Gernrode (Galerie)

  • Gernrode liegt im Nordosten des Harz. Gernrode besitzt in der romanischen Stiftskirche St. Cyriakus ein sehr bedeutendes Gotteshaus, welches auf eine Stiftung des Markgrafen Gero zurückgeht.


    Bei der Digitalisierung meiner alten Dias habe ich einige Bilder von Gernrode gefunden, die im Sommer 1992 aufgenommen wurden. Diese möchte ich Euch gerne vorstellen, vielleicht gefallen sie ja einigen von Euch:

    Die Kirche hat einen West- und einen Ostchor, das mächtige Westwerk mit Apsis und zwei Rundtürmen:


    An der Südseite hat sich ein Flügel des doppelstöckigen Kreuzgangs erhalten. Dereinst waren es, wie bei Klosterkirchen üblich, vier Kreuzgangflügel um einen Innenhof:


    Im romanischen Kreuzgangflügel, der sehr schöne Kapitelle aufweist:


    Ein Blick aus dem Kirchenschiff hinunter in die Westchrypta, wo sich im Westentlichen an den Säulen Würfelkapitelle befinden:


    Nun endlich das großartige Kirchenschiff. Die Säulen des Mittelschiffes weisen weisen den sog. "sächsichen Stützenwechsel" auf, will sagen, auf eine Säule folgt ein Pfeiler und auf diesen folgt wieder eine Säule und so fort.
    Auf der rechten Seite erkennt man unter den ersten drei Jochbögen abgemauerte Wände. Es sind dies die Außenmauern des Hl. Grabes.
    Die Malereien in der Ostapsis stammen von einer Restaurierung der Kirche aus dem 19. Jh.


    Hier nun eine Außenwand des Hl. Grabes, das sich im rechten Seitenschiff befindet. Es ist gänzlich mit romanischen Reliefs mit religiösem Inhalt überzogen.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (18. Juli 2016 um 10:20)

  • Die Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode

    Wir begeben uns auf eine Zeitreise ins ausgehende Frühmittelalter, über 1000 Jahre in unserer Zeitrechnung zurück. Dabei blicken wir auf die Zeit zwischen 919 und 1024, als die Dynastie der Ottonen aus dem sächsischen Adelsgeschlecht der Liudolfinger die deutschen Könige und Kaiser stellte. Wir wollen an den nördlichen Harzrand ins altsächsische Herrschaftsgebiet blicken, dort wo sich die ersten Züge deutscher Geschichte greifen lassen. Mit der Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode haben wir eines der wenigen baulichen Zeugnisse aus ottonischer Zeit vor uns.

    937 ernannte Kaiser Otto I. den aus einer Merseburger Grafenfamilie stammenden Gero zum Markgrafen der Ostmark. Um das Jahr 959 ist mit dem Baubeginn der Damenstiftskirche in Gernrode zu rechnen. Gero machte seine verwitwete Schwiegertochter Hathui zur ersten Äbtissin und weihte die Stiftskirche dem heiligen Cyriakus. Eine entsprechende Reliquie brachte er von einer Romreise mit, bei der er das Stift unter päpstlichen Schutz stellen ließ. Die Amtszeit von Hathui währte 55 Jahre. In dieser wurde die Kirche noch im 10. Jahrhundert vollendet.

    Umfangreiche Baumaßnahmen erfolgten im 12. Jahrhundert. Dabei erhielt die Stiftskirche einen Westchor mit Krypta und Emporen in den Querhausarmen. Auch die Stiftsgebäude mit dem Kreuzgang sind dieser Zeit zuzurechnen. Erhalten hat sich von letzterem aber nur der zweigeschossige nördliche Kreuzgangflügel aus dem 3. Viertel des 12. Jahrhunderts.

    Dem preußische Landeskonservator Ferdinand von Quast haben wir den hervorragenden Überlieferungszustand der Stiftskirche zu verdanken. Er leitete ihre beispielhafte Restaurierung von 1858 bis 1872, bei der unter Beibehaltung der Veränderungen des 12. Jahrhunderts die Wiederherstellung des ottonischen Gründungsbaus erfolgte.

    Zur weiteren kunsthistorischen Betrachtung, insbesondere des Heilgen Grabes im südlichen Seitenschiff: https://www.zeilenabstand.net/die-stiftskirc…s-heilige-grab/

    Galerie:

    Stiftskirche Gernrode von Nordosten

    Westchor und Doppelturmfassade

    Mittelschiff nach Osten

    Äußere Westwand des Heiligen Grabes

    Inneres der Hauptkammer des Heiligen Grabes

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • tegula Vielen Dank für die umfassenden Informationen und die schönen Bilder.

    Was für eine beeindruckende und monumentale, schlichte und doch so erhabene Kirche. Ästhetik und Baukunst in Vollendung. Stimmige Proportionen und harmonisch aufeinander abgestimmte Gestaltungselemente fügen sich zu einem großen Ganzen zusammen.

    Ein architektonisches und geschichtliches Juwel!

  • Dem preußische Landeskonservator Ferdinand von Quast haben wir den hervorragenden Überlieferungszustand der Stiftskirche zu verdanken. Er leitete ihre beispielhafte Restaurierung von 1858 bis 1872, bei der unter Beibehaltung der Veränderungen des 12. Jahrhunderts die Wiederherstellung des ottonischen Gründungsbaus erfolgte.

    Wie darf man sich das vorstellen? Wie sah die Kirche um 1850 aus? Was bedeutet "Wiederherstellung"? Bloße Beseitigung von Zusätzen oder Rekonstruktion? Ich hoffe, man musste nicht so weit gehen wie in St Michael zu Hildesheim?

    Diese denkmalpflegerische Großtat von Quastens ist umso bemerkenswerter, wenn man den zeitnahen Abriss des wohl vergleichbaren Doms zu Goslar bedenkt...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wie darf man sich das vorstellen? Wie sah die Kirche um 1850 aus? Was bedeutet "Wiederherstellung"? Bloße Beseitigung von Zusätzen oder Rekonstruktion?

    Die Eingriffe waren schon nicht ganz unerheblich, aber hier ging es primär darum, den Bau vor dem kompletten Verfall zu retten. Vor allem hat man die Veränderungen des 12. Jh. beibehalten, was hoch anzurechnen ist.

    Eine Ansicht kurz vor der Restaurierung, die den heutigen Bau deutlich erkennen lässt:

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