Dresden, Altstadt - Umbau Kulturpalast

  • Der Erhalt des Kulturpalasts ist ausdrücklich gewollt, und ich glaube nicht nur von der Stadtplanung, sondern auch von der Bevolkerung. Ich betrachte alle Hoffnungen, dass der KP doch noch verschwindet oder umbaut wird, für absolut haltlos. Das Kollhoff-Projekt wie überhaupt die Pläne einer Umbauung sind vom Tisch, es hat einen Riesen-Sturm gegen diese Pläne gegeben, ich glaube es ist absolut realitätsfern, dass bei der aktuellen explosiven politischen Stimmung die Beschlüsse zum KP nun doch wieder geändert werden - denn genau dieses ewige Hin- und Her hat Dresden ja in einer ganzen Reihe wichtiger Projekte - Operette, Stadion, WS-Brücke, Kulturpalast - massiv geschadet. Glaubt mir, wenn selbst die GHND den KP in alle ihre Planungen und Vorschläge miteinbezieht (z.B. in die Vorschläge zur Galeriestr.), dann ist das schon eine sehr, sehr realistische Einschätzung. Ich persönlich glaube, dass der KP sogar irgendwann unter Denkmalschutz gestellt wird.

  • Zitat von "Aenos"

    Wäre dies denn so viel teurer als die geplante Sanierung Ende 2008, die 25 Millionen Euro kosten würde

    Vertraut man den damaligen Äußerungen von Herrn Füßlein / Sachsenbau, dann wäre die Kollhoff-Umbauung für die Stadt genau diese 25 Millionen Euro günstiger gewesen, da es nach vielen (teuren) Umplanungen gelungen war, das Projekt ohne jede Zuzahlung durch die Stadt zu verwirklichen.
    Und jetzt kostet's ja noch mal 2 Mio mehr...
    Ist das nicht alles völlig krank?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Der KP ist zwar extrem deplaziert, aber doch ein Meilenstein des Zeitgeschehens. Die halbe Stadt koente man abreissen, aber den Willen, den KP zu erhalten, kann ich nachvollziehen...

    Natuerlich koennte man den Umbau so durchfuehren, dass er in Teilen erhalten bleibt, siehe Kollhoff, aber solch ideale Loesungen sind in D doch reine Fiktion. Dafuer ist die modernistische Ideologie hierzulande viel zu fest verwurzelt...

  • Zitat von "youngwoerth"

    25 Millionen Euro günstiger gewesen

    Dafür hätte man erhalten:

    - Einen geilen Altmarkt mit Arkaden rundum
    - Eine Wilsdruffer Straße in alten Dimensionen
    - Eine Schloßstraße in alten Dimensionen
    - Eine deutschlandweit einmalige traditionell-italienische Luxuspassage mit Marmorboden
    - Viele wertvolle Rekonstruktionen in Schloßstraße, Sporergasse, Schössergasse und am Jüdenhof
    - einen durch die Schössergasse harmonischen Blick auf den traditionell gestalteten Passageneingang
    (statt wie in Zukunft auf die gänzlich unpassende Kulturpalastfassade)
    - einen rekonstruierten Arkadeninnenhof Schloßstraße 24
    - eine durch die diagonale Anordnung der Passage städtebaulich geniale Verbindung von Alt- und Neumarkt

    Vielen Dank nachträglich.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Dieses Klein-Klein-Herumgemurkse in Sachen Kulturpalast in Dresden kommt letztlich nicht nur teurer als ein Neubau, sondern verhindert auch wirklich überzeugende Ergebnisse.

    Ich kann auch die Einstellung nicht nachvollziehen, DDR-Gebäude wie der KP müßten erhalten werden, "um die Lebensleistung der DDR-Bürger nicht zu entwerten" (habe ich mal im Gästebuch der GHND gelesen) - wenn hier das bunkerartige Kongreßzentrum in Esslingen abgerissen würde, wäre dies für mich ein Grund zur Freude (und keine Entwertung "meiner Lebensleistung", zumal ich mit diesem Gebäude genauso wenig zu tun hatte wie der Durchschnitts-Dresdner mit dem KP).

  • Zitat von "Aenos"

    Es tut mir als Klassikliebhaber besonders leid für die Dresdner Philharmoniker, die die Schließung besonders hart trifft.


    Bei der großen Sanierung ab 2008 müssen sie ja auch irgendwo anders hin ausweichen.

    Ich weiß nicht, was man dafür angedacht hat.
    Die Philharmoniekonzerte in Schauspielhaus oder Oper irgendwo dazwischentakten?
    In der Kreuzkirche habe ich mal die Philharmonie mit der Neunten von Beethoven erlebt. Der Kirchenraum hat für Chorwerke eine prima Akkustik, für die Feinheiten der philharmonischen Musik ist er eher ungeeignet.

    Bin mal gespannt, wie das geregelt wird.
    Ist ja auch nicht bei jeder Veranstaltung so ein großes Interesse, daß man auf 2.400 Plätze wie im Großen Saal des Kulturpalastes angewiesen wäre

  • Zitat von "silesianospostato"


    Ich kann auch die Einstellung nicht nachvollziehen, DDR-Gebäude wie der KP müßten erhalten werden, "um die Lebensleistung der DDR-Bürger nicht zu entwerten" (habe ich mal im Gästebuch der GHND gelesen)


    Das ist eine Generationenfrage.
    Die heute 50-70jährigen haben in den letzten 15 Jahren die Plattmachung von so vielem erlebt, mit dem sie sich ein Leben lang identifiziert hatten, daß sie jetzt entsetzt sagen: "Der nicht auch noch!".
    In den Kohlerevieren des Rheinlandes ist es doch ganz ähnlich. Diese sentimentale Bindung zu irgendwelchen alten Industrieanlagen, die der Außenstehende einfach nur als häßlichen Schrott bezeichnet.

    Die Jüngeren denken da ganz anders drüber, haben aber derzeit noch nichts zu melden.
    In 20,30 Jahren, wenn die nächste Sanierung ansteht, wird man die Abrißfrage neu stellen können. Leider werden dann große Teile des Neumarktes auch schon wieder überholungsbedürftig sein.

  • Aber identifizieren sich denn wirklich so viele Leute mit DDR-Gebäuden, die ja mit wenigen Ausnahmen eher standardisierte, industriell gefertigte Massenprodukte waren?

    Der genannte Siebzigjährige aus Dresden könnte sich doch genauso gut noch an Abrisse von (durchaus erhaltungsfähigen) Altbauten zu DDR-Zeiten erinnern und feststellen, daß die Neubauten gegenüber den beschädigten Vorgängergebäuden einen Rückschritt darstellen... und sich daher gegen den Erhalt dieser DDR-Gebäude aussprechen. Auch engagierten sich doch relativ viele Bürger privat für den Erhalt von Ruinen oder - soweit dies im Umfeld überhaupt möglich war - gegen die Art der Kahlschlagsanierung (beispielsweise bei den Abrissen in der Inneren Neustadt).

    In Städten wie Stuttgart oder Ingolstadt, die ich gut kenne, gibt es wohl kaum Leute, denen es irgendetwas ausmacht, wenn wenig ansprechende Gebäude aus der Nachkriegszeit abgerissen würden - dies gilt selbst für wichtige Nachkriegsbauvorhaben wie Ingolstädter Neues Rathaus oder Stadttheater.

  • Zitat von "Miwori"


    Die heute 50-70jährigen haben in den letzten 15 Jahren die Plattmachung von so vielem erlebt, mit dem sie sich ein Leben lang identifiziert hatten, daß sie jetzt entsetzt sagen: "Der nicht auch noch!".

    Im persönlichen Umfeld ganz bestimmt, aber architektonisch? In einem Leserbrief an die SZ schreibt heute jemand "[...] ob die Stadtverwaltung überhaupt die Absicht hat, die Stadthalle zu erhalten oder ob, wie bei manchem Bauwert aus DDR-Zeiten auf Zeit gespielt wird und er damit baulich "kaputtgespielt" werden soll". Da drängt sich für mich die Frage auf von welchen Bauwerken der Herr spricht. Der Verlust an DDR-Bauwerken in Dresden ist extrem gering. In der Innenstadt wurde nur die Prager umgestaltet (hierbei nur die Fußgängerzone - die bestimmenden Hochbauten blieben erhalten und wurden saniert) und das HH am Terrassenufer (zu recht) abgerissen; demnächst noch die ehemalige SB Gaststätte am Postplatz. Für die Altmarktgalerie wurde eine kleine Passage geopfert und leider auch der Durchgang zum Külz-Ring. Sogar ein Großteil der Waben des alten Centrum werden die neue Galerie zieren.

    Ich glaube eher, dass der Verlust der Annehmlichkeiten des DDR-Alltags auf die DDR-Bauten übertragen wird, die allerdings ähnlich wie ihre Pendants aus dem Westen nur in seltenen Fällen erhaltungswürdig sind.

    Andererseits muss man auch akzeptieren, dass der KP eine enorme identitätsstiftende Wirkung auf viele Bürger hat. Da rücken dann städtebauliche Interessen schnell in den Hintergrund und Erinnerungen im Zusammenhang mit dem KP in den Vordergrund. Sicherlich gibt es viele, die begeistert über den neuen barocken Neumarkt sind, aber genauso für den Erhalt des KP streiten würden. Das mag für Außenstehende paradox erscheinen, kann aber womöglich nur von langjährigen Dresdnern verstanden werden, die die DDR-Zeit und den Kult um den KP erlebt haben.

  • Zitat

    Sicherlich gibt es viele, die begeistert über den neuen barocken Neumarkt sind, aber genauso für den Erhalt des KP streiten würden. Das mag für Außenstehende paradox erscheinen, kann aber womöglich nur von langjährigen Dresdnern verstanden werden, die die DDR-Zeit und den Kult um den KP erlebt haben.


    Das kann ich nur bestätigen. Meine Eltern z.B. (also unmittelbare Nachkriegsgeneration) wären absolut gegen einen Abriss. Ich glaube, dass es v. A. damit zu tun hat, dass die Dresdner Innenstadt ja lnge Zeit eigentlich nix zu bieten hatte. Dieses Loch, welches der KP dann füllte führte dazu, dass ihm ein überdimensionaler Stellenwert eingeräumt wird, der in den Augen der Dresdner gleich nach der Semperoper kommt. Und dass ist eben der kleine Unterschied, dass man den KP nicht mit der Stadthalle von Esslingen vergleichen kann: in diesem Hause spielen nun mal Orchester von höchstem Weltrang.
    Desweiteren denken die meisten Dresdner in Milchmädchenrechnungen: den KP abzureißen und etwas neues zu bauen kostet doch viel zu viel. Das Geld wird doch an anderer Stelle besser gebraucht (Schulen, Kindergärten etc.)

  • Das Problem ist, wir haben auch diese starke PDS, die solche Phantomschmerzen sofort aufgreift und zur Stimmungmache nutzt.
    Aber die anderen Parteien sind auch nicht besser. Siehe Waldschlößchenbrücke.
    Bei den einen ist's die angebliche "Monster"brücke, bei den anderen der "Mega"stau, nur weil man nicht gleich mit der ersten Ampelphase rüberkommt. Zielgerichtete Übertreibung und Entsachlichung öffentlicher Debatten gehört eben heute zum politischen Handwerkszeug.

    Der KP-Umbau nach Kollhoff hat in der Öffentlichkeit sicher überwiegend Sympathisanten, nur wurde hier die Öffentlichekit nicht gefragt.

    Die alte Forderung nach Wiederherstellung der alten Grundrißes hätte auch viele Sympathisanten, wenn in Verbindung damit konkret der Bau einer neuen Stadthalle z.B. am Straßburger Platz oder Lingner-Allee oder auf der Brache gegenüber dem Rathaus ins Auge gefaßt würde und dafür realistische Finanzierungsmöglichkeiten beständen.
    Bloßer Abriß nach dem Motte: "Hauptsache weg damit!", wie auch hier im Forum vertreten, kommt bei den Dresdnern nicht gut an.

  • Ist aber ein generelles Zoniproblem, in Zwigge und anderswo ist es nicht anders. Nur dort, wo der Westen mit straffer Hand regiert (würde ein G. aus D. sagen) werden die PDS-Leute nicht ernstgenommen. Überall sonst muß man sich mit ihnen arrangieren, egal ob nun in der offiziellen Politik oder im kommunalen Alltagswust. In der Alt-BRD harren die Alt-68'er der Entsorgung, in der alten SBZ die roten Seilschaften. Natürlich kann man die Leute verstehen, die ihr ganzes Leben in der DDR verbrachten und viel Herzblut in Dingen hinterließen, die keinen interessieren und die meine Generation (und die nach uns kommen) bereits in Polen oder Rußland vermuten würde.

    Auch meine Eltern sind FÜR den Kulturpalast und die Prager Straße, finden das Ensemble "schön und frei" - die Ratio funktioniert ansonsten, die Emotionen jedoch spielen ein anderes Lied, in vielen Belangen. Oft genug absurd; und je mehr Jahre vergehen, desto unmöglicher, peinlicher wird das ganze. Alles richtig; die Zeit verlangt das genaue Gegenteil der im Privaten anscheinend so sorgenfreien DDR-Mentalität; wer es nicht über sich bringen kann, im Bedarfsfalle zu handeln und zu denken wie Josef Ackermann, hat ganz schlechte Karten. Auch und gerade in dem, was üblicherweise Privatleben genannt wird.

    Wer weiß schon, was unsere Kinder (falls wir noch welche haben) über uns sagen werden; eine selbstsüchtige, brutale, berechnende Generation(abgesehen vom Ausschuß sind wir doch die intelligenteste, weltgewandteste, gebildetste, die dieses Land jemals führen wird, dank Internet, Auslandsstudium und Wikipedia), die die Hälfte ihrer Zeitgenossen mit klarem Blick in die Tonne getreten hat ?
    Kann man alles jetzt noch nicht wissen - unsere Eltern wußten auch nicht, daß anderthalb Jahrzehnte nach ihrer Jugendzeit ihr bisheriges Leben ein abruptes Ende finden würde.

    Nein, die werden gedünstet

  • " Der Verlust an DDR-Bauwerken in Dresden ist extrem gering."

    Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass es sich bisweilen um Gebäude handelt, die nicht gleich mit einer Auflage von 100-10000 gebaut wurden?

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Wenn man bedenkt, wieviel Geld hier aus Mangel an Mut und Weitsicht, rein aus ideologischen Gründen, aus dem Fenster geworfen wird, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Ich glaube, dass man eher die Frauenkirche wieder abreißt, als dass der Kulturpalast in absehbarer Zeit fällt. Die Sachsenbau hat ja nun wirklich alles versucht. Man muß einfach festhalten, dass ein Abriss einfach nicht gewollt ist. Selbst wenn die Sanierung mehr kosten würde als ein Neubau würde mit kreativen Rechenoperationen das Ergebnis schön gerechnet. Ich denke, in Sachen Kulturpalast ist nichts zu machen. Man sollte sich eher auf das Gewandhaus konzentrieren.

    APH - am Puls der Zeit

  • Wissen de schreibt
    "Ich denke, in Sachen Kulturpalast ist nichts zu machen"

    Vielleicht hilf en ganz kleines, lokales erdbeben, genau dort, reinzufaellig natuerlich, wo genau der Kultur""palast ""Der Republik stand :gg:
    Tja, und sonst... mit Schmiergeld erreicht man heute zu tage auch viel,
    frage ist nur woher bekommt man das viele Schmiergeld...... :?:

    gut ,jetzt aber im ernst, sag niemals nie, ich glaube wenn die Rekonstuierte Neumarkt waechst, wird man doch allmaehlich sehen dass dieses Mionstrum( verzeihung bitte) im Wege steht? :?:

  • @ van Dyk

    ich glaube auch, dass der Kulturpalast eines Tages fällt, aber nicht in den nächsten 20 Jahren. Außer man findet Asbest, dann war es das mit dem Kulturpalast. Aber jetzt ernsthaft. Ich glaube mittelfristig nicht an einen Abriss.

    APH - am Puls der Zeit

  • weissen de:

    es gibt dieses Lied von Zarah Leander:
    Ich weiss es wird einmal ein WUNDER geschehen""

    vielleicht geschiet tatsaechlich ein wunder... hoffen wir's jedenfalls

    weisst du noch, Herr Honnecker, im Jahre 1989: ""der mauer wird bestimmt noch 100 Jahre stehen""..... wir wissen was danach kam,..

  • Zitat von "Wissen.de"

    @ van Dyk

    Außer man findet Asbest, dann war es das mit dem Kulturpalast.

    Ich sprach es ja schon einmal an. Im prinzip ist es doch fast die gleiche Bauzeit wie der PdR in Berlin. Ich fress einen Besen, wenn da nicht auch Asbest verarbeitet wurde!

  • ich glaube ein Curry wurst oder thueringer bratwurst schmeckt besser!@!
    vielleicht kommt eines tages ein Stueck Meteor (Meteorieten)hinunter und faellt, nah wo faellt dieser Meteorieten....... :gg:
    :!::!:

  • Genau - Asbest! Und dann "dürfte" man ja kein neues Gebäude im alten KP-Stil errichten, weil es kein "Original" mehr wäre, müßte also etwas "zeitgemäßes" bauen.

    Oder kein Asbest - dann könnte man vielleicht gewisse Hoffnungen in die hohe Brandgefahr setzen, die eine Weiternutzung unmöglich erscheinen läßt.

    Oder die "Reko Architektur Fraktion" gründet sich und führt das Problem einer handfesteren Lösung zu... :gg: