Im Tennenbacher Tal, nordöstlich von Emmendingen im beginnenden Schwarzwald gelegen, soll die Kreisstraße 5138 autogerecht ausgebaut werden. Die alte Straße ist schmal, kurvig und holprig, doch dem romantischen, naturnahen, wie aus der Zeit gefallenen Erscheinungsbildes des Tales angemessen und sie fügt sich seit rund 100 Jahren dort ein. Diese Straße, erst nach Auflassung des Klosters ausgebaut, führt allerdings auch mitten durch das archäologisch sensible Klostergelände und sehr nah an dem kulturhistorischen Kleinod, der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Marienkapelle vorbei, dem letzten aufgehenden Rest des ehemaligen Zisterzienserklosters Tennenbach.
Für genauere historische Informationen hier der Wikipedia-Artikel.
Der Bau ist als Kulturdenkmal von besonderem regionalem Rang eingetragen. Innen wie außen zeugt der Bau vom erlesenen Proportionsgefühl der zisterzienischen Baumeister. Dem kleinen Bau traut man kaum die wunderbare Spitzbogen- und Lisenengliederung des Inneren zu und mit der Akustik ist man bei einem Besuch ein weiteres Mal überrascht.
Heutige Ansicht der Marienkapelle:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…enbach_2629.jpg
Ein Kupferstich aus dem 19.Jahrundert. Im Hintergrund Querhaus und Dachreiter der Klosterkirche erkennbar:
http://www.breisgau-burgen.de/de/index.php/b…-a-z/tennenbach
Der Innenraum
http://www.kath-emmendingen.de/im/img/_KrGYSQ…36&tto=1260d1fa
Die aktuelle Streckenführung der Straße führt durch das ehemalige Klostergelände. Im Untergrund befinden sich die Grundmauern des barocken, von Peter Thumb neu gebauten Klosters. Nach der Säkularisierung von 1805 wurde das Kloster unterschiedlichen Nutzungen unterzogen, ua. als Lazarett, verfiel dann zusehends und wurde schließlich abgerissen. Die aus dem 12.Jh. stammende Klosterkirche translozierte man nach Freiburg und errichtete sie in etwas idealisierter Form als evang. Ludwigskirche neu. Im Bombenhagel des Angriffs auf Freiburg im November 1944 ging sie dort unter.
Die Ludwigskirche in Freiburg
http://www.breisgau-burgen.de/img/tennenbach…dwigskirche.jpg
Der Straßenausbau sieht eine Verbreiterung der Fahrbahn mit asphaltierten Banketten, zahlreichen mehrere hundert Meter langen Leitplanken, Einbringung von Folien zur Grundwassersicherung, Veränderung der Morphologie des Tales durch Hangabtragungen, Versetzung und Verbreiterung der Kreuzung und damit Baumfällungen und weitere Hangabtragungen vor. Das bedeutet weniger Abstand zur Kapelle, mehr und schnellerer Verkehr, sowie mehr Lastverkehr, der ohnehin jetzt schon vermutlich für die Schäden im Gewölbe verantwortlich ist. Entfernung einer alten Sandsteinbogenbrücke und Neubau einer breiteren Betonbrücke. Insgesamt eine Verstädterung und Zerstörung des noch romantischen Erscheinungsbildes von Tal und Kapelle und Ausbau einer Straße in einem archäologischen Schutzgebiet inmitten des Klosterareals, somit Gefährdung eines Kulturdenkmals, in dem auch Konzerte stattfinden!
Seit Jahren engagiert sich ein Bürgerforum zum Schutze des Tennenbacher Tales unter Federführung und Koordination von A.Langbein als Sprecherin des Bürgerforums und des ehemaligen OB von Emmendingen U.Niemann. Daran beteiligen sich auch Umwelt- und Naturschutzverbände der Region, wie auch der Schwarzwaldverein. Es liegen Vorschläge für Alternativplanungen, wie z.B. eine reduzierte das Tal schonendere und einfühlsamere Ausbauvariante vor. Ebenso gibt es den Vorschlag die Straße ganz aus dem Tal herauszunehmen und eine Forststraße auf der rechten, südlichen, etwas erhöhten Talseite auszubauen. Damit wäre dem Grundwasserschutz (Quellgebiet), dem Denkmal- und Landschaftsschutz Genüge getan. Die aktuelle, erst seit etwa 1900 bestehende Straße diente dann als Fußweg zur Kapelle, könnte teils renaturiert werden und das Klosterareal als archäologischer Park ausgebaut werden!
Der Kreistag von Emmendingen hat bisher nahzu alle Vorschläge ignoriert. Von der Gemeinde Freiamt wurde eine Bürgerbefragung organisiert. Das ist die Gemeinde oben auf der Hochfläche. Durch das Tennenbacher Tal führt eine der Strecken nach Freiburg. Es votierte eine Mehrheit für den Ausbau, wegen vielleicht 1 Minute Zeitgewinn soll ein ganzes Tal geopfert werden!? Und das bei einem Verkehrsaufkommen von vielleicht gefühlt 5 Autos pro Minute. Zu Stoßzeiten können es freilich mehr sein. Lange Zeit war auch fraglich, ob es überhaupt Ausbauzuschüsse für diese niederfrequentierte Straße gibt. Es gibt keine. Mittlerweile hat man bereits ohne eindeutige rechtliche Genehmigungsgrundlagen mit den Bauarbeiten angefangen (Baumfällungen, Hangabtragungen). Der Kreistag ist aufgefordert dazu eindeutig Stellung zu nehmen.
Eine Brief- und Pressekampagne könnte einige Kreistagsabgeordente dazu bewegen ihre Verantwortung wiederaufzunehmen, das Thema wieder in den Kreistag einzubringen und die Prüfung der Alternativplanungen zu verlangen
(zudem kostengünstiger!).
Die Kapelle ist mir an Herz gewachsen, da ich darin mit Freunden viele schöne Stunden beim abendlichen Obertonsingen verbrachte und die himmlische Akustik darin sehr genoß.
Ich lade alle Forumsmitglieder bittend dazu ein sich in bewährter Weise an einer Emailkampagne mit Anschreiben an den Kreistag und den anderen Gremien zu beteiligen. Das würde dann überregionales Interesse am Erhalt der landschaftlichen Ursprünglichkeit des Tales und an der Unversehrtheit der gotischen Kapelle signalisieren. DANKE!
Die Kontaktadressen im Folgenden:
landrat@landkreis-emmendingen.de, ob@emmendingen.de, mail@landkreis-emmendingen.de, stadt@emmendingen.de
Weitere Email-Adressen folgen noch, sobald ich diese erhalten habe. Über die obigen werden aber Emails auch an die Kreistagsabgeordneten weitergeleitet! Im Folgenden noch weitere Beiträge mit noch detailierten Informationen, Illustrationen, Dokumenten, Plänen und Briefen des Bürgerforums und anderer für den Schutz des Tales engagierter Initiativen.
Der Anlaß meiner Aktivität und Aufrufes ist die aktuelle Rundmail des Bürgerforums, es ist 5 vor Zwölf! :
vom 24.04.17, betr.: Das Kleinod
"Sehr geehrte Damen und Herren,
Es ist Zeit, Sie erneut zu informieren: Die Kreisverwaltung hat angekündigt, in diesem Sommer die zum Jahreswechsel begonnenen Arbeiten - immer noch ohne übliche Rechtsgrundlage - fort zu setzen. Wenn nichts Unerwartetes passiert, dann wird das Kleinod im Tal nach zwei bis drei Jahren so aussehen, wie der Kreistag das zwar nicht beschlossen hat, aber offenbar so hinnimmt (siehe Anlagen): ein 8,75 m breiter Asphaltstreifen, 340 m lange Leitplanke auf der Südseite der Straße, ca. 70 m lange auf der Nordseite, 4.800 m² in den Fundamenten vergrabene Dichtungsfolien, eine neue, viel größere Betonbrücke, die Straße noch dichter an der Kapelle usw..
Welches Unerwartete könnte noch geschehen?
Personen und Gruppen könnten unseren Vertreter/innen im Kreistag und Stadtrat sagen, dass sie das nicht wollen und das es gute Alternativen gibt:
Kulturvereine und Kirchen, Heimat- und Verkehrsvereine, Natur- und Umweltschutzverbände, Wander- und Geschichtsvereine, Kulturpreis- und Ehrennadelträger/innen, Menschen, die in der Region geboren wurden und die Kindheits- und Jugenderinnerungen an das Kleinod haben; Pfarrer, Mönche und Nonnen; Menschen, die das Wasser aus dem Tal trinken oder das Hochwasser abbekommen und viele, viele andere mehr.
Ja, der Stadtrat könnte seiner Verantwortung für unsere Kultur und Geschichte gerecht werden und "NEIN" sagen, so, wie es in anderen Gemeinden geschehen ist.
Aber natürlich kann man auch schweigen und auf die Weisheit der Entscheider vertrauen.
Mit allen guten Wünschen
U. Niemann
Bitte informieren Sie auch andere Personen, damit die Überraschung über das Ergebnis des Straßenausbaus nicht zu groß sein wird. Danke."