• Das Historische Museum in Frankfurt soll eine neue Fassade bekommen. Damit ist natürlich nur der Nachkriegsteil des Gesamtkomplexes (im Bild links zu sehen) gemeint - eine der schrecklichsten Bausünden der Stadt: Betonbrutalismus mitten im historischen Zentrum Frankfurts, direkt am [lexicon='Römerberg'][/lexicon] gelegen, vis-à-vis von Haus Wertheim, dem einzigen original erhaltenen Fachwerhaus der Altstadt. Für den Bau war damals sogar ein stehengebliebenes altes Haus abgerissen worden.

    Quelle: http://www.saledata.de">http://www.saledata.de

    Die Stadt will für das Projekt 5 Architekturbüros einladen, schreibt die FAZ heute. Wenn man sich den heutigen Zustand ansieht, kann es wohl definitiv nicht mehr schlimmer werden. Aber ob es sehr viel besser wird, ob gar historisierende Formen zum Tragen kommen, darf wohl bezweifelt werden, denn die Patzschkes werden sicher nicht zu den 5 Auserwählten gehören. Man darf gespannt sein...

  • Mich sollte es wundern, wenn ein Neubau im historischen Stil entstehen wird. Aber wie Du schon sagtest: schlimmer gehts nimmer.

    Ich werde in den nächsten Wochen mal von mir geschossene Fotos aus Frankfurt einstellen, die Neubauprojekte der letzten 5 bis 10 Jahren dokumentieren und zeigen werden, dass es in der Stadt kein Umdenken zugunsten einer behutsameren und architektonisch wertvolleren Stadtgestaltung (entgegen den Behauptungen der Frankfurter Stadtverwaltung) gibt. Im Gegenteil.

  • Ich frage mich immer wieder wie man solche bodenlosen Hässlichkeiten bauen konnte und leider auch noch kann :wueten:
    Waren die Bauherren blind und die Architekten keine Architekten?
    Was geht eigentlich bei diesen Leuten im Kopf vor ?
    Ich kanns mir nicht erklären sehen die denn nicht wie hässlich und unästhetisch diese Betonbunker sind?
    zum :übelkeit:

  • wenn man wenigstens den teil rekonstruieren würde, von dem der sockel noch steht, dann könnte man meinetwegen nebenan (vorerst) was anderes bauen.

    halte die chancen aber auch für sehr gering.


    ps: willkommen im forum, bavaria. :)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "bavaria14"

    Ich frage mich immer wieder wie man solche bodenlosen Hässlichkeiten bauen konnte und leider auch noch kann :wueten:
    Waren die Bauherren blind und die Architekten keine Architekten?
    Was geht eigentlich bei diesen Leuten im Kopf vor ?
    Ich kanns mir nicht erklären sehen die denn nicht wie hässlich und unästhetisch diese Betonbunker sind?
    zum :übelkeit:

    Tja, das ist eben der Stil der frühen 70er Jahre. Das hielten Architekten und Kommunalpolitiker damals für gute Architektur und für passend für die Altstadt. Im gleichen Jahr (1972) wurde ja ein paar Schritte weiter auch dieses schöne Gebäude hingestellt und auch dafür mußten Reste der alten Bebauung erst noch weichen.

    Quelle: de.news-server.org

    In der Tat kaum nachvollziehbar, was in den Köpfen der Verantwortlichen vorging....
    Erst in 80ern wurde man ein wenig behutsamer, da baute man am [lexicon='Römerberg'][/lexicon] dann unter anderem die berühmte Ostzeile.



    Quelle: http://www.geocities.de">http://www.geocities.de

  • Also ihr könnt sagen was ihr wollt, die Fassade vom T. R. ist immer noch besser als Vollglas. Schlimm finde ich das Gebäude dennoch, würde aber einem Abriß nur unter der Bedingung einer Altstadtreko o.ä. zustimmen, nicht für einen Vollglas-Hotelkomplex incl. Hochhaus.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Es gibt Neuigkeiten zu dem Umbauprojekt:

    Die FAZ schreibt, man habe sich nach längeren Debatten auf fünf Büros geeinigt. Es handelt sich um Volker Staab (Berlin), um das Büro Lederer, Ragnarsdottir, Oei (Stuttgart) sowie um die drei Frankfurter Büros Braun & Voigt, Jourdan & Müller und Christoph Mäckler.

    Es sollen wohl keine gestalterischen Vorgaben hinsichtlich der Architektursprache des Entwurfs gemacht werden. Der Wettbewerb soll im Sommer entschieden werden. Wann mit dem Umbau des Museums begonnen werden kann und wie teuer dieser werden darf, ist noch nicht entschieden.

    Naja, immerhin ist Mäckler dabei. Und der hat für Frankfurt in letzter Zeit eigentlich ganz gute Ideen und Ansätze gehabt (Keine Rekos, aber Architektur, die sich nach Form und Material halbwegs der Umgebung anpaßt - der wird bestimmt keinen Glaskasten entwerfen!)

    Dafür ist, wie zu erwarten war, leider auch der Jourdan dabei, der gerne mit schrägen abgefahrenen Entwürfen schockt. Wißt Ihr was über die anderen Büros?

    Der ganze Artikel:

    http://www.faz.net/s/RubFAE83B7DD…n~Scontent.html

    Mit Sicherheit leider nur ein Aprilscherz ist die Meldung, die heute in der FAZ auf der ersten Seite der Rhein-Main-Zeitung zu finden war. Danach soll der Kaufhof auf der Zeil umgebaut werden und die historische Fassade des Vorkriegsgebäudes bekommen. Im Leben nicht......

  • Zitat von "Restitutor Orbis"


    Ein paar Kumpels von mir und ich haben es heute auch gelesen. Wir waren alle einer Meinung: Grausam! Mit sowas macht man keine Scherze...

    Sehe ich genauso (Die Auflösung hab ich noch nicht gelesen, da am nächsten Tag meine Zeitung geklaut war, aber es war doch wohl der übliche Aprilscherz, oder?).
    Und das haben viele, die sich nicht so wie wir mit der Materie "Architektur/Reko" beschäftigen, bestimmt auch geglaubt!

    Aber die Sache mit dem Architektenwettbewerb für das Historische Museum ist echt! Was dabei wohl rauskommt...?

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Naja, immerhin ist Mäckler dabei. Und der hat für Frankfurt in letzter Zeit eigentlich ganz gute Ideen und Ansätze gehabt (Keine Rekos, aber Architektur, die sich nach Form und Material halbwegs der Umgebung anpaßt - der wird bestimmt keinen Glaskasten entwerfen!)

    Ist die Alte Stadtbibliothek in deinen Augen keine Rekonstruktion?

  • Zitat von "Henk Frost"


    Ist die Alte Stadtbibliothek in deinen Augen keine Rekonstruktion?

    Doch, natürlich - mir ist nur leider erst später wieder eingefallen, daß dort ja auch Mäckler am Werk ist.

    Aber: Da gab es ja auch eine Vorgabe der Stadt, die Stadtbibliothek sollte wiederhergestellt werden, originalgetreu oder in vereinfachter Form, gottlob hat man sich für den richtigen Entwurf entschieden.

    Aber grundsätzlich ist Mäckler kein Rekonstruktions-Architekt, sondern er propagiert eine Gestaltungssatzung für Ffm, nach der festgelegt sein sollte, daß da, wo noch Altbauten aus Sandstein oder Putz vorhanden sind, Neubauten aus demselben Fassadenmaterial in ähnlichem Farbton sein müssen. Er hat aber auch klar gesagt, daß historisierende Architektur nicht das Ziel einer Gestaltungssatzung sein könne. Daher lehnt er auch z.B. das Adlon ab, räumte aber ein, daß "die öffentliche Akzeptanz dieses Gebäudes uns zu denken geben muß".

    Somit glaube ich nicht, daß er beim Historischen Museum von sich aus eine rekonstruierte Vorkriegsbebauung entwerfen wird, bin aber andererseits zuversichtlich, daß er auch keinen schiefen Glaskasten vorschlagen wird.

    Hier übrigens noch der reizvolle Kontrast zwischen neu und alt, von dem ich zu Beginn dieses Fadens sprach:


    Quelle: http://www.igougo.com">http://www.igougo.com

  • Mir fällt ja gerade ein, dass die Statue von Karl dem Großen, die man neben dem Museumseingang sehen kann, ursprünglich auch nicht dort stand... ich meine, sie befand sich früher auf einer Brücke.

    Das wäre doch eigentlich auch eine Chance, diese Gebäude etwas harmonischer einzufügen: Das Historische Museuem muss doch noch Unmengen Material aus dem alten Frankfurt haben. Wie immer Neugestaltung aussehen mag, man könnte Figuren und Statuen bzw. zumindest Kopien derselben in größerer Menge am Museum anbringen. Wäre auch eine Art, ein Stück Stadtgeschichte zu transportieren.

  • :augenrollen:

    Mir fällt wirklich nichts mehr ein. Lest mal diesen Auszug aus einem Artikel der Frankfurter Rundschau:

    "Über eines kann sich der Projektleiter noch heute ärgern. Denkmalpfleger Gottfried Kiesow habe Ende der 60er Jahre erst die Museumspläne hoch gelobt. "Später hat er sich dann abfällig über den so genannten Betonkasten geäußert". Eikmeier schüttelt fast angewidert den Kopf. Wie er sich überhaupt wundert über die Schnelllebigkeit des architektonischen Geschmacks. "Die Bauepochen werden immer kürzer -jede Generation will ihre eigene Handschrift zur Geltung bringen." Nein, der Planer steht zur alten Entscheidung. Und hält das Historische Museum auch konzeptionell für gelungen. "Man hat damals von innen heraus gedacht", sagt er. Zum Beispiel wollte die Museums Direktion "möglichst große geschlossene Wandflächen haben", um Exponate gut zur Geltung bringen zu können. Deshalb gibt es in der Betonfassade so wenig Fensterfläche. Von einem ist Eikmeier überzeugt: Die alte Architektur "zu kaschieren, bringt nichts". Dann schon lieber Abriss? Nein, das sagt der Projektleiter natürlich nicht."

    vollständiger Artikel:

    http://www.fr-aktuell.de/uebersicht/alle_dossiers/regional/baustelle_frankfurt/historisches_museum/?cnt=622573\r
    http://www.fr-aktuell.de/uebersicht/all ... cnt=622573

  • Hallo Restitutor!
    Na, dann schätzen wir mal, wie alt der "Herr Projektleiter" heute ist... Wenn er damals sagen wir um die 40 war, dann ist er heute auch schon in Rente... Genau da, wo er hingehört! :zwinkern:

  • 6 Architekten sind jetzt zu dem Wettbewerb für den Umbau geladen, schreibt die FAZ heute:

    Lederer Ragnarsdottir Oei (Stuttgart)
    Staab (Berlin)
    Braun & Schlockermann
    Jourdan & Müller
    Köhler
    Mäckler (alle Ffm)

    Die Hälfte davon ist auch schon beim Hotel am Opernplatz dabei.
    Am 18. Mai soll ein erstes Kolloquium stattfinden, die Entscheidung soll am 8. September fallen.

    Wenn das mal gutgeht. Wie gesagt, es kann eigentlich nur besser werden. Es sei denn die Alternative wäre ein Glaskasten. Dann wäre ich ehrlich gesagt dafür, den Betonklotz zu lassen und ihn einfach zu verputzen und anzustreichen. Glas an dieser exponierten Stelle wäre meiner Meinung nach noch dümmer. Aber warten wir's ab, vielleicht kommt ja auch wirklich was brauchbares.

  • Ja, lasset uns hoffen. Bezüglich Jochem Jourdans Entwürfen habe ich die Hoffnung allerdings schon lange fallen gelassen. Sind aber auch Gute dabei.

  • "Frankfurt. Die beiden Frankfurter Architektenbüros Braun & Schlockermann sowie Jourdan & Müller sollen ihre Entwürfe für die Neugestaltung des Historischen Museums weiterentwickeln. Wie SPD-Stadtrat Hans-Bernhard Nordhoff gestern im Kulturausschuss mitteilte, wurden die Modelle der beiden Büros nach einer ausführlichen Erörterung in der zuständigen Kommission als die besten bewertet. Nordhoff betonte, auch die Entwürfe der anderen vier Wettbewerber seien sehr gut gewesen.

    Mitte November soll entschieden werden, welcher Entwurf endgültig den Zuschlag erhält."

    Quelle:
    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.php?page=fnp2_news_article&id=2485884\r
    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.p ... id=2485884

    Man darf gespannt sein...