachsene historische städtebauliche Umfeld völlig fehlt, was, wenn es erhalten wäre die Bauten für Deutschland noch spektaluärer machen würde. Wo finden wir überwiegend romanische Kirchen in Deutschland: im ländlichen Raum als z.B. Klosterkirchen oder im dörflichen und kleinstädtischen Umfeld. Gut, die Kaiserdome einmal ausgenommen. Aber in einer Großstadt!? In dieser Fülle und architektonischen Vielfalt wie in Köln gab und gibt es das nirgends mehr in Deutschland. Leider stehen sie jetzt ihres "Fleisches" beraubt, ihrer Einbettung entblößt wie auf einem Präsentiertablett.
    Doch die Dankbarkeit ist größer, daß sie uns überliefert sind und es mutige und tatkrädftige Menchen gab, Gläubige allzumal, die in der Nachkreigsziet das Überkommene bewahrt, ergänzt und wiederhergestellt haben, ja mit neuer Ausstattung und auch architektonischen Umformungen/Purifizierungen die Geschichte der Bauten fortgeschrieben haben!

  • St. Andreas

    Es geht weiter mit St. Andreas, die Innenstadtkirche, die nur einen Steinwurf vom Dom entfernt liegt.

    Außenbau




    Blick aus der Domrichtung

    APH - am Puls der Zeit

    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (30. September 2017 um 20:50)

  • Es geht in die Krypta zum Sarkophag mit den Gebeinen von Albertus Magnus

    Blick ins Schiff

    Kirchenfenster

    Vorhalle

    Mit dem Blick zurück in die Kirche endet der Rundgang durch St. Andreas.

    APH - am Puls der Zeit

  • Was ich an St. Andreas auch besonders schade finde, ist, dass sie, in die bittere Realität nachkriegsdeutschen Städtebaus eingezwängt, ihren Glanz eklatant durch das Umfeld getrübt sieht. Das ist zwar bei den anderen Kirchen auch der Fall, aber hier kommen die nah heranrückenden, hohen Bauten noch viel mehr zur Geltung und scheinen irgendwie dieses letzte Stückchen einer untergegangenen Welt erdrücken zu wollen.

    Die erste Kirche an der Stelle des heutigen Baus entstand im 10. Jahrhundert. Die heutige Erscheinung des Gotteshauses ist das Ergebnis vieler Umbauten: Angefangen hat es mit der Neuerrichtung der Kirche im 12. Jahrhundert, ausgeführt im spätromanischen Stil. Aus dieser Zeit stammt der Vierungsturm. Auch die Gotik drückte der Kirche ihren Stempel auf. Nachdem zuvor schon kleinere architektonische Veränderungen, wie der Anbau von Kapellen, durchgeführt wurden, nahm man sich im 15. Jahrhundert die wohl prägendste vor: Die Errichtung des gotischen Chores nach dem Vorbild Aachens. Hieraus ergibt sich eine meiner Meinung nach wundervolle Komposition: Die edle Spätromanik des Langhauses, die auf den lichtdurchfluteten, geradezu paradiesischen gotischen Glanz hinläuft. Wäre doch heutige Architektur so passend auf das Vorangegangene abgestimmt!! Solche Kirchen sind steingewordene Theologie - wie sollen da die heutigen Schuhkartons mithalten, in denen meist nicht einmal ansatzweise Spiritualität aufkommen kann!

    Im zweiten Weltkrieg wurde die Kirche vergleichsweise wenig beschädigt - was angesichts des Umfelds verwundert - und diente in der Folgezeit als Ersatz für den demolierten Dom.

    Es mag in dieser Galerie überhaupt nicht aufhören mit großen Menschen des Mittelalters! :D
    In der Krypta befindet sich nämlich das Grab von Albertus Magnus, den man wohl mit Recht zu den bedeutendsten Denkern des Mittelalters zählen kann. Als Universalgelehrter beschäftigte er sich mit Fragen der Theologie und Naturwissenschaft - am bedeutendsten dürfte wohl seine Wiederentdeckung der aristotelischen Philosophie sein, die sich durch ihn und seinen berühmten Schüler Thomas von Aquin ihren Weg in den damaligen Zeitgeist bahnte. Man muss sagen, dass die grandiose Kirche St. Andreas eine würdige Ruhestätte für diesen großen Geist ist.

    5 Mal editiert, zuletzt von Suebicus (1. Oktober 2017 um 22:26)

  • St. Ursula

    Zum Höhepunkt dieses Abends muss natürlich auch ein entsprechender Bau folgen und somit präsentiere ich nach St. Gereon heute das zweite Prunkstück der 12 romanischen Kirchen: St. Ursula mit der berühmten Goldenen Kammer. Ich weiß dass sich auch triforium sehr auf diesen Bau freut cclap:)

    Also los gehts :biggrin:

    St. Ursula - Außenbau

    Ich hatte es im real life Strang bereits gezeigt und erspare euch daher einen näheren Blick ins Umfeld von St. Ursula.

    Schiff



    Portal



    Chor



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