Théophile Schuler: Das Straßburger Münster, 1817
„Was braucht‘s dir Denkmal!“, schrieb Goethe einst in Erinnerung an Erwin von Steinbach, Meister der Westfassade des Straßburger Münsters. In diesem Sommer machte ich mich selbst auf die Suche nach den Inschriften, die Goethe und seine Gefährten um das Jahr 1770 am Nordturm in Höhe der Plattform hinterlassen hatten. Nur ein Schwarzweißfoto davon hatte ich auftreiben können und einen Hinweis in einem alten Baedeker. Schließlich fand ich die Stelle hinter einem Bauzaun und mußte feststellen, daß dieses „Denkmal im Kleinen“ vom Verschwinden bedroht ist. Johann Caspar Lavaters Unterschrift ist sogar schon zur Hälfte verloren gegangen. Lavater steht hier übrigens mit „F“, Lenz mit "TZ". Es wird wohl nicht jeder der jungen Herren persönlich Hammer und Meißel geführt haben.
Wie dem auch sei, eine Anfrage bei der Fondation de l’Oeuvre Notre-Dame ist schon raus. Ich hoffe, daß man nicht in ein paar Jahren über Goethes Inschrift sagen muß:
Als ich auf der Plattform herumwandelte, edler Johann, und den Stein suchte, der mir deuten sollte: „Hier war Goethe“, und ich ihn nicht finden, keiner deiner (einstigen) Landsleute mir ihn zeigen konnte, daß sich meine Verehrung deiner an der heiligen Stätte ergossen hätte, da ward ich tief in die Seele betrübt…
Zitate nach Johann Wolfgang von Goethe: Von Deutscher Baukunst (1772)