Dresden - Postplatz

  • Das ist halt das Problem, wenn am Markt vorbei gebaut wird und dann auch noch solche Scheußlichkeiten. Hauptsache Lückenschließung. Dass dieses hässliche Teil schon nach 20 Jahren leersteht ist das beste Argument für eine qualitätvollere Architektur.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Wie man so etwas direkt neben das Taschenbergpalais stellen konnte, ist mir sowieso ein Rätsel. Außerdem stimmt die ganze städtebauliche Struktur nicht, in Verbindung mit den DDR-Bauten an der Wilsdruffer Straße entsteht dort eine abgeriegelte trostlose Hinterhofgegend, die absolut nicht angenommen wird.

  • @slesiano
    Zur Aufklärung des Rätsels kann ich vielleicht etwas beitragen: Die Existenz des Tesar- bzw. Advanta- Riegels beruht auf eine Kette von unglücklich verlaufenen Entwicklungen Anfang der 90er Jahre. Seine Entstehung hängt direkt mit dem Wiederaufbau des Taschenbergpalais als Hotel zusammen. Ursprünglich war geplant, den Riegel als Servicetrakt des Hotels mit Verwaltungsräumen, der Hoteltiefgarage, Großküche, Pool, usw. zu belegen. Die Große Brüdergasse sollte dazu teilweise mit einer gläsernen Hotellobby überbaut werden. Dazu kann man stehen, wie man will. Es hätte aber dazu geführt, dass das Palais weitgehend frei geblieben wäre von denkmalunverträglichen Nutzungen. Für mich bedauerlicherweise, konnte man sich dann aber damals nicht über den Kauf des Grundstücks für den Riegel einigen und so wurden alle Nutzungen im Altbaubereich konzentriert. Das bedeutete einige schmerzhafte Verluste an Originalsubstanz und verhinderte zudem die Rekonstruktion einiger Bereiche. Von außen am schlimmsten wirkte sich die weitgehende Überbauung des Sophienhofes an der Ecke Sophienstraße und Brüdergasse aus. Im Rest dieses Hofes entstand gar die Teifgarageneinfahrt, womit er gar restlos zum Teufel war.
    Damit könnte die Geschichte zu Ende sein, ist es aber leider nicht. Irgendwann einigte man sich über den Grundstückskauf und es wurde doch noch der Riegel gebaut - nun aber als Bürohaus. Es war lange Zeit an der Rückseite des Hotels die für eine Verbindungsbrücke zum Riegel geplante Anschlussstelle sichtbar, die dann aber irgendwann einmal beseitigt wurde durch die Anlage eines Fensters.
    Zum Riegel selbst will ich noch sagen, dass dessen Längsfassaden im Grunde gar nicht so schlecht gestaltet wurden (Fensterproportionen, Putzfassaden, Lisenengliederung). Problematisch ist seine Länge, wobei die Palaisrückseite nun auch nicht weniger monoton ist. Schlecht finde ich prinzipiell die Überbauung des Kirchengrundstückes, welches ich lieber unbebaut gesehen hätte. Am Übelsten finde ich die halbrunde Nase mit dem irgendwie der dort einst stehende Kirchturm nachgezeichnet werden sollte, was aber m.E. übel nach hinten losgegangen ist.
    Auf jeden Fall wünsche ich mir eine Belebung dieses Gebietes. Die angedachte Wohnnutzung wäre dazu in meinen Augen gut geeignet. Hoffentlich stellt sich der Architekt nicht gegen die notwendigen Änderungen an den Fassaden (Balkone, Loggien) quer. Der Bau steht schon viel zu lange leer.

  • Man könnte noch erwähnen, dass der Bau im Jahre 1998 relativ überhastet begann, da die Genehmigung auszulaufen drohte. Als er dann 1999 fertig war, befand sich der Dresdner Büromarkt - euphemistisch ausgedrückt - in einer schwierigen Situation. Ein rentabler Vermietungsstand dürfte wohl nie erreicht worden sein.
    Im Jahr 2006 entschloss man sich schließlich, den Komplex zu einem 5-Sterne-Hotel umzubauen. Meinem Kenntnisstand nach sollte sogar das Büro von Sir Norman Foster beauftragt werden. Da sich allerdings keine Kette fand, zerschlug sich auch dieses Vorhaben.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Hier mal ein Link zur Seite eines in Hamburg ansässigen Büros, die im News-Bereich ein "Gutachten zur Fassadengestaltung eines Wohn- und Geschäftshaus(es) am Postplatz" zeigt.

    http://biwermau.de/

    Wer den Standort/das Baufeld erkennt, bekommt ein Bier. drink:)

    edit:

    Ich glaube nun zu wissen, um welches Baufeld es sich handelt.

    Wer traut sich einen Tipp?

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  • Toll, welch filigran-beschwingte Formensprache! Das haut einen glatt aus den Socken! Albert Speer reloaded? Aber man kann zumindest beim besten Willen nicht sagen, dass es sich nicht harmonisch in die Umgebung einfügen würde...

    Bezüglich Standort: Zwischen Wall- und Marienstraße...?

  • Also ich würde sagen, Schweriner Straße an der Ecke zur Hertha-Lindner-Straße. Der Flügel links schließt an das Stadthaus an.
    Ich trinke lieber Wein cheers:)

  • Das ging schnell. Darin erkennt man den Profi.

    Nachdem ich bestimmt zehn Minuten lang überlegt habe, bin ich auch auf das Baufeld MK2 an der Schweriner Straße gekommen. Dieses wurde zuletzt auf der Expo Real 2013 von der Stadt beworben.

    Hier das damalige Exposé:

    http://www.dresden.de/media/pdf/lieg…ostplatzMK2.pdf

    An dieser Stelle könnte ich mit der gezeigten Architektur ganz gut leben.

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  • Mist, da lag ich wohl ziemlich daneben...

    Stimmt, die Schweriner Straße gibt es ja auch noch! Dann wäre also das erste Bild die Ecke zur Hertha-Lindner-Straße. Ich hoffe dennoch inständigst, dass das Projekt in der gezeigten Form nicht über das Stadium einer Studie hinauskommt. Ich halte die fast monströse Monumentalität mit bis zu acht Etagen selbst an dieser Stelle für verfehlt, außerdem hätte man die Ecksituation sicherlich erheblich besser lösen können...

    À propos Tipp Marienstraße/Wallstraße: Sind irgendwo eigentlich schon brauchbare Visualisierungen aufgetaucht, die die Straßenfassaden von "Merkur II" aufzeigen?

  • Ich halte die fast monströse Monumentalität mit bis zu acht Etagen selbst an dieser Stelle für verfehlt, außerdem hätte man die Ecksituation sicherlich erheblich besser lösen können...

    Bezüglich der Eckausbildung gebe ich dir vollkommen recht. Diese ist grottig bzw. nicht vorhanden, sodass der Bau wie abgeschnittene Meterware wirkt, was er - zugegeben - ja auch ist.
    Mit der Höhe indes kann ich leben. Sie dürfte die Traufhöhe der umliegenden Bebauung von 21 bis 23 m nicht überschreiten. Allerdings wirkt der Bau stark unproportioniert, da die Sockel- gegenüber der Mittelzone zu niedrig ist. Hier sollte man den Sockel über zwei Etagen führen und in der 1. Etage beispielsweise Büroräume oder Praxen einordnen.

    À propos Tipp Marienstraße/Wallstraße: Sind irgendwo eigentlich schon brauchbare Visualisierungen aufgetaucht, die die Straßenfassaden von "Merkur II" aufzeigen?

    Hier gibt es leider keinerlei Neuigkeiten. Da das Projekt aber vom Büro Knerer und Lang betreut wird, deren Arbeiten ich im Allgemeinen schätze, hoffe ich auf anständige Ergebnisse.

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  • Umbaupläne für das "Haus am Zwinger" veröffentlicht

    http://www.sz-online.de/nachrichten/ne…el-3025805.html

    http://www.dnn-online.de/dresden/web/re…chen-1681930114

    Thomas Scherer des oberbayrischen Unternehmens Denkmalneu aus Bad Heilbrunn möchte den Riegel für 45Mio zu einem Mix aus Büros, Gewerbeflächen und 107 Apartments zwischen 26 und 62 Quadratmetern, die als Business-, Ferien- oder Langzeitwohnungen umbauen. Ganz oben sollen Penthouse-Wohnungen entstehen.
    Die jetzigen Mieter wurden alle gekündigt. Mit dem Optiker verhandelt man über den Wiedereinzug nach dem Umbau. Der Irish-Pub Shamrock darf wegen Lärmbelastung nachher nicht mehr einziehen.
    Man möchte hochwertige Geschäfte im Erdgeschoss haben. Auch einen Bio-Markt kann er sich vorstellen.
    Das Umfeld der kleinen Brüdergasse zum Wohnriegel an der Wilsdruffer soll auch neugestaltet werden. Es soll auf jeden Fall mehr Licht her und er könnte sich Kunst vorstellen um die Ecke attraktiver zu machen und um Passantenströme anzulocken.
    Nur was soll dann mit den Stellflächen des Wohnhauses geschehen :/


    Sein Unternehmen ist Experte für schwierige Fälle und war bis jetzt in Bayern und Norddeutschland aktiv.

    Bauantrag ist schon gestellt und könnte noch Frühjahr losgehen, wenn die Stadt zustimmt.


    Kleine Ergänzung:

    http://www.bild.de/regional/dresd…46142.bild.html

    In die Spitze soll ein Edel-Restaurant mit Dachterasse (vielleicht die alten Radeberger-Pläne?).
    Wohnungen entstehen ab dem 3. Stock mit Balkons Richtung Wilsdruffer.
    Gewerbe sind 14 Läden und 11 Büros.
    Die Mieter können die Wäscherei und Reinigung des Kempinski in Anspruch nehmen, da ja auch kurzzeitige Mietungen möglich sind.

    Es soll von außen farblich angestrahlt werden um die Gasse attraktiver zu machen.


    Quelle: denkmalneu

    Pressemitteilung der denkmalneu
    http://denkmalneu.com/images/portal/…ung_dmn_HAZ.pdf

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

    3 Mal editiert, zuletzt von Chris1988 (29. Januar 2015 um 16:39) aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Ist zwar böse, aber vielleicht rechnet sich das Ganze in dem grauslichen Advanta-Riegel auch wieder nicht - mangels Nachfrage und potenten Mietern...und dann wird das Ding ohnedies schneller als man glaubt wieder eliminiert. Bis dahin soll einmal schön der Neumarkt wiederaufgebaut werden, damit die GHND dann noch immer Betätigungsfeld für die Zukunft hat ;)

  • Exilwiener
    Verzeih mir meine Ungeduld, aber ich möchte wirklich nicht noch länger darauf warten müssen, dass in dieser Ecke unserer Stadt Leben einkehrt. Mit dem Plan hier viele Wohnungen unterzubringen, habe ich wirklich Hoffnung, dass es hier bald nicht mehr so tot sein wird. Die Läden im EG werden sich dann hoffentlich auch endlich wieder vermieten lassen. Schön wären Läden, die mal ausnahmsweise nichts mit der Ausrichtung auf den Tourismus zu tun hätten.

    Der Riegel hat seine Schwächen, vor allem die monotone Länge und auch seine Höhe, ganz zu schweigen natürlich von dem blöden geschwungenen Kopfteil. Er hat aber andererseits auch seine Qualitäten. Die Fassaden sind gut gegliedert (Fensterformate, Sockelgeschoss, usw.). Die Durchgänge zur Wilsdruffer Straße finde ich ausreichend und die Außenanlagen sind auch in Ordnung. Für die Planungsgeschichte des Riegels sollte man anerkennen, dass die Wohnzeile an der Wilsdruffer Straße für eine Neubebauung an der Brüdergasse nicht allzu viel Platz gelassen hatte.
    Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir für die Zukunft einen Radikalumbau der "Nase" wünschen, um dem ehrwürdigen Baugrund gerecht zu werden. Aber mal ganz ehrlich: ich halte einen Wiederaufbau der Sophienkirche weder für realistisch noch für erforderlich.

    Einmal editiert, zuletzt von Arwed (29. Januar 2015 um 15:05)

  • Ich würde den Riegel auch lieber wieder abreißen lassen und dafür sogar etwas Leere in Kauf nehmen. Allein, das ist wohl völlig utopisch. Also kann man das Gebäude auch irgendwie mit leben erfüllen, mir solls recht sein. Schön, im Sinne von gefällig, wirds da zu meinen Lebzeiten (und so alt bin ich ja nicht) wohl nicht mehr.

  • Um in diesem Bereich der ehemaligen Altstadt "gesunde Strukturen" zu erzeugen, müsste man wohl nicht nur den Riegel, sondern auch den Bau von Herbert Schneider an der Wlsdruffer Straße abreißen lassen. In der Tat eine völlig utopische Vorstellung, zumal Dresden wahrlich noch drängendere Aufgaben zu bewältigen haben dürfte.
    Ansonsten muss man feststellen, dass die Fassaden von Heinz Tesar wirklich nicht schlecht sind.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ja, man kann da irgendwie Leben einführen, aber warum so unglaublich hässlich wie auf dem Bild? Lieber der Advantariegel so wie er jetzt ist als so wie auf dem Bild … Und das wirklich für 45 M€? Was man dafür alles hätte mahen können … Ich denke da an den Kollhoffbau, der dann auch die momentanen Ausgaben für den Kulturballast obsolet gemacht hätte … Meine Güte, diese Stadt schafft sich immer mehr ab.

  • So was wie den Umbau könnte selbst die BASF, die nicht gerade für stilsichere und geschmackvolle Büro-Bauten bekannt ist, besser. Dass das Ding gescheitert ist war ja auch nicht vorherzusehen. Wer will denn in so ein scheußliches Ding rein? das einzig positive dürfte der Blick auf das Taschenbergpalais sein und das nur auf einer Seite raus. Allein schon die Bezeichnung Riegel sagt alles. Während ähnlich scheußliche Projekt sich gerne mit Phantasienamen oder mit Quartier, Carrée, Höfe oder sonstigem schmücken, hatte man das Ding auch gleich Klotz nennen können. Das Teil war 2000 schon tot, der Umbau wird es auch nicht richten.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Die Fassaden der Altmarktgalerie an der Wilsdruffer Straße sind der gleiche Horror , und bedürfen irgendwann einer Überarbeitung wenn das überhaupt möglich ist was ich stark bezweifele ^^