Hamburg - klassisch gestaltete Neubauten

  • Gibt's was neues von diesem Projekt? Ist mir eben mal wieder eingefallen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Auf jeden Fall. Neben Patschke, Kollhoff und Mäckler einer von wenigen, die wissen, wie man Städtebau durch Architektur betreibt.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Vorliebe für Säulen und Stuck

    Traditionelle Baukunst ist gefragt. An Alster und Elbe wird immer öfter im alten Stil gebaut. Doch es gibt Widerstände.

    Von Holmer Stahncke

    Auf den ersten Blick sieht es so aus als werde ein gründerzeitliches Haus renoviert. Bei näherem Hinsehen ist aber zu sehen, daß auf der Baustelle am Harvesterhuder Weg 77 - 79 Gebäude im klassizistischen Stil errichtet werden. Doch entsteht hier nicht einfach die Kopie einer hundert Jahre alten Vorlage, sondern etwas vollkommen Neues - aber mit alten Stilelementen und verbundem mit einem neuen Wohnkonzept.

    ...Die Erwartungen, die die weiße, dezent geschmückte Fassade in dem Betrachter weckt, werden im Inneren des Hauses erfüllt. Drei Meter hohe Räume mit Kamin und Stuckverzierungen, handgearbeitete Türen, Marmor mit Blaustein, verzierte Treppengeländer und Parkettfußböden aus Eiche verbreiten das Flair eines stilvollen alten Hauses.

    "Und das bei modernster Haustechnik mit Schallschutz, Tiefgarage und Fahrstuhl", so Makler Tom Kirst von Dahler & Company. "Das Haus wurde nach den Wünschen unserer Kunden gebaut, so wie wir sie seit Jahren wahrnehmen." Der Erfolg gibt dem Konzept recht. Lediglich zwei "Häuser", die jeweils um die zwei Millionen Euro kosten, und eine Wohnung für 860 000 Euro sind noch nicht verkauft. "Gerade in Gegenden wie an der Alster oder an der Elbe, wo der klassizistische Stil vorherrscht, gibt es eine große Nachfrage nach solchen Häusern", weiß auch Maklerin Ruth Kurtze von Gustafsen & Co. "Die modernen Glas-Beton-Geschichten lassen sich in gewachsenen traditionellen Vierteln nur schwer verkaufen." Sie rät Investoren, sich bei Neubauten dem Stil der Staße anzupassen und sich an klassischer Bauweise zu orientieren. Eine Forderung, die auch der Architekt Fridtjof Herzog vertritt: "Diese Architektur paßt sich nicht nur in die vorhandene Umgebung ein, sie spricht auch viele Menschen an, die tagsüber in modernen Bürogebäuden arbeiten, privat aber eine traditionelle stilvolle Umgebung suchen."

    Auch Tom Kirst stellt fest, daß traditionelle Häuser an der Alster leichter zu verkaufen sind als moderne. Beispiel ist die alte "Englische Schule" an der Ecke Bellevue/Rondeel . Auf dem großen Grundstück stehen ein modernes und ein historisches Gebäude nebeneinander. Das historische ist bereits verkauft. Ursprünglich sollte es zugunsten eines modernen Neubaus abgerissen werden. "Wir haben es abgerissen, weil die Bausubstanz eine Sanierung nicht rechtfertigte", so Architekt Helmut Slupik vom Büro Koller & Slupik. "Aber auf Anordnung des Bauamtes des Bezirks Nord mußten wir es originalgetreu wieder aufbauen." Im Dach des neuen "historischen" Gebäudes wurde eine Penthouse-Wohnung eingebaut, die über das angrenzende moderne Gebäude zu erreichen ist.

    Doch in der Regel, so sagt Architekt Matthias Ocker, Experte für klassizistische Bauweise, seien die Behörden nicht erfreut über Projekte mit historischem Profil. "Obwohl in den Alster- und Elblagen die traditionelle Architektur zuhause ist, präferieren die Behörden und Bezirkspolitiker hier eine zeitgemäße Bebauung", kritisiert er.

    Diese Behördensicht hätte, bestätigt Tom Kirst, beinahe auch das "Stadthausensemble" am Harvestehuder Weg verhindert. Das Bezirksamt Eimsbüttel wollte einen modernen Glasbau und habe erst nach langen Auseinandersetzungen mit dem Bauherrn eingelenkt. Ocker dazu: "Es darf nicht sein, daß in Fragen der Baukultur ein bestimmter Stil verordnet wird, obwohl viele Menschen einen anderen Stil bevorzugen." Man solle Architekten zutrauen, daß sie die klassische Formensprache so einsetzten, daß Gebäude sich der gewachsenen Umgebung anpaßten, ohne diese uniform zu machen. Ocker ist jedoch zuversichtlich: Er hat die Erfahrung gemacht, daß in den Behörden jüngere Mitarbeiter meist ein offeneres Ohr für diese Thematik haben. "Anhänger der Moderne sind sehr oft die Alten. Die Jüngeren führen die Diskussion weniger dogmatisch."

    erschienen am 27. August 2005
    Hamburger Abendblatt


    http://www.abendblatt.de/daten/2005/03/12/409158.html

    In dubio pro reko

  • Habe mich mal über den "Abendblattartikel", den Dirk dankenswerterweise angegeben hat, weitergeklickt und bin auf den Namen Cäsar Pinnau gestoßen - unbedingt mal bei Google eingeben, faszinierende Persönlichkeit, seine Gattin hat einige Bücher über ihn und sein Werk geschrieben.
    Habe mir gleich über die "ZVAB" das Buch "Sieg über die Schwere", die gemeinsame Biographie bestellt und freue mich jetzt schon auf die Lektüre. :P

  • Natürlich wesentlich ansprechender als das Projekt in Berlin. Aber umhauen tut mich das ganze ehrlich gesagt nicht.
    Den eigentlichen Hammer finde ich den Artikel dazu. Wie um Gottes Willen könnnen sich Behörden erdreisten Genehmigungen aufgrund ihrer Geschmäcker zu versagen oder zu erschweren.
    Wollen die eine architektonische Umerziehung des Volkes starten oder was ?
    Sorry für den ( bestimmt ) zu drastischen Vergleich aber für mich hat das was von Nazi bzw Sovietmethoden und ist strikt abzulehnen bzw zu bekämpfen.

  • @Jim Panse

    In den Behörden sitzen eben kleine , amusische Lichter, die sich wichtig vorkommen und die von oben keine klaren Direktiven erhalten.
    Wenn der Bürgermeister von Hamburg zweimal im Jahr klipp und deutlich zu verstehen geben würde, daß er das traditionelle Hamburg zurückgewonnen und weiterentwickelt haben möchte, dann gibt es auf den unteren Rängen kein Kaspertheater.

  • Auf der Seite des Architekten Herzog bin ich auf dieses Treppenhaus gestoßen, auch ein Neubau:


    Quelle: http://architekt-herzog.de/neubau.html\r
    architekt-herzog.de/neubau.html

    Ich finde es super! Das müsste sich doch auch irgendwo in Hamburg befinden. Weiß da jemand mehr? Müsste ein privates Wohnhaus sein. Kann sich aber sehen lassen.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Danke Antiquitus! Den Architekten und seine Seite habe ich schon ewig im Internet gesucht, mir war nur sein Name entfallen. Habe mal einen Bericht im Fernsehen über ihn geschaut, der Mann ist spitzenmäßig.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Gerne. Der Architekt findet sich allerdings auch in unserer Verweisliste.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Wirklich erstklassig... sowas wäre mal schön in Essen, Dortmund oder Duisburg... aber da kommt ja keiner drauf.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Dirk"

    .... Das Bezirksamt Eimsbüttel wollte einen modernen Glasbau und habe erst nach langen Auseinandersetzungen mit dem Bauherrn eingelenkt. ...

    Zum Glück hat sich hier das Bezirksamt Eimsbüttel nicht durchsetzen
    können. Was mischen sich auch Politiker in die Architektur ein ?

    Wer Interesse hat kann ja mal den Baupolitikern in der Hamburgischen
    Bürgerschaft Fragen zur Baupolitik stellen. In Hamburg gibt es nämlich
    die Möglichkeit im Internet direkt mit den Politikern in Kontakt zu treten.
    Hier die Seite mit den baupolitischen Sprechern der Parteien im
    Landesparlament (Bürgerschaft):
    http://www.abgeordnetenwatch.de/index.php?rg=1&cmd=3&id=0&sort_abg=sprecher&sid=4\r
    http://www.abgeordnetenwatch.de/index.p ... cher&sid=4

    andere Themen gibt es natürlich auch... :zwinkern:

  • Wer da hinschreibt, sollte ruhig darauf hinweisen, daß es nicht ausreicht, sich nur auf das Einfügen in ein Straßenensemble zu beschränken - wir wollen die alten Ensembles zurück! Und zwar in Gebieten, wo Nachkriegstristesse vorherrscht. Irgendwo muß man da ja mal anfangen.

    Hier noch ein schönes Beispiel aus HH-St. Georg, der Neubau hat zwar keine Ladenzeile aber sieht immerhin einigermaßen passend aus. Mit sowas könnte man ja noch leben. Unweit von hier hatte es übrigens eine Brandstiftung gegeben, ein Gründerzeitler ist zum Großteil ausgebrannt.

  • Das stimmt, mit solchen Neubauten kann man leben. Klar, etwas langweilig und schlicht sind sie schon, aber immerhin, sie fügen sich ein.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Schau mal in der Galerie nach meinem Panorama, da sieht man die Baustelle. Mehrere Gründerzeitblocks wurden abgerissen, allerdings sollen die eh in schlechtem Zustand gewesen sein.. waren auch so entstellt, daß man sie kaum als Altbauten erkannte.

    Antiquitus: Einfügen, naja..hier bei mir hätte ich gerne Gebäude, die sich nicht einfügen in das 50er-Einerlei =).