• In Bernkastel-Kues wird ab nächstem Jahr ein ambitioniertes Bauprojekt in Gang gesetzt. Das Gelände inklusive die ehemaligen kurfürstlichen Amts- und Kellereigebäude (erbaut 1656-1661) werden während drei Jahren umgestaltet und saniert. Geplant sind unter anderem eine glasüberdachte Piazza, ein Barockgarten sowie eine Rekonstruktion (vielleicht findet jemand eine alte Ansicht des Gebäudes?):

    Zitat

    Manches von dem soll in einem Gebäude umgesetzt werden, das erst noch gebaut werden muss. Der sogenannte Turm, der aber eher ein mehrstöckiges Gebäude war, soll rekonstruiert werden. Er war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Er stand an der Einfahrt, die vom Gestade in den Innenhof führt. Und da soll er, möglichst mit einer repräsentativen Zufahrt auch wieder hin. Der frühere Park soll zu einem Barockgarten umgewandelt werden, der tagsüber öffentlich zugänglich ist. Weichen muss dafür der Doctorbrunnen, der vermutlich im Stadtpark gegenüber dem Moselkino, einen neuen Platz finden wird. Auch das auf der anderen Seite der Einfahrt liegende Haus Schröder werde saniert und in das Projekt integriert, sagt Willkomm.


    Piazza, Barockgarten, Erlebniswelt

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Im Zuge meiner Abriss-Recherchen haben einige aktuelle Bauprojekte in Bernkastel-Kues sowie der Austausch mit Kurpfalz im Nachbar-Strang "Abriss-Watch" mein Interesse für das historische Moselstädtchen geweckt, siehe hier:

    Vor wenigen Tagen bot sich mir unerwarteterweise die Möglichkeit, Bernkastel zu besuchen, und so konnte ich mich vor Ort über die aktuelle Sachlage informieren. Meine Eindrücke möchte ich gerne mit euch teilen, allerdings werde ich nur unbearbeitete und komprimierte Fotos zeigen, da sie einzig der Dokumentation dienen.

    Den Anfang macht die Graacher Str. 33, deren Erhalt mir - auch aus städtebaulichen Gründen - sehr wichtig ist. Im folgenden Bild, welches die Raumsituation deutlich macht, ist sie ganz rechts (hinter dem grünen VW) zu sehen.


    In ihrer Schlichtheit korrespondiert sie mit dem Eis-Café in der Mitte des obigen Bildes. Das bläuliche Nachbarhaus macht vor, wie derartige Häuser erheblich aufgewertet werden können, Vergleiche mit italienischen Städten drängen sich mir immer wieder auf. Auch mit ortstypischen Schriftzügen, wie sie an vielen Fachwerkhäusern in Bernkastel zu finden sind, könnte die Graacher Str. 33 kostensparend verschönert werden.

    Im hinteren Teil des Hauses haben sogar einige Sprossenfenster die Zeiten überdauert.

    Hier eine weitere Aufnahme, die den städtebaulichen Kontext veranschaulicht:

    Eine historische Ansicht (um 1920) kann unter folgendem Link aufgerufen werden:

    https://www.ro-klinger.de/BKS/2014-5/wo.jpg.

    Durch eine entsprechende horizontale Gliederung der Fassade wäre bereits viel gewonnen. Der Platz am Bärenbrunnen ist einer der drei wichtigen Plätze Bernkastels, auch an einem trüben Corona-Oktobertag war er relativ stark frequentiert. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass sich eine Sanierung nicht lohnen würde bzw. eine Weiternutzung - z. B. als Wein-Bar - nicht lukrativ wäre.

    Zum Schluss noch ein Foto der gegenüberliegenden Platz-Seite:

  • Nun folgt eine große Überraschung. Es geht um die beiden Gründerzeitler "Hotel Burg Landshut" und "Haus Schroeder", die kürzlich vollständig abgerissen worden sind sowie um die harmonische Erweiterung der benachbarten ehemaligen Kurfürstlichen Kellnerei (siehe erster Beitrag dieses Strangs von Löbenichter). Wie bereits im Strang "Abriss-Watch" erwähnt, wird die Fassade des Hotels "Haus Schroeder" im Zuge des Hotel-Großprojekts rekonstruiert. Der Wiederaufbau hat bereits begonnen und die Rekonstruktion wird vorbildlich in Ziegelbauweise (Wienerberger Poroton) errichtet. Was habe ich mich darüber gefreut!

    Das ist aber noch nicht alles: Wer genau hinsieht, wird feststellen, dass sowohl die Anzahl der Fensterachsen als auch die Anordnung der Fensteröffnungen (bodentief und nicht-bodentief) des Neubaus Gestade 11 mit denjenigen des Vorgängerbaus "Hotel Burg Landshut" übereinstimmen. Wenn es sich dabei nicht um eine Rekonstruktion handelt (die äußeren Fenster scheinen deutlich breiter als diejenigen des Vorgängers auszufallen), so kann doch auf einen harmonischen Neubau gehofft werden.

    Als Nächstes ein Foto zur besseren Übersicht:

    Bernkastel ist glücklicherweise, trotz groß angelegtem Neubau, nicht verschandelt worden - von der Burg Landshut aus gesehen breitet sich vor dem Betrachter weiterhin ein harmonisches Altstadtensemble aus. Im Zentrum dieses Bildes ist die ehemalige Kurfürstliche Kellnerei zu sehen, die im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört worden ist. Hier ein Vergleichsbild von 1930:

    https://www.ro-klinger.de/BKS/2014-5/kellnerei1930.jpg.

    An der Stelle des sogenannten "Turms" wurde dem historischen Bestand ein stilreiner Neubau bzw. eine modifizierte Rekonstruktion hinzugefügt. Auch die der Mosel zugewandte Seite wurde in veränderter Form wieder errichtet. Dort wurde eine zusätzliche Fensterachse mitsamt Schmuck-Portal (oberhalb der im Bau befindlichen Hotel-Vorfahrt) eingefügt:

    Im obigen Bild ist auf der linken Seite nochmals die Fassadenrekonstruktion "Haus Schroeder" zu sehen. Weitere Details der klassisch anmutenden Neuschöpfung:


    Auch die Spitzen der Obelisken, das Trauben-Relief und die Rosetten auf den Fensterkreuzen sind vergoldet worden:

    Insgesamt macht der Bau schon jetzt einen sehr wertigen Eindruck, mMn ein Kandidat für das Bauwerk des Jahres (wenn fertiggestellt). Hier eine Ansicht des gesamten Komplexes:

    Zum Abschluss noch einige Ansichten der Rückseite des Komplexes. Die Fassade des Gründerzeitlers, der rückseitig an das Hotel "Römischer Kaiser" anschließt, ist erhalten geblieben und wird in den Neubau integriert:

    Hoffentlich können auch die alten Fenster restauriert und übernommen werden.

    Leider sind hier zwei historische Nachbargebäude abgebrochen worden. Die Nachfolgebebauung wir auch an dieser Stelle in Ziegelbauweise ausgeführt. Stein auf Stein, natürlich mit Mörtel. Auf das Ergebnis bin ich schon sehr gespannt. :)

    Hinter der Rekonstruktion "Haus Schroeder" ergibt sich folgende Hofsituation:

    Anscheinend ist für diesen Hof eine gläserne Überdachung vorgesehen, siehe Visualisierung.

    Das war es soweit von mir - auf das Endergebnis bin ich, wie bereits gesagt, schon sehr gespannt.

  • Gibt es eigentlich schon eine Skizze oder Visualisierung des geplanten Platzes, der anstelle von Graacher Straße 33 entstehen soll?

    Wenn das Haus beseitigt wird, müssen zumindest neue Außenmauern für die benachbarten Häuser gebaut werden, weil diese dann plötzlich eine neue Fassade zur Straße hin haben. Würde mich interessieren, wie das aussehen soll.

  • Hallo Neußer,

    genau das verstehe auch ich nicht.

    An der Stelle wäre ein modernistischer Neubau eine Katastrophe, aber wenn wie der Stadtbürgermeister sagt, nur die Platzgestaltung verschönert und ein gegenüberliegendes Jugendstilhaus saniert werden und besser zur Geltung kommen soll, ist das vielleicht zu verschmerzen.

    Mir ist kein Jugendstilgebäude aufgefallen, das von einem Abriss profitieren würde. Sowohl in südlicher als auch in westliche Richtung wird der Platz maßgeblich durch ähnlich schlichte Gebäude geprägt. Ein Abriss würde meiner Meinung nach zu einer äußerst unschönen Hinterhof-Situation führen, mit Blick auf Brandmauern und Ähnliches ...

    Visualisierungen habe ich weder im Internet noch vor Ort gesehen. Ich denke, dass man auch an dieser Stelle auf Verwahrlosung setzt, um in ein paar Jahren das vollkommen marode Haus ohne Widerstand abreißen lassen zu können. Vielleicht ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu spät für eine Rettung. Immerhin gibt es in Bernkastel-Kues einen Unternehmer, der historische Gebäude retten möchte:

    https://www.volksfreund.de/region/mosel-w…tel_aid-6868108

    In seinen Händen wäre das Haus am besten aufgehoben...

  • Vielleicht könnte man den Investor kontaktieren und zu einem Kauf überzeugen?

    Lübeck, mein Lübeck, an der Waterkant
    Königin der Hanse, Perle am Ostseestrand.