Neubau des Hauptgebäudes der Uni Leipzig

  • Ich sag's nur rein vorsorglich:
    Bitte hier keinen Zank über die Leipziger Bürger im Allgemeinen und im Besonderen, und keine Versuche, die Städte Dresden und [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gegeneinander auszuspielen - und bitte allmählich wieder zurück in Richtung Thema dieses Strangs, welches da (immer noch) heißt: Neubau des Hauptgebäudes der Uni [lexicon='Leipzig'][/lexicon].
    Merci bien.

  • Dem kann ich nur beipflichten. Wer daran zweifelt, dass [lexicon='Leipzig'][/lexicon] seinen Altbaubestand eifrig auf Vordermann bringt sollte einen Blick in diesen juengst erstellten Bilderbeitrag von Leipziger im Bau- und Sanierungsprojekte [lexicon='Leipzig'][/lexicon] Faden werfen:

    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?p=74185#p74185" onclick="window.open(this.href);return false;">viewtopic.php?p=74185#p74185

    Um aber beim Thema zu bleiben: Ich kann diesem neuen Unibau nicht allzuviel abgewinnen.

  • ^ @pixelfritz: Ich muss trotzdem nochmal in die selbe Kerbe schlagen. Ich weiß nicht, wann du hier warst, aber mich würde wirklich interessieren, mit wem und wie du hier Kontakt hattest. Ich möchte dabei an den Film "Ist [lexicon='Leipzig'][/lexicon] noch zu retten" erinnern, dessen Ausstrahlung durch das Engagement Leipziger Bürger zur 1. Volksbaukonferenz führte, in dessen Nachhall sich diverse Vereine gegründet haben, die auch heute noch aktiv sind. Ich möchte an die ewig langen öffentlichen Diskussionen erinnern (inklusive Demos), die sich um den Einbau eines Parkdecks(!) im Hauptbahnhof entspinnt haben, an die öffentliche Diskussion um die Eingänge zur Tiefgarage nach der Fertigstellung der Neugestaltung des Augustusplatzes, an die Bürgerproteste und vorangegangenen Diskussionen bei der Schleifung der kleinen Funkenburg, an die Diskussion um die Beleuchtungsfarbe(!) vorm Reichsgericht, etc. Der Bürgerverein "Neue Ufer" hat die Freilegung diverser verfüllter Kanalabschnitte initiiert und angetrieben, Pro [lexicon='Leipzig'][/lexicon] mischt sich seit eh und je in Gestaltungsfragen in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ein, die Baumwollspinnerei wurde zunächst durch privates Engagement genutzt, was schlussendlich zu ihrer Rettung geführt hat, leerstehende Häuser werden durch das Wächterhausprojekt einer neuen Nutzung zugeführt, usw. Nicht zuletzt sollte man die privaten Leipziger Baufirmen wie Stadtbau AG, GRK Holding, CG-Gruppe und viele andere erwähnen, die mit der Qualität ihrer Sanierungen, behaupte ich mal, deutschlandweit ganz vorne sind.

    Zusammengefasst kann man also nur sagen, dass deine Einschätzung ein wenig an der jetzigen Realität vorbeigeht. Vielleicht war man in den 90ern nicht ganz so involviert wie heute, aber damals wurden viele wichtige Weichen gestellt (beispielsweise Neue Ufer). Ohne jetzt mit Dresden vergleichen zu wollen, behaupte ich, dass es deutschlandweit nur wenige Städte gibt, in denen Bürger und Bürgervereine in den letzten 20 Jahren einen so starken Einfluss auf die Stadtgestaltung hatten.

  • ... und man gleichzeitig vor diesem Hintergrund sehr offen für Neugebautes ist und dies unterstützt! Was sich auch an einer eher wohlwollenden Stimmung in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gegenüber dem (momentanes Zustand des) Unineubau(s) äußert, um mal das Thema hier wieder aufzunehmen. :zwinkern:

  • Dase

    Gut, dass Du diesen Überblick über Leipziger Bürgerinitiativen und und Sanierungsexperten gegeben hast, die dazu beigetragen haben, dass [lexicon='Leipzig'][/lexicon] trotz empfindlicher Kriegs- und Nachkriegsverluste heute wieder über so beneidenswert schöne und gut restaurierte Altbausubstanz verfügt! Das zeigt wieder einmal, wie entscheidend Bürgerengagement für die Stadtbildpflege ist.

  • Seit letzter Woche (zumindest mitbekommen) wird das Café Felsche eingerüstet. Das Augusteum und Paulinum sind noch frei vom Gerüst. Also, FOTOS SCHIEßEN, bevor in den nächsten Tagen die totale Einrüstung kommt und wir eine eingepackte Universität haben :D >>


    Ein schönes Bild, wenn nur auch das Wetter schön wäre.. :(

  • So sehr ich diejenigen verstehen kann, die von diesem Projekt begeistert sind- für mich sieht die Paula aus wie eine Fratze des Vorbildes, wie ein Mohrenkopf welchen man in der Microwelle vergessen hat!

  • Philon: das macht eben ein demokratisch-meinungspluralistisches Forum aus, dazu auch gleich noch eine Meinungsvariation von mir...

    @Kv2D: Du hast anscheinend nicht verstanden, worum es hier geht. Der Allgemeinheit verständliche Ästhetik kann ja wohl nicht das ausschlaggebende Thema fachlich-intellektueller Leistungsschau im zeitgenössischen nord-westeuropäischen Baudesign sein. Da bewegen wir uns auf einer reflektiv höheren Argumentationsebene, auf welcher solche Nebensächlichkeiten wie verständliche Schönheit und Gefälligkeit des Stadtraumes doch keine übergeordnete Rolle spielen sollten. Da gibt es viel wichtigere sozial-historisch-philosophische Kriterien im Diskurs der Gestaltungsleistung, Sinnbildung und Sinnfindung zu beachten. Das hat schon alles seinen Sinn.

    Wobei man sagen muss, dass darüber hinaus das gleiche Design zBsp. als Verwaltungsgebäude an anderen Standorten ohne weiteres integrierbar wäre, dies ist in Zeiten von allgemeinen Effizienzzwängen eventuell ein weiteres, wichtiges Kriterium. Man müsste doch nur die Betonplatte des Eingangsbereiches etwas säkularisieren, und schon kann man den Bau ortsungebunden versatil und international weiterverwenden. Das spricht doch für die Vielseitigkeit der vorbildlich zeitgenössischen Formensprache, über welche unser modernes, zukunftsorientiertes, weltoffenes Land heute verfügt. Der Entwurf hat derart, wie in diesem Strang vorhergehend schon anhand von Bildern von Menschenmengen vor Bautafeln anschaulich dokumentiert, glaubhaft und nachvollziehbar sehr viele Anhänger in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gefunden. Und es ist doch auch schön, wenn einmal jemand zufrieden ist.

    Erkennbar auf dem gezeigten Bild ist heute weiterhin schon der vorbildlich in 'realexistierend-grau' gehaltene Look & Feel des gesamten Platzes, welchen das nationale Durchschnittswetter mit seinen lieblich weiss-grauen Himmelsvariationen, zu der farblich sowie förmlich ganz auf diese Voraussetzungen abgestimmten Fassaden- und Platzkomposition, so angenehm zu variieren vermag. Auf diesem Platz möchte ich auch unbedingt einmal einen Nachmittag in Ruhe flanieren, die dort neugestylte Restauration geniessen und dabei eine der traditionsreichesten Universitäten des Landes besuchen können. Sobald ich alle anderen Städte der Welt gesehen habe, werde ich sicher unbedingt auch einmal die neue Uni in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] besuchen und bewundern kommen. Darauf freue ich mich wirklich schon jetzt. Bestimmt erscheint mir der Entwurf bis dahin immer noch so frisch und trendy wie heute, ich bin positiv gespannt.

  • Es wird sich zeigen, ob man dieses sog. Paulinum nicht spätestens in 10 Jahren mehr wie ein zweites Gewandhaus wahrnimmt, die raumschiffartige Form ist ja mit großem Abstand und halb zugekniffenen Augen betrachtet nicht so unähnlich, nur dass das Gewandhaus mehr liegt als steht und braun statt grün ist.
    Vorsicht, Kopf einziehen...

  • Wieso erst in 10 Jahren. Das muss man Egeraat zugute halten, er bemüht sich harmonische Übergänge zu schaffen (hier das Beispiel Budapest http://www.eea-architects.com/news/file_aq376_N36_webview.jpg" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.eea-architects.com/news/file ... ebview.jpg und das Foyer in [lexicon='Leipzig'][/lexicon], man beachte die Säulengestaltung und somit die Verdichtung hin zu dem historisch nachempfundenen Inneren der Paula http://www.eea-architects.com/projects/file_061214_26.jpg" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.eea-architects.com/projects/ ... 214_26.jpg )- gesehen an den unmittelbaren Nachbargebäuden fügt sich die neue Uni wirklich gut ein, um nicht zu sagen sie zitiert in der Tat die gestalterischen Mittel des Skodaischen Gewandhauses. (BTW: waren Rudolf Skoda und Erick van Egeraat auf der selben Waldorfschule?)

    Aber unterm Strich, und das ist meine persönliche Meinung, macht mir dieses aufgeblähte Kirchenzitat dermaßen Bauchschmerzen, dass es für mein Dafürhalten besser gewesen wäre auf derartiges ganz zu verzichten.

  • das rendering zeigt das foyer des augusteums. links ist der eingangsbereich zum teilweise unterirdisch im innenhof gelegenen auditorium maximum zu sehen, auf der rechten seite die zugänge zu den büros entlang des augustusplatzes. das paulinum schliesst sich dort an, wo im rendering eine kleine rote fläche zu erkennen ist.

  • Das ist die positive Seite des Abschwungs:
    die übermässige Verbreitung der letzten Modernistenwelle wird verhindert und Zeit für die neutraditionelle Moderne wird gewonnen. :P

  • ^ Wenn aufgrund der Finanzkrise Architekturbüros pleite gehen wir das auch deine Vertreter der neutraditionellen Moderne (Eigenschöpfung?) treffen, keine Angst.

  • Zitat von "marc!"

    Das ist die positive Seite des Abschwungs:
    die übermässige Verbreitung der letzten Modernistenwelle wird verhindert und Zeit für die neutraditionelle Moderne wird gewonnen. :P

    Dein Wort in Gottes Ohren!

  • Euer Wort in Gottes Ohr, aber eine Bauruine an so prominenter Stelle wollen wir doch nicht heraufbeschwören, so umstritten der Neubau auch sein mag? In Frankfurt haben wir sowas dank der Finanzkrise neuerdings auch schon ganz in der Nähe des HBF stehen, ein toller Eindruck für Touristen:

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost…8&postcount=164" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.deutsches-architektur-forum. ... tcount=164

  • Dase, neutraditionelle Moderne ist - genau wie französische Fassadenkompetenz - ein marc'scher Redebegriff.

    Keine Ahnung, was an dem Egeraat Entwurf modernistisch sein soll, aber das soll uns auch nicht weiter kümmern...

  • Nun, ich kenne mich in dieser Branche leider so gut wie gar nicht aus. Aber warum sollte es denn den Bau betreffen, wenn der Architekt pleite geht? Der Entwurf und die Baupläne sind doch vorhanden. Die Ausführung und die Finanzierung werden von Baufirmen und der Stadt [lexicon='Leipzig'][/lexicon] übernommen. Oder etwa nicht? Wer bezahlt den Neubau, wenn nicht die Stadt? Kann mich da jemand aufklären? :ka: