Neubau des Hauptgebäudes der Uni Leipzig

  • Also ich weiß ja nicht so recht, aber diese hängenden Säulen in einem an sich ansprechenden Raumgebilde wollen mir nicht so recht gefallen. Eine rechte Kopfgeburt ist das. Ich würde da nicht darunter sitzen wollen. Spüre das schon übers Bild, daß das für mich unangenehm wäre die hängende Lichtsäule über mir zu spüren. Ein Unsicherheitsgefühl,... und es drängt etwas nach Vollendung, ein Zwischen zustand, der den Raum unruhig macht. Bodenkontakt!!!
    Man argumentierte ja mit mehr Paltz haben, Sitzplätze unterbringen, freie Sicht etc., aber vor und nach den 3 Jochen ohne Erdung berühren die Pfeiler ja doch wieder den Boden, also nach vorne, Richtung Altarraum ist die Sicht dann doch eingeschränkt, aber der Raumeindruck des Langhauses gebrochen.
    Also ich hätte die Lichtsäulen durchgängig auf den Boden gesetzt oder die Pfeiler am Gewölbeansatz gekappt und auf diese 6 völlig verzichtet. Dann hätte das noch entfernten Bezug zu spätgotischen Gewölbespielereien, deren Rippen im Scheitel des Gewölbes wieder scheinbar nach unten wachsen, ...


    http://www.lvz.de/Leipzig/Fotost…um#n26953496-p1

    http://www.lvz.de/Leipzig/Fotost…m#n26953496-p11

  • Das würde ich so nicht bestätigen wollen. Das ist mir zu platt und eindimensional. Der Bau hebt sich aus der Masse moderner Architektur außergewöhnlich hervor und hat durch den Einfluß des Genius Loci und den beteiligten Menschen, bzw. Intitutionen und Initiativen eine sehr individuelle Form gefunden, leider auch eine sehr kompromisshafte, was man ihm deutlich anmerkt. Letztlich ist es eine extrem aufgebübschte Erinnerungsarchitektur an die alte Augustinerkirche. Und hier im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Architektur, die das Original schmerzlich vermissen läßt. Dieser neue Bau ist wie ein ätherisches Abbild, wie die nebelhafte Blaupause des Originals, ein schemenhafter Platzhalter ohne Erdung, der uns die wunderbare spätgotische Halle der Augustiner nicht vergessen lassen wird. Das Auge und die Phantasie kann nun die steineren Gewölbe und Pfeiler auf die weißen Projektionsflächen imaginieren. Das läßt die neue Kirche/Aula der Universität gut mit sich machen und dient so dazu, daß die Sehnsucht nach authentischer Architektur an diesem Ort nie vergehen wird!

  • Das Gebäude ist quasi eine Karikatur von Architektur zu der man heute eben fähig ist. Wenn man das Rad neu erfinden wollte, dann ist das ein achtundsechszigeckiges Rad geworden - immerhin :D

  • Finde diese hängen Säulen eigentlich recht knorke. Mischung aus eben Säule und Kandelaber. Naja, sonst leider alles etwas kalt, aber an sich schon ein gutes Ergebnis, zumindest von innen.

  • Der (ökumenische) Festgottesdienst zur Einweihung der Universitätskirche St. Pauli wurde im MDR-Fernsehen übertragen.

    Die Festredner haben nur positive Worte gefunden. Die vollbesetzte Kirche im Festschmuck zeigte sich feierlich und voller Leben. Viel wichtiger als die bloße Gestaltung wird sein, wie die Universitätskirche St.Pauli in Zukunft genutzt wird. Eine Auswahl der Möglichkeiten wurde im Festgottesdienst vorgestellt. Das Paulinum gehört zur Universität Leipzig. Deren Studenten, Mitarbeiter und Klangkörper werden der Universitätskirche St. Pauli städtisches Leben geben. Und das städtische Leben in Leipzig sicherlich bereichern.

  • Das würde ich so nicht bestätigen wollen. Das ist mir zu platt und eindimensional. Der Bau hebt sich aus der Masse moderner Architektur außergewöhnlich hervor und hat durch den Einfluß des Genius Loci und den beteiligten Menschen, bzw. Intitutionen und Initiativen eine sehr individuelle Form gefunden, leider auch eine sehr kompromisshafte, was man ihm deutlich anmerkt. Letztlich ist es eine extrem aufgebübschte Erinnerungsarchitektur an die alte Augustinerkirche. Und hier im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Architektur, die das Original schmerzlich vermissen läßt. Dieser neue Bau ist wie ein ätherisches Abbild, wie die nebelhafte Blaupause des Originals, ein schemenhafter Platzhalter ohne Erdung, der uns die wunderbare spätgotische Halle der Augustiner nicht vergessen lassen wird. Das Auge und die Phantasie kann nun die steineren Gewölbe und Pfeiler auf die weißen Projektionsflächen imaginieren. Das läßt die neue Kirche/Aula der Universität gut mit sich machen und dient so dazu, daß die Sehnsucht nach authentischer Architektur an diesem Ort nie vergehen wird!

    Das kann man Ausdrücken wie man will , " Über Geschmack lässt sich nicht streiten " ! Ich hätte zumindest die Platzseitige Fassade der Kirche Original Rekonstruiert und mit geradem Dach versehen , und das Gebäude links und rechts der Kirchenfassade mit 1-2 Fensterachsen 80%ig an die Vorgängerbebauung angepasst. Wobei dann je weiter weg von der Kirchenfassade meinetwegen auch Glas und Stahl zur Verwendung hätte kommen können , aber die Originalkirchenfassade und 1-2 Fensterachsen wären der " Kern der Erinnerung " gewesen , und nicht so eine 'Verhohnepipelung' einst ehrwürdiger Architektur , als Abklatsch einiger Pseudointellektueller Architekten ..... ! Dann das innere , alles in Weiß wie im Krankenhaus kein Naturstein , nichts , Kalt abweisend , Steril , die Maßwerke der Fenster ^^ohne Worte .... :thumbdown:

  • Eröffnungsfeier des Paulinums am 01.12.2017


    Ein Foto vom Auftritt des Universitätschores der Universität Leipzig und des MDR-Rundfunkchores Leipzig.


    Durch den Bau der katholischen Propsteikirche St. Trinitatis und den Bau des Paulinums hat das kulturelle Leben Leipzigs an Qualität gewonnen. Beide werden neue Facetten einbringen.

    Die Sächsische Zeitung und die Leipziger Volkszeitung berichten dazu.

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer (3. Dezember 2017 um 15:50)

  • ...Wobei dann je weiter weg von der Kirchenfassade meinetwegen auch Glas und Stahl zur Verwendung hätte kommen können , aber die Originalkirchenfassade und 1-2 Fensterachsen wären der " Kern der Erinnerung " gewesen , und nicht so eine 'Verhohnepipelung' einst ehrwürdiger Architektur , als Abklatsch einiger Pseudointellektueller Architekten ..... !

    Die geringe Wertschätzung des "Originals" in der Architektur und im Städtebau finde ich immer wieder befremdlich. Die Original-Paulinerkirche wurde 1968 gesprengt und deren Platz beräumt. Das Original existiert somit nicht mehr.

    An anderer Stelle wurde kürzlich eine schlechte 1990er-Jahre-Stahlbetonkopie eines Barockgebäudes als Vorbild für ein in seiner Originalsubstanz erhaltenes Barockgebäude angesehen. Da müssen wir uns nicht wundern, wenn weiter Originale abgerissen werden.

  • Für manche steht halt die originale Erscheinung im Vordergrund, statt der unsichtbaren Substanz (mir fällt da als Analogon immer der menschliche Körper ein). Nagut beim neuen Paulinum ist beides zu 99% nicht mehr vorhanden.

  • In den Zeitungen habe ich anlässlich der Eröffnung überwiegend Verrisse gelesen, wenn auch nett formuliert. Die Kritik teile ich anhand der gesehenen Bilder aber durchaus. Bis auf die Epitaphe und den Altar ist der Raum äußerst steril. Das Gewölbe wirkt aufgesetzt (bspw. durch die Schlitze an den Rändern). Die hängenden Säulen und die Glasröhrenbeleuchtung wirken (obwohl schweineteuer) eher billig, ebenso die angedeuteten Fenster zwischen den Säulen. Hoffen wir mal, dass der Paulinerverein sich durchsetzen und noch weitere gerettete Ausstattungsstücke der alten Kirche in den leeren Raum hängen kann.

    Aber ich war selber noch nicht drinn, insofern möcht ich es auch noch nicht abschließend beurteilen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Saxonia (3. Dezember 2017 um 20:09)

  • Der Bau des Paulinums hat heftige Diskussionen hervorgerufen. Auch heute sind einige nicht zufrieden. Z.B. Bernd S:

    Eine Kirche hat an einer Universität nichts zu suchen.man kann kein Dogma mit dem Ringen nach Erkenntnissen verbinden.Die Kirche hat genug Verbrechen und Morde an Forschern und Wissenschaftlern vollbracht,ihr bestes Instrument war die Inquisition,sowas darf genauso wenig vergessen werden wie die Hexenverbrennungen!

  • Vor einer Woche wurde das Paulinum der Universität Leipzig eingeweiht und als Universitätskirche geweiht. Überregional wurde dies kaum wahrgenommen. Die Tagesschau berichtete kurz in einer Mittagssendung und beklagte die Zerstörung der Uniklinik (sic!) in Leipzig. Universitätsprediger Zimmerling kündigte beim Festgottesdienst am 03.12.2017 als Vertreter des Bauherrn den Präsidenten des Hessischen (sic!) Landtages an. Alles war eher lustlos veranstaltet worden.


    Trotzdem einige Fotos vom Paulinum der Universität Leipzig.


    Die Glaswand war leider geschlossen, die Aula nicht zugänglich.


    Eigene Fotos.

  • Die Epitaphien hat die Universität Leipzig aufwendig restaurieren lassen. Fehlende Teile wurden so ergänzt, dass die ergänzten Teile deutlich als solche erkennbar sind. Das Gesamtbild wurde aber wieder hergestellt. Wenn ich erinnere, dass die Werke ohne Vorplanung, unter erheblichen Zeitdruck ausgebaut und ausgelagert wurden und wenn man die miserablen Lagerbedingungen bedenkt, kann man sich über den jetzigen Zustand der Epitaphien nur wundern und staunen.

    Eigene Fotos.

  • Spätnationalsozialistische Architektur: Das Paulinum

    Auf den letzten Seiten hatte ich bereits einiges an Informationen zusammengestellt, die das Hauptgebäude der Universität Leipzig, das Augusteum, betreffen. Wer nun ggf. die Eröffnung des "Paulinums" gesehen hat, den Gottesdienst oder weitere Beiträge des hiesigen Heimatsenders, wird bestimmt Fragen haben. Denn die Universität Leipzig hatte doch neben der Paulinerkirche u.a. eine wunderschöne Aula im Augusteum nebst weiteren äußerst repräsentativen und schön gestalteten Räumen. Warum wollte man diese Aula nicht wieder, sondern verleugnet sie?


    Die Aula der Universität Leipzig im Jahre 1906 (damals noch linksseitig ohne den Fries von Max Klinger)

    Warum wollte man ein unbequemes und stinkhäßliches Auditorium maximum (wie im Hörsaalgebäude) ohne Fenster?



    hofseitig fensterloses Auditorium maximum im Jahre 2014

    Man hätte doch auch im Hörsaalkomplex einen Saal entsprechend ausbauen können. Warum wollten Informatiker unbedingt in Schrägdachbereiche ziehen? Man hätte doch mit der randständigen Bebauung an der Universitätsstraße wieder traditionsgemäß die Baulücken schließen können, um mehr Platz zu gewinnen z.B. für ein neues Johanneum und Paulinum an ihrer richtigen Stelle und mit den passenden Funktionen.

    Warum wollten Professoren und Bedienstete der Universität Leipzig u.a., daß die Sonne aus nördlicher Richtung hell in dieses "Paulinum" scheinen möge, so wie es in den Plänen Egeraats vorgesehen war? (Des Kaisers neue Kleider lassen grüßen.) Mit großem Pomp hat man sogar eine Extrazeitung 2009 damit betitelt.


    Dies möchte ich kurz beantworten, da nicht nur für Außenstehende hier vieles schwerlich begreifbar scheint. Dabei geht nicht um Gefallen oder Nichtgefallen, sondern weiter nur um Sachwissen, was bereitgestellt werden muß. Entsprechende Links, wo man detaillierter einiges nachlesen kann, füge ich zum Schluß an.

    Die "Karl-Marx-Universität" feierte 1984 noch den 575. Geburtstag ihrer Universität Leipzig mit strategischen Zielen zum Sieg des Sozialismus-Kommunismus. Die Kaderentwicklungspläne reichten 1989 schon bis ins Jahr 2000. So ist durchaus verständlich, daß gerade Nachwuchskader von SED & Co. weiterhin an diversen Stellen weltweit oder im Hintergrund aktiv waren bzw. sind. Wie beim Ministerium für Staatssicherheit der DDR war mit der Wende zuerst Eigensicherung angesagt. Das heißt, zuerst Vernichtung von Dokumenten zum Nachweis eigener Straftaten.

    Nun hatte sich in 40 Jahren DDR-Diktatur ziemlich viel aufgestaut, was hierunter fiel. Zudem hatte das Ganze z.B. für Inoffizielle Mitarbeiter wie für andere Kaderchargen den kleinen Haken, daß entsprechende Unterlagen aufgrund der Überfülle nicht nur teilweise erhalten blieben, sondern auch außerhalb Deutschlands gesichert wurden. Entsprechende Kader waren bzw. sind somit jederzeit erpreßbar. (1)

    Vorteilhaft ist für diese nur, daß sie über die Zusatzvereinbarung des Einigungsvertrages vom 18.09.1989 quasi geschützt sind (hundertausende Seiten zur Karl-Marx-Universität Leipzig bezüglich HV A (Auslandsspionage des MfS) blieben in der BStU erhalten) und dienen derzeit nur dem Täterschutz. (2)

    Nun könnte man meinen, da seit der Sprengung der Paulinerkirche 1968 bis zur Wende bereits 21 Jahre vergangen waren, daß die Paulinerkirche nicht mehr aktuell war. Weit gefehlt. Bis zur Wende war die Paulinerkirche ein Tabuthema, über das in der DDR weder veröffentlicht noch an der Karl-Marx-Universität debattiert werden durfte.
    Was war als der Grund dafür?

    Den Hauptgrund kannten bis vor einigen Jahren nur wenige. Erst durch das absonderliche Verhalten von Verantwortungsträgern der Universität Leipzig, den Wiederaufbau der Paulinerkirche um jeden Preis zu verhindern s.o., machte sich die genauere Ergründung der eigentlichen Sachverhalte und Motivationen erforderlich.

    Das größte Verbrechen in der nun über sechshundertjährigen Geschichte der Universität Leipzig ist nicht allein die Sprengung der Paulinerkirche im Jahre 1968, sondern ihre langfristig vorbereitete Beraubung vor der Sprengung einschließlich Leichenfledderung und Raubgrabung bezüglich der 800 in der Paulinerkirche Begrabenen. Was man am 30. Mai 1968 sah, war folglich nicht mehr die Sprengung der Paulinerkirche, sondern eine ausgeschlachtete Ruine wurde dem Erdboden gleichgemacht. Damit ging die SED vorsätzlich über jegliche ethische Grenzen hinweg.

    Und die u.a. über Raubguterlöse profitierenden ausgeschickten Professoren bzw. sonstige Kader der Universität Leipzig schnüffelten dann u.a. alles im Westen Deutschlands aus, worauf sie vom MfS angesetzt wurden ...

    Diese Verbrechen waren zu deckeln, denn es konnte nicht sein, daß diese teure fortschrittsgewandte Elite der SED ihre eigene Geschichte förmlich auffraß …

    Und so war es schon beim ersten Ideenwettbewerb zum Augustusplatz in den 1990er Jahren nur folgerichtig, daß man Geschichte ausklammerte, so weit es irgend ging. Statt Aufarbeitung und solider Bildung, wie es einer Hochschuleinrichtung geziemt, wurde Geschichtsleugnung und Desinformation zum Hauptbestandteil der Planung. Hier liegt wie 1968 das mutwillige wie grundlegende Versagen der Universität Leipzig vor!

    Nach 40 Jahren sozialistischer Verblendung hatte die Universitätsleitung und entsprechende Verwaltungsmitarbeiter insofern leichtes Spiel, weil die Spitzelkader von SED, Stasi & Co. auch im lokalen Zentralorgan, in Ämtern, Behörden und sächsischen Ministerien saßen. (3-5)

    Das Alleinstellungsmerkmal der Leipziger Universitätskirche St. Pauli mit ihrer überregionalen wie historischen Bedeutung (siehe Thema "Die Paulinerkirche – Martin Luthers Wegweisung") wurde vorsätzlich unterdrückt. Die Worte u.a. von 27 Nobelpreisträgern zum originalgetreuen Wiederaufbau mit Spendengeldern (!) analog zur Dresdner Frauenkirche wurden gezielt ignoriert.

    Mit der Gier nach staatlichen Geldern (Kanzler Peter Gutjahr-Löser: "So viel Fördergelder bekommt die Universität Leipzig nie wieder!") wurde tendentiöse Zielrichtung favorisiert, nur eine Aula haben zu wollen, da der Staat keine Kirche finanziere.

    Gepaart mit fragwürdigen Wünschen der Universität Leipzig und fehlenden soliden Planungsgrundlagen entstand bereits eine Wettbewerbsausschreibung, die renommierte Architekturbüros von einer Teilnahme fernhielt. Wie gesagt, dies alles erfolgte mangels Bekenntnis zur Geschichte der Universität Leipzig und um SED-Verbrechen vertuschen zu wollen.

    Auf das drohende Konglomerat (hierzu kann jederzeit auch gern mehr ausgeführt werden) wurde auch die Bauherren und die Universitätsleitung stets frühzeitig hingewiesen. Keiner der Verantwortungsträger kann sagen, daß er nicht wußte, was auf die Universität Leipzig zukommt. Beispiel aus Paulinerforum vom 1.10.2005


    http://www.paulinerkirche.org/archiv/forum/n…ozialismus.html

    Der Architekt Wilhelm Lossow, der u.a. im Jahre 1944 ein Gutachten zum Zustand der Paulinerkirche erstellte, fertigte schon 1936-1937 überaus eifrig Pläne zum "nationalsozialistischen" Umbau der Paulinerkirche, von denen z.B. 17 im Landesamt für Denkmalpflege zu finden waren. Obgleich ich Kopien davon anfertigen ließ, widerstrebt mir, diese ekligen Kreationen zu verbreiten. Da ich auch keine Werbung für nationalsozialistische Architektur mache, bleibt nur der Verweis auf einen Beitrag, wo im Zusammenhang mit den Universitätsplanungen eine Abbildung eingebunden wurde.

    Lossows "führergerechte Aula" sah vor, den gesamten Innenraum zu vereinheitlichen.

    1. Der Chorraum wird aufgewaidet u.a. durch Entfernung der Holzeinbauten.

    2. Die Epitaphien werden teilweise von den Chorwänden entfernt und austauschbar auf den Raum verteilt.

    3. Die Kanzel wird aus dem Chorraum generell verbannt und zum Altar versetzt.

    4. Das Gestühl erfährt eine strikte Frontalausrichtung (nicht mehr eine Gemeinde bzw. Gemeinschaft trifft sich dort, sondern einer redet bzw. befiehlt und der Rest hört zu.)

    Erik van Egeraat ist gemäß den Wünschen der Leipziger Universitätsleitung weit über die Pläne von Lossow hinausgegangen. Nachdem aus den Lichtsäulen, die anfangs mit Lichtorgeln bzw. Lichtfesten von Nürnberger Reichsparteitagen assoziierten, nichts wurde und es ebenso scheiterte, daß sich die Lichtsäulen im Nichts auflösen, sind dann die billig aussehenden, aber teure Kandelaber angebracht worden, die Säulen kaschieren sollen.

    Die Beleuchtung ist deshalb wichtig anzuführen, weil das Bauwerk mit natürlichem Licht, wie wir es bei Gebäuden eigentlich gewohnt sind, vermutlich nicht einmal betriebsfähig ist. Bilder in den Medien und s.o. zeigen immer nur Photoshop-Aufhellungen oder eben die länglichen Kronenleuchter wie in einem Lampenladen. Vielleicht kann man ja noch die Seitenwände der Betonkiste weiter aufhacken, was allerdings bei der bereits verbrauchten Halbwertszeit des Experimentalbaues schon finanziell fraglich ist.

    Der Architekt hat sich aber gut den Wünschen der Auftraggeber angepaßt. D.h. bis auf Epitaphien und dem Altar ist eine seelenlose, klinisch sauber zu reinigende anonyme Kiste entstanden, wo sich jeder eine Aula oder Kirche nach Bedarf denken soll. Der sterile Innenraum mit den hohen scherenschnittartig bzw. oberflächlich gestalteten Schablonen von Fenstern bietet auf jeden Fall unheimlich viele Möglichkeiten, sich dieses "Paulinum" schönzureden. Zweifellos wäre bei Wilhelm Lossow nicht nur die Akustik besser gewesen, sondern die Funktionalität mit den umlaufenden Übergängen zu den Emporen für Publikum und Chöre oder die nutzbaren Räume hinter dem Altar, da er noch auf die originale Bausubstanz zurückgreifen konnte ...

    Jedenfalls ist die Kreation des "Paulinum" oder treffender "Paulügium" (um Geschichte zu unterdrücken, zu fälschen und Verbrechensaufklärungen zu behindern) keine Zukunftsarchitektur, sondern ein Rückgriff auf Architekturvorstellungen aus Zeiten des Nationalsozialismus, auch wenn man damals nicht die technischen Möglichkeiten hatte wie heute.

    Links:

    (1) Grundlagen: Zu den B-Strukturen
    http://www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k2/bstruktur.html

    (2) Mißbräuchliche Verwendung des Einigungsvertrages (09.04.2017)
    http://www.paulinerkirche.org/Projekte/Kulturgut/erklaerung.html

    (3-5) Formen der Diktaturfolgen (20.02.2008)
    http://www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k2/cdukrebs2.html
    Akteure, teils in Eigenzeugnissen
    http://www.paulinerkirche.org/archiv/kader/hva/stange.html
    http://www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k7/jung2010.html

    Auszug vier Seiten zur Universität Leipzig, ebenfalls aus dem Jahre 2005, mit einem Längsschnitt
    der Zukunftsvision von Wilhelm Lossow 1936/7

    http://www.paulinerkirche.org/pdf/uni.pdf