Leipzig - Technische Messe und Umgebung

  • Dieses Thema ist den Unterzeichnern der Initiative „Pro Leipzig" gewidmet und in besonderer Weise Frau Gudrun Neumann, die sich unermüdlich und viele Jahre auf verschiedensten Gebieten in Leipzig engagiert. Auch wenn die Unterzeichner von 1991 inzwischen ganz unterschiedliche Wege gegangen sind, so eint sie dennoch der Text, der aus diesem Grunde nochmals als HTML-Datei und als PDF-Datei auf einer Seite abgespeichert werden kann.

    http://www.technologienpsychologie.org/heimatik/Leben/AUFRUF.html

    Was speziell das Thema der Technischen Messe in Leipzig betrifft, die inzwischen "Alte Messe" tituliert wird, so muß bemerkt werden, daß das damalige Hauptargument einer Verlegung mit der "Wende" 1989/1990 hinfällig war, da die Messe einzig als Frühjahrs- und Herbstmesse nicht mehr zur Debatte stand. Leipzig hätte mit der Infrastruktur für seine Bewohner und insbesondere für den Mittelstand und die angrenzenden Stadtteile vom Leipziger Osten bis nach Connewitz eine andere Entwicklung genommen.

    Hierzu mal ein Schreiben von Gudrun Neumann

    http://www.technologienpsychologie.org/heimatik/MM/ProMesse.html

    Statt der menschlichen Messe kam es mit Intransparenz und Konkurrenzneid zu einem neuen Messegelände, das nicht einmal querungsfrei geplant wurde und hier auch nicht zur Debatte steht.

    Hier soll das Gebiet der Technischen Messe und Umgebung dokumentiert werden.

    Dazu gab es auch schon im Jahre 1991 ein Konzept

    http://www.technologienpsychologie.org/heimatik/MM/Messe1991.html

    und in der Folge eine Erweiterung für eine "Mediale", d.h. für eine übergreifende Entwicklung des Geländes zwischen Deutscher Bücherei, die nunmehr Deutsche Staatsbibliothek heißt und dem Mitteldeutschen Rundfunk.

    Auf diesen Bereich wurde der Leipziger Schlachthof ausgelagert, der zuvor noch am Fleischerplatz (siehe Elsterviertel) angesiedelt war.

    gelaufen wie zu sehen Poststempel 9.10.97 Leipzig und 10.10.97 in Dresden

    Hier noch einmal die Sicht in Richtung Völkerschlachtdenkmal aus den 1920er Jahren.

    Das Ganze aus der Luft in den 1930er Jahren mit Blickrichtung Großmarkthalle und Universitäts-Tierkliniken

    Luftbild von 1937 mit Großmarkthalle selbst und einem Teil der Universitäts-Tierkliniken links.

    Daran schließt sich das Gelände bis zur Deutschen Bücherei an. Wie hier im Bild gab es z.B. schon ein Strandbad im Jahre 1931.

    Die bekannteste Ansicht sei dennoch angefügt, ebenfalls aus dem Jahre 1931, wo Einheimische scherzhaft sagen, hier steht die Orthopädische Kirche neben der Orthographischen Klinik und der Orthodoxen Bücherei bzw. umgekehrt.

    Wenn man vom einstigen Rittergut Thonberg im Jahre 1913 in Richtung Gasometer schaut, sieht man schon den Nachbau der Pleißenburg auf dem Gelände der Technischen Messe. Bevor es zum eigentlichen Gelände der Technischen Messe geht, doch erst einmal ein Blick auf die jetzige Situation.

    Zuerst die Blickrichtung stadteinwärts von der Semmelweisstraße.

    Richtung Lößniger und Kohlenstraße (Fotos alle 21.05.2017) - Kirchturm der Peterskirche

    Die Bahnanlagen am Bayerischen Bahnhof wurden abgebaut. Es existiert nur eine dünne Schneise für den Tunnel. Die entsprechende Infrastruktur für Bahn und Wirtschaftsanlieferungen bis eben zur Kohlenstraße sind weggefallen. So ist hier sehr viel Platz für ein ganzes Stadtgebiet - vielleicht auch noch für eine Waldschneise.

    Das Ganze Richtung stadtauswärts:

    Blickrichtung mdr

    Bei dem, was auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofes gebaut wurde und hier nur schemenhaft zu sehen ist, fragen sich Gebührenzahler immer, wofür das alles gebraucht wird bei den ständigen Wiederholungen des Senders.

    Zurück zum Gelände der Technischen Messe.

    Auf diesem Gelände wurde praktisch Wirtschaftsgeschichte geschrieben.

    Internationale Baufachausstellung mit Sonderausstellungen 1913

    Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914

    Luftbild aus den späten 1930er Jahren, bereits mit Freigabenummer 29903

    Nun könnte man schier endlos zu jeder Messe besondere Baulichkeiten, Attraktionen etc. darstellen

    von der Wasserrutschbahn im Vergnügungspark 1914

    bis zu den Funktürmen, hier im Jahre 1928, aber die Frage ist ja, wie hat sich das Gelände seither verändert.

    Zur Frühjahrsmesse 1925

    Dies ist Gegenstand der nächsten Beiträge, damit sich Interessenten zum Pfingstspaziergang bzw. -ausflug selbst ein Bild machen können.

  • Starten wir mit dem Vergleich im Jahre 2006

    Foto 09.02.2006

    Aus dieser Perspektive scheint sich wenig verändert zu haben (Foto 23.05.2017)

    Eigentlich dachte ich, man weist einfach auf Inspirata, um auf kreative Möglichkeiten für Schüler aufmerksam zu machen und daß es vielleicht ein Ausgangspunkt ist, um auf die Notwendigkeit neuer und besserer Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche hinzuweisen.

    D.h. es müßte doch machbar sein, auf dem Gelände der Technischen Messe statt halbherziger Provisorien endlich mal wieder einen Anziehungspunkt zu schaffen, der Schulklassen in Scharen aus allen Richtungen kontinuierlich über das Jahr verteilt strömen läßt, und wo man sich sportlich, wißbergierig und geistig austoben kann. Also nicht nur "Soccer" und "Beach-Volleyball" sollten möglich sein.

    Hier noch einmal ein alter Gesamtplan mit den Umgebungsbereichen zur Orientierung.

    Auch die Straßennamen wurden inzwischen "entfunden".

    Schließlich hatte die Technische Messe weit mehr im Angebot, als was man sich heute vermutlich denkt. Und es ist schlicht irreführend, wenn man meint, eine "Neue Messe" wäre autormatisch besser als die Technische Messe als "Alte Messe". Und zur Bildung gehören im Verbund gehört eben auch das Geschichtserleben, und nicht nur das Leipziger Stadtarchiv, sondern weitere Archive wie der Bürgerbewegung und der BStU und jene, die nach Paunsdorf ausgelagert wurden. So war also die Anfangsüberlegung

    Doch wenn man sich das dortige Schaubild anschaut, kommen schon die ersten Fragezeichen:

    Der "5-Sterne-Standort" betrifft nur teilweise die Technische Messe. Weder die angrenzende Deutsche Nationalbibliothek gehört dazu noch die neuen Gebäude wie von Fraunhofer und Max Planck.


    Neubauten angrenzend zur Technischen Messe

    Der Begriff "Bio-City" ist zwar etwas hochgegriffen, aber es ist wenigstens noch vertretbare Architektur.

    Aber auch die "Automeile" gehört nicht zur Technischen Messe.

    Da hätte man auch gleich nebenan gegenüber mit den ökologischen Leistungen der Akteure an der Philipp-Rosenthal-Straße auftrumpfen können, wo noch zu DDR-Zeiten ein Imbiß war und u.a. Familie von Prof. Schneider ihren Kleingarten hatte.

    Und so geht es weiter. Man kann oben die wichtigen Messehallen im Luftbild sehen wie hier:

    Zwar wurde die Kuppelhalle inzwischen wieder getüncht und taucht als "Eventpalast Leipzig" in der Werbung auf, aber an den Seitenflächen sieht es so aus:

    bzw. so:

    Nun soll das Leipziger Stadtarchiv in die ehemals größte Ausstellungshalle Deutschlands (damals 9) einziehen. Darin hätten bequem alle Leipziger Archive nebst aller BStU-Archive Platz.

    Wir hatten die beiden Fotos schon an anderer Stelle:

    Deutschland-Halle zur Internationalen Pelz- und Jagd-Ausstellung 1930

    Vergleich 2006

    Doch der Begriff "Deutschland" kommt da gar nicht mehr vor. Und was gegenwärtig bearbeitet wird, ist nur der Portikus und nicht die gesamte Halle.

    Die gesamte Halle (jetzt 12) hier mal von einigen Seite.

    Wird hier das, was ein führender Kader im Parteilehrjahr im Neuen Rathaus verkündete, nun auch nach über 25 Jahren weiter an Geschichtsklitterung fortgesetzt? Was ist hier los?

    Der Schlüssel zum Verständnis der Situation ergibt sich aus einer anderen Werbetafel. Doch zuvor noch ein paar andere große tote Flächen, die die Werbetafel nicht so zeigt. Die Fotos sind alle vom Mai 2017.

    Hier war zuvor der Beach-Volleyball.

    Attraktion Autokino

    vor der Halle 17

    Und nun eine der Werbetafeln mit gesichtslosen Neubauten als Bild

    Beim genaueren Hinschauen ergibt sich eine Eklärung:

    Überall, wo dieser Name und Uni-Projekte u.ä. auftaucht, ist nichts Gutes zu vermuten.

    Uta Nickel - SED von 1960-1989/1990, Diplom-Ökonomin, Bezirksparteischule, Bezirksplankommission, Bezirksbauamt, Wirtschaftsrat Bezirk Leipzig, Rat des Bezirkes Leipzig...
    Welcher Kader konnte schon an der "Karl-Marx-Universität" Leipzig 1989
    Lehrstuhlsekretärin am Lehrstuhl von Prof. Kurt Biedenkopf werden?
    Dezember 1989 bis Januar 1990 kurzzeitig Ministerin der Finanzen und Preise der DDR in der Regierung Modrow.

    Seither schlägt sie den Imperialismus als faulenden, parasitären, sterbenden Kapitalismus mit seinen eigenen Waffen. Maßgabe scheint wohl zu sein, außer daß man davon profitiert, daß es nur eben schlechter und häßlicher als zu DDR-Zeiten gebaut aussehen sollte. Ein Beispiel nebenan.

    Ein Blick auf Möbel-Porta und MM, was aus der Distanz vielleicht gar nicht so verkehrt ausschaut.

    Blick von der Technischen Messe auf der Straße des 18. Oktober

    Doch beim Vorbeigehen und näheren Hinsehen fehlt es an innerstädtischem Leben:

    Wer einmal um den Komplex herumläuft, hat vielleicht auch den Eindruck, daß es trotz weißer Farbe eher den Charme eines Gefängnistraktes ausstrahlt.

    Und beim näheren Hinsehen des MM:

    Ohne Kommentar.

    Abschließend folgen noch einige aktuelle Impressionen.

  • Wo das Gelände der Technischen Messe vielleicht kurioserweise funktioniert, kann man an einer aktiven Schule sehen.

    Und es gibt noch eine weitere Hoffnung:

    Hier haben Grundschüler einen attraktiven Sportplatz in der Nähe. Wie zu DDR-Zeiten, wo die Trümmergrundstücke am interessantesten zum Spielen waren, ist es hier die Vernachlässigung der Technischen Messe, wo man vermutlich weiter nach SED-Prinzipien agiert: Ruinen schaffen ohne Waffen!

    Aus diesem Grunde abschließend eine kleine (!!) Auswahl aktueller Fotos vom Mai 2017.

    Willkommen an der Prager Straße

    Willkommen an den Tierkliniken


    wirklich im Jahre 2017 Straße des 18. Oktober - auch alles weitere

    als Beleg im Straßenbezug 2017


    Vielleicht findet sich ja im ehemaligen Chinesischen Pavillon noch ein großes Maobild oder sonstwo das Konterfei eines anderen Diktators, welches man dann wieder groß herausstellen kann ...


    Werbung für Kinderveranstaltungen

    Damit möchte ich es erst einmal belassen, einiges aktuell vom Gelände der Technischen Messe zu zeigen. Vielleicht wird verständlich, daß es doch reichlicher Überwindung bedurfte, dieses zu aufzubereiten. Aber es hilft nichts. Somit übergebe ich Wort und Bild an weitere Leser, Interessierte und Autoren. Vielleicht können auch Mitglieder der Initiative "Pro Leipzig" mit ihrer Stimme als Einzelpersönlichkeiten etwas bewirken ...

  • Wir hatten bereits oben und beim Thema: Was Leipzig NICHT braucht! gesehen, wozu die teuren Genossen weiterhin im Stande sind:

    (Aufnahmen alle vom 10. März 2018)

    D.h. es wird an der einen oder anderen Stelle fragwürdig gekleckert

    wie hier mit einer Orthopädiefirma hinter dem Hit-Markt, aber von einem Gesamtkonzept für die Stadt Leipzig und Bürger (und eventuell Touristen) ist nichts zu spüren.

    ehemals u.a. Chinesischer Pavillon

    Dabei war die Technische Messe ehemals nicht nur ein lebendiger Stadtteil

    (Luftbild aus den 1920er Jahren),

    sondern auch ein weltweit anerkannter Besuchermagnet.

    Warum soll es das Gelände also nicht mit neuen Ausprägungsformen wieder werden?

    Im kommenden Jahr sind es bereits 25 Jahre (!) her, daß nach der Verlagerung der Messe ein Konzept hierfür vorlag.

    Also noch vor dem Mord an Barbara Beer und vor dem Tod von Walter Bullinger, als sich die langfristig anhaltende Immobilienkriminalität "herrenloser Häuser" im Leipziger Rathaus ausbreitete, gab es Überlegungen hierzu.

    Was die Leipziger Stadtverwaltung inzwischen bisher geleistet hat, haben wir gesehen. Verwahrlosung statt Unterstützung regionaler Kräfte. Kleckerei statt Bündelung der Kräfte. Intransparenz statt Förderung endogener Potentiale. In Leipzig wird folglich vieles unter Wert verramscht, Entwicklungen werden behindert. Ärger und Verdruß kennzeichnen an vielen Stellen die Situation.

    Wo bleibt also ein lebendiges Gesamtkonzept für die ehemalige Technische Messe im Sinne der Bürger?

    Dabei könnte man eben vieles ansiedeln, was das Gelände wieder insgesamt zur Attraktion werden läßt, z.B. als
    Bildungs-, Erlebnis- und Freizeitort, wohin ganze Schulklassen Tagesausflüge aus ganz Sachsen machen könnten.

    Schließlich hat man hier nicht nur Raum für das Stadtarchiv, sondern für

    - BStU-Akten
    - das Schulmuseum (nebst Pausenhöfen)
    - das Archiv Bürgerbewegung
    - Computer- u.a. Mediensammlungen
    - das Foto- und Digitalisierungsmuseum
    - weitere künstlerische Bereiche

    (Warum sollte hier nicht das Zeitgeschichtliche Forum neben der Deutschen Nationalbibliothek einen dauerhaften Platz finden?)

    und eben daneben nicht nur für
    - Fußball
    - Beach-Volleyball, sondern vielleicht perspektivisch auch für
    - Skateboard
    - und neue Sportarten, die man auf dem weitverzweigten Gelände ansiedeln kann.

    Es gibt bestimmt zahllose gute Ideen, von denen sich auch eine Reihe dort umsetzen lassen.

    Die gegenwärtige Ideenlosigkeit und der schlechte Kommerz in der Leipziger Stadtverwaltung sind erschreckend!

    Derzeit herrschen merkantile Interessen auf niedrigem Niveau, die nirgends an die Qualitäten der Altvorderen heranreichen.

    So kann man also nur nostalgischen Blickes auf das Gelände schauen

    Und manch einer besucht mit schelmischem Lächeln dieses Gebäude.

    ...