Fachwerkbestand in Deutschland

  • Weiß zufällig jemand, wie viel Fachwerkbauten in Deutschland während des zweiten Weltkriegs und danach durch Abriss verloren gingen bzw. wie viel Fachwerkhäuser heute noch existieren ?

  • Laut Wikipedia stehen in Deutschland heute noch über zwei Millionen Fachwerkhäuser. Geht man von dieser Zahl aus, müßte Tübingen (um ein Beispiel zu nennen) mit seinen 80.000 Einwohnern ca. 2000 Fachwerkhäuser besitzen, um dem deutschen Durchschnitt zu entsprechen. Wenn man die Stadterweiterungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, den Klosterort Bebenhausen und die acht eingemeindeten Dörfer mitrechnet, könnte Tübingen tatsächlich auf ungefähr 2000 Fachwerkhäuser kommen. Nun liegt aber Tübingen fachwerkmäßig eindeutig nicht im deutschen Durchschnitt, sondern erheblich darüber. Vor dem späten 19. Jahrhundert wurde in der Gegend fast ausschließlich in Fachwerk gebaut; die Tübinger Altstadt ist recht groß und außergewöhnlich gut erhalten; selbst die Teilorte sind noch überdurchschnittlich gut erhalten. Vor diesem Hintergrund scheinen mir zwei Millionen als gesamtdeutscher Wert übertrieben zu sein.

  • Vor diesem Hintergrund scheinen mir zwei Millionen als gesamtdeutscher Wert übertrieben zu sein.

    Das kommt mir auch sehr hoch vor. Laut unten angegebener Statistik gibt es in Deutschland 2.677.468 Wohngebäude die vor 1919 gebaut wurden. Bei Fachwerkhäusern dürfte es sich einerseits vorwiegend um Wohnbauten handeln, sowie auch ganz überwiegend um solche mit einem Baujahr vor 1919. Allerdings fallen unter diesen Zeitraum auch die Gründerzeitbauten, die eben in der Regel keine Fachwerkbauten sind. Die Gesamtzahl der Fachwerkbauten müsste daher deutlich unter der angegebenen Zahl liegen.


    http://www.statistik-portal.de/Statistik-Portal/de_jb08_z5.asp

  • Interessante Statistik! Bei ca. 19.000.000. Wohngebäuden in Deutschland, müßte in etwa jedes zehnte ein Fachwerkhaus sein, um auf 2 Millionen zu kommen. Kann ich mir nicht so recht vorstellen.

    die Gründerzeitbauten, die eben in der Regel keine Fachwerkbauten sind.

    Kommt vielleicht auf die Gegend an. Hier in Württemberg wurde bis zum 1. WK noch massenhaft Fachwerk verwendet. Vielen Häusern sieht man das gar nicht an, wie z.B. diesem Haus in Esslingen:


    Bild von Königsbau


    Bild von slesianospostato

  • Vielen Häusern sieht man das gar nicht an

    Eben! Wann ist ein Haus ein Fachwerkhaus? Wieviel vom Haus muß tragendes Fachwerk sein? Ist ein Haus, daß an der Straßenfront eine Steinfassade bekommen hat aber sonst vollkommen intakt Fachwerk ist noch ein Fachwerkhaus? Wohl eher ja. Ein Haus, daß aber nur Fachwerkgiebel hat, und ansonsten massiv ist, wohl eher nein. Aber wie bewertet man zB. die Aufbauten von Burg Eltz, http://static.panoramio.com/photos/original/95030209.jpg
    würde man den Fachwerkteil des einen Flügels herunternehmen hätte es auch ohne weiteres ein veritables Fachwerkhaus in der (vorkriegs)Altstadt von Frankfurt sein können.
    Dann gibt es schließlich noch unzählige kleinere Fachwerkbauten, Schuppen, Scheunen, Unterstände, Backhäuser etc. pp.

    3 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (15. Februar 2016 um 18:24)

  • Bei Fachwerkhäusern dürfte es sich einerseits vorwiegend um Wohnbauten handeln, sowie auch ganz überwiegend um solche mit einem Baujahr vor 1919.

    Diese These würde ich nicht unbedingt unterstützen. Im Münsterland gibt es z.B. in den Ortskernen nahezu keine Fachwerkhäuser mehr, da dort generell eher die Steinbauten überwiegen und viele Ortskerne nahezu komplett modernisiert wurden.
    Auf dem Land sieht es dagegen noch ganz anders aus - viele Höfe haben noch Fachwerkscheunen oder - was auch häufig zu sehen ist - dass das typische Hallenhaus komplett als Stall weitergenutzt wird, während das Wohnhaus irgendwann in der Nachkriegszeit neugebaut wurde. Ich persönlich finde die 2 Millionen daher gar nicht so unwahrscheinlich. Dazu kommen ja auch viele Fachwerk-Neubauten, wenngleich deren Anteil vmtl. noch sehr klein ist.

    Auf http://www.deutscherbau.de findet sich zudem folgende Aussage:
    "Auf der Seite Fachwerk.de wird für heute eine Zahl von etwa zwei Millionen Fachwerkhäusern in Deutschland genannt, wobei nicht jedes Fachwerkhaus jenes als typisch geltende Aussehen mit sichtbaren Holzträgern aufweist. Achtzig Prozent der Fachwerkhäuser Deutschlands, so die Seite Fachwerk.de, sind verputzt oder verkleidet, sodass sie von außen nicht als Fachwerkhaus erkennbar sind. Die restlichen zwanzig Prozent sind diejenigen, die manchen Romantiker zum Schwärmen bringen."

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Kommt vielleicht auf die Gegend an. Hier in Württemberg wurde bis zum 1. WK noch massenhaft Fachwerk verwendet.

    Das mag sicherlich richtig sein. Doch die großen Gründerzeitviertel in den damals aufstrebenden Industriestädten dürften doch meist nicht in Fachwerkbauweise errichtet sein. Ich gehe auch davon aus, dass von den in der Statistik aufgeführten Gebäude Baujahr vor 1919 mehr als die Hälfte solche sind, die nach 1872 gebaut wurden.

  • 2 Mio Fachwerkbauten erscheinen mir auch etwas zu viel. Ich habe die Frage etwas unverständlich gestellt. Ich meinte, wie viel Fachwerkensembles sich bis heute in Städten erhalten konnten. :)

  • Achtzig Prozent der Fachwerkhäuser Deutschlands, so die Seite Fachwerk.de, sind verputzt oder verkleidet, sodass sie von außen nicht als Fachwerkhaus erkennbar sind.

    Davon, dass auch die verputzen Fachwerkbauten (die im Übrigen fast immer auch als solche zu erkennen sind) und nicht nur die mit freigelegtem Fachwerk, in unserem Zusammenhang als Fachwerkhäuser zu sehen sind, bin ich ausgegangen.

  • Also ich würde sogar sagen, dass 2 Mio Fachwerkhäuser für Deutschland zu wenig sind! Denn Wikipedia schreibt dass allein in den Kantonen Thurgau und Zürcher Weinland in der Schweiz es 600.000 reine Fachwerkhäuser gibt und noch mehr Mischformen! Dies ist überraschend da de Schweiz kein Land mit weit verbreiteter Fachwerkbauweise ist. Daraus kann man schlussfolgern, dass es automatisch schon von der Fläche und der Häuserdichte in Deutschland mindestens 5mal so viele Fachwerkhäuser befinden! Aber wie bei allen Informationen von Wikipedia muss man vorsichtig sein!

  • Das würde ich auch sagen alleine was in Frankfurt an Fachwerk sterben muste ist ein kraus. Von ehemals über 3000 Gebäuden hat dank den bekloppten Terror Engländern nur 1. ich betone 1!!! Überlebt und die stellen sich als Helden da Idioten! Hoffentlich wird die goldene Waage so schön wie früher.

  • Nun die Anzahl der im WK2 zerstörten Fachwerkgebäude dürfte deutlich unter 5% des damaligen Bestandes betragen. Allerdings handelte es eher um die bedeutenderen, aufwändigeren und prachtvollen Gebäude wie die eben genannte Goldene Waage, die man außerhalb der Großstädte kaum findet. Die Anzahl der seit dem WK2 abgebrochen Fachwerkgebäude wird wohl zehnmal höher sein, wenn es sich auch um den unbedeutenderen Teil handelte.

  • Unter 5 % bist Du sicher, das klingt so wenig das in der nach Kriegs zeit und auch heut noch sterben grade auf dem Land leider massenhaft Fachwerkbauten da ist der Verlust echt höher als wehrend des Krieges

  • Nun die Anzahl der im WK2 zerstörten Fachwerkgebäude dürfte deutlich unter 5% des damaligen Bestandes betragen. Allerdings handelte es eher um die bedeutenderen, aufwändigeren und prachtvollen Gebäude wie die eben genannte Goldene Waage, die man außerhalb der Großstädte kaum findet. Die Anzahl der seit dem WK2 abgebrochen Fachwerkgebäude wird wohl zehnmal höher sein, wenn es sich auch um den unbedeutenderen Teil handelte.

    Ja, in der Tat. Frankfurt, Braunschweig, Hildesheim und Halberstadt, vor 1944/'45 (neben Goslar) die wohl bedeutendsten Fachwerkstädte, sind im Krieg oder später fast völlig zerstört worden, während die etwas weniger herausragenden Fachwerkstädte überwiegend (bis heute meist teilweise) erhalten geblieben sind.

  • Es ist zum Heulen, ich persönlich bin großer Fan des alten Frankfurt so, bin ich damals auch auf dieses Forum Gestosen ein Fan von Fachwerk zu sein oder gar dessen Aufbau zu fordern ist heut zutage ja leider eh so gut wie ausgeschlossen ich, höre immer nur, wer will den da wohnen das ist zu eng, zu muffig aber ich möchte da gerne wohnen ich habe mal beim Umbau eines Fachwerk Hauses geholfen es, ist harte Arbeit, aber wenn es fertig ist, WOW in solchen Gebäuden Artmet man Geschichte.

  • Wiviele Fachwerk Haeuser werden denn neu gebaut? In Schleswig Holstein sollen es mindestens 2000 bis 5000 pro Jahr sein. Hat mir ein Bekannter in DE gesagt. Gibt auch auf YouTube ein paar Baufilme. Dort gibt es auch Firmen die sich auf Fachwerk spezialisiert haben.


    Zwei Fragen: Hier in Kanada wird auch fast jedes Haus in Staenderbauweise gebaut. Sind das auch Fachwerkhaeuser?

    Sind Metallstaender, also Metall Skelett auch "Fachwerk"? Oder muss es Holz sein?

  • ja die Staenderbauweise zählt auch zu den Fahrwerken Frage werden wie in Deutschland Häuser mit massiven Balken, die auch mehrere Stockwerke drangen, könnten oder eher wie die in Amerika mit den Dünen Balken für die Bungalows oder Zwischenwänden wenn überhaupt. Das Metall Skelet ist auch Fachwerk aber, nicht in der deutschen Art das ist eisen Fachwerk viele Brücken aus, der zwischen Kriegs zeit sind so gebaut worden in Amerika z. B. so gut wie alle sogar bei der Goldengatebritch die fahrbarn beruht auf einem Stahlträger Fachwerk stabil und wind durchlässig und günstiger als massiv bau auch lager hallen sahen früher bei uns so aus.Ist heute fast alles beton.Ach ja beton ist so ein Tolles und auch wertvolles matereal und wir bauen nur schrott damit, die Römer würden uns auslachen und in die Schule schicken.

    Hier noch ein bsp. für stahl skelet aus good ould germany und eins aus Amerika

    Einmal editiert, zuletzt von Maxitown (23. Februar 2016 um 08:19)