Rekonstruktion von historischen Bauwerken in Russland

  • Die Mariä-Entschlafens-Kirche (Uspenskij-
    Kirche) in Wolotowo bei Nowgorod

    Dokumentation – Kriegszerstörung –
    Wiederaufbau und Restaurierung

    Die im 2. Weltkrieg zerstörte Mariä-Entschlafens-Kirche auf dem Wolotowo-
    Feld bei Nowgorod (Russland) wird auf Initiative der Bundesregierung mit Unterstützung
    der Wintershall AG durch den Verein zur internationalen Verständigung
    e. V. restauriert. Im Februar 2001 wandte sich das BKM (Bundesbeauftragter
    für Angelegenheiten der Kultur und der Medien) an den Präsidenten
    des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg mit der Bitte, das Projekt in
    Amtshilfe fachlich zu beurteilen und zu unterstützen. Im April 2001 erfolgte
    eine erste Besichtigung der in großen Teilen kriegszerstörten Kirche durch die
    Verfasser des nachfolgenden Artikels. In einer umfassenden Stellungnahme
    wurde der Wiederaufbau der Kirche begründet. Ausschlaggebend waren der
    einzigartige Fundus an verschütteten Wandmalereifragmenten im Inneren der
    Kirche sowie der bis ca. 4 m Höhe erhaltene Baubestand mit Wandmalereien
    in situ, der seit Kriegsende durch ein Notdach geschützt war.
    Am 28. August 2003 konnte der fertig gestellte Kirchenbau bei einem Festakt
    der Öffentlichkeit übergeben werden.

    Dörthe Jakobs / Helmut F. Reichwald

    pdf :

    https://www.google.de/url?sa=t&rct=j…tdbDpDF00EUMI-Q :koenig:

    3 Mal editiert, zuletzt von Manometer (5. Mai 2017 um 19:57)


  • Obiges Foto : Luftaufnahme Schloss Peterhof / Russland , Urheber : Andrew Shiva / Lizenz : http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0

    Schloss Peterhof (russ. Петергоф Petergof) ist eine russische Palastanlage am Finnischen Meerbusen in der gleichnamigen Stadt, 30 Kilometer westlich von Sankt Petersburg. Das ursprünglich von Peter I. errichtete und von seinen Nachfolgern ausgebaute Gelände gilt als „russisches Versailles“ und ist seit 1990 Weltkulturerbe der UNESCO.

    https://www.google.de/url?sa=t&rct=j…krjS55RI4Vtk3pw

    3 Mal editiert, zuletzt von Manometer (5. Mai 2017 um 18:31)


  • Titelfoto(Ehrenhof) > Urheber : Alex 'Florstein' Fedorov / Lizenz : http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0

    Das Schloss Gattschina (russ. Большой Гатчинский дворец) ist eine Palastanlage in der Stadt Gattschina, 45 Kilometer südlich von Sankt Petersburg in Russland. Das ursprünglich unter Graf Orlow errichtete und von den Zaren ausgebaute Gelände war eine bedeutende Anlage seiner Zeit.

    Kurz nach Beginn des Deutsch-Sowjetischen Kriegs am 22. Juni 1941 wurde das Schloss von Truppen der Wehrmacht besetzt. Bei der Plünderung des Schlosses durch den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg soll ein geheimes Zimmer vorgefunden worden sein, welches mit diversen erotischen Möbeln und Kunstwerken ausgestattet war. Ob diese Kunstwerke und Möbelstücke schon unter Katharina der Großen hergestellt und verwendet wurden oder es sich dabei um historisierende Stücke einer späteren Epoche handelt, konnte nicht zweifelsfrei bestimmt werden. Der Verbleib dieser Objekte ist jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg unklar.[1]
    Im Zuge ihrer Leningrad-Nowgoroder Operation eroberte die Rote Armee Anfang 1944 den Ort und beim Rückzug der deutschen Truppen wurde das Schloss verwüstet und angezündet.
    Das Schloss wurde nach dem Krieg äußerlich wieder hergestellt. Die Rekonstruktion aller Innenräume ist aber bis heute noch nicht vollendet.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Gattschina

  • Beim Lesen eines Artikels über Zar Peter III bin ich auf den Ropscha-Palast aufmerksam geworden. Dieser scheint seit Jahrzehnten dem Verfall preisgegeben zu sein.
    Doch laut diesem Artikel wird die Anlage durch den russischen Konzern Rosneft wiederhergestellt. Da dieser Bericht mittlerweile auch über ein Jahr alt ist (28. Oktober 2016), frage ich mich, ob es hierzu vielleicht in den russischen Medien neuere Informationen gibt.


    Kennt jemand dieses Projekt und hat hierzu Neuigkeiten?

  • Wiederherstellung des von der Wehrmacht zerstörten Lyoner Saales im Katharinenpalast

    Der Lyoner Saal war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch den Architekten Charles Cameron für Katharina II. gestaltet worden. Die spätere Ausstattung der Prunkappartements wurde entsprechend einem Entwurf des Architekten Ippolit Monighetti erneuert. Die Möbel und Wände der imperialen Appartements waren mit Seide überzogen, die im französischen Lyon hergestellt worden war. In den Jahren des Großen Vaterländischen Krieges wurde das einmalige Interieur zerstört.

    Im Zuge der Restaurierungsarbeiten wurden die Deckenmalerei, die Mosaiktafeln aus Lapislazuli und die textile Wandverkleidung wiederhergestellt. Die „goldenen“ Seidentapeten wurden in der gleichen französischen Manufaktur in Lyon angefertigt, die im 19. Jahrhundert den Auftrag des russischen Zarenhofs erfüllt hatte. Sie wurden zu einer genauen Kopie der originalen Stoffe, deren Muster in diesem Betrieb aufbewahrt worden war.

    Video :

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    Wiederherstellung der im Krieg zerstörten Schlosskirche des Katharinenpalastes

    Kirche der Auferstehung Christi.

    Der Autor des Projekts der Palastkirche war der Architekt S. I. Chevakinsky. Die feierliche Einweihung der Kirche im nördlichen Teil des Palastes fand am 8. August 1746 in Anwesenheit von Elizaveta Petrovna, der Erbin von Peter Fedorovich und seiner Frau Ekaterina Alekseevna, statt.

    Die mit vergoldeten Säulen und Pilastern verzierte sechsstufige Tischler-Ikonostase wurde von F.-B. Rastrelli entworfen und die Schnitzereien wurden dem besten Hofmeister Johann Dunker anvertraut. Der gemalte Plafond, der die Himmelfahrt des Herrn darstellt, wurde von dem Künstler Giuseppe Valeriani ausgeführt, der an ihm ab 1749 mehrere Jahre lang malte. Im selben Jahr ordnete die Kaiserin an , das mit der Farbe (dunkelblau/preußisches Blau) die Kirche in ihrer endgültigen Form ausgemalt werden sollte.

    Die mit fünf vergoldeten Kuppeln gekrönte Schlosskirche wurde am 30. Juli 1756 im Namen der Auferstehung Christi vom Erzbischof von St. Petersburg und Schlüsselburg , Sylvester (Kulyabka) in Anwesenheit der Kaiserin geweiht. Die ungewöhnlich luxuriöse Dekoration der Kirche war eines der schönsten Beispiele der elisabethanischen Ära. Alle Ikonen in der Kirche, einschließlich der an den Wänden , im Altarraum und in den Chören (es gab 114 davon), wurden auf die Wände gemalt , und mit vergoldeten Rahmen bedeckt. Über dem Altar befindet sich auf acht Säulen ein riesiger geschnitzter vergoldeter Baldachin. Die Chöre und die Räume darunter waren durch eine Mauer von der Kirche getrennt. Die Kaiserin und ihr Hof waren während der Gottesdienste im Chor.

    Am 12. Mai 1820 brannte die Kirche nieder und die meisten Ikonen wurden zerstört. Die nach dem Brand von V.P. Stasov restaurierten Kuppeln unterschieden sich etwas von den ursprünglichen und stimmten laut Zeitgenossen weniger mit dem Erscheinungsbild des Palastes überein. Ein riesiger Bildplafond, der die Arbeit von Valeriani wiederholte , wurde vom Künstler V.K.Shebuyev neu gemalt. Die neue Decke im Altar "Die Herrlichkeit des Heiligen Geistes" wurde 1822 vom Künstler Dmitry Antonelli auf Gips gemalt. Im Chorraum wurde ein neuer Plafond mit Sts. Faith, Nadezhda und ihre Mutter Sophia wurden 1823 vom Hofmaler Otto Ignatius begonnen und aufgrund des Todes von Gustav Gippius fertiggestellt. D. Antonelli übernahm die Restaurierung der meisten Ikonen. Der Rest der Ikonen wurde von A. Yegorov, Professor Andrei Ivanov und dem Maler I. F. Tupylev neu gemalt. Die Rahmen wurden während des Feuers entfernt und gerettet. Die nach dem Brand wieder aufgebaute Kirche wurde am 2. April 1822 von Erzbischof Iona (Pavlinsky) von Tver und Kashin in Anwesenheit von Alexander I. wieder geweiht.

    In der Nacht des 16. Juni 1863 brach in der Palastkirche erneut ein Feuer aus, der alle Kuppeln vollständig zerstörte. Diesmal wurden jedoch die meisten Bilder und Kirchenutensilien gerettet. Wie durch ein Wunder überlebte der Plafond des Künstlers V.K.Shebuev. Der Plafond im Altarraum von Dm. Antonelli ging verloren , wurde aber erneut von Akademiker Belloni auf Leinwand gemalt. Die im Laufe des Jahres restaurierte Kirche wurde am 27. Oktober 1864 vom Beichtvater der kaiserlichen Familie, dem Protopresbyter Vasily Bazhanov, in Anwesenheit von Alexander II. Wieder geweiht. Die vom Architekten Alexander Fomich Vidov restaurierten Kuppeln der Palastkirche entsprachen diesmal eher dem Stil des "elisabethanischen Barock".

    Trotz aller Schäden, die während der Brände entstanden waren, behielt die Palastkirche im 20. Jahrhundert im Wesentlichen ihr ursprüngliches Aussehen bei , das sie während der Regierungszeit von Elizaveta Petrovna hatte.

    Die Kirche wurde am 22. Mai 1922 offiziell geschlossen, obwohl die Gottesdienste 1917 eingestellt wurden. Am 9. Juni 1918 wurde im Ekaterininsky-Palast ein Museum eröffnet. Während des Großen Vaterländischen Krieges wurde im Kirchengebäude von deutschen Truppen eine Garage eingerichtet und das Innere geplündert und 98 Ikonen schwer beschädigt , die restlichen in der Kirche wurden gestohlen. Bis 1944 blieben nur die Überreste des berühmten Plafond erhalten. Infolge der sowjetischen Gegenoffensive wurde das Palastgebäude durch direkte Granatentreffer teilweise zerstört.

    Die Restaurierungsarbeiten am Katharinenpalast begannen 1957.


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  • Die gezeigten Bauwerke in diesem Strang sind sehr beeindruckend. In Russland gilt bei der Rekonstruktion scheinbar "ganz, oder gar nicht". Auch von innen sind die Kirchen einfach nur wunderschön rekonstruiert. Wahrscheinlich ist Russland der heimliche Reko-Weltmeister. Es gibt da vielleicht noch etliche rekonstruierte Gebäude, von denen wir gar nichts wissen.

  • Neusser: ja im Vergleich zu Deutschland ist Russland wirklich wunderbar!!! Und Reko-Weltmeister.

    Russland könnte die Altstadt von Königsberg aufbauen und dann auch perfekt und 100% nach Zustand 1944. Wenn Russland das wollte.....aber ist Deutsche Architektur, so wird das nicht geschehen fürchte ich.

    In Deutschland herrscht eine Anti Reko Stimmung. Instigiert von Einigen die das nicht wollen, die Modernen und fast alle Architekten die nur modern funktionel denken können. Sonst wäre die Innenstadt von Nürnberg ganz nach originalen Zustand wieder aufgebaut.....viele Stellen in Berlin, Hamburg, Köln die SCHREIEN um Aufwertung von wunderschöne Reko's wie in Russland praktiziert. Die WHGK würde dann bestimmt 100% genau rekonstruiert, auch das Landgericht in der Littenstrasse, mit Türmen, Eingangshalle. Kaufhäuser in der Leipziger Strasse, Belle Alliance Platz, Winterfeldt Platz usw. Und in Dresden die ganze Gründerzeit Gürtel, Altmarkt mit alle Gassen ........Ein Traumwelt.

  • Reko in Sergijew Possad

    Nicht ganz. Es handelt sich um die Restaurierung mit Teilrekonstruktion (Dachlandschaft, Obergeschossfenster) eines bestehenden Gebäudes. Näheres dazu bringe ich später noch.

    Es gibt da vielleicht noch etliche rekonstruierte Gebäude, von denen wir gar nichts wissen.

    Das sicher. Zwei Beispiele will ich hier nachher noch vorstellen. Allerdings gibt es in Russland auch viele Baudenkmale, die verfallen, darunter der Ropscha-Palast in der Nähe von St. Petersburg, nach dem einige Beiträge weiter oben gefragt worden war.

    Auch von innen sind die Kirchen einfach nur wunderschön rekonstruiert.

    Das hängt mit der Philosophie der Russischen orthodoxen Kirche zusammen. Die russische Kirche will heilen und versöhnen. Der Gedanke, Wunden offen zu halten, ist aus ihrer Sicht widersinnig. Sie strebt vielmehr nach Harmonie, auch nach einer harmonischen Verbindung mit den Vorfahren. Selbst ein völlig neu geschaffener Kirchenraum sieht daher immer aus wie eine russische Kirche.

  • Die russische Kirche will heilen und versöhnen. Der Gedanke, Wunden offen zu halten, ist aus ihrer Sicht widersinnig. Sie strebt vielmehr nach Harmonie, auch nach einer harmonischen Verbindung mit den Vorfahren. Selbst ein völlig neu geschaffener Kirchenraum sieht daher immer aus wie eine russische Kirche.

    Das ist in der Tat ein fundamentaler Unterschied zwischen dem Protestantismus und der Orthodoxie (die Katholische Kirche steht irgendwo dazwischen).

    Das hat ganz tiefe Wurzeln in der europäischen Geistesgeschichte, genauer gesagt in der Frage nach Sündenfall und Erbsünde und damit nach der Soteriologie: Das Denken der Westkirchen hat seit Augustinus (der ja Luthers eigentlicher Lehrmeister war) den Tod Christi als Erlösung von einer tatsächlich von Individuum zu Individuum weitervererbten Ursünde Adams und Evas verstanden. (Augustinus - der m.E. nach in seinem tiefsten Inneren immer Manichäer geblieben ist - ging ja in seinen spätesten Schriften sogar so weit, eine Reinkarnationslehre anzunehmen, um begründen zu können, wie man eine individuelle Schuld sollte denken können, die nicht durch das eigene Handeln, sondern durch Vererbung entsteht).

    Der Kreuzestod Christi erscheint damit als eine paradoxe Selbstbestrafung Gottes zur Tilgung der vermeintlichen Schuld der Menschen. Das hat in den Westkirchen insgesamt, aber vor allem im Protestantismus, zu einer ungesunden Obsession mit der Schuld und einer geradezu pathologischen Fixierung auf Leid und Tod Christi geführt.

    Das Fortwirken dieses Denkens in säkularisierter Form erklärt dann m.E. auch die ganze gedankliche Pathologie um Rekonstruktionen, mit der wir hierzulande konfrontiert sind.

    Im Denken der Ostkirchen wurde die Erbsünde dagegen nicht als individuelle Schuld der Nachgeborenen, sondern einfach als Grund und Ursache von Tod, Leid und Schlechtigkeit in der Welt gesehen. Der Kreuzestod Christi wird damit nicht als eine stellvertretende Selbstbestrafung Gottes für die Sünden anderer verstanden, sondern einfach als Überwindung der Folgen der Erbsünde in Form von Leid, Tod und Schlechtigkeit gesehen.

    Deshalb ist die Orthodoxie auch nicht auf Schuld, Leid, Tod und Sünde fixiert, sondern auf den Sieg Christi über den Tod und das Böse: Die zentrale Ikonographie der Orthodoxie ist nicht die Darstellung von Christus am Kreuz, sondern Christus Pantokrator.

    Daher sind orthodoxe Länder auch deutlich weniger auf "Sünden der Vergangenheit" fixiert und wollen nicht um jeden Preis irgendwelche "Wunden offenhalten".

    Ich halte Augustinus tatsächlich für die Nemesis des Westens. Wenn wir es nicht schaffen, uns von den Nachwirkungen seiner unseligen (und philosophisch wie theologisch auch unsinnigen) Erbsündenlehre und Soteriologie zu befreien, ist der Westen verloren. Augustinus hat den Keim all dessen in das westliche Christentum eingepflanzt und Luther und Calvin haben nochmal ordentlich nachgelegt.