• Ich bin ganz mutig und verlinke das Bild aus dem anderen Thread (wo es sicher bald wieder untergeht) auch mal hierher (zur Orientierung, oben links die Alte Nikolaikirche, unten rechts Haus Wertheym):

    Das historische Museum in Warschau kann wirklich als Argument erster Güte gelten. Es besteht aus 11 (!) miteinander verbundenen Altstadthäusern, allesamt mehr oder minder stark nach schwerster Zerstörung im Zweiten Weltkrieg rekonstruiert. Mehr dazu hier:

    http://www.mhw.pl/mhw/index.jsp?…ayout=2&lang=en

    Insofern kann dann auch nicht das von mir jetzt schon befürchtete saudoofe Argument von BDA & Co kommen, in Warschau handle es sich ja um historische Gebäude, und hier um Rekonstruktionen, und deswegen wäre alles unehrlich, Fassadismus, Disneyland, Hessenpark, ginge nicht und wäre überhaupt schlecht und der Untergang des Abendlandes.

  • Für die Zukunft: Wäre es günstiger die Sachen zum Historischen Museum hier einzustellen? Oder in den Thread "Wiederaufbau eines Teils der Frankfurter Altstadt"? Ist ja schließlich auch ein Teil der Altstadt...

    P.S.: Ich möchte noch einmal allen danken, die da waren, hier aus diesem Forum waren das Restitutor Orbis, Rohne, RMA, Mathias, Schlossgespenst und Kardinal. Ich hätte mich gerne auch etwas mit euch unterhalten, aber die Zeit hat leider gefehlt :(
    Das holen wir nach! :D

  • Zitat

    hier aus diesem Forum waren das Restitutor Orbis, Rohne, RMA, Mathias, Schlossgespenst und Kardinal

    Ach, Rohne war auch da? Welcher war denn das - wieso hat uns keiner von Euch Pfeifen vorgestellt?

  • @ Jörg

    wie groß sind denn die Chancen, dass beim historischen Museum etwas herauskommt, was auch nur annähernd dem, was du erarbeitet hast, nahe kommt?

    Am besten wäre es wohl, es würde ein völlig dekonstruktivistisches Gebäude gewinnen würde, ähnlich wie das Dresdner Gewandhaus, und ähnlich wie beim modernen Entwürf auf dem TR-Areal der Aufschrei groß wäre. Oder sehe ich das falsch? Wenn so ein angepasster Neubau gewinnt, wird es wohl schwer, den Entwurf von dir durchzusetzen oder?

    APH - am Puls der Zeit

  • @ Wissen.de

    Bei der Visualisierung von mir handelt es sich nur um einen Diskussionsbeitrag, der dem Wettbewerb nicht vorgreifen will. Klar ist aber folgendes: Im Wettbewerb sind keine Rekonstruktionen möglich gewesen, schon mal alleine wegen des vorgesehenen Raumbedarfs und den Leuten, die die Ausschreibung im Planungsamt gemacht haben. Und die Jury ist auch katastrophal besetzt. Gewinnen wird also in jedem Fall ein moderner Entwurf, der wahrscheinlich NICHTS mit dem zu tun hat, was ich visualisiert habe. Man darf sich darüber keine Illusionen machen. Die teilnehmenden Architekten hatten ja auch keine Möglichkeit auf unseren Diskussionsbeitrag noch zu reagieren, da der Einsendeschluss bereits am 22. 10 war. Man darf also gespannt sein. Ende Januar sind wir schlauer. Ich würde allerdings - wie bereits erwähnt - keine allzu hohen Ansprüche an das Ergebnis anlegen.

  • Ganz so sicher ist es nicht, dass der Entwurf extrem wird.
    Als ich im Institut für Stadtgeschichte entsprechende Archivalien angefordert habe, sagte man mir, dass diese auch schon einige Architekten eingesehen wurden.
    Nun denn, die Sache ist, dass gerade hier nochmal unheimlich viel Material über die Treuner-Skizzen hinaus vorhanden ist.
    Konstruktiv ist es aber auch eine grosse Herausforderung, da für ein Museum höhere Belastungen angesetzt werden müssen.

    Aber ich bin dran.

    Wenn ich eine Veröffentlichungsgenehmigung bekomme, gibt es bald eine "Altstadt-Dokumentation II". Layout ist in bekannten Formen, habe sogar den Schrifttyp herausgefunden :)

    Wer sie dringend haben möchte, kann sich bei mir melden (Vielleicht können wir dann einen Download als pdf-file einrichten). Aber bitte noch nicht veröffentlichen!

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • PM der Stadt:

    Zitat

    Siegerentwurf zum Neubau des Historischen Museums rekonstruiert den Saalhof

    (pia) Der historische Teil des Historischen Museums wird wieder sichtbar - das ist das augenfälligste Merkmal des Siegerentwurfes des Büros Lederer, Ragnarsdóttir, Oei. Die Stuttgarter Architekten haben mit ihrem Vorschlag für den Neubau des Museums zwischen Alter Nikolaikirche, Saalhof und Haus Wertheim einen Entwurf vorgelegt, der die "städtebauliche Situation am [lexicon='Römerberg'][/lexicon] neu bestimmt" und "ein Gebäude schafft, das Zuneigung auslöst". Mit diesen Worten lobte der Vorsitzende des Preisgerichtes Prof. Carl Fingerhuth den Entwurf und sagte an Planungsdezernent Edwin Schwarz und Kulturdezernent Felix Semmelroth gewandt: "Ich möchte Sie beglückwünschen zu diesem Projekt".

    Mit 9 zu 1 Stimmen errang das Stuttgarter Büro, das die bauliche Situation schon aus den Voruntersuchungen kannte, den mit 38.000 Euro dotierten 1. Preis des Architektenwettbewerbs. Der Entwurf rekonstruiert den Saalhof am Mainufer und gibt diesem wohl ältesten Gebäude der Altstadt mit seinem Rententurm seine Eigenständigkeit zurück; sein "Nordflügel" wird sichtbar an einen neuen Innenhof angrenzen, der den neuen Haupteingang des Museums aufnehmen wird. Der Neubau, der sich mit seinen zwei Giebeln parallel zu Saalhof und Alter Nikolaikirche erheben soll, wird damit zu einer reinen Ausstellungshalle. Einer Halle freilich, die unterirdisch mit dem Saalhof verbunden wird und zudem mit der Schirn Kunsthalle korrespondiert - was den [lexicon='Römerberg'][/lexicon] und das nördliche Museumsufer erheblich aufwerte, wie Kulturdezernent Felix Semmelroth sagte. Der neue Platz zwischen dem Neubau und den "reparierten" und ergänzten Altbauten lasse zudem eine Sogwirkung zwischen den Gebäuden entstehen, die Besucher geradezu magisch anziehen werde.

    "Der Haupteingang kann nicht im Neubau sein", wurde sich die Architektin Jórunn Ragnarsdóttir nach langer "Knobelarbeit" bewusst: "Die Bauten sollen städtebaulich nicht erdrücken, der Ort mit Zurückhaltung bereichert und aufgewertet werden". Der Neubau muss sich einfügen und den [lexicon='Römerberg'][/lexicon] ernst nehmen - das war die Forderung des Wettbewerbs. „Der Entwurf hat uns überrascht“, gab Dr. Jan Gerchow, Leiter des Historischen Museums denn auch erfreut zu. Das Raumprogramm wurde von den Stuttgarter Architekten "zu einhundert Prozent" abgebildet und bietet nun Platz für die 4.000 Gemälde und die über eine Million Ausstellungsstücke des Museums. Auf 2.700 Quadratmetern auf drei Ebenen können diese Schätze nun permanent gezeigt werden, 900 Quadratmeter kommen für Wechselausstellungen hinzu. Der Baubeginn für dieses "selbstbewusste Museumshaus mit seinen großen Öffnungen nach draußen" - so Juryvorsitzender Prof. Fingerhuth - ist für 2012 geplant.

    Bilder:
    http://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/modell_norden.jpg\r
    http://www.frankfurt.de/sixcms/media.ph ... norden.jpg
    http://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/modell-sueden.jpg\r
    http://www.frankfurt.de/sixcms/media.ph ... sueden.jpg
    http://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/neubau_dezernenten.jpg\r
    http://www.frankfurt.de/sixcms/media.ph ... nenten.jpg

    Grauenvoll! Bleibt nur Sturm laufen wie beim Technischen Rathaus.

  • Furchtbar. Was für ein Mist.
    Und die eingelagerten Fassadenteile vom Salzhaus will man offenbar gleich mitentsorgen, da steigt mir doch ein Rülpser hoch.
    und es "korrespondiert" so schön mit der Kulturschirn, na toll da hat man ja zum Glück an das wichtigste gedacht...

  • Autsch, das waere der Todesstoss fuer die Altstadt! So ein schlechtes Entwurf (der Wand am Altbau!) hat man dort seit den 70ern nicht mehr gesehen.

    Es gilt unbedingt, dies zu verhindern. Das sollte hier im Forum und bei Stadtbild-Deutschland hoechste Prioritaet haben! Sonst geht Frankfurt/M den Weg der Ulmer Neuen Mitte! :boese:

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Dann könnt ihr ja jetzt schonmal anfangen Leserbriefe zu schreiben und auf Veranstaltungen zu dem Thema zu gehen. Zumindest ersteres sollte jedem von euch möglich sein. Und es ist gerade jetzt auch nötig!

  • Kann jemand verifizieren, dass diese renaissanceähnlichen Grotesken, die da entlang des einen Gebäudes zu sehen sind, tatsächlich Teile des Salzhauses sein sollen? Da stimmen doch die Größenverhältnisse nicht, oder?

  • Schlagt mich halt - aber im Vergleich zu den bisherigen Entwürfen (ich erinnere nur an das "Kleinstadt-Kaufhaus") und zu dem jetzigen Klotz sieht das doch gar nicht so schlecht aus. Allerdings kann man so ein weißes Modell nicht richtig beurteilen, viel hängt noch von dem Fassadenmaterial ab (da kann es ja nur besser werden als bisher) und von der Farbgebung.

    Daß so ein Reko-Entwurf wie der von Jörg nicht kommt, und auch nichts, was ansatzweise vergleichbar ist, war ja von Anfang an klar.

    Naja - toll ist das nicht gerade beim zweiten Hinsehen - aber es hätte schlimmer kommen können. Vielleicht wird ja an den Fassaden noch nachgebessert. Wettbewerbssieger heißt ja noch nicht, dass es auch 1:1 umgesetzt wird. Fosters Reichstag hat auch nicht mehr allzuviel mit dem ursprünglichen Siegerentwurf zu tun.

  • Zitat von "jörg"

    Dann könnt ihr ja jetzt schonmal anfangen Leserbriefe zu schreiben und auf Veranstaltungen zu dem Thema zu gehen. Zumindest ersteres sollte jedem von euch möglich sein. Und es ist gerade jetzt auch nötig!

    schon geschehen, hab mich dafür sogar bei der ollen FAZ registriert.

  • Diese Elemente sind mit Sicherheit nur Platzhalter. Die Tatsache, dass man unfähig war die tatsächlich vorgesehenen Elemente zu reproduzieren, statt dessen historisch völlig irrelevante "Deko" einsetzt und zudem eine viel zu große Fläche für die Fassadenteile vorgesehen hat (da könnte man drei Salzhäuser für verhunzen...), ist für mich der Beweis, dass sich die Architekten absolut nicht mit der ihnen anvertrauten Materie auskennen. Und schon allein das wäre für mich ein Grund für eine umgehende Disqualifikation, denn wenn ein Neubau in diesem Gebiet etwas nicht ausdrücken darf, dann die historische Ignoranz des Architekten.

    Ganz abgesehen davon gibt es mannigfaltige Kritik an dem Entwurf. Der zum Römer hingewandte Riegel wird trotz quasihistorisierendem Satteldach genauso ein fensterloser Bunker werden wie der gegenwärtige Bau, daran ändert auch die Fassade und die drapierten Leichenteile des Salzhauses nichts. An dieser Stelle kann und darf es nichts anderes geben als eine Wiederherstellung der Vorkriegsfassaden. Die Wiederherstellung des gesamten Römerberges in seiner ursprünglichen Form muss endlich langfristiges Ziel werden. Jeder andere Bau wird dank der Unfähigkeit der modernen Architektur unweigerlich irgendwann unansehnlich werden und dem nächsten Versuch weichen, bis irgendwann vielleicht die endgültige Lösung in Form eines originalgetreuen Wiederaufbaus gefunden ist.

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Zitat von "Philipp Groß"

    An dieser Stelle kann und darf es nichts anderes geben als eine Wiederherstellung der Vorkriegsfassaden. Die Wiederherstellung des gesamten Römerberges in seiner ursprünglichen Form muss endlich langfristiges Ziel werden.

    Da bin ich ja ganz bei Dir - aber das ist nun mal nicht zu machen mit diesen Politikern in dieser Stadt, die der Architektenmafia hörig sind. Genauso wie in Dresden ein komplett rekonstruierter Neumarkt mit den dortigen Entscheidungsträgern nicht zu haben ist (am Altmarkt kann man an eine Reko nicht mal denken).

    Man kann (die Faust in der Tasche geballt) froh sein, daß einzelne Rekos schon da sind (Samstagsberg), kommen werden (7 Fachwerkhäuser) bzw. in Aussicht gestellt sind ([lexicon='langer Franz'][/lexicon]) oder zumindest einigermaßen wahrscheinlich sind (Rathaus-Nordbau).

    Und an manchen Stellen muß man eben kleinere Brötchen backen und sich zur Not damit abfinden, daß ein beschissenes Gebäude immerhin durch ein mäßiges ersetzt wird.

  • Philipp, du sprichst mir weitestgehend aus der Seele, und ich habe lustigerweise meinen bereits im Entwurfsstadium befindlichen Leserbrief (demnächst in der Tagszeitung ihrer Wahl) auf nahezu den gleichen Argumenten aufgebaut:

    - der Entwurf schafft einen neuen "Klotz" ohne jegliche Kleinteiligkeit, anstatt Brutalismus und Sichtbeton jetzt eben ein Klotz mit Naturstein, aber immer noch ein Klotz

    - die Leichenfledderung des Salzhauses ist inakzeptabel, jegliche andere Verwendung der Salzhausteile (wir reden hier von einer der bedeutendsten, wenn nicht *der* bedeutendsten Renaissance-Schnitzfassade in Deutschland!) als für eine Totalrekonstruktion indiskutabel; die Größenverhältnisse bzgl. der Teile am Neubau bezeugen historische Unkenntnis oder Platzhalterstatus

    - die Saalhofreko ist peinlich-opportunistische Zweckentfremdung des Reko-Begriffes, Parzellierung wie Kubatur haben nichts mit dem historischen Vorbild (und somit mit Reko) zu tun, die Nordwand erinnert mit ihrer Lochfassade an einen Hochbunker des Zweiten Weltkriegs

    - der Entwurf zieht die Moderne in den Dreck, als es laut FAZ offenbar eine ganze Menge wesentlich stärker historisierender Entwürfe gab, die die tattergreisigen Chefideologen des Preisgerichts mit Corbusier-Altar im Schlafzimmer aus naheliegenden Gründen natürlich abgeschmettert haben

  • Der Entwurf ist städtebaulich eine ähnliche Katastrophe wie die Schirngalerie. Wie kann man 10 Meter weiter den Versuch unternehmen, die Struktur der Altstadt wieder erlebbar zu machen und dann setzt man hier einen solchen Riegel direkt in die Altstadt.

    @ Jörg

    Ich hoffe, dass du vielleicht mit deinem Gegenentwurf nochmal in die Presse kommst und dass es ähnlich wie bei der Debatte ums TR-Areal zu einer gesellschaftlichen Gegenbewegung kommt. Wenn man dieses Ding baut, kann man ruhig das TR stehen lassen.

    Es ist einfach nur traurig, wie unsensibel hier Strukturen abermals zerstört und Chancen vertan werden.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ist im Prinzip nichts anderes als ein durch Salzhausteile geschmückter Bunker dem man so ein seltsames doppelgiebliges Dach aufgesetzt hat. Wie nennt man eigentlich diese Dachform, wo kurz vorm unteren Ende des Dachs nochmal eine Kehle kommt wo die Neigung nochmal abnimmt (also im Prinzip das Gegenteil eines Mansarddachs)? Würde gerne den Fachbegriff nennen können, wenn ich diese Dachform die dort ja mal gar nix zu suchen hat in der Luft zerfetze ;)