Leipzig - Elsterviertel, Naundörfchen und Umgebung

  • Da beim Thema Roßplatz etwas zum Naundörfchen gelinkt wurde, ist es besser, hierauf explizit einzugehen. Dabei handelt es sich um die Bereiche zu Füßen der Thomaskirche und der Matthäikirche außerhalb des Stadtkerns, die zuweilen auch tüchtig im Wasser standen. Der Sinn besteht darin, mit möglichst originärem Material, das bisher kaum veröffentlicht wurde, insbesondere die städtebauliche Entwicklung zu dokumentieren, die sich ohne Kenntnis der jeweiligen Standorte sonst kaum erschließen. Da die Straßen-, Fluß- und Häuserbezüge teils recht unterschiedlich sind, wird das Thema in nächster Zeit sukzessiv abgehandelt bzw. erweitert. Man kann sich ja auch beteiligen, Fragen stellen oder geeignere Ansichten bereitstellen.

    An den Anfang stelle ich eine Vergleichsaufnahme vom 3. April 2017, die mit dem Erhalt der Ansichtskarte einherging. Hier ist die noch nicht wieder bebaute Ecke zwischen Gottsched- und Thomasiusstraße:

    Denn auf der rechten Seite der Gottschedstraße (im linken Bildteil) soll im Jahre 1893 Walter Ulbricht geboren sein. Die Genossen haben extra die dort ehemals angebrachte Gedenktafel gesichert. Die Geschichte ist bekannt wie der erfundene Standort der Iskra-Gedenkstätte. Und da inzwischen die Adreßbücher online sind, mußte ich feststellen, daß Papa Ulbricht 1893 noch in der 4. Etage der Friedrich-August-Straße 2 wohnte. Es stellte sich also heraus, daß dies die jetzige Teubnerstraße (an der damaligen Hospitalstraße - jetzt Prager Straße) im Leipziger Osten ist. Es besteht Aufklärungsbedarf! Wie dem auch sei, Walter Ulbricht hat dann als Staatsratsvorsitzender etc. Einfluß auf diverse Entwicklungen genommen, die dann auch hier zu sehen sind. Hier also die Szenerie im Jahre 1903. Vielleicht erkennt jemand den 10-jährigen Walter auf dem Bild.

    Das gleiche nochmals heute als Montage, da ich kein entsprechendes Objektiv hatte ...

    Die Gottschedstraße hat sich nun von der anderen Seite gegenüber der Thomaskirche etwas gewandelt:

    So sieht nun das Kosmos am Dittrichring am 14. April 2017 aus. Im Jahre 2005 war die Situation noch die folgende:

    Der linke Teil wurde dann vollkommen abgerissen und wieder mit tradierter Fassade (hoch gelobt) gebaut. Hier der Vergleich zu 1920:

    Nur leider tut sich dahinter nichts. Wie bereits an anderer Stelle gezeigt:

    Synagoge um 1910 (Abbildung aus der Sammlung Günter Oehmichen, Leipzig)

    Aber auch im Jahre 2017 ist der Anblick nicht besser wie noch im Jahre 2014 zu konstatieren war.

    U.a. das heutige Vergleichsfoto erspare ich mir. Zwar sinniert ein Religionslehrer im Neuen Rathaus über einen zweiten City-Tunnel, aber für die Synagoge reicht es wohl nicht. Zwar wollte er die Olympischen Spiele nach Leipzig holen, aber nicht einmal das Sportmuseum bekommt man auf die Reihe, geschweige denn Parkplätze für Großveranstaltungen etc. pp.

    So sieht nun die Gottschedstraße stadteinwärts aus (Foto 14.04.2017):

    Und das war sie, bevor sie linksseitig vollständig bebaut war (vermutlich um 1905)

    Und noch eine Sicht muß hier gezeigt werden, die bereits im Zusammenhang mit der Matthäikirche etwas anders zu sehen ist.
    Es ist die Bosestraße Ecke Gottschedstraße (gelaufen 1.9.1902):

    Heute sieht sie so aus:

    Und es hatte auch einen guten Grund, weshalb sie wie andere kriegswichtige Einrichtungen gesondert im II. Weltkrieg bombardiert
    wurde. Hier hatte sich in den 1930er Jahren die NSDAP-Kreisleitung Leipzig eingenistet.

    Die Stadt Leipzig hat damit zu NS-Zeiten auch mehrsprachig in entsprechenden Flyern Werbung gemacht.

    Die Situation im Jahre 2016. Inzwischen hat nur das Immobilienschild gewechselt, ein Parkplatz wurde eingerichtet
    und die Bäume wurden abgeholzt.

    Zwar gibt es hier auch eine Bürgerinitiative, bei Erstehen eines neuen Gebäudes dieses auch als Erinnerungsort zu nutzen,
    wo die Zeit und der Holocaust konkret aufgearbeitet und jüdische Geschichte und Kultur dokumentiert wird und (wie im
    Nachbargebäude) aufleben kann, aber bisher steht das Anliegen nur im Raum.

    Gleich, wer im neuen "Braunen Haus" einziehen will bzw. wird, er ahnt spätestens jetzt, welche Geschichte darauf lastet.

    Themenwechsel. - Aber gleich links um die Ecke zum Thomas- jetzt Dittrichring. Hier war mal so eine Feuer-Wache:

    Zwanzig Jahre später sah dies schon ganz anders aus. Aus der Sammlung von Günter Oehmichen, Leipzig, folgt die nächste Karte im
    folgenden Beitrag ... (Beitragspuffer vermutlich voll)

  • Hier also aus der Sammlung von Günter Oehmichen jene interessante Karte (gelaufen am 22. Mai 1902), die die Feuerwache neu zeigt:

    Das Besondere hieran ist, daß das Naundörfchen nachweislich mit zu sehen ist - jene Sehenswürdigkeit, die auch mit berühmten Namen in Verbindung steht und in kaum einer Publikation zu Leipzig damals und später fehlte.

    Als der Kaiser nebst Gefolge der Leipziger Feuerwehr einen Besuch abstattete, war die Feuerwache natürlich schon fertiggestellt.

    Foto von Hermann Walter (die genaue Zeitangabe wird sich finden lassen)

    Und so sieht die Szenerie heute (15. April 2017) aus:

    Auch wenn man bei Vergleichsfotos oft die Standorte nicht halten kann (Baustellen, parkende Fahrzeuge etc.),
    ist zumindest teilweise die historische Pflasterung unverändert. Nun kommt noch der Vergleich zu 1902:

    Und wer es genau wissen will mit dem Kulturfortschritt in Leipzig:

    Naundörfchen 2017 - im Hintergrund die Neubauten zur Jahnallee aus Ulbrichtschen Zeiten. Dazu ausführlicher an anderer Stelle. Zurück zum städtischen Leben am Fleischerplatz.

    Das großstädtische Leipziger Leben sieht heute so aus:

    Statt Matthäikirche weiter ehemalige Stasi-Zentrale dominierend im Leipziger Stadtbild (Foto 15.04.2017)

    Im Jahre 1902 Fleischerplatz von der anderen Seite:

    Aufgrund der jetzigen Kreuzungsbereiche die Straßen einzeln:

    Eingangsbereich der Lessingstraße 2017 und

    Eingangsbereich der ehemaligen Promenaden- und jetzigen Käthe-Kollwitz-Straße

    Zur Promadenstraße gibt es weitere Abbildungen, die jedoch erst verortet werden müssen (vermutlich, wenn sich
    passende Luftbilder anfinden). Die Promenadenstraße mündete in den Westplatz. D.h. nicht in den jetzigen, der die Verbindung zur ehemaligen Plagwitzer Straße herstellt.

    Daß die Straßenverläufe nach dem II. Weltkrieg verändert wurden, ist vielleicht am besten an einm Überschwemmmungsfoto von 1954 erkennbar:

    Denn hier steht nicht mehr viel von dem ehemaligen Straßenverlauf. (Fotograf unbekannt)

    Vergleich aus dem Jahre 2014.

    Wer nun morgen seinen Osterspaziergang in Leipzig zelebrieren will (bei dem diesjährigen Wetter ggf. auch virtuell), kann ruhig mal an das Jahr 1954 denken. Schließlich wurde die Stadt Leipzig in den letzten Jahrzehnten weitgehend von entsprechenden Katastrophen verschont. Hier nochmal das Bild an der Kolonnadenstraße

    an der Ecke zur Alexanderstraße 1954

    die Szenerie im Jahre 2014.

    Und noch eins von der Alexanderstraße, die inzwischen Max Beckmann zugeschrieben wurde:

    Die gleiche Straße gestern (14.04.2017):

    Hier sieht man auch die ehemalige Alexanderstraße 5.

    Wer sich das Foto vor der jetzigen realen Kulisse anschaut, muß allerdings auf Apels Garten ausweichen oder eine andere, dem lebendigen Wandel unterworfene Gastronomie, wenn man sich bei den kühlen Temperaturen an Ostern 2017 mit Heißgetränken o.ä. wieder aufwärmen will.

    Restauration Alexanderstraße 5 , gelaufen am 20.6.1909

    Nach diesem Ostergruß folgen vermutlich weitere Teile dann in einer Woche.

  • Nachdem der Fleischerplatz thematisch schon angeschnitten wurde und ein Plan hierzu beim Thema Matthäikirche zu sehen war, soll heute dieser Bereich etwas genauer betrachtet werden. In der Überschau sieht man die Szenerie um 1905 etwa so:

    Auf der linken Seite ist die bereits oben gezeigte Feuerwache. Bis in die 1880er Jahre befand sich dort der Schlachthof
    (Nierth Nr. 219). Bezüglich des Wassers muß man nun die Rückseite der Gebäude betrachten. Hier ist der Schlachthof
    vor seinem Abriß zu sehen, allerdings in Richtung Pfaffendorfer Straße ...

    In die andere Blickrichtung (eigentliches Naundörfchen) zeigt die Ansicht, die den meisten bekannt ist.

    Hier vermutlich um 1910.

    Und hier vermutlich in den 1930er Jahren. Heute sieht es nun so aus:

    Vergleich 23.04.2017 mit Straßenbezug dann besser einzuordnen:

    Links angedeutet die Lessingstraße, rechts der ehemalige Ranstädter Steinweg.

    Als Detail hierzu noch einmal einen wunderschönen innerstädtischen Parkplatz:

    Dieses sei nur angemerkt, weil ab und an in der Lokalpresse spätsozialistische Investorenplanungen auftauchen, die an dieser Stelle einen sich an die Stadtsilhouette anschmiegenden mindestens 100 Meter hohen Wolkenkratzer a la
    Burj Khalifa begehren. Nach dem ehemaligen Chefarchitekten der Stadt Leipzig, Prof. Siegel, sollten vier derartige Wunder wie der Uni-Riese, die vom Sieg des Sozialismus künden, städtebaulich das Stadtzentrum dominieren ...

    Doch zurück zur Geschichte. Auch der Ranstädter Steinweg ist in verschiedenen Entwicklungsphasen darstellbar:

    etwa 25 Jahre später:

    und heute

    Vergleich 23.04.2017 Das gleiche von der anderen Seite:


    um 1875

    Die Szenerie im Jahre 1907.

    Und bis zum Jahre 2005 stand dort rechts noch die denkmalgeschützte Kleine Funkenburg.

    Der Kolle e.V. bringt für das kommende Jahr bestimmt wieder einen schönen Kalender heraus, so daß ich Material ausgewählt habe, was dort vermutlich nicht alles mit darauf paßt.

    Die seitliche Ansicht im Jahre 2004.

    Und das Werk im Rahmen der Olympiapläne von Wolfgang Tiefensee & Co. im Jahre 2005 trotz des Engagements vieler Bürger zum Erhalt des Gebäudes.

    Die Polizei mußte dann dafür herhalten, dieses Kulturverbrechen mit umzusetzen, indem
    Demonstranten weggetragen wurden etc. pp.

    Danach sah der Platz so aus:

    Und ein bestimmt auch mit Fördergeldern finanzierter Spielplatz wurde kreiert:

    Positiv kann man heute vermelden, daß wenigstens 1 Parkplatz damit geschaffen wurde:

    Vergleich 23.04.2017 Der Spielplatz und der versuchsweise Kneipenfreisitz sind weg. Und der Teddy im Weihnachtsmantel sucht nach Ostern 2017 vermutlich immer noch nach einem neuen Besitzer.

    Die Gesamtszenerie 2017

    Im Hintergrund am Ring sind die weiteren städtebaulichen Fehlstellen zu erkennen.

    Trenkler Nr. 15847 o.J.

    Im Detail

    und als Beispiel zur Verortung hier noch Mathäserbräu, was gegenüber dem Alten Theater zum Verweilen einlud:

    All diese Flächen sind wie auch die der Ständigen Gewerbeausstellung dem Verkehr geopfert. Und auch das Alte Theater fehlt, so daß jene Tristesse am Leipziger Stadtzentrum zu konstatieren ist, die sich auch seit 2014 nicht verändert hat.

    Vergleich im Oktober 2014.

    Gelegentlich kommen dann als Nächstes die Quai- und die Lessingstraße in das Blickfeld.

  • Daß es sich lohnt, in Leipzig an Kultur- und Bautraditionen anzuknüpfen, kann man in der Quaistraße sehen, die inzwischen Carl-Maria-von-Weber-Straße heißt (seit 04.06.1926 und seit 19.05.1993 Karl mit C). An der ehemaligen Weststraße, die heute den Namen Friedrich-Ebert-Straße trägt, entstand die folgende Aufnahme:

    Dies war im Jahre 1901. Und da die Gebäude aus der Gründerzeit oft so gut gebaut waren, daß sie sogar den Sozialismus überstanden, kann man auch zeigen, wie es im Jahre 2005 noch aussah:

    Dazu nun der Vergleich im April 2017:

    und mit voller Bebauung entlang des Elstermühlgrabens

    Die Sicht gab es auch aus luftiger Höhe mit Blick bis zur Lessingstraße:

    Im Jahre 1902, Verlag u. phot. Aufnahme v. G. Friedrich (wie auch obige von 1901)

    Die Situation im Jahre 2005. Dazu ein Vergleich vom April 2017, vor der Friedrich-Ebert-Straße:

    Wie zu sehen ist, vollzog sich die Offenlegung des Elstermühlgrabens mit sehr viel Beton. Von naturnaher Lösung ist man zwar noch weit entfernt, aber dies wird sich vielleicht in den kommenden Jahrzehnten Schritt für Schritt verbessern.

    Auch Dr. Trenckler hat natürlich die Westbrücke im Bild festgehalten:

    gelaufen 13.9.1902

    Die Straße noch mit schönen bunten Autos im Jahre 2005. Und dazu der Vergleich im April 2017:

    Wie gesagt, wenn das Wasser dann mal sauber ist und mehr Begrünung kommt ...

    Die nächste Straßenquerung ist die der Elsterstraße, die sogar ihren Namen behalten durfte.

    Da sich hier noch nicht so viel getan hat, nur ein Vergleich vom vergangenen Monat:

    Blickrichtung Lessingstraße, rechts angedeutet das Poniatowski-Denkmal.

    Hier noch eine Aufnahme von Louis Glaser:

    gelaufen am 4.1.1905

    mit dem andeutenden Vergleich:

    Situation mit dem vielbegangenen Fußweg in die Lessingstraße. (Vergleich April 2017)

    Im Hintergrund sieht man schon die gegenwärtige Baustelle.

    Die Querung des Elstermühlgrabens an der Lessingstraße um 1940 (Foto aus der Sammlung von Günter Oehmichen).
    Mittig im Hintergrund ist die Kleine Funkenburg zu sehen, über deren Vernichtung 2005 bereits oben berichtet wurde.
    Gegenwärtig ist das Gelände umfangreich abgesperrt:

    Vergleich April 2017. Hier kann dann zu gegebener Zeit - von wem auch immer - weiter verglichen werden.

    Zur Lessingstraße gehört noch ein anderer Flußbereich, beginnend vom Fleischerplatz:

    Der Eingangsbereich der Promenadenstraße (jetzt Käthe-Kollwitz-Straße) läßt sich auch annähernd lokalisieren:

    Vergleich April 2017

    Damit man sieht, wie arm Leipzig war, hier abschließend noch eine weitere Abbildung aus der Lessingstraße:


    Auch hierzu der Vergleich April 2017

    Nun gut, Investoren würden es heute Palais nennen so ähnlich. Jedenfalls werden hier Qualitäten sichtbar, die es auch künftig stärker zu würdigen gilt.

    Die genaueren Details zum angrenzenden Naundörfchen aus historischer Sicht bedürfen noch weiteren Quellenmaterials, weshalb dies vorerst ausgespart bleibt.

  • Da es mit dem Material zum Naundörfchen doch seine Zeit braucht, derweil an dieser Stelle man etwas zur Verortung des Dorotheenplatzes. Eines der bekannten Motive ist der Blick zum Innenstadtring, dem ehemaligen Thomasring mit Richtung ehemaliger Schulstraße:

    Dorotheenplatz mit Dorotheenstraße stadteinwärts (gelaufen an 23.8.1901)

    Der Blick stadtauswärts heute

    Vergleich 20.05.2017 für folgende Aufnahme:

    Dies war die Dorotheenstraße - Reichelt's Garten um 1890. Und nach den Neubauten um 1900 zeigte sich der Dorotheenplatz in veränderter Größe, wenn auch der Durchgang in die Kolonnadenstraße blieb:

    Mal etwas mit mehr Farbe und Personenstaffage, wie sie auf den Postkarten der Zeit üblich war:

    Dazu ein Foto aus dem Jahre 1946 (Fotograf unbekannt)

    und die Situation heute:

    Vergleiche 20. Mai 2017

    Der Blick geht zum ehemaligen Westplatz. Damit auch die Leipzig-Kenner mal etwas sehen, was noch nicht so bekannt ist, hier die heutige Vergleichsaufnahme vom jetzigen Westplatz:

    Dies ist die Querung der ehemaligen Weststraße (Friedrich-Ebert-Straße) in Richtung Plagwitz. Früher gab es die Verbindung der jetzigen Käthe-Kollwitz-Straße zur Innenstadt nicht. Der Verkehr lief über die Promenadenstraße. Und so mußte die Straßenbahn eben einen großen Bogen in die Weststraße nehmen:

    Plagwitzer Straße um 1900 stadtauswärts

    Weiteres dann gelegentlich bzw. nach Materialzugang ...

  • Bevor es weitergeht mit vermutlich unbekannterem Material, gibt es aktuell einen Offenen Brief, weil man im Leipziger Rathaus in Stil und Inhalt an die Altlasten eines Herrn Wolfgang Tiefensee anknüpfen will. Wie wir oben gesehen haben, ist er nicht nur für die sinnlose Vernichtung der Kleinen Funkenburg verantwortlich, sondern u.a. für die stadtschädigende Verbreiterung von Straßen wie die ehemalige Weststraße, die jetzige Friedrich-Ebert-Straße ...

    Obwohl er selbst in der Elsterstraße wohnte, hat er sich weder für den bedingungslosen Wiederaufbau der Synagoge ausgesprochen. Er hat sich weder um die im Umkreis dort einst stehende Matthäikirche eingesetzt. Er hat sich nicht um die Wiederbebauung des Standortes des Alten Theaters gekümmert. Und man könnte die Aufzählung fortsetzen.

    Aber zu seinen Amtszeiten gab es bereits Spekulationen, mit windigen Investoren neben die jetzige IHK einen Wolkenkratzer, d.h. ein Hochhaus von über hundert Metern hinzupflastern - wenn ich mich recht entsinne.

    Dem will man in der Stadtverwaltung wieder nachhängen und weitere Verschlimmbesserungen wie Flußlaufveränderungen planen. Und ich brauche vermutlich nicht zu erläutern, was dies an Verdichtungsnachteilen, Verschattung etc. bringt.

    So gibt es aktuell einen Offenen Brief, der sich vorerst nur gegen eine Veränderung des Pleißemühlgrabens wendet,
    da am "drohenden Hochhaus" noch intern im Rathaus gekungelt wird:

    http://www.technologienpsychologie.org/heimatik/Elste…muehlgraben.pdf

    Zur Unterzeichnung bedarf es nur einer Mail an Frau Gudrun Neumann unter "der-optimist@gmx.de"
    oder einem Anruf bei ihr auf 0177 / 46 13 600 .

  • Vielen Dank für den Bildvergleich.

    Auch wenn ich mich jetzt in die Brennnesseln setze.... aber mir hat das Gebäude vor der Fassadensanierung besser gefallen. Abgesehen von den roten Toren, die jetzt dezenter wirken. Es mag ja sein, dass es historisch diese Farben hatte, aber schön finde ich diese gelb-grau-Kombination bei einem solchen modernen Gebäude nicht. Vorher hatte die Fassade mehr Schattierungen, mehr Aura.

  • Ihr habt ja eigenartige Vorstellungen von den 1920er Jahren und von der Stadt Leipzig. Selbstverständlich ist das eine denkmalgerechte Sanierung.

    Die Hauptfeuerwache wurde am 6. Oktober 2022 nach umfassender Sanierung wiedereröffnet. Es ging vor allem auch um eine technische Modernisierung, denn das Gebäude ist kein Museum, sondern dient nach wie vor seinem ursprünglichen Zweck. Aus der Mitteilung der Stadt auf leipzig.de zitiere ich hier die für uns besonders interessanten Angaben zu denkmalpflegerischen Aspekten.

    "Mit der abgeschlossenen Sanierung ist die Anforderung an eine moderne Feuerwache im Einklang mit dem Denkmalschutz perfekt umgesetzt worden“, sagt Oberbürgermeister Burkard Jung. „Es galt, das Gebäude energetisch zu sanieren und in einen Zustand zu bringen, dass die Kameradinnen und Kameraden der Branddirektion Arbeitsbedingungen vorfinden, die den heutigen Ansprüchen gerecht werden. Gleichzeitig wurde eine architektonische Perle neu entdeckt und der historische Bestand in zentraler Lage, sicht- und wahrnehmbar für die Leipzigerinnen und Leipziger, erhalten.“

    Das Gebäude der Hauptfeuerwache war im Jahr 1881 vom Leipziger Architekten Max Bösenberg im Stile des Historismus errichtet worden und zwischen 1928-30 von Stadtbaurat Hubert Ritter im Stile der Neuen Sachlichkeit überformt und erweitert worden. Bei der nun erfolgten Kompletterneuerung wurde das Gebäude fast vollständig entkernt. Neben statischen Ertüchtigungen von Wänden und Decken musste der erforderliche Brandschutz hergestellt werden, was bei Holzbalkendecken bzw. historischen Bundwänden eine besondere Herausforderung darstellte.

    Architektonisch galt es, das historische Erscheinungsbild originalgetreu nach Befundung wiederherzustellen. Straßenseitig wurde ein Wärmedämmputz unter dem Kratzputz integriert, der einen Glimmeranteil besitzt und je nach Sonnenstand wunderbar glänzt. Hofseitig wurden die Klinkerfassade gereinigt, alle Fugen entfernt und dann neu verfugt. Abschließend wurde die gesamte Fassade noch hydrophobiert. Die aus energetischen Gründen erforderliche Fassadendämmung konnte wegen des Denkmalschutzes nur als noch eine Innendämmung ausgeführt werden.

    Ich finde, das Gebäude atmet jetzt wieder. Es lebt, es atmet den Geist der zwanziger Jahre. Die dynamische Gestaltung der Fassade kommt wieder zur Geltung. Vorher war sie im diffusen Grau in Grau zu gedämpft.

  • Tatsächlich sah man während der Sanierung einige Ornamentreste des überarbeiteten Gründerzeitbaus. Nach hinten raus gibt es noch Reste der alten Klinkerfassade. In Natura sieht es sehr schön aus im neuen alten Farbgewand. Ein bischen wie mit den Meisterhäusern in Dessau. Die waren auch nicht weiss.

  • Ich finde die Farbkombination auch eher unschön, zumal das hellgraue Erdgeschoss im Gesamteindruck noch zusätzlich unstimmig wirkt.

    Ursprünglich dürfte es nicht so ein Farbdurcheinander gegeben haben.

    Bild 1

    Bild 2

    Die Farbgebung in dieser Visualisierung hätte ich viel besser gefunden.

    Mitte bekommt neue Hauptfeuerwache - CDU Ortsverband Leipzig Mitte (cdu-leipzig-mitte.de)

    Sehr schön wäre auch gewesen, die erhaltenen Korbbögen des Ursprungsbaus zu belassen und gestalterisch zu verwenden.

    Bild 2021 (sachsen-fernsehen.de)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Konsolen der Korbbögen meinte ich mit den zu sehenden Resten. Sie aber zu lassenwäre genauso eine komische Sache, wie einen Glaskasten an das Barockgebäude zu bauen. So ist schon alles stimmig mit der betonten Horizontale. Die gestalterische Energie sollte eher in neue Rekoprojekte, von denen auch Leipzig welche vertragen könnte, gehen...

  • Farblich passt das schon so. Sind immerhin die Farben der Stadt. Ein blasser Ton a la babyblau hätte da nicht gepasst. Ist ein richtiger Blickfang geworden.