Da beim Thema Roßplatz etwas zum Naundörfchen gelinkt wurde, ist es besser, hierauf explizit einzugehen. Dabei handelt es sich um die Bereiche zu Füßen der Thomaskirche und der Matthäikirche außerhalb des Stadtkerns, die zuweilen auch tüchtig im Wasser standen. Der Sinn besteht darin, mit möglichst originärem Material, das bisher kaum veröffentlicht wurde, insbesondere die städtebauliche Entwicklung zu dokumentieren, die sich ohne Kenntnis der jeweiligen Standorte sonst kaum erschließen. Da die Straßen-, Fluß- und Häuserbezüge teils recht unterschiedlich sind, wird das Thema in nächster Zeit sukzessiv abgehandelt bzw. erweitert. Man kann sich ja auch beteiligen, Fragen stellen oder geeignere Ansichten bereitstellen.
An den Anfang stelle ich eine Vergleichsaufnahme vom 3. April 2017, die mit dem Erhalt der Ansichtskarte einherging. Hier ist die noch nicht wieder bebaute Ecke zwischen Gottsched- und Thomasiusstraße:
Denn auf der rechten Seite der Gottschedstraße (im linken Bildteil) soll im Jahre 1893 Walter Ulbricht geboren sein. Die Genossen haben extra die dort ehemals angebrachte Gedenktafel gesichert. Die Geschichte ist bekannt wie der erfundene Standort der Iskra-Gedenkstätte. Und da inzwischen die Adreßbücher online sind, mußte ich feststellen, daß Papa Ulbricht 1893 noch in der 4. Etage der Friedrich-August-Straße 2 wohnte. Es stellte sich also heraus, daß dies die jetzige Teubnerstraße (an der damaligen Hospitalstraße - jetzt Prager Straße) im Leipziger Osten ist. Es besteht Aufklärungsbedarf! Wie dem auch sei, Walter Ulbricht hat dann als Staatsratsvorsitzender etc. Einfluß auf diverse Entwicklungen genommen, die dann auch hier zu sehen sind. Hier also die Szenerie im Jahre 1903. Vielleicht erkennt jemand den 10-jährigen Walter auf dem Bild.
Das gleiche nochmals heute als Montage, da ich kein entsprechendes Objektiv hatte ...
Die Gottschedstraße hat sich nun von der anderen Seite gegenüber der Thomaskirche etwas gewandelt:
So sieht nun das Kosmos am Dittrichring am 14. April 2017 aus. Im Jahre 2005 war die Situation noch die folgende:
Der linke Teil wurde dann vollkommen abgerissen und wieder mit tradierter Fassade (hoch gelobt) gebaut. Hier der Vergleich zu 1920:
Nur leider tut sich dahinter nichts. Wie bereits an anderer Stelle gezeigt:
Synagoge um 1910 (Abbildung aus der Sammlung Günter Oehmichen, Leipzig)
Aber auch im Jahre 2017 ist der Anblick nicht besser wie noch im Jahre 2014 zu konstatieren war.
U.a. das heutige Vergleichsfoto erspare ich mir. Zwar sinniert ein Religionslehrer im Neuen Rathaus über einen zweiten City-Tunnel, aber für die Synagoge reicht es wohl nicht. Zwar wollte er die Olympischen Spiele nach Leipzig holen, aber nicht einmal das Sportmuseum bekommt man auf die Reihe, geschweige denn Parkplätze für Großveranstaltungen etc. pp.
So sieht nun die Gottschedstraße stadteinwärts aus (Foto 14.04.2017):
Und das war sie, bevor sie linksseitig vollständig bebaut war (vermutlich um 1905)
Und noch eine Sicht muß hier gezeigt werden, die bereits im Zusammenhang mit der Matthäikirche etwas anders zu sehen ist.
Es ist die Bosestraße Ecke Gottschedstraße (gelaufen 1.9.1902):
Heute sieht sie so aus:
Und es hatte auch einen guten Grund, weshalb sie wie andere kriegswichtige Einrichtungen gesondert im II. Weltkrieg bombardiert
wurde. Hier hatte sich in den 1930er Jahren die NSDAP-Kreisleitung Leipzig eingenistet.
Die Stadt Leipzig hat damit zu NS-Zeiten auch mehrsprachig in entsprechenden Flyern Werbung gemacht.
Die Situation im Jahre 2016. Inzwischen hat nur das Immobilienschild gewechselt, ein Parkplatz wurde eingerichtet
und die Bäume wurden abgeholzt.
Zwar gibt es hier auch eine Bürgerinitiative, bei Erstehen eines neuen Gebäudes dieses auch als Erinnerungsort zu nutzen,
wo die Zeit und der Holocaust konkret aufgearbeitet und jüdische Geschichte und Kultur dokumentiert wird und (wie im
Nachbargebäude) aufleben kann, aber bisher steht das Anliegen nur im Raum.
Gleich, wer im neuen "Braunen Haus" einziehen will bzw. wird, er ahnt spätestens jetzt, welche Geschichte darauf lastet.
Themenwechsel. - Aber gleich links um die Ecke zum Thomas- jetzt Dittrichring. Hier war mal so eine Feuer-Wache:
Zwanzig Jahre später sah dies schon ganz anders aus. Aus der Sammlung von Günter Oehmichen, Leipzig, folgt die nächste Karte im
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