• Fischerstraße 21 und Stadtmauer


    Hallo,

    eben gerade in der FreienPresse gelesen...

    Zitat

    Freiberg droht Knatsch

    Stadt reißt mit Fördergeld für Denkmalschutz Häuser ab - Bund spricht von Zweckentfremdung

    Freiberg. Beim ohnehin umstrittenen Bau des Parkhauses in der Freiberger Fischerstraße scheint es jetzt Knatsch um die Fördermittel zu geben. Die Stadtverwaltung lässt dort historisch wertvolle Bausub-stanz abreißen. Das Problem: Während das sächsische Innenministerium dafür Fördergelder genehmigt hat, schrillen im zuständigen Bundesministerium die Alarmglocken. Rückforderungen könnten die Folge sein.

    Grund für die kritischen Töne aus dem Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung in Bonn ist der angezapfte Fördertopf. Die 210.000 Euro für den Abriss der historischen Immobilien in der Fischerstraße sollen laut Planungen der Stadt größtenteils mit Steuergeldern aus dem Programm "Städtebaulicher Denkmalschutz" finanziert werden.....

    Zitat

    ....Allerdings war es für den Appell des Stadtforums Freiberg zum Erhalt des Hauses Fischerstraße 21 am Dienstagabend schon zu spät. Denn davon stehen nur noch Fassadenteile. Das Gebäude bot im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) Friedrich dem Großen, König von Preußen, seinem Bruder Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Stollberg von der gegnerischen Reichsarmee und vielen Generalen Quartier. Gastgeber war der damalige Bürgermeister Tschöckel. Sowohl im Hinter- als auch im Vorderhaus gab es barocke Stuckdecken und Kamine, die Friedrich der Große mit Sicherheit sah.

    "Auf den Aufruf vieler Bürger zum Erhalt des Hauses und der Ausstattungstücke wurde nicht eingegangen. Es gab keine Kompromissbereitschaft", empört sich Forumssprecher Rüdiger Wirth. "Für die spätere Zufahrt wurde die in weiten Teilen etwa 700-jährige Stadtmauer in einer Breite von acht Metern trotz massiver Proteste durchbrochen. Sowohl für den Parkhausstandort als auch für die Zufahrt hätte es verschiedene Alternativen gegeben. Die Protestbewegung wurde von der Stadtverwaltung diskreditiert", so Wirth. Ihn wundere zudem, wie trotz des sächsischen Denkmalschutzgesetzes die "völlig unpassende Fassade" des Parkhauses an der Fischerstraßenfront genehmigt werden konnte. Die Auslastung, so Wirth, sei perspektivisch ungewiss. Die Stadt rechnet mit einem jährlichen Verlust von rund 18.000 Euro.

    Wahnsinn sowas... XFlipX

    Quelle mit Bild

  • Schon lange hat mich keine Nachricht so wütend gemacht wie diese hier. Es ist einfach nur widerlich, wie Politik und Wirtschaft bedeutende Baudenkmale für ihre Zwecke und über die Köpfe der Bürger hinweg verschachern und zerstören. Es herrscht scheinbar noch die gleiche Dummheit und Barbarei wie vor 40-50 Jahren, wie nicht zuletzt der Parkhausentwurf zeigt. Haben die denn wirklich gar nichts dazugelernt? Armes Deutschland...

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis

  • Warum werden wir nur von solchen Kulturbanausen regiert, für die die Zeugnisse der eigenen Geschichte so wenig wert sind, dass sie im Namen einer überholten wirtschaftlichen Fortschrittsgläubigkeit jederzeit bedenkenlos für die blödsinnigsten Projekte geopfert werden können? :weinen:

    Dieses Gebäude ist gefallen:

    Zitat von "[url


    Im Inneren des Gebäudes befanden sich sogar noch schlichte, barocke Stuckdecken: http://rettet-die-stadtmauer.de/index.php/aktu…scherstrasse-21

    Auf mögliche Kompromisse wurde nicht eingegangen: http://rettet-die-stadtmauer.de/index.php/aktu…-fischerstrasse
    Auch ein Brief von Günter Blobel brachte die Stadträte nicht zur Besinnung: http://rettet-die-stadtmauer.de/index.php/aktu…-stadt-freiberg

    Gerade einmal zwei Fensterachsen der ehemaligen Fassade sollen offenbar in Zukunft noch an das alte Gebäude erinnern: http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/RE…ERG/7458457.php - Entschuldigung, aber das ist der Höhepunkt der Perfidie eines widerlichen Zerstörungskults, der meint, sich nachträglich mit einem unerträglichen Alibi-Minimalismus aus der eigenen Verantwortung stehlen zu können. Glaubt irgendwer, dass damit etwas gut gemacht werden könnte?!

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Mir geht es genauso. Ich bin schockiert über die einfallslose Art und Weise, wie man hier mit den Zeugnissen der Vergangenheit umgeht. Insbesondere der Durchbruch der Stadtmauer und die Zufahrt zum Parkhaus durch den Grünzug des Stadtgrabens macht einen wirklich fassungslos. Wie kann man sich nur mit so unglaublich viel Blindheit, Gleichgültigkeit und Ignoranz an den in die Gegenwart herübergeretteten Werten der Vergangenheit vergreifen?

    :boese::kopfschuetteln:

    http://maps.google.de/maps?hl=de&q=F…006866&t=h&z=18

  • Zitat

    Vaterlandsloses Gesindel


    Das ist eben der Punkt: die mangelnde Schätzung der eigenen Kultur und Geschichte; sie ist der eigentliche Grund dessen, was wir seit Jahrzehnten in deutschen Städten erleben. So lange sich das nicht ändert, kämpfen wir gegen Windmühlen.
    Wäre in Frankreich je ein Haus abgerissen worden, in dem Napoléon übernachtet hat; in England je ein Haus, in dem Elisabeth I. übernachtet hat; in Italien ein Haus, in dem Garibaldi Quartier genommen hatte?!

  • Da bleibt nur eine gute Möglichkeit. Parkhaus abreißen und Fischerstraße 21 rekonstruieren. Und der Denkmalschutz dürfte mal schön seinen Mund dazu halten (er hat ihn ja schließlich beim Abriss offenbar auch gehalten), denn Originalsubstanz ist ja noch vorhanden.

  • Mensch, ist das traurig! Wieder wird ein bedeutendes Bauwerk ohne wirklichen Grund abgerissen. Hier ist es besonders bitter, da das Haus besonders wertvoll war.
    Die Schönheit der Städte scheint eh immer mehr eine untergeordnete Rolle zu spielen. mehr und mehr stehen Kommerz und Funktionalität im Vordergrund.

    Viele Grüße

    Magdeburg1990

  • Für Freiberg ist das bitter, da die Stadt wirklich nahezu vollständig erhalten, und auch gegenüber anderen sächsischen Städten wie Bautzen oder Görlitz völlig unterschätzt ist. Diese Stadt ist ein städtebauliches Juwel von nationaler Bedeutung. Die Projekte der letzten Jahre zeigen allerdings einen ziemlich klaren Trend auf, der hier schon angesprochen wurde. Sei es die dümmliche Fassadengestaltung im Schloss, das Esprit in der Petersstraße oder eben jetzt das Parkhaus in der Fischerstraße.

    Man sollte allerdings bemerken, dass in der Fischerstraße nahezu die ganze Westseite jenseits der Rinnengasse am Vergammeln ist. Auch, so ungern man das hören mag, ist der Verlust durchaus verkraftbar, bedenkt man, was sonst so an Bürgerhäusern in der Stadt herumsteht. Die Rettung der barocken Zeitschicht ist noch das geringste Problem, bedenkt man, wieviele im Kern mittelalterliche und frühneuzeitliche Gebäude noch der Sanierung bzw. des Erhalts und der Nutzung bedürfen. Das fällt für die Verhältnisse der alten Bundesländer schwer zu glauben, ist aber so.

    Euch nur mal als Impression, wie es um die Abbruchstelle aussieht - irgendwie wundert's da kaum, dass die Politik Green Cards an Investoren verteilt (womit ich keineswegs die Barbarei des Abbruchs, zumal noch ohne Rettung wertvoller Ausstattungsteile relativieren möchte, aber es ist nunmal eine Realität).

    Fischerstraße jenseits der einstechenden Rinnengasse nach Westen:

    Eckhaus Fischerstraße / Rinnengasse, rechts davon verfällt noch ein weiteres wenigstens mal barockes Haus:

    Detail Nordseite der Fischerstraße jenseits der einstechenden Rinnengasse:

    Detail Südseite der Fischerstraße bis zur Abbruchsstelle:

    Wie man sehen kann, wird also bald wohlmöglich noch anderes wegkommen. Auch andere Randlagen der Stadt wie beispielsweise die Waisenhausstraße, wo bereits ein Gebäude gefallen ist, und ein weiteres aus Baufälligkeit wohl bald folgen wird, sind betroffen.

    Die Stadt hat seit der Wende etwa 10.000 Einwohner verloren, das sind rund 20 Prozent. Wobei die Altstadt wahrscheinlich nur Wohnraum für etwa 10.000 bis 15.000 Menschen bietet, es wäre also eher dienlich, ein Konzept zu verfolgen, mit dem das Wohnen in der Altstadt wieder attraktiver gemacht wird. Städte wie Pirna, wo nach 20 Jahren Altstadtsanierung in der Altstadt die Einwohnerzahlen wieder kräftig am Steigen sind, haben gezeigt, dass das geht.

  • Da aus Freiberg aber auch rein gar nichts mehr berichtet wird, verlinke ich den nachfolgenden Artikel, der (auf Seite 2) einiges aus jüngster Zeit zusammenfasst und über ein neues Vorhaben berichtet.

    Zitat

    Ein in den vergangenen 20 Jahren fast vergessenes und dadurch größtenteils verfallenes Freiberger Stadtviertel zwischen Nonnengasse, Wallstraße, Am Marstall und Waisenhausstraße soll Ende kommenden Jahres in neuem Glanz erstrahlen.

    Freiberger Altstadt-Viertel soll aus Dornröschenschlaf erwachen - Freie Presse

    Im Zuge des Berichts bin ich auf diesen unerfreulichen Vorgang gestoßen: Abriss des denkmalgeschützten Hauses Borngasse 4/Enge Gasse.


    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Lord von Tasm', CC BY-SA 3.0
    Laut Bildindex stammte der Bau im Kern aus dem 16. Jahrhundert.

    Die Freie Presse titelt mal wieder in unreflektiert, dämlicher Wortwahl: Ein Schandfleck verschwindet

    Es ist eher so, dass ein Schandfleck entsteht, nämlich - unter Befreiung von bzw. Missachtung der Gestaltungssatzung - ein Gebäude mit einer gläsernen Ecke und offenbar mit schwarzem Dach: Darstellung des Neubauvorhabens

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Was ist dieser Neubau denn für ein billiger Dreck? :kopfwand:

    Die Zeitung müsste, wenn sie um Wahrheit bemüht wäre, eher titeln: "Ein Schandfleck kommt hin."

  • Das sieht wirklich beschxxxen aus! Könnte auch ein Bröckerlhaus aus den späten 80er Jahren sein...der eigentliche Schandfleck wird das neue altmoderne Haus. Mein Beileid nach Freiberg!

  • Vor fünf Tagen hat die Silbermannorgel Geburtstag gefeiert. Dreihundert Jahre nach der Abnahme durch den Thomaskantor Johann Kuhnau strahlt sie frisch wie am ersten Tag, ein Weltstar, eine der berühmtesten Barockorgeln der Welt. Das ist schon eine großartige Leistung.

  • Bei meinen Recherchen zu unseren historischen Städten in Deutschland bin ich vor kurzem auf diese I- Seite gestoßen und habe interessiert einige Beiträge gelesen. Ich habe mich nun angemeldet, um einen Hilferuf aus Freiberg zu senden.
    Die Stadt spielte trotz ihres reichen baukulturellen Erbes im Forum leider noch keine größere Rolle. Dies soll sich etwas ändern. ;)

    Die alte Bergstadt in Sachsen hat den 2. Weltkrieg und die DDR- Zeiten recht gut überstanden. Berühmt sind der spätgotische Dom St. Marien mit seiner romanischen „Goldenen Pforte“ sowie die älteste noch existierende montanhistorische Hochschule der Welt (Bergakademie) von 1765. Im Vorfeld der 800- Jahrfeier 1986 wurden hauptsächlich die großen Altstadtstraßen äußerlich in Stand gesetzt. Auch bedeutende Einzelobjekte wurden mit den zur Verfügung stehenden Mitteln gut saniert. Es gibt auch gut angepassten Neubauten und 1: 1 Rekonstruktionen. Für die Stadt wirkten zu DDR- Zeiten sehr verständige Personen.

    Nach der Wiedervereinigung Deutschlands nahm die Sanierung der Altstadt einen starken Aufschwung. Bis auf wenige Problemfälle konnten vor allem in den 1990er Jahren dank der damaligen Fördermittelpolitik die meisten Häuser in einen guten Zustand versetzt werden. In nicht wenigen befinden sich großartige Ausstattungstücke bzw. Malereien oder gar mittelalterliche Kellertonnen. Auch in den letzten Jahren gelangen vorbildliche Sanierungen aber davon vielleicht später mehr.

    Erst mit dem sogenannten „Stadtumbau Ost“ ab 2006, bei dem mit viel Steuergeld die städtischen Wohnungsgesellschaften in Ostdeutschland entschuldet wurden, traten schmerzliche Verluste in Freiberg ein. Da die Neubauviertel am Rande der Stadt mit Krediten der SAB gut saniert waren, griff man auf zentrumsnahe Gebäude (Gründerzeit und Heimatstil der 20er Jahre) zurück, um sie abzureißen. Insgesamt sollten 1000 Wohnungen „vom Markt genommen“ werden. Unter ihnen befanden sich teilsanierte Gebäude und auch denkmalgeschützte. Ein nach dem Leipziger Vorbild gegründetes Stadtforum (http://www.rettet-die-stadtmauer.de) und der Protest der Bürger konnten einige Abrisse verhindern. Bei dem schlimmsten Verlust handelt es sich um die Gartenstadt, dem sog. Franz-Mehring- Platz aus den 1930er Jahren (bei Interesse einfach mal googeln). Heute sind viele der freigeräumten Bauplätze wieder bebaut. Damit wurde die Begründung für den „Stadtumbau Ost“, der demographische Wandel, ad absurdum geführt.

    Der nächste traurige Verlust ereignete sich 2011, als für ein innerstädtisches Parkhaus die mittelalterliche Stadtmauer für die Zufahrt durchbrochen wurde und ein Barockhaus abgebrochen wurde. Gerade dieses diente im 7jährigen Krieg Friedrich dem Großen, Prinz Heinrich von Preußen sowie einigen Offizieren der Reichsarmee als Quartier. Natürlich wurde ewige Begründung angeführt, dass das Haus unrettbar sei. Dies stimmte definitiv nicht, denn ein Privatinvestor wollte es in den Parkhauskomplex integrieren. Mit Mitteln aus dem Bundesprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ wurde das Denkmal abgerissen. Dies konnte man in den Beschlussvorlagen des Stadtrates nachlesen. In der Folgezeit wurde dies vom Bundesbauministerium als gravierender Fall angesehen. Es kam jedoch wie immer, eine Begründung wurde gefunden und alles war nicht so richtig wahr. Fest steht, dass nur kurze Zeit später die Richtlinien für das Förderprogramm geändert wurden. Wegen Freiberg?

    In der Folgezeit wurden die Beschlussvorlagen aus dem Ratsinformationssystem der Stadt entfernt. Auch im Kreistag von Mittelsachsen spielt sich heute ähnliches ab. Obwohl der Innenausschuss von Sachsen erst dieses Jahr klarstellte, dass Städte solche Inhalte veröffentlichen können, machen scheinbar immer weniger Städte davon Gebrauch. Damit wird man lästige Fragen oder gar Proteste vor einem Stadtratsbeschluss los. In Freiberg verklagte die Stadtverwaltung sogar eine Stadträtin vor dem Oberverwaltungsgericht Bautzen, da sie Beschlussvorlagen ins Netz stellte. Von „Transparenz“ und „Mitnahme der Bürger“ entfernen wir uns immer mehr, und dies 27 Jahre nach der Wende.

    Und nun zu meinem Anliegen:
    Die Stadt Freiberg plant seit vielen Jahren eine neue moderne Museumskonzeption für das Stadt- und Bergbaumuseum. 2015 wurde deshalb schon ein gläserner Fahrstuhl an den spätgotischen Westgiebel angebaut.

    Vor 155 Jahren wurde das Museum des 1860 gegründeten Freiberger Altertumsvereins eröffnet. Noch heute bildet die bis zur Übergabe des Museums in das Eigentum der Stadt Freiberg im Jahre 1939 aufgebaute Sammlung einen wichtigen Grundstock des Stadt- und Bergbaumuseums. Der Freiberger Altertumsverein e.V. sieht sich deshalb noch heute in einer besonderen Verantwortung und Beziehung zum Museum.
    Aktuelle Ereignisse und Presseinformationen, die sich mit der künftigen Entwicklung des Museums beschäftigen, haben in den letzten Monaten für Unruhe und Besorgnis unter den interessierten Bewohnern gesorgt. Wie aus der Presse 2016 zu erfahren war, beabsichtigte die Stadt Freiberg einen neuen gläsernen Zwischenbau in der Lücke zwischen den Häusern „Am Dom 1“ und „Am Dom 2“ zu errichten (siehe http://www.phase-10.de). Angeblich aus klimatischen Gründen für das Museumsgut wurde dieser verworfen.

    Neuerdings sollen zur Finanzierung des Museumsanbaus die beiden heute zum Stadt- und Bergbaumuseum gehörenden Häuser „Am Dom 2“ und „Am Dom 3“ laut „Mittelfristigen Investitionsplan‘ für 300000,- Euro an die Städtische Wohnungsgesellschaft verkauft werden. Beide Gebäude dienen gegenwärtig als Depot für das Museum und wären für Wohnungen und Büros denkbar ungeeignet. Damit wurde der Plan eines Verbindungsbaus hinfällig.
    Bei den Häusern „Am Dom 2“ und „Am Dom 3“ handelt es sich ebenso wie beim Gebäude „Am Dom 1“ (heutiges Stadt- und Bergbaumuseum) um ehemalige Domherrenhäuser. Die kurz vor bzw. um 1500 errichteten Häuser stellen sehr wertvolle Denkmale dar, die neben dem Dom „St. Marien“ die Bebauung des Untermarktes prägen. Besonders das spätgotische Gebäude „Am Dom 2“ ist noch in großen Teilen unverändert erhalten geblieben und bildet mit der ehemaligen Thümerei „Am Dom 1“ ein architektonisches Ensemble von hohem Rang. Ein neuer Zwischenbau zwischen zwei so bedeutenden Kulturdenkmalen müsste sich diesen Bauwerken enorm unterordnen. Eine Beeinträchtigung der jeweiligen Giebel darf nicht erfolgen. Die Frage der Abstandsflächen ist problematisch.

    Deshalb bat der Freiberger Altertumsverein e. V. die Stadtverwaltung und den Stadtrat in einem „Offenen Brief“ nachdrücklich, auf einen Verkauf der Häuser „Am Dom 2“ und „Am Dom 3“ zu verzichten, um sich nicht für alle Zukunft die Möglichkeit einer Erweiterung des Museums zu verbauen und eine denkmalgerechte Nutzung derselben zu sichern. Für das Stadt- und Bergbaumuseum sind außerdem beide Gebäude als flächenmäßig geeignetes Magazin unentbehrlich.
    Kurioserweise soll in der Stadt ein anderes Gebäude zum neuen Stadtarchiv und Museumsdepot umgebaut werden. Da aber in diesem Altbau der Platz scheinbar nicht reicht, wird ebenfalls über einen modernen Anbau nachgedacht. Damit wird die Begründung ad absurdum geführt, der Erlös für den Verkauf der zwei spätgotischen Häuser (300000,- Euro) wird dringend benötigt.
    Um eine höchstmögliche Qualität und die beste Lösung für den Verbindungsbau am Museum zu erlangen, wurden ein deutschlandweiter Architekturwettbewerb sowie ein Schaudepot vorgeschlagen. Die Stadtverwaltung äußert sich dazu bisher nicht. Der neuen Zwischenbau wird wieder einmal einem Freiberger Architekten ohne vorherige Ausschreibung geplant. Niemand in der Bürgerschaft und nur wenige Stadträte kennen bisher nähere Details oder Visualisierungen. Lediglich ungenaue Beschreibungen lassen auf einen dreigeschossigen !!! Bau mit vollverblendeten Sandsteingiebel zur Straßenseite und Sandsteindach schließen.

    Eigentlich sieht die Sächsische Gemeindeordnung vom 03. März 2014 folgendes vor: § 11 Unterrichtung und Beratung der Einwohner „(2) Über Planungen und Vorhaben der Gemeinde, die für ihre Entwicklung bedeutsam sind oder die die sozialen, kulturellen, ökologischen oder wirtschaftlichen Belange ihrer Einwohner berühren, sind die Einwohner frühzeitig und umfassend zu informieren.
    Solch ein überdimensionierter Baukörper in dieser kleinen Baulücke würde das spätgotische Ensemble enorm beeinträchtigen. Ich bin der Meinung, dass in diesem Bereich mit den spätgotischen Domherrenhäusern „Am Dom 1- 3“ sowie dem gegenüberliegenden national bedeutsamen Dom „St. Marien“ (siehe Bild „Museum1“) laut sächsischem Denkmalschutzgesetz der sogenannte „Umgebungsschutz“ anzuwenden ist ( §2 (2) und (3) SächsDSchG). Wenn nicht hier, wo sonst?
    Anfang Juni soll dann der Baubeschluss in den Stadtrat eingebracht werden. Bei Annahme wird es dann wohl keine Einflussnahme durch die Bürgerschaft oder die interessierte Öffentlichkeit mehr geben.

    Ich möchte all diejenigen Interessenten unseres gemeinsamen baukulturellen Erbes bitten, die das gezeigte Bauensemble ebenfalls für eine höchst sensible Stelle halten, mit einem Schreiben noch im Mai an die Stadträte, die Verwaltung von Freiberg und die Presse zu wenden (Adressen können gern auf Anfrage mitgeteilt werden), dass dessen Bedeutung unterstreicht und der geplante überdimensionierte Bau unterbliebt, ein Architekturwettbewerb eingeleitet wird sowie die spätgotischen Domherrenhäuser als Ganzes im Bestand der Stadt verbleiben.
    Aber bitte beachten: Die Stadtverwaltung hat kürzlich die Weiterleitung eines anderen offenen Briefes an die Stadträte unter eigenartigem Vorwand verzögert (siehe http://www.freiepresse.de/LOKALES/MITTEL…ikel9895348.php)

    Mit Freiberger "Glück Auf"
    Ein Freibürger

  • der demographische Wandel ... ad absurdum geführt

    Heutzutage wird doch alles absolut dicht zugebaut. Denn die Menschenmassen müssen ja schließlich untergebracht werden. Es wäre so schön, wenn es eine geringere Bevölkerungsdichte geben würde. Vielleicht ist das ja im Osten Deutschlands anders... Aber zumindest in Süddeutschland wird uns noch die letzte Grünfläche genommen, um alles hochgradig zu verdichten ("Urbanisierung").

  • Hallo,
    nun ist nach langen vergeblichen Versuchen, den Neubauentwurf am Freiberger Stadt- und Bergbaumuseum in die Öffentlichkeit zu holen, dieser bekannt geworden. Aber dies erfolgte nur dadurch, da am 06. Juli im Stadtrat der Baubeschluß erfolgte. Niemand durfte vorher etwas erfahren. Damit ersparte man sich Diskussionen innerhalb der Freiberger Bürgerschaft. Die ganzen Hintergründe sind einfach unerträglich. Von Mitnahme der Bürger und Transparenz keine Spur mehr. Jetz kann man sich in der Verwaltung entspannt zurücklehnen, der Stadtrat hat beschlossen und basta!
    Das linke spätgotische Domherrenhaus und das nicht sichbare sollen verkauft werden. Sie stehen damit einer Erweiterung des Museums nicht mehr zur Verfügung, obwohl in den bestehenden Ausstellungen einige Zeitepochen nicht umfassend repräsentiert sind. Den Stadträten fehlt das Wissen und die Visionen.

    Photo Quelle Stadtverwaltung Freiberg


    NeubauSBM.zip

  • In der Bergbaustadt Freiberg werden gleich mehrere Immobilien saniert: Zum einen das um 1600 erbaute Renaissancegebäude am Petriplatz 3 sowie die beiden historischen Villen (von 1880) an der Annaberger Str. 20 & 22.

    Großvermieter saniert einstiges Intershop-Haus


    Freiberg Petriplatz 3 [CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], by Unukorno, from Wikimedia Commons

    Ansicht Petriplatz 3


    Freiberg Annaberger Strasse 20 [CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], by Unukorno, from Wikimedia Commons

    Ansicht Annaberger Str. 20


    Freiberg Annaberger Strasse 22 [CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], by Unukorno, from Wikimedia Commons

    Ansicht Annaberger Str. 22

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.