Dresden, Neumarkt - Quartier VI - Blobel

  • Die zukünftige "Blobel-Bude" hat nun auch einen Kran spendiert bekommen, sodass sich nun insgesamt vier um das Quartier VI drehen. Das dürfte einen zügigen Bauablauf garantieren.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ein paar Sätze in den auf der GHND-Seite verlinkten Artikel haben für mich Fragen aufgeworfen:

    Zitat

    Außerdem soll darauf ein Pavillon errichtet werden, damit ein Aufzug zur Dachterrasse fahren kann

    Ist das wirklich der einzige Grund für den Pavillon auf dem Dach? Wenn ja, ist es den Leuten heute nicht mal mehr zuzumuten, ein paar Treppenstufen zu laufen, um auf eine Dachterasse zu gelangen? Oder ist das Ganze dem Barrierefreiheitswahn geschuldet?


    Zitat von Blobel

    Ich möchte keine Wohnungen mit 2,50 Meter hohen Decken, sondern ein positives Beispiel setzen, wie im historischen Kontext mit Bezug auf unsere modernen Nutzungsansprüche gebaut werden kann.

    Waren die Decken im Originalbau wirklich nur so hoch? Abgesehen davon, dass 2,50 m so wenig nun auch nicht ist.

    Zitat von Blobel

    Da heute aber kein Kaufhaus, sondern ein Wohnhaus mit Galerie im Erdgeschoss entstehen soll, wird die obere Schaufensterreihe nicht mehr in voller Größe errichtet. Das wird später gar keiner merken.


    Wie meint der das denn jetzt? Wer das historische Gebäude nicht kennt, kann das ja nicht merken. Aber wer ein altes Foto dabeihat, der wird es selbstverständlich merken. Hält der die Dresden-Besucher für zu blöd?

  • Hält der die Dresden-Besucher für zu blöd?

    HAHA - das ist auf so vielen Ebenen witzig.

    Wenn nichtmal die eigenen Einwohner, die eigene Verwaltung und in weiten Teilen die eigene Politik nicht das richtige Verständnis, Engagement und Wissen um die Stadt, deren Baugeschichte und dem Neumarkt im Speziellen an den Tag legen, wie willst du das denn bitte von einem Durchschnittstagestouristen aus aller Welt erwarten?

    Aus der Erfahrung mit einer Mehrheit von Dresden-Besuchern kann ich dir nur sagen: sie werden es keinesfalls merken! Am Ende ist eher das Bierangebot in der schönsten Brauerei Deutschlands wichtiger.

  • Wenn sie es nicht gemacht hätten, sähe der Neumaerkt jetzt aus wie der Postplatz oder die Prager Straße.

    Chaqu'un à son goût sage ich nur....

  • HAHA - das ist auf so vielen Ebenen witzig.
    Wenn nichtmal die eigenen Einwohner, die eigene Verwaltung und in weiten Teilen die eigene Politik nicht das richtige Verständnis, Engagement und Wissen um die Stadt, deren Baugeschichte und dem Neumarkt im Speziellen an den Tag legen, wie willst du das denn bitte von einem Durchschnittstagestouristen aus aller Welt erwarten?

    Aus der Erfahrung mit einer Mehrheit von Dresden-Besuchern kann ich dir nur sagen: sie werden es keinesfalls merken! Am Ende ist eher das Bierangebot in der schönsten Brauerei Deutschlands wichtiger.

    Nochmal: Es geht nicht darum, so etwas intuitiv zu spüren oder logisch herzuleiten. Niemandem hier aus dem Forum würde etwas auffallen, wenn niemand das Original kennen würde. Dass man einen Unterschied gegenüber dem Original nicht bemerkt, wenn man das Original nicht kennt, darüber braucht man wohl keine überflüssigen Worte zu verlieren. Dass die deutsche Flagge verkehrtherum hängt (an einer hessischen Behörde vor wenigen Jahren tatsächlich passiert), wird auch niemandem auffallen, der gar nicht weiß, dass Schwarz-rot-Gold die richtige Reihenfolge ist. Wie sollte dieser Jemand auch merken, dass etwas nicht stimmt - es könnte ja auch gold-rot-schwarz sein.

    Also, was soll der Quatsch? Es kann doch nur darum gehen, ob die Unterschiede jemandem auffallen, der das Original kennt. Und wer schon mal gesehen hat, dass das alte Kaufhaus zwei komplette Ladengeschosse hatte, der merkt selbstverständlich sofort, dass eines davon jetzt gestaucht und verstümmelt ist.

    Wichtiger ist mir allerdings die andere Frage: Wie hoch war die Deckenhöhe der alten Geschosse?

  • Nein, schlimmer finde ich einfach das aus der Symmetrie gerückte historisierende Staffelgeschoss.

    Das ist einfach nur ganz schlimm.

  • ^ Das Vorkriegsensemble war doch auch nicht symmetrisch. Diesem Argument kann ich nicht wirklich folgen.

    Was ich an Blobels Projekt suboptimal bis bedauerlich finde, ist das Loch als Hofdurchgang beim Mittelbau und das eingequetschte Glasdach. Selbst wenn es offenbar mit historisierenden Zinnen/Blättern bekrönt sein soll. Auch die Stauchung bzw. die Einsparung der prachtvollen Ladenfront finde ich blöd. Das Staffelgeschoss stört im Gesamtbild eigentlich fast am wenigsten. Der Neumarkt war insgesamt ja kein Ort von fader Symmetrie, was auch gut so ist - schließlich ist das die organische und heterogene Altstadt.

  • Nein, das meinte ich doch gar nicht!

    Da merkt man wieder die Macht der suggestiven Bilder, die den Bau nicht zur Gänze zeigen:

    Also nochmals:
    Der Blobel-Bau ist in sich nicht symmetrisch - und damit meine ich auch wiederum nicht die letzte (oder erste) Anschluss-Achse an den USD-Mittelbau, sondern das große Staffelgeschoss sitzt auf dem unteren Hauptbaukörper nach links, d. h. zur Frauenstraße hin versetzt - ebenso der Dachaufbau der dann noch zusätzlich oben drauf kommt.

    Worst case! Ein GAU

  • Hm, Octavian wird schon wissen, wie es zu beurteilen ist. Aber könnte es sein, daß die Symmetrieachse für den Dachaufbau über die Fassade an der Frauenstraße verläuft, dieser mit der Fassade in einer Flucht liegt und links und rechts von einer Dachterrasse/Staffelgeschoß gerahmt wird!? Zum Neumarkt hin, würde sich freilich eine ungünstige Verschiebung nach links ergeben. Vulgow, die Darstellung täuscht. Auf dem ersten Bild ist der Aufsatz ebenso zur Frauenstrraße gerückt, wie im zweiten Bild.

  • Auf dem ersten bild ist der Aufsatz ebenso zur Franstrraße gerückt, wie im zweiten Bild.

    Haargenau so isses.
    Aber das heißt - wenn ich es recht sehe - dass sich zu allem Elend auch in der Frauenstraße keine Symmetrie ergeben wird, da es dort auch ein Verrutschen nach links ergibt.

    Es ist schlichterdings zum Heulen :weinenstroemen:

  • Aber die Masse der Leute sind ja mit dem Entwurf zufrieden. Zumindest habe ich den Eindruck, dass Widerworte fast einen Exotenstatus zu genießen scheinen. Insofern steht hier die GHND leider auf verlorenem Posten.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die Masse wird auch niemals verstehen, dass es an Neumarkt um mehr als hübsche Fassaden geht. Prof. Blobel hätte ich eigentlich etwas mehr Verständnis zugetraut. Der Grund, warum die Masse allerdings gar nicht verstehen kann, warum die Ghnd den Entwurf so kritisiert, ist, dass Blobel, sicher aus gutem Grund, die Visualisierungen nicht rausrückt, auf denen man das ganze Desaster der komplett inakzeptablen Dachlandschaft sieht. Ich habe sie gesehen, weiß also, wovon ich spreche.

  • Aber die Masse der Leute sind ja mit dem Entwurf zufrieden. Zumindest habe ich den Eindruck, dass Widerworte fast einen Exotenstatus zu genießen scheinen.

    Das ist ja das Schlimme.

  • Ich bezog mich mit "schlimm" auf die Masse der Leute die damit zufrieden sind.
    Ich bezweifle - das halte ich ihm zugute - dass Blobel weiß was er da tut.

    Jedenfalls habe ich ihm gestern eine riesiglange Privatmail geschrieben, in dem ich ihm schilderte, was an dem Haus alles in sich falsch ist und was er dem Projekt Neumarkt und dem Rekonstruktionsgedanken in Deutschland damit antut.

    Ich denke, und das ist eben das Schlimme , dass er sich nicht dazu äußern wird.