Neubau des Hauptgebäudes der Uni Leipzig

  • Unter Geschmäcklerisch fallen auch die hängenden Säulen des Paulinums.

    Die hat ausnahmsweise aber nicht der Architekt zu verantworten, sondern die Unileitung, die das so wollte..... :kopfwand:

  • In "Streitfall Rekonstruktion" von Annette Willige findet man dazu folgendes: "... Man kam mit dem knapp 400 Mitglieder zählenden Paulinerverein überein, dass dabei für deren (der Universitätskirche) Gestaltung eine zeitgemäße Variante der Erinnerung möglich sei. Der neue Vorsitzende des Vereins, Prof. Dr. Behrendt, der wiederum zugleich Mitglied des universitären Arbeitskreises war, sprach sich öffentlich gegen eine originalgetreue Rekonstruktion der Kirche aus..."

    (Saarbrücken 2010, Seite 59)

  • Da hier das Thema weder das Café Felsche ist noch die Paulinerkirche (dies wären eigene Kapitel), möchte ich mich weiter auf den Innenraum und den angrenzenden Universitäts- oder auch Paulinerhof beschränken. Dabei geht es darum, möglichst aus erster Hand bzw. mit Originalquellen allen Interessierten Informationen bereitzustellen, um sich unabhängig von mir weiteres Wissen aneignen zu können bezüglich eigener Einschätzungen etc. pp.

    Die schönen bunten Fotos bedürfen daher auch der Ergänzung und teilweise eben der Entgegnung, weil die Realität oft keine Postkartenidylle ist. Dennoch sind derartige Fotos aussagekräftig, wenn man z.B. beim Eingang zum Universitätshof von der Grimmaischen Straße sieht, wie man es trotz bisher verbrauchter 250 Millionen Euro es nicht einmal geschafft hat, wieder einen ebenerdigen Innenhof zustande zu bringen. Und das tolle Grün führt natürlich zu der Frage: Wer möchte dort schon gern Baum sein? Die Ökologie der Universität Leipzig kann man hier bewundern:

    Bestimmt werden die Badewannen bald wieder in die Mitte des Innenhofes gekarrt.

    Dazu muß man wissen, daß die hier zu sehenden Wände nicht zur Universität Leipzig gehören, sondern aufgrund schlecht ausgehandelter Erbpachtverträge nichts mit dieser zu tun haben. Aufgrund dessen wurde auch die Fläche der Paulinerkirche rechtswidrig für Verkaufseinrichtungen "abgehackt". (Fotos alle 20. Mai 2017)

    D.h. die Grundflächen sind hier alle verschoben auch wegen dem Erhalt von verschlissenen Teilen des DDR-Seminargebäudes mit raumfordernden Nachteilen zur Universitätsstraße. Denn ursprünglich war hier - wie bereits zu sehen - das Bornerianum. Und davor wurde - nachdem es zuerst an der Thomaskirche war - das Leibniz-Denkmal gesetzt:

    Foto Leipziger Presse-Büro Promenadenstraße 25

    Nun ist es quasi verdreht aufgestellt und auch nicht mehr an seinem ursprünglichen Standort.

    Nochmal zum Vergleich eine Aufnahme von Trinks & Co. um 1910

    Zurück zum Innenraum des Neuen Augusteums

    Auch wenn es eben nicht so schön sein sollte, hier ohne Festbeleuchtung einiges im Detail:

    Man stelle sich die Halle ohne diese sieben Plastiken vor. Insbesondere der Lessing (mit Zopf) reißt die Situation immer wieder positiv raus.

    Wer hier mal vor Ort ist, sollte sich unbedingt einiges in den Vitrinen der Kustodie anschauen, auch wenn er tränenden Auges diese dann betrachtet.

    Das eben mal im Stromsparmodus.

    Man kann sich aber auch im Übergang zum Innenhof auf einer Sitzbankgarnitur ausruhen:

    Rechts gegenüber dem Löwen als Detail mal der vermutliche Zugang zum fensterlosen Großraum-Hörsaal:

    Und nun der Löwe selbst wieder - inzwischen mit geschichtsschwelgender Pappkulisse:

    Damit es nun für alle Leser einen versöhnlichen Abschluß gibt, habe ich doch noch eine kolorierte Farbansicht
    von Pernitzsch bekommen, die das Atmosphärische der Wandelhalle auch etwas besser wiedergibt.

    Ein Begriff, der hier genannt werden muß, ist der der Würde.

    Damals gab es Baumeister und Architekten, die bis in kleinste Details ihre Werke durchdachten ...

    Zwar größtenteils nach dem Krieg noch erhalten, aber 1968 mit dem "Wohlwollen" der SED und ihrer Vasallen an der "Karl-Marx-Universität" Leipzig gesprengt und in die Etzoldsche Sandgrube abgekippt.

    Da hier nicht das Thema die Paulinerkirche ist, kann ich aber jenen, die sich wirklich die Zeit nehmen wollen, die eigentlichen Gründe für die Verhinderung des Wiederaufbaus zu erfahren, einen Link als Einstieg geben:

    http://www.paulinerkirche.org/Projekte/Kulturgut/leipzig.html

    Im Forum kommt alsbald ein weiterer Beitrag zur Matthäikirche und in der Folge ein neues Thema ...

  • ...Irgendwie ist hier im Forum noch etwas offen, was mir doch zu denken gab und wo ich mir die Mühe machen muß, auf das Defizit einzugehen...


    ...Bürgerliche Werte von Jahrhunderten werden totgeschwiegen und verunglimpft, und die Geschichte beginnt für viele erst im Jahre 1945 oder 1968. Es ist daher nicht verwunderlich, daß sich diese Einstellung nur halten kann, wenn man dafür die Rahmenbedingungen schafft. Dazu gehören eben fachliche Inkompetenz und Orientierungslosigkeit, Intransparenz und fehlende Leistungsanforderungen...

    Gut, dass Du darauf hinweist! Natürlich sollten wir die Zeit des Dritten Reiches nicht vergessen. Die hatte ja zum Ergebnis, dass Deutschland von den Siegermächten besetzt wurde. Im Osten waren es halt die Russen.

    Die Universität Leipzig setzt sich mit der Zeit des Dritten Reiches auseinander, wie auch andere Universitäten in Deutschland. Wenn man sich durch die Universität Leipzig führen lässt, bekommt man auch ein Foto dieses Kriegerdenkmals im Augusteum aus der Zeit des Dritten Reichs zu sehen. Der ornamentale Schmuck, die Regententugenden sind darauf aber kaum zu sehen. Die Halle wird von einer riesigen roten Fahne, mit weißem Kreis und Hakenkreuz dominiert.


    Foto: Dr. Mises

  • Nein, bezüglichder Paulinerkirche ist der Drops gelutscht. Einen funktioneirenden modernen Campus nebst genutzter und ja auch nicht so häßlicher Aula reißt dir niemand mehr ab - auch in 100 Jahren nicht.

    Deshalb sprach ich ja im Vergleich zu DD die zukünftigen Generationen an: Schon jetzt sind Frauenkirche und Neumarkt nicht mehr wegzudenken aus der Stadt. Die - unter äußerst schweren Kämpfen - getroffene Entscheidung zur Rekonstruktion hat sich schon jetzt mehr als bewährt, auch wenn dies die meisten Architekten - aber ja auch nur die - (wohl noch lange) anders sehen. Aus einer Ideologie herauszutreten fällt halt immer schwer. Eigentlich tun sie mir leid, denn man verpasst dadurch ja so viel Tolles im Leben......


    Letzlich war es eine politische Entscheidung. Die Vorgaben an die Architekten kamen von u.a. von Juristen und anderen Wissenschaftlern sowie Finanzleuten aus den Dresdner Ministerien. An der Leipziger Universität werden keine Architekten ausgebildet. Rat konnte man sich bei anderen Wissenschaftlern holen. Die Wissenschaftlerin Elisabeth Hütter trägt z.B. in ihrer Dissertation zum Thema Paulinerkirche vor:

    "Der in der Spätgotik geformte Bestand der Paulinerkirche ist zwar zeitstilig den sächsischen Hallenkirchen verwandt...,aber als Kunstwerk ihnen im Rang nichtgleichwertig; denn die künstlerische Konzeption der Paulinerkirche ist nicht genuid spätgotisch und ihre Gestalt als Bettelordenkirche nicht von überlandschaftlicher Bedeutung...
    Was soll denn eigentlich aufgebaut werden? Ich sage das ohne jede Abwertung, ein Konglomerat verschiedener Bauepochen...Ein originaler (sic!) Aufbau wäre meiner Meinung nach intellektuell nicht redlich."

    Quelle: Hütter, Elisabeth, "Die Pauliner Universitätskirche zu Leipzig. Geschichte und Bedeutung. Weimar 1993, zitiert aus: Annette Willige: Streitfall Rekonstruktion, Saarbrücken


    Nur wenige konnten für eine Rekonstruktion begeistert werden. Die sich dafür engagierten, haben keine Allianzen schmieden können und dazu noch -sagen wir mal- merkwürdig gehandelt.


    Denken wir 50 Jahre weiter. Der Mehrheitswille hat sich dem der hiesigen Foraner angenähert, damit fällt der Historismus schon mal weg. Dann hätten wir diese Möglichkeiten für eine Rekonstruktion:


    ca.1800


    1831


    Bauplatz Café Felsche [Public domain], by Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, from Wikimedia Commons


    Oder soll es doch diese Version von 1860 sein?

    Augusteum Leipzig [Public domain]. Der ursprünglich hochladende Benutzer war MOdmate in der Wikipedia auf Deutsch, vom Wikimedia Commons


    Eine Befragung der Bevölkerung ist riskant -im Sinne des Rekonstruktionsgedankens. Für das Predigerhaus am Leipziger Nikolaikirchhof wollte ein süddeutscher Spender erhebliche Beträge zur Wiederherstellung der ursprünglichen Fassadenmalerei bereitstellen. Ein Aufschrei ging durch die Leipziger Bevölkerung! Der kirchliche Eigentümer hat nicht rekonstruieren lassen.


    Oder es kommt ganz anders und es werden in Deutschland die Gebäude der Gründerzeit rekonstruiert.

  • Zurück zum Thema.

    Wir haben ein Spiegelbild der Situation an der Universität Leipzig vor Augen. Da hilft es wenig, auf Quellen von dieser hinzuweisen, die ja dafür verantwortlich ist, was hier an Steuergeldern überteuert vergeudet wurde und noch dazu zu "verschlimmbesserten" Zuständen führt.

    Die Universitätsleitung hatte keinerlei seriöse Planung für diese Neubauten vorgenommen, der es aber bedurft hätte.

    Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) hatte in jedem Bezirk der DDR SED-Kreisleitungen. Die damalige
    "Karl-Marx-Universität" Leipzig verfügte sogar über eine eigene SED-Kreisleitung.

    Und auf dem Gebiet, wo jetzt die Fresken des Mittelpaulinums stehen, hatte die "Karl-Marx-Universität" Leipzig ein
    Traditionskabinett. Dieses wurde zusammen mit Unterlagen der SED-Kreisleitung in einer Nacht-und-Nebel-Aktion an einen geheimgehaltenen Ort verbracht.

    Wenn also die Universität Leipzig wirklich ihre Geschichte aufarbeiten will, wäre es hilfreich, wenn die Genossen die
    Unterlagen wieder aus ihrem Versteck holen und das Material dem Universitätsarchiv übergeben. Ein LKW, der die
    Dokumente aufnehmen kann, wird sich mit Sicherheit organisieren lassen.

    Zudem existieren in der BStU auch Unterlagen der HV A (Hauptabteilung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR), die aber nur bis in die 1950er bis 1960er Jahre aufbereitet wurden.

    Hier gilt immer noch Täterschutz. Selbst in Publikationen der BStU kann teilweise nachgelesen werden, wo an der
    "Karl-Marx-Universität" Leipzig für die Stasi ausgebildet wurde. So lange aber der tschekische Eid über der Wissenschaftsfreiheit steht (u.a. Professoren als Wissenschaftsspitzel), haben wir es hier nicht mit freiheitlich-demokratischen Verhältnissen zu tun. Die Abgründe mag ich hier nicht näher erläutern ...

    Jedenfalls ist die Geschichte sehr komplex und auch sehr differenziert zu betrachten. Frau Dr. Hütter (die ich auch in Berlin besuchen konnte) wußte damals nicht, was wir inzwischen heute wissen.

    Und auch das Kriegerdenkmal hat nichts mit dem dritten Reich zu tun. Auch das kann, wenn eben auch nicht an der Universität Leipzig online, nachgelesen werden.

    http://www.paulinerkirche.org/kriegd.html

  • Die Fertigstellung des Paulinums rückt immer näher. Die Lampenverkleidungen an den Säulen dürften fertiggestellt sein. Am 13.07.2017 gab es anlässlich der Jahrestagung der Gesellschaft für Universitätssammlungen e.V. ein Orgelkonzert im PAULINUM.




    Im Augusteum wurde das Kriegerdenkmal für die gefallenen Universitätsangehörigen wieder aufgestellt. Mit einer Fotowand wird daran erinnert, dass vorangegangene Generationen die alten Universitätsgebäude vernichtet haben.


    Etwas versteckt im Untergeschoss wurde eine Präsentation der verschiedenen Universitätssammlungen eröffnet.


    Jede der Universitätssammlungen konnte eine Vitrine gestalten.


    Die Veterinär-Anatomische Lehrsammlung stellt z.B. das Plastinat eines Pferdeherzens aus.


    :rolleyes:
    Eigene Fotos.

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer (15. Juli 2017 um 19:02)

  • Wie sich das Grün in den mobilen Hochbeeten entwickelt, wird man sehen.


    Ansichten des Paulinums von der Campusseite aus.


    Gehört zwar nicht direkt zum "Neubau des Hauptgebäudes der Uni Leipzig", aber das Cityhochhaus ist doch Teil des Ensembles. Ansichten aus der Lennéanlage im Bereich der Moritzbastei.




    Eigene Fotos.

  • DER SONNTAG – Wochenzeitung für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens berichtet HIER über den Fortgang der Arbeiten im Paulinum der Universität Leipzig. Der Artikel ist bereits im Frühjahr erschienen. Inzwischen sind die Säulen fertig.


    Die Universitätsmusik der Universität Leipzig hat bereits die Einspielung einer CD beauftragt. Die CD "Fortuna desparata - Orgelmusik aus Gotik und Renaissance" kann man HIER erwerben.


    Schwalbennestorgel im Paulinum der Universität Leipzig.

    Quelle: Stiftung „Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig"

  • Verschiedene Zeitungen, so auch die BILD-Zeitung, berichten, dass das Paulinum der Universität Leipzig im Dezember mit einer Feier eröffnet werden soll. Der Bauherr, der Freistaat Sachsen, zeigt aber zunächst einmal sehr deutlich, wer auf der Baustelle das Sagen hat. Am 23.08.2017 hat das Sächsische Finanzministerium zu einer "Bauabschlussfeier" eingeladen. Die zukünftige Hausherrin, Uni-Rektorin Prof. Beate Schücking, soll zwar eingeladen sein, Rederecht bekommt sie aber nicht.

    Im September soll dann die Übergabe an die Universität Leipzig erfolgen. Anschließend soll das Paulinum noch komplettiert werden. Am 02.12.2017 soll ein Bürgertag stattfinden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Stahlbauer (9. August 2017 um 20:05)

  • Das Paulinum der Unversität Leipzig ist baulich fertig. Reisebedingt konnte ich mich dort nicht umsehen, obwohl ich nicht gar so weit weg war.

    Die örtliche Presse hat sich mit der Bauabschlussfeier des Bauherren aus Dresden befasst. Das Leipziger Stadtmagazin KREUZER findet den Bau " teuren Quatsch". Auch User des Heimatsenders finden den Bau überflüssig.


    Ein Video zur Bauabschlussfeier zeigt das Landesfunkhaus Dresden. Viele alte Menschen nutzten die Gelegenheit, das Paulinum zu besichtigen.


    Im DAF gibt es Fotos aus dem Paulinum zu sehen. Die Universität Leipzig, als Nutzer des Paulinums, hat noch Restarbeiten auszuführen. Im Dezember 2017 wird das Paulinum feierlich eröffnet.

  • Dieser "Kreuzer" scheint eines dieser typischen linksliberalen Stadtmagazine zu sein, in denen sich Kino- und Restauranttipps für das urbane Publikum mit linken Wohlfühl-Meinungsartikeln verbinden. In Frankfurt hatte man das einst mit dem "Pflasterstrand" (nun "Journal Frankfurt").

    Die Tendenz des verlinkten Artikels ist natürlich eindeutig. "Jüngere Protestierende aus den Reihen der Juso-Hochschulgruppe" und der mittlerweile allgegenwärtig penetranten "Partei" werden gegen "Quälgeister wie der Paulinerverein – ein Leipziger Zusammenschluss älterer Herrschaften, der leidenschaftlich für das Gestern kämpft" gesetzt.

    Ansonsten geht es gegen "rückwärtsgewandtes Denken", denn der Bau sei "geboren aus dem unstillbarem Hunger von Kommunistenfressern und Revolutionswächtern auf Revanche, auf verquer romantische bis weinerliche Weise rückwärtsgewandt, voller Manipulationen demokratischer Prozesse sowie Taubheit gegenüber Kritikern".

    Und dann werden noch irgendwelche anonymen Personen zitiert (die vielleicht gar nicht real existieren), um die Meinung der Autorin wiederzuspiegeln:

    Zitat

    »Eine Katastrophe. Das ist noch schlimmer als gedacht«, mit dieser eindeutigen Wortwahl betrat ein ausgewiesener Leipziger Architekturkenner am Mittwoch das Paulinum. »Kitschig und ohne Eigenschaften«, so lauteten die etwas milderen Worte eines anderen Leipziger Bauexperten.


    Das Problem des Paulinums ist eben, dass es keine authentische Rekonstruktion, sondern ein modernistischer Hybrid ist. Das bringt erst diesen Streit mit sich, weil jede Seite etwas zu mäkeln hat, niemand zufrieden ist, und alle sich um einen möglichst großen Einflussanteil am späteren Kuchen gestritten haben. Wäre es eine richtige Rekonstruktion, könnte man über solche Artikel gnädig lächeln, so aber finden sich manche Leute zum Kopfnicken herausgefordert, die das bei einer Rekonstruktion nicht tun würden.

  • Im Zusammenhang mit dem qualitativ minderwertigen Neubau sind mehrere Themen anzusprechen. Denn es muß verständlich werden, warum man in Sachsen vorsätzlich schlecht plante, um dann im "Schnell-Schnell-Verfahren den Deckel draufzusetzen".

    Hintergrund sind auch beim Augusteum, Albertinum und Johanneum die Kulturverbrechen der Universitätsleitung der "Karl-Marx-Universität" Leipzig samt SED-Kreisleitung der "Karl-Marx-Universität" Leipzig und weiteren SED-Vasallen, die auch nach der "Wende" und teils bis heute als Perspektivkader oder sonstig legendiert aktiv sind.

    Denn wie wir schon sahen, hat die Universität eine Geschichte, die zugedeckelt werden sollte. Damit nicht nochmals zurückgeblättert werden muß, hier also der Ausgangspunkt:

    In der Wandelhalle des Augusteums standen die Plastiken ihrer bedeutendsten Wegbereiter.

    Friedrich der Streitbare als Markgraf von Meißen gilt als Gründer der Universität 1409 und

    Kurfürst Moritz von Sachsen verdankt die Universität Leipzig, daß sie überhaupt erst das Gelände bekam.

    Und wie die revolutionäre Partei zum Sieg des Sozialismus-Kommunismus damit umging, kann man andeutend an einigen Fotos ersehen. Denn nicht alles ist im II. Weltkrieg zerstört wurden.

    http://www.paulinerkirche.org/tmp/s1968/augusteum1968.html

    Die SED ließ nach der Paulinerkirche am 20. Juni 1968 all dies sprengen, einschließlich der Großplastiken von Friedrich dem Streitbaren und Kurfürst Moritz!

    All dies liegt nun in der Etzoldschen Sandgrube über der Paulinerkirche.

    Auch das Gemälde von Friedrich Preller d.J. mit der "Burg der Wettiner" fiel dem Erneuerungswahn der Genossen zum Opfer, wo die menschliche Entwicklung mit dem Jahre Null erst im Jahre 1945 beginnen sollte ...

    Statt Aufarbeitung der Verbrechen wollte die Leipziger Universitätsleitung mit dem Planungen nach dem Jahre 2000 nur "schnell schnell" Neues und möglichst viel staatliche Fördergelder. Bis heute steht die Aufklärung von Verbrechen aus.

    Zur Erinnerung auch diese Seite der Wandelhalle in einer dezenten Farbversion von Louis Pernitzsch:

    (Ansichtskarte gelaufen nach Charlottenburg am 27.1.1906)

  • Zum Augusteum - wenn man den Neubau "Neues Augusteum" nennen will - gehört weiteres Kulturgut, was der Erwähnung bedarf wie das Standbild des Königs von Sachsen Friedrich August III.

    Die Arbeit des Bildhauers Carl Seffner wurde aus Laaser Marmor gefertigt und der Universität Leipzig zu ihrem 500-jährigen Universitätsjubiläum übereignet.

    Die Festrede in der Wandelhalle am Morgen des 30. Juli 1909.

    In der Kustodie befindet sich davon im wahrsten Sinne des Wortes ein "Bruchteil".

    https://museumsdatenbank.kustodie.uni-leipzig.de/eMP/eMuseumPlu…p=Simage%2Fjpeg

    Die Frage ist nun: Wer hat an der "Karl-Marx-Universität" Leipzig den Auftrag erteilt, Seffners Arbeit "zu köpfen"?
    Und was ist mit dem großen Marmorteil geschehen?

    Wie gesagt, sind das alles keine Kriegszerstörungen.

    Wie wir bei der Paulinerkirche gesehen haben, haben die ausgelagerten Epitaphien in den Kellern des Augusteums den Krieg die Bombenangriffe gut überstanden. Und so war es auch u.a. mit vielen Gemälden, von denen hier nun einiges
    aufgelistet wird, wo zumindest auch drei Objekte in der Paulinerkirche zu verorten sind (Fotos Hermann Walter):

    Bildnis Albert, König von Sachsen (1828-1902) von Leon Pohle 1897 Öl auf Leinwand 237 x 166 cm Inv. Nr.: 1951:075

    Bildnis des König Johann von Sachsen, gen. Philaletes (1801-1873) Philipp Albert Gliemann 1862 Öl auf Leinwand Bildträger: 237 x 166 cm Inv. Nr.: 1951:154

    Bildnis des Polycarp Gottlieb Schacher (1674-1737) von Elias Gottlob Haussmann, um 1720 Öl auf Leinwand 79,5 x 64 cm Inv. Nr.: 1951:215

    Bildnis des Karl Bücher, Nationalökonom (1847-1930) von Freidank Schulz 1932 Bildträger: 81 x 66 cm Inv. Nr.: 1951:284

    Bildnis Prof. Dr. sc. pol. Hermann Großmanns (1878-1960) von Ernst. R. Zimmermann 1932 Öl auf Leinwand Bildträger: 85 x 75 cm Inv. Nr.: 1951:285

    Bildnis des Sigismund Finckelthaus (1579-1644) von einem unbekannten Künstler 1642 Öl auf Holz Bildträger: 92,5 x 77 cm lt. Inventar von 1951 Inv. Nr.: 1951:324

    Friedrich August III., Kurfürst von Sachsen (1750 - 1827) von Johann Heinrich Schmid 1787 Öl auf Leinwand Inv. Nr.: 1951:325

    Bildnis Lüder Mencke (1658-1726) als Ordinarius der Juristenfakultät von David Hoyer , Art des um 1710 Öl auf Holz Inv. Nr.: 1951:331

    Bildnis Franciscus Romanus (1641-1675) von unbekanntem Künstler um 1640 Bildträger: ca. 92,5 x 78 cm Inv. Nr.: 1951:335

    Bildnis des Reformators Philipp Melanchthon (1497-1560) Lucas Cranach d. Ä., Werkstatt 1537 Öl auf Holz Inv. Nr.: 1951:420

    Bildnis Johann Georg Abicht (1672-1740) von David Hoyer 1717 Öl auf Kupfer 62 x 50 cm signiert, Inv. Nr.: 951:564

    Bildnis des Johann Friedrich Bahrdt (1713-1775) von Elias Gottlob Haussmann 1756 Öl auf Kupfer 61 x 50,5 cm Inv. Nr.: 1951:572

    Bildnis Johannes Bohn (1640-1718) Unbekannter Künstler um 1680 Öl auf Leinwand Bildträger: ca. 60 x 53 cm unsigniert, durch Inschrift Inv. Nr.: 1951:579

    Bildnis des Philologen und Archäologen Johann Friedrich Christ (1701-1756) von Elias Gottlob Haussmann 1740 - 1760 Öl auf Kupfer 62,5 x 50,5 cm Inv. Nr.: 1951:583

    Bildnis des Christian August Crusius (1715-1775) von Elias Gottlob Haussmann 1755 Öl auf Kupfer Bildträger: 62,5 x 50,5 cm signiert, Inv. Nr.: 1951:588

    Friedrich der Streitbare, Markgraf von Meißen (1370-1428) von Jan de de Perre / 1605 gestiftet Öl auf Leinwand Inv. Nr.: 1951:601

    Martin Geier (1614 - 1680), Professor ordinarius der Theologie von einem unbekannten Künstler undatiert Öl auf Holz Inv. Nr.: 1951:611

    Johann Wolfgang Goethe als Student (1749-1832) von Johann Adam Kern um 1768 Öl auf Leinwand 40 x 34 cm Inv. Nr.: 1951:620

    Johann Christoph Gottsched (1700 - 1766) Eugen Urban, Kopie / Leonhard Schorer, nach Gemälde von 1744 Öl auf Leinwand 89 x 82 cm Inv. Nr.: 1951:623

    Bildnis des Michael Heinrich Gribner (1682-1734) von Elias Gottlob Haussmann , Art des Öl auf Kupfer 83 x 68 cm Inv. Nr.: 1951:625

    Bildnis des Mediziners Justus Gottfried Guenz (1714-1754) von Elias Gottlob Haussmann um 1750 Öl auf Kupfer 62,5 x 50,5 cm Inv. Nr.: 1951:627

    Bildnis Gottfried Heinsius (1709-1769), von Elias Gottlob Haussmann 1751 Öl auf Kupfer Bildträger: 62 x 50 cm signiert, Inv. Nr.: 1951:630

    Bildnis des Juristen Ferdinand August Hommel (1697-1765) von Elias Gottlob Haussmann 1747 Öl auf Kupfer 61 x 49,5 cm Inv. Nr.: 1951:638

    Bildnis des Theologen Johannes Hülsemann (1602-1661) von ubekanntem Maler um 1655 Öl auf Holz Bildträger: 58 x 49 cm Inv. Nr.: 1951:640

    Bildnis Johann Georgs III (1647-1691), Kurfürst von Sachsen von Samuel Bottschild , 1681 Öl auf Leinwand Inv. Nr.: 1951:649

    Porträt des Friedrich Menz (1673 - 1749) von Elias Gottlob Haussmann 1747 Öl auf Kupfer 61 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:677

    Bildnis des Mediziners und Chemikers Johannes Michaelis (1606-1667) von unbekanntem Künstler um 1660 Öl auf Holz Bildträger: 60 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:678

    Bildnis des August Friedrich Müller (1684-1761) von Elias Gottlob Haussmann um 1740 Öl auf Kupfer 62 x 59 cm Inv. Nr.: 1951:684

    Bildnis des Professors der Mathematik und der Physik Philipp Müller (1585-1659) von Margarete Rastrum um 1650 Öl auf Holz vermutlich 59 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:685

    Bildnis des Theologen Gottfried Olearius (1672 - 1715) von David Hoyer 1711 Öl auf Kupfer 60 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:692

    Bildnis des Johann Zacharias Platner (1694.1747) von Elias Gottlob Haussmann , Art des Öl auf Kupfer 62 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:697

    Bildnis des Botanikers Anton Wilhelm Plaz (1708-1784) von Elias Gottlob Haussmann, Öl auf Kupfer 61 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:698

    Epitaph-Bildnis des Christoph Preibis(ius) (1580-1651) unbekannter Porträtist des 17. Jahrhunderts um 1650 Öl auf Holz Inv. Nr.: 1951:702

    Bildnis des Pathologen Samuel Theodor Quellmalz (1696-1758) von Elias Gottlob Haussmann, Öl auf Kupfer 63 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:704

    Totenbild des Humanisten Peter Schade, gen. Mosellanus (1493-1524) von Lucas Cranach d. Ä., Schule 1554 (?) Leimfarbe auf Leinwand 59 x 115 cm signiert, Inv. Nr.: 1951:721

    Bildnis Johann Christian Schamberg (1667- 1706) als Rektor, aus seinem Epitaph von David Hoyer , Vermutet wohl 1706 Öl auf Leinwand wohl 99,5 x 78,5 cm Inv. Nr.: 1951:722

    Bildnis des Theologen Romanus Teller (1703-1750) von Elias Gottlob Haussmann 1746 Öl auf Kupfer 62 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:733

    Wo sind diese Gemälde heute?

    Haben sich die Leitung der "Karl-Marx-Universität" Leipzig oder deren Nachfolger intensiv und öffentlich darum bemüht, diese wieder ausfindig zu machen? Oder hörte die Freundschaft bei den "Freunden" auf, wenn es um Kulturgeschichte und Wissenschaftsleistungen ging und nicht mehr um sowjetischen Spitzelgehorsam zum weltweiten Sieg des Sozialismus-Kommunismus?

    Das muß deshalb so zugespitzt formuliert werden, weil noch zum 500-jährigen Universitätsjubiläum 1909 gerade auch die russischen Universitäten von Charkow, Kasan, Kiew, Moskau, Petersburg und Tomsk ihre Grußadressen nach Leipzig sandten, die auch nachzulesen sind ...

    Und zu den Gegenständen, die man nach 1945 auch "mitgehen" ließ, gehören nicht nur Gemälde. So fehlt z.B. von Max Klinger die teilvergoldete Bronze

    Tabula gratulatoria

    oder das Geschenk der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Dresden von Robert Diez

    oder das Geschenk der Technischen Hochschule Dresden von Karl-Friedrich Gross

    Und weil wir schon Friedrich den Streitbaren im Bild hatten und die RektorInnen sich immer glücklich schätzend das Dublikat der Goldenen Amtskette stolz und lächelnd überstreifen, wo das Bildnis Friedrich des Streitbaren mit enthalten ist, hier etwas zum Tafelsilber der Universität Leipzig:

    von Moritz Elimeyer sen., Objektmaß 64 cm

    Und dies ist nicht alles zum Augusteum ...

  • Jetzt widmet sich sogar das Neue Deutschland dem Neubau der Universität Leipzig am Augustusplatz.


    Es musste rasend schnell gehen. Sieben Tage nur lagen zwischen dem Beschluss des Leipziger Stadtrats, der das Schicksal der Universitätskirche St. Pauli besiegelte, und ihrer Sprengung am 30. Mai 1968. Viel zu wenig Zeit für die fachgerechte Bergung des Inventars, zu dem auch rund 60 Epitaphien gehörten: überaus prunkvolle Grabtafeln aus Stein, Holz oder Metall, die die Chorwand zierten und teils mehr als eine Tonne wogen. Immerhin: Es gelang, sie vor der Zerstörung des Sakralbaus abzunehmen und im Keller des Reichsgerichts zu verstauen. Sie überlebten, aber sie litten enorm. Vieles war »nur noch ein Haufen Schrott«, sagt Rudolf Hiller von Gaertringen, der Kustos der Universität, anlässlich einer Ausstellung über die Epitaphien, die bis 16. Dezember an der Uni zu sehen ist.

    ...

    Eine Diplomarbeit von 1970, die nie publiziert werden durfte, dokumentierte den beklagenswerten Zustand. Im Jahr 1983 zog der Altar der gesprengten Kirche in die Thomaskirche um, die übrigen Kunstgegenstände wanderten in ein Depot in der Heilandskirche in Plagwitz. Dort lagen sie »im Limbo«, wie es die Ausstellung formuliert - in Anspielung auf die katholische Vorstellung von einem äußeren Höllenkreis, in dem schuldlos vom Himmel ausgeschlossene Seelen quasi in der Luft hingen. Der unklare Zustand für die Kunstgegenstände endete erst nach 1989, als die Universität die Grabtafeln wieder in Besitz nahm und Teile davon an unterschiedlichen Orten auch wieder auszustellen begann, zuletzt ab 1997 dauerhaft im Rektorat


    Irgendetwas fehlt in der Geschichte.

  • Am 1. Dezember wird der Neubau "Paulinum" der Universität Leipzig feierlich eröffnet. Es folgen eine Vielzahl an Veranstaltungen.


    ...Der Festakt zur Eröffnung für geladene Gäste findet am Freitag, den 1. Dezember, um 11 Uhr in Aula/Universitätskirche statt. Um 19.30 Uhr folgt ein Festkonzert. Der Bürgertag findet am 2. Dezember von 11 bis 23.30 Uhr statt, der Festgottesdienst folgt am Sonntag, den 3. Dezember, um 11 Uhr. Der Festakt zum "dies academicus" beginnt am 4. Dezember um 9 Uhr.

    Weihnachten und zum Jahreswechsel ist aber die Universität Leipzig und damit auch das Paulinum geschlossen.

  • Universitätsprediger Peter Zimmerling betont, dass sich auch Muslime im Paulinum wohlfühlen dürften

    *lach*.... ok, na dann hat man ja Gott /Jesus / Allah / Buddha / Krishna / et al. sei Dank in Leipzig alles richtig gemacht.
    Na, mich wundert in diesem Lande langsam gar nichts mehr.

    Trotzdem gefällt mir der Raum, so wie er jetzt ist. Mehr war unter den gegebenen Umständen nicht drin.