Berlin - Kurfürstendamm

  • Da es sonst niemand aus den allgemein zugänglichen Weiten des weltweiten Netzes berichten mag, erledige ich das mal.

    1. Das ehemalige Wertheim-Gebäude, später Karstadt, soll komplett umgestaltet werden.
    Ob man den bereits gekürten Entwurf allerdings für eine Verbesserung des Straßenbildes halten soll - ich weiß nicht recht.
    Aus Karstadt in der City West wird ein Riesenshoppingcenter - Berliner Morgenpost

    2. Das 'Hotel am Zoo', Kurfürstendamm 25, eröffnet nach längeren Umbauarbeiten wieder.
    Eine einigermaßen aktuelle Ansicht des Gebäudes:

    Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

    Weiteres, neueres Bild nach Fertigstellung des Erdgeschosses.

    Das bedeutet wohl, dass die Glasrampe und der Vorbau zukünftig entfallen werden; Ansichten vor dem Umbau: Klick 1, Klick 2.

    Allerdings wurde der Umbau leider nicht zum Anlass genommen, die schauderhaften, 1956 nach Plänen von Paul Baumgarten aufgesetzten, doppelten Glasdachgeschosse zu beseitigen. Eine Entstellung des Baus, wie man sie kaum diabolischer hätte aushecken können. Das Gebäude, welches von Alfred Messel gebaut worden war, war nämlich recht unzerstört durch den Bombenkrieg gekommen; Ansichten aus den 50er-Jahren: Klick 1, Klick 2. Wer allerdings wissen möchte, wie brutal man dem Gebäude ursprünglich zugesetzt hatte, kann sich diese Fotografie aus den 60er-Jahren anschauen; zum Glück wurde da einiges rückgängig gemacht.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Denkmalschutz? Schützt was nicht geschützt werden sollte und schützt gar nichts was geschützt werden müuste.
    Lächerlichen Verein. Die Dächer Alfred Messels und anderen grossen Architekten wurden von der Profit-taliban vernichtet; im Osten wie die herrlichen Friedrichstadt-Passagen oder Marien Platz von der Roten Taliban. Vernichtet wurde Berlin erst nach dem Krieg.

  • Ich oute mich jetzt mal als Fan der 50er-Jahre-Architektur West-Berlins... zumindest großen Teilen davon. Vieles wirkt luftig und leicht und hat im Originalzustand durchaus eine hohe Ästhetik. Die beiden Obergeschosse gehören m.E. als Solitär ebenfalls dazu. Passen aber nicht zum Rest des Hauses. Eine Wiederherstellung des Originalzustands wäre daher wünschenswert, solange das nicht kommt ist mir der Glasaufbau lieber als irgendwas modernes. Und viel moderne Architektur der 50er ist auch schon verschwunden...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • das Grauen hat einen neuen Namen!
    Das ehemalige Wertheim-Haus zwischen dem ehemaligen Café Schilling und dem ehemaligen Ku'damm-Eck am Joachimstaler Platz soll einem Einkaufszentrum weichen. Betroffen ist auch ein hässlicher Nachkriegsbau daneben. Die heutige Situation:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4c/Berlin-Charlottenburg,_the_Karstadt_department_store_on_the_Kurfürstendamm.JPG

    Nicht schön. Wer denkt "schlimmer geht's nimmer" kann sich hier gerne eines besseren belehren lassen. so ist die Planung:
    http://img.morgenpost.de/img/charlotten…adengestalt.jpg

    Diese billige, natürlich wieder schön leicht und transparent visualisierte, den Boulevardcharakter völlig negierende, Glas-Stahl-Kiste soll an die stelle treten! Da fehlen einem die Worte.... :schockiert:  :augenkrummblau:  disgust:)

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Darüber wurde bereits im Jahr 2012 in der Morgenpost berichtet, seltsamerweise noch bevor der jetzige Eigentümer den Bau übernommen hatte.

    Bild von 1945/1946
    Bild aus den 1950ern

    Kaum zu glauben, dass in der Kiste noch Teile der alten Fassade erhalten sein sollen.
    Den gläsernen Aufbau könnte man vielleicht auch noch ein wenig harmonischer "hinterbauen".

    Ein sehr kleines Bild der Fassade vor dem geschmacklosen Brutalo-Umbau in der Weimarer Republik findet sich in diesem Artikel.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Aus dem Artikel:

    "Die schlichte Fassade weicht Stuck, Säulen und GlasDas Kino kehrt zwar nicht zurück – dafür aber Teile der alten Architektur. Die moderne, aber schmucklose grau-weiße Fassade des Hotels wird abgetragen. Nach Entwürfen des Architektenbüros Tchoban & Voss sollen die unteren Etagen wieder dem Original mit Stuck und Säulen gleichen und so „den Kurfürstendamm als Prachtboulevard bereichern“; darüber entsteht eine Glasfront."
    Das ist ja nahezu unglaublich! gut, auf dem Glaskasten könnte man verzichten und er wird auch mal wieder nicht so leicht und transparent wie auf der Visualisierung daherkommen, aber trotzdem klasse!

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Weitere Entwicklungen werfen ihre Schatten voraus, welche durchaus auf graduelle Verbesserungen hoffen lassen.


    Bildquelle: Wikimedia, Urheber Wladyslaw Sojka (http://www.sojka.photo), 'Free Art License 1.3'

    Alles neu am Neuen Kranzler Eck - Berliner Morgenpost



    Bildquelle: Wikimedia, Urheber Fridolin freudenfett (Peter Kuley), CC BY-SA 3.0

    Dem Hotel Kempinski droht der Abriss - Berliner Morgenpost

    EDIT: Der erfahrene Benutzer öffnet die Artikel alternativ über die Titelsuche im Browser der Wahl bzw. noch einfacher aktuell über die Startseite http://www.morgenpost.de

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    2 Mal editiert, zuletzt von Mantikor (11. Juni 2015 um 10:40)

  • Ums Kempinski wäre es schade. Die Nachkriegsbauten dieser Zeit habe im Gegensatz zu späteren eine gewisse Noblesse. Und es ist eben nicht irgendein Hotel, sondern hat einen gewissen Ruf/Status.

    Das Kranzler ist sone Sache (Artikel kann man nicht lesen)...Eine Schönheit ist es natürlich nicht gerade, aber dieser Pavillon gehört eben zu dieser Kreuzung und hat einen Wiederkennungswert. Man könnte es als West-Berliner Pendant zum Café Moskau und dem Kosmos sehen. Es ist ja auch nicht so, als würde dadurch ein intaktes Stadtbild negativ beeinflusst o.ä.

    Und wer weiß in beiden Fällen, was danach käme. Vielleicht hält man sich ja beim Kranzler an den Stil des Neuen Kranzler Ecks? Das käme hier sicher nicht sehr gut an.

  • Beide Häuser sind Berliner Legenden, aber nur eines der beiden Häuser ist darüber hinaus auch architektonisch wirklich interessant und erhaltenswürdig...und das ist das Café Kranzler. Das eigenwillige Gebäude mit seinem darüber schwebenden Pavillion und den rot-weißen Markisen ist eine von Berlins Stilikonen und sollte unbedingt erhalten bleiben. Eine Kreuzung verträgt ruhig einen Flachbau, wenn er solch ein Hingucker (mit Geschichte) ist.
    Warum das Kempinski sich nicht mehr rentiert, davon hab ich natürlich keinen Plan, ich kann mir aber zumindest vorstellen, dass es auch daran liegen könnte, dass es so miefig und unspektakulär gegenüber Berlins anderen 5-Sterne Hotels (zumindest von Außen) wirkt. Wenn man sich schon ein Bett in Berlins Hotelspitzenklasse leistet, dann will man das doch auch sehen. Adlon, Ritz Carlton, Hotel de Rome und ganz in der Nähe das Waldorf Astoria sind solche Hingucker. Wenn man zum ersten Mal nach Berlin reist und man hat kein Plan, dass das Kempinski eine Legende ist, dann wird man online schnell vorbeiklicken. Wenn man an der Straße vorbeigeht, glaubt man auch kam, das sich hinter der Tristesse eine Luxusherberge verbirgt. huh:)

  • Benni:

    Hättest Du doch mal versucht, auch den Artikel zum Kranzler-Eck zu lesen. Da plant nämlich niemand den Abriß, sondern die Wiederherstellung des Ursprungszustandes. Es bleibt uns also erhalten und wird nur von einigen Vorbauten etc. befreit.

    Was das Kempinski angeht, bin ich auch ein wenig hin und her gerissen. Es hat einen ähnlichen Ikonencharakter wie das Kranzler-Eck. Vor allem der Sockelbereich ist sehr elegant. Die Fassade darüber ist jedoch trotz guten Materials eher nichtssagend. Außerdem steht ja zu befürchten, daß ein Neubau nicht unbedingt eine Verbesserung bringen wird.

  • Fürs Kranzler Eck würde ich mir vor Allem wünschen, dass Gerry Webder woanders hingeht und an der Ecke wieder ein richtig großes Kaffeehaus entsteht, wo sich "tout Berlin" (und nicht nur Touris) trifft. Das "Romanische Kaffee" im Waldorf konnte mit seinen Mondpreisen (die sich kein Künstler leisten kann und wohl auch nicht leisten können soll), ja nicht an seine große Geschichte anknüpfen, aber vielleicht gelingt es ja bei einem neuen Café Kranzler.

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....

  • Das neue Romanische Café hat auch außer dem Namen wirklich nichts mit seinem Vorgänger gemein. Es ist ein steriles Hotelcafé mit LED-Leisten statt Flair. Man hätte wie fürs Desbrosses im Ritz-Carlton oder AIgner am Gendarmenmarkt eine historische Kaffeehausausstallung kaufen sollen, wenn man schon mit keinem (neo-)romanischen Haus mehr aufwarten kann. Oder man hätte sich an Lokalen wie der Paris Bar oder dem Pauly Saal orientieren sollen – was die Ausbau- und Gestaltungsidee angeht, nicht die Preise.

    Im Kranzler wäre das auch eine Option – obwohl dort der Innenausbau natürlich die Bauzeit aufnehmen sollte. Auf jeden Fall darf es nicht wieder so eine durchrationalisierte Architektenvision werden, die im fertigen Zustand noch aussieht wie ein Rendering.

  • Nun, das Kempinski wirkt wie eine Schmuddelabsteige - ein Luxushotel stelle ich mir in etwa vor wie das Adlon oder ähnlichen Baustilen. Wenn es weg ist, auch nicht weiter wild - ist halt nur die Frage "was kommt danach?" Das Cafe Kranzler hingegen ist so etwas wie ein Wahrzeichen des Kudamms geworden, da wär es schad drum.

  • Es wäre schön, wenn das Kranzler seine ursprüngliche Funktion als Kaffeehaus zurückbekommen würde. Es würde sich bestimmt wieder zu einem vielbesuchten Ziel für Touristen entwickeln.

    Das Kempinski ist ein Geschichtsträchtiges, allerdings ziemlich unscheinbares Gebäude. Vielleicht könnte man das Gebäude auch Erhalten, indem man die Fassade ein wenig Ansprechender gestaltet. Im Vergleich zu neuen Luxusherbergen wie dem Adlon fehlt dem haus schon äußerlich das besondere, dass die Gäste in der gehobenen Preiskategorie erwarten. Insofern ist es auch nicht so überraschend, wenn das Haus nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben ist. Und die Konkurrenz in der Umgebung wird bekanntlich auch nicht weniger, siehe Upper West.

    Einmal editiert, zuletzt von wrocky83 (12. Juni 2015 um 10:34)

  • Die Leseinkompetenz(/-faulheit) hier im Forum ist zuweilen erschreckend... Meine Güte, statt 10 Zeilen Unsinn zu schreiben, kann man auch mal eben drei Zeilen lesen.

    Finde ich gut, dass das Kranzlereck wieder mehr von seinem 50er-Charme zurückerhält. Den Kempinski-Bau könnte man durchaus auch erhalten, da würde ich mir aber eine Überarbeitung der Fassaden aufwärts vom Sockelbereich wünschen, mit stärkerer Struktur und vielleicht einem richtigen Dach. Auch die Innenausstattung des Hotels verkörpert ja einen Wert für sich. Als Hotel der 4-Sterne-Kategorie könnte es sicher wieder gut laufen nach Renovierung. Dann eben unter anderem Betreiber. Solche Ikonen westdeutscher Geschichte sollte man nicht einfach abreißen.