Bachstadt Leipzig - die Matthäikirche

  • Also ... Ja, doch. Das ist sogar noch besser als der Erstentwurf war. Ich denke schon, dass das ziemlich gut werden könnte. Letztlich hängt natürlich noch viel von der eigentlichen Architektur und von den Fassadengestaltungen hab. Aber der Stadtraum, der da entstehen soll, wirkt schon recht vernünftig. So wird sich z. B. die Ansicht aus der kl. Fleischergasse heraus auf das Areal fundamental verbessern.

    Link

  • ^^^ Hier wird überhaupt nichts "größtenteils erhalten" sondern der unsägliche Stasi/VoPo-Komplex fast vollständig eliminiert (nur das Tragwerk, evtl. Kunst im Inneren und einer der skulpturalen Ohrentürme mit Betonformelementen von Karl-Heinz Adler bleiben erhalten). Alles in allem ein Kompromiss der absolut ok ist auch wenn m.M.n. der Siegerentwurf hinsichtlich des Archivbaus Mängel hat.

  • Lieber Pagentorn,


    die Zeit ist reif, meinen Wettbewerbsentwurf für den Matthäikirchhof Leipzig auch im APH-Forum ein- und vorzustellen. Zumal im dortigen Themenstrang Bachstadt Leipzig – der Matthäikrchhof , Seite 3, der Forist Tandem schreibt: „Einen wirklich sensiblen Umgang mit dem geschichtsträchtigen Ort kann ich in keinem der Entwürfe erkennen. Eine richtige Stadtreparatur in kleinteiliger Bauweise ist auch nicht zu sehen“.

    Ihn entschuldigend gehe ich davon aus, dass er nur die neun ausgewählten Entwürfe gesehen hat, nicht aber die übrigen 57, eine immense Zahl von Entwürfen und Plänen, die umsonst gefertigt wurden, so auch meiner.

    Gestern erhielt ich als teilnehmender Architekt ein Schreiben und Einladung der Stadt Leipzig zur Ausstellungseröffnung am 29. Februar 2024 in Leipzig, in der alle eingereichten Wettbewerbsarbeiten aus- gestellt werden, darunter auch mein Wettbewerbs- entwurf, der in der 1. Phase ausgeschieden wurde.

    66 Wettbewerbsentwürfe sind eingegangen, davon gelangten nur neun in die 2. Phase und damit weitere Bearbeitung. Über das Schicksal eines historisch bedeutenden Ortes von Alt-Leipzig wurde in wenigen Stunden von zwei Handvoll Leuten entschieden.

    Außer dass die siegreichen Architekten wie ich Stuttgarter sind, habe ich mit deren Auffassung von Stadtreparatur und Wiederaufbau rein gar nichts gemein. Der Entwurf ist für mich kläglicher als ich es mir in meiner schlimmsten Vision vom Resultat des Wettbewerbs vorgestellt habe.

    Die Zeit, als ich mit einem Wiederaufbauentwurf wie dem am Matthäikirchhof Leipzig einen Wettbewerbs- preis gewonnen habe, ist seit über 40 Jahren schon vorbei. Das war im Dom-Römer-Wettbewerb 1980 in Frankfurt am Main. Der Klassikarchitekturfreund und WELT-Kolumnist Dr. Dankwart Guratzsch schrieb über meinen damaligen Wiederaufbauentwurf: „Sie sind die treibende Kraft für den Wiederaufbau von Altstädten“. Ja, war ich mal, und 2010 wurde die Altstadt Frankfurt so wieder aufgebaut wie im Wettbewerb von mir geplant: Abbruch des Technischen Rathauses und Bau von Altstadthäusern. Dass man mit einem Verstoß gegen Wettbewerbsauflagen einen Preis gewinnen konnte (der Abbruch des TR war verboten) ist lange schon Geschichte. Heute zählt in Wettbewerben nur noch das massive Mauern der Modernisten in den Jurygremien gegen Rekonstruktionen. Als einstmals „treibende Kraft“ bin ich im Strom der Zeit und Zeitgenossen längst abgetrieben.

    Also flog ich in Leipzig hochkant in der 1. Phase raus, was ich von vorneherein wusste, in Kauf nahm und mir niemals anders ausgemalt habe. Ich hätte locker und leicht wie die Stuttgarter Kollegen planen können, weil man damit auf der erfolgsversprechenden und sichereren Seite steht. War mir sonnenklar, dass ich das mit einem weitgehend originalgetreuen Wiederaufbau des Matthäikirchhofs mit Matthäikirche nie und nimmer schaffen würde.

    Sogar das Alte Theater am Richard-Wagner-Platz habe ich rekonstruiert, um es zu errichten, die nördliche Straßenführungen geändert und untertunnelt. Die eingereichten Wettbewerbszeichnungen sind aufgrund sorgfältiger Recherchen nach, soweit noch vorhanden, historischen Vorlagen gefertigt. Alle wiederher- gestellten Fassaden sind vor Neubauten gebaute Rekonstruktionen, mit Ausnahme der Matthäikirche.

    Hören Sie die Hühner in Leipzig über so einen Einfaltspinsel wie mich lachen? „Ha, ha, ha, glaubt der, die Leipziger wollen in die Vergangenheit vor 1945 zurück?“ Nee, die wollen ihren ollen Stasibau wiederhaben, am besten mit Walter Ulbricht als sprechende Wachsfigur: Wenn isch hier rausgomme, will isch gaine Girsche mehr sehen“, soll er beim Austreten aus dem neuen Leipziger Gewandhaus gesagt haben, und meinte die Paulinerkirche, die 1968 gesprengt wurde.

    Die heutigen Leipziger wollen auch gaine Girsche mehr sehen, nämlich gaine Matthäigirsche - eine der Wirkungsstätten Johann Sebastian Bachs - allen voran der OB, die Stadträt*innen und Verwaltung. Und die Ostalgiker, die ihren Narren am Stasibau gefressen haben und ganz sicher über den Stuttgarter Schauerentwurf jubeln.

    Ich aber habe mein Herzblut an Leipzig vergossen - vielleicht gibt es dort noch Menschen mit ebensolchem Herzblut für ihre Altstadt. Nun können alle Leipziger*innen neben 65 Entwürfen auch meinen mit Leidenschaft, Hingabe und Liebe (was zählt das heute noch, und wen von den Modernisten interessiert es?) gezeichneten Wettbewerbsentwurf in der kommenden Ausstellung betrachten und sich ein Bild machen, darüber, was und wie Architekten heute über Stadtreparatur- und Entwicklung denken, zeichnen und zu bauen beabsichtigen.


    Axel Spellenberg

    Freier Architekt Diplom-Ingenieur

    Worpswede

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  • Das APH hat sich den historischen Bauten, deren Erhaltung und Rekonstruktion verschrieben. In vielen Orten -auch in Deutschland- wird dies ähnlich gesehen und historisches Bauen wird akzeptiert. In ganz Deutschland? Leider nein. Wie uns unser langjähriges Forumsmitglied Dr. Mises in ausführlichen Beiträgen, mit profunden Wissen darlegt, ist besonders Leipzig im alten Stasidenken verhaftet.

    Die heutigen Leipziger wollen auch gaine Girsche mehr sehen, nämlich gaine Matthäigirsche - eine der Wirkungsstätten Johann Sebastian Bachs - allen voran der OB, die Stadträt*innen und Verwaltung. Und die Ostalgiker, die ihren Narren am Stasibau gefressen haben und ganz sicher über den Stuttgarter Schauerentwurf jubeln.


    Auch im Heimatforum von LEonline wird diese Tatsache beklagt.

    ^^Das hätte mir in der Tat am besten gefallen und ein bisschen hatte ich auch die Hoffung, dort ein Stück Altstadt zurückzubekommen, ähnlich wie es Dresden gemacht hat, wie es Frankfurt a.M. getan hat. Einem Stadtkern tut so etwas gut, eine "Stadt-Reparatur", ein schöner Begriff. Einen Ort für Stasiunterlagen & Co. hätte man auch darin unterbringen können. Ich werde auch nie verstehen, warum so etwas nicht die Bürger entscheiden können, sondern eine Hand voll Leute.

    Frankfurt als Hochhausstadt würde ich nicht ganz so euphorisch betrachten.

    Während aber in der Landeshauptstadt Dresden eine authentische, kleinteilige, barocke Altstadt bewundert werden kann, findet man in Leipzig Plattenbauten und moderne Stahlbetonbauten. Sollte sich eine Chance zur Rückkehr zum historischen Bauen ergeben, wird konsequent modern entschieden. Gerne im "Bunkerstil" wie beim städtischen Kunstmuseum, im "Neurussenchic" wie bei der Universität oder man erhält die grauen (energetisch gesehen bzw. grauenhaften) Stasibauten. Von Rekonstruktionswillen keine Spur. Ein hoffnungsloser Fall für dieses Forum.

  • ^ Willkommen zurück in Deinem Lieblingsforum! Endlich gibt´s wieder Troll-content vom Elbland-Pinocchio.

    Auch im Heimatforum von LEonline wird diese Tatsache beklagt.

    Dabei bin ich seit 2007 hier angemeldet und damit länger als im DAF aber sei´s drum. huh:)

    Der von Dir zitierte User Nuperus hat im post vorher übrigens folgendes geschrieben:

    Das ist aber so einiges passiert zwischen den beiden Entwürfen - im positiven Sinne! Schön, dass man mit der Bebauuung nun den beiden Straßenverläufen in der Großen Fleischergasse und auch vorne zum Ring hin folgt. Auch die Kleinteiligkeit und die Dachformen (Zusammenspiel von Mandsarden- und Mansardenwalmdächer) der LWB-Wohnhäuser und auch die jetzige Form des Jugendgästehauses gefallen mir sehr. Interessant auch das Dach des Stasi-Akten-Archives. Wir dürfen auf das Ergebnis am Ende gespannt sein und auch, wie es letztlich insgesamt wirkt. Man möchte fast meinen, dass der Beteiligungsprozess tatsächlich etwas bewirkt hat, dabei wirkt es fast etwas bockig, dass man diesen kleinen Teil des ehemaligen Stasi-Baus (trotzdem) noch hat stehen lassen.“

    in Leipzig Plattenbauten und moderne Stahlbetonbauten.

    Schauen wir mal ob unser leipzigaffiner Münchhausen recht hat.

    Innenstadt + Altstadt der Landeshauptstadt Dresden

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    Quelle Google Maps

    Im Vordergrund sehen wir tatsächlich die Innenstadt einer dt. Großstadt. Krieg und der fehlende rücksichtsvolle Aufbauwillen der Entscheidungsebene haben zu einem desaströsen Ergebnis geführt. Dagegen sind die Zentren von Städten wie Duisburg, Essen usw. architektonische Perlen.

    Vom Krieg ebenfalls schwer gezeichnet war Leipzig auf das sogar die doppelte Bombenlast derer Dresdens abgeworfen wurde. Die Stadt konnte allerdings ihren Stadtgrundriss größtenteils erhalten.

    Innenstadt der Hauptstadt Mitteldeutschlands Leipzig

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    Quelle Google Maps

    Man erkennt deutlich was die Grundvoraussetzung für ein ansprechendes Stadtbild ist: Wenn der historische Grundriss aufgelöst wird ist praktisch schon der halbe Sargnagel eingeschlagen. Die alten Straßen- und Wegebeziehungen sind die Basis auf der alles fußt. „Fassaden“ dagegen sind in der Zeitlinie immer wieder ersetzbar.

    Sollte sich eine Chance zur Rückkehr zum historischen Bauen ergeben, wird konsequent modern entschieden.

    Geschätzter Reik, die Vollrekos wurden doch hier nun schon oft genug aufgelistet…tztztz..sehr vergesslich.

    oder man erhält die grauen (energetisch gesehen bzw. grauenhaften) Stasibauten.

    Ähem, nope, auch hier liegt unser fake-news-König falsch denn der Bau wird, wie weiter oben dargelegt, mitnichten erhalten. Die in ihrer Höhe reduzierte Kubatur eines Seitenflügels (ohne Fassade) bleibt erhalten dazu außen noch ein künstlerisch recht wertvoller Treppenhausturm.

    Hier nochmal der Vergleich in der Draufsicht:

    Bestand

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    Google Maps


    Neukonzeption, die nun weiter ausgearbeitet wird:

    lkf933tn.jpg

    Riehle Koeth GmbH+Co.KG

    Ich finde den Kompromiss, wie erwähnt, ok da es auch hätte ganz anders laufen können. Dennoch gibt es mehrere Punkte, die man überarbeiten sollte. Wichtig aber erstmal, dass der Stasibau weg kommt.

    Ein hoffnungsloser Fall für dieses Forum

    …sind eher Deine armseligen Trollereien. Mal ernsthaft gefragt - ist Dein Leben so ...?