Rothenburg ob der Tauber

  • Meine Anfrage beim Stadtarchiv Rothenburg hinsichtlich der äußeren Gestalt und dem Zeitpunkt des Abrisses beider Tortürme blieb ohne Ergebnis.
    Man konnte mir keine nähere Auskunft dazu geben. Schade.

  • Katastrophal :wuetenspringen: wie kann man als Architekt so ein plumpen Schuhkarton entwerfen, der sich überhauspt nicht in keiner Form der historischen Umgebung anpassen will? Und dann noch an so einer prominenten Stelle wie am Rödertor ! Selbst vier Stockwerke sind immer noch zu hoch, das beeinträchtigt komplett den Charakter der Stadt! Aber wie ich die deutschen Kommunalpolitiker einschätze, sind die zu allem möglich

    Zitat

    Es bestehe ein Rechtsanspruch zur Bebauung, die sich in die Umgebung einfügen müsse – ein Gummiparagraph, den man dehnen bzw. politisch auslegen kann.

    . Auch wenn aktuell der Entwurf abgelehnt wurde, steht ja im Artikel wird dieses Ärztehaus

    Zitat

    wird wohl in reduzierter Form unvermeidbar sein.

    . Das spricht schon Bände !

  • Sowas gehört wenn schon denn schon in den Altstadtbereich als mutigen, spannenden und pfiffigen Kontrast zu den ganzen langweiligen Bürgerhäusern, am besten an den Marktplatz...

  • Ich glaub in dieser drastischen Form hatte wir das noch nicht:

    PB190196 by alexanderfranzlechner, auf Flickr

    40% Zerstörungsgrad ist da sicher nicht zu hoch gegriffen. Und es zeigt, dass Rothenburg nur um Haaresbreite an seiner substantiellen Auslöschung vorbeigeschrammt ist. Hätte es die Kernaltstadt erwischt, wäre das Stadtbild sicher so aufgegeben worden wie jenes zu Würzburg oder Nürnberg.
    Wie durch ein Wunder liegen alle Hauptsehenswürdigkeiten, Wahrzeichen und Ansichtskartenmotive im "schwarzen" Bereich: Marktplatz, Kirche, Spital, Markusbogen, Plönlein, teilweise wie die beiden Letztgenannten förmlich ums Arschlecken.
    Beinahe schier unglaublich, so ein Glück!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Vor allem das Überleben der Umgebung des Röderbogens ist schier unglaublich. Man muss sich nur vorstellen, die Bomben wären nur 100-200 Meter weiter westlich niedergekommen (was wahrscheinlich auch so gewollt war)...

    Einmal editiert, zuletzt von Niederländer (8. Dezember 2015 um 00:57)

  • Für die letzten drei Bilder sollte man dir gleich drei Danke wegnehmen! ;)
    Das ist halt die Krux mit diesen Mehrzweckhallen... sie brauchen viel Platz, einen Vorplatz, einen Parkplatz, eine kreuzungsfreie Zufahrt... Aber wenn man deinen bereits geposteten Link von Google betrachtet, ist sie im Vergleich zum Schulareal mit den Sportplätzen und dem Gewerbegebiet schon fast niedlich. Vogelschauansicht von Süden:
    https://www.google.de/maps/@49.36581…=!3m1!1e3?hl=de
    Es ist der Bau im linken oberen Viertel mit dem bläulichen Dach. Nun habe ich mal das ganze Gemeindegebiet überflogen, und bin zum Schluss gekommen, dass die Stadt raumplanerisch eine gute Hand hatte. Um die Altstadt ist ein Grüngürtel respektiert worden, das Taubertal weitgehend unberührt, die Siedlungsränder nicht ausgefranst, drei sehr kompakt gehaltene Gewerbegebiete, eine kompakte Zone mit Einkaufscentern, und überall weit ins Stadtgebiet hineinreichende grüne Landzungen, die die unterschiedlichen Zonen trennen. In der Schweiz kommt mir gerade keine Stadt in den Sinn, die ähnlich gelagert ist.

  • Nun, also ich finde dieses “Ärztehaus“ direkt gegenüber vom Rödertor viel unpassender. Es ist vierstöckig und hat ein “Penthousegeschoss“ mit Flachdach, was absolut unangemessen ist gegenüber einem mittelalterlichen und sogar in diesem Fall weltberühmten Stadttor :kopfwand:
    Die Mehrzweckhalle ist wenigstens relativ niedrig und fällt so nicht direkt auf und wird zudem von Bäumen versteckt!

  • Das hier ist uns bisher entgangen:

    An der nördlichen Giebelseite der Scheune Klostergasse 7 darf jetzt doch ein Balkon angebracht werden. Gegen vier Stimmen hat der Bauausschuss des Stadtrats jetzt in seiner jüngsten Sitzung entschieden dies zuzulassen.

    Die Genehmigung wurde trotz ablehnender Haltung des Landesamts für Denkmalpflege und des Stadtheimatpflegers erteilt. Die Scheune aus dem 15. Jahrhundert ist noch in weiten Teilen im Originalzustand.

    Als Begründung für den Eingriff führte Günther Strobl (SPD) an, dass ein Balkon in Wohngebäuden heute einfach dazu gehört. Und Dieter Schulz (CSU) erteilte den Architekten noch den Ratschlag "wenn schon, denn schon in diesem Fall doch gleich gezielt mit modernen Materialien und mit einem „mutig kontrastierenden“ Element einen Akzent zu setzen."


    Artikel im Fränkischen Anzeiger: http://www.fraenkischer-anzeiger.de/archive/17208

    Eine Visualisierung des geplanten Balkons konnte ich leider nicht finden.

    Stellungnahme des Vereins Alt-Rothenburg: https://www.alt-rothenburg.de/balkon-im-klos…alt-rothenburg/

    Ansicht der Nordseite der Scheune vom Klostergarten aus:


    Bildquelle: Wikimedia Commons

  • Unbegreiflich! Hier wird die Büchse der Pandora geöffnet. Hier schafft man einen unheilvollen Präzedenzfall, der einen Flächenbrand der Modernisierung oder uneuphemistisch Zerstörung in der Stadt auslösen kann. Wenn einer seinen modernen Anbau bekommt, dann wollen den bald auch andere haben und sie werden darauf pochen.
    Obendrein noch Pauschalaussagen, dass moderne Anbauten "heute einfach dazu gehören" und dass man sich sogar noch eine "mutig kontrastierende" Gestaltung wünscht, kommen dem Zuguss von Brennspiritus gleich.
    Wie kann sich ein einzelner Mensch überhaupt erdreisten ein Stadtbild zerstören zu wollen, dass die Jahrhunderte durch glückliche Fügung des Schicksals und/oder durch unbeirrtes Engagement so vieler vergangener Rothenburger überstanden hat? Diese Stadt gehört nicht alleine ihnen, eine unglaubliche Verantwortung lastet auf den Schultern der Stadtobersten.
    Hier kann ich denjenigen, die dieser Zerstörung zugestimmt haben, und besonders den Herren Strobl und Schulz, nur maßlose Überheblichkeit und Bösartigkeit attestieren. Anders kann ich mir eine solche Einstellung und solche Aussagen jedenfalls nicht erklären.

  • Sehe ich genauso. Sowas darf Rothenburg einfach nicht zulassen! Die Stadt lebt davon dass solche modernistischen Zutaten fehlen. Das macht den besonderen Reiz aus. Rothenburg sollte sich nicht unglücklich machen.

    Aufgrund der Bedeutung Rothenburgs plädiere ich hier für eine Pressemitteilung von Stadtbild Deutschland!

  • Genau so fängt es an, und dann kommen immer mehr mit Extrawürsten daher. Bis die Stadt dann selbst bei gravierenden Eingriffen keine Handlungsmöglichkeit mehr hat. Das geht dann scheibchenweise teils über Jahrzehnte (immer hier noch eine "Ausnahme" und da noch zwei zugedrückte Augen) und irgendwann wundert man sich, wo der historische Charme geblieben ist. Beziehungsweise: "Ist halt so, wir leben in modernen Zeiten". Ignoranz und Unwissenheit pur. So beobachtet an meiner eigenen Heimatstadt.

    Zitat von Mendelbruder

    Als Begründung für den Eingriff führte Günther Strobl (SPD) an, dass ein Balkon in Wohngebäuden heute einfach dazu gehört. Und Dieter Schulz (CSU) erteilte den Architekten noch den Ratschlag "wenn schon, denn schon in diesem Fall doch gleich gezielt mit modernen Materialien und mit einem „mutig kontrastierenden“ Element einen Akzent zu setzen."

    Bei soviel Dummdreistigkeit bleibt einem die Spucke weg. Wer als Stadt solche Stadtoberhäupter hat braucht keine Feinde mehr. Einfach nur unglaublich beschränkt und kurzsichtig.

  • Zitat

    Architekt Andreas Konopatzki hatte sich vor dem abschließenden Votum im Namen des Vereins Alt-Rothenburg dafür ausgesprochen, von neuzeitlichen Elementen an dieser prominenten Stelle abzusehen und den bisher streng symmetrischen Bestand aus dem Barock nicht durch hinzukommende Elemente zu stören.


    Weitere Veränderungen an dem Baudenkmal für Wohnzwecke waren vom Bauausschuss in der Dezember-Sitzung bereits genehmigt worden: der Einbau zusätzlicher Dachgauben in die westliche Dachfläche der Scheune und das Eindecken eines Bereichs der östlichen Dachfläche in Biberschwanzziegeln aus Glas.

    Quelle: http://www.fraenkischer-anzeiger.de/archive/17208

    Mit der Genehmigung liegt die Verantwortung nun allein beim Architekt und seinem Bauherrn.
    Den Stadträten Günther Strobl (SPD) und Dieter Schulz (CSU) muss im Interesse des Rothenburger Stadtbildes durch öffentlichen Druck der Rücktritt von ihrem Amt nahegelegt werden.

  • Zitat von Fränkischer Anzeiger

    Und Dieter Schulz (CSU) erteilte den Architekten noch den Ratschlag "wenn schon, denn schon in diesem Fall doch gleich gezielt mit modernen Materialien und mit einem „mutig kontrastierenden“ Element einen Akzent zu setzen."

    Und das noch aus dem Mund eines CSUlers :--) ..."mehr den je AfD", kann man für Bayern nur hoffen !

  • Im Schatten von Einheitswippe, Frankfurts Wiederaufbau, der Vollendung des Neumarktprojekts in Dresden und des konzentrierten Blicks auf das Berliner Schloss geht dieser verzweifelter Ruf aus Rothenburg unter:

    Zitat

    Es braucht einen Sinneswandel bei der Stadtentwicklung, denn so wie es momentan läuft, kann es nicht weitergehen", sagt der Vorsitzende vom Verein Alt-Rothenburg, Dr. Markus Naser. "Es ist eine Fehlentwicklung eingeleitet worden, die man jetzt stoppen sollte.


    Die Salamitaktik, die seitens des Vereins Alt-Rothenburg an zahlreichen Beispielen beschrieben wird, ist ein zunehmend zu beobachtendes Phänomen wie historische Stadtbilder mit kleinen Schritten in ideologischer Verklärung des Modernismus unter Beifall der staatlichen Denkmalpflege sowie aus erschreckender Gleichgültigkeit dem fragwürdigen Zeitgeist geopfert werden. Wenn in unserer Gegenwart dagegen nicht das Wort erhoben wird und sich massiver Widerstand regt, ist jetzt der Niedergang eines dieser letzten mittelalterlichen Kleinode Deutschlands besiegelt.

    Quelle: http://www.nordbayern.de/region/rothenb…lxIHWMAZm3oi07A

  • Ich denke, dass hier die Bevölkerung vor Ort unbedingt eingebunden werden muss, damit die Politiker wieder einmal daran erinnert werden, wem sie gegenüber verantwortlich sind! Ja, der Bürger - gerade vor Ort - kann seine Abgeordneten mit diesen Auswüchsen direkt konfrontieren und ihn zur Rede stellen. Gerade in kleineren Städten funktioniert das immer wieder recht gut. Nichts scheut der Politiker mehr und das ist gut und wichtig so.

    Im übrigen wäre Rothenburg ein nationales Anliegen! Hier könnte ev auch der Stadtbild Verein einen offenen Brief schreiben und auf die baukulturellen Missstände in Rothenburg hinweisen. Diese Stadt lebt mehr als fast alle anderen deutschen Städte von ihrem geschlossenen Stadtbild. Wie dumm oder uninteressiert muss man sein, dass man als Politiker so etwas überhaupt in seiner Stadt zulässt.

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (31. Oktober 2018 um 13:53)

  • Zitat

    Im übrigen wäre Rothenburg ein nationales Anliegen! Hier könnte ev auch der Stadtbild Verein einen offenen Brief schreiben und auf die baukultutellen Missstände in Rothenburg hinweisen. Diese Stadt lebt mehr als fast alle anderen deutschen Städte von Ihrem geschlossenen Stadtbild.

    !!!

  • Wiederum keine erfreulichen Nachrichten aus der Bilderbuchstadt!

    Der "Oberer Felsenkeller" in Rothenburg o.d. Tauber ist abgebrannt:


    https://www.br.de/nachrichten/ba…-tauber,RyNft4l

    Das Gebäude vor dem Brand:

    https://images.nordbayern.de/image/contenti…024&h=768&m=FIT

    Ältere Ansicht:

    https://www.arkivi-bildagentur.de/articles/a624210#

  • ^

    Ein seit Jahren leerstehendes Haus brennt plötzlich ab? Dazu kann man sich auch seinen Teil denken.

    Ist die Stadt Rothenburg o. d. T. nicht ein Touristenmagnet? Wieso konnte dieses Haus dann nicht als Gaststätte betrieben werden? Nun werden die Reste wohl beseitigt und der Hang wächst nach und nach wieder zu.

  • Neußer

    Vielleicht hast Du Dir die Antwort sogar gerade selbst gegeben. Es wird aber vermutlich das geringste Übel sein, wenn der Hang nur zuwächst...hoffen wir, dass keine "moderne" Bausünde dort abgeladen wird! Das wäre nach dem Brand eine für RoT nicht minder schlimme Katastrophe!