In Gedenken an Burkhard Klingenschmid, einem der besten Sachkenner nicht nur dieses Gebietes um Roßplatz bis Turner-, Nürnberger und Windmühlenstraße ...
Ergänzend zum ehemaligen Königsplatz und doch baulich und entwicklungsgeschichtlich getrennt zum Roßplatz sollen nun einige Zusammenhänge dargestellt werden, die so nicht in Internet-Lexika nachgeschlagen werden können.
Daher zu Beginn der Plan beider Bereiche mit Überlagerung, wo neben dem ehemaligen Fußgängertunnel der Standort des kümmerlichen, von SED-Kadern umjubelten DDR-Schwarzbaues neben dem Panorama eingepaßt ist. Veränderungen gab es mit den Ringbebauungen in den 1950er Jahren, wo die direkten Zugänge von der Sternwartenstraße und der Roßstraße zum Roßplatz geschlossen wurden.
Zu bedenken wäre, wie mit der durchgängigen Bebauung der Brüderstraße verkehrstechnisch zu verfahren wäre. Ebenso neu zu werten wäre die Verbindung zur Leplaystraße. Doch zurück zur Geschichte.
Zur Geschichte
Der Roßplatz im Jahre 1732
(mit freundlicher Genehmigung von Graphikantiquariat Koenitz) http://www.graphikantiquariat-koenitz.de
Von Gruners Haus aus gesehen in Richtung Johanniskirchturm Roßplatz um 1810
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Daß es nicht erst jetzt in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] Randale mit eingeworfenen Scheiben (und sogar unschuldigen sieben Toten) gab, berichtete die Illustrirte Zeitung schon im Jahre 1845. Nachzulesen gemäß Quelle.
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Aber zumeist prägten Buden und friedliches Zusammenleben das Bild, hier vermutlich in den 1850er Jahren
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Werbung vom Hotel Hauffe, von wo aus Fotografen auch [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ablichteten
Die Szenerie, wiederum aus dem Schatten der Pleißenburg heraus in den 1870er Jahren, allerdings hier von A. Stecher aufgenommen.
Sie zeigt links im Hintergrund die Johanniskirche und die damaligen Bebauungen am Roßplatz, einschließlich "Zum Kurprinz", von wo aus (hinter dem Grunerschen Haus) das Schrötergässchen zum damaligen Windmühlenweg führte (danach zur Kurprinzstraße ausgebaut).
Betrachten wir zuerst den Teil des Roßplatzes Richtung Augustusplatz, der durch die Ringbebauung nicht zur Debatte steht, sondern nur die städtebauliche Einordnung verdeutlicht.
um 1860, auch wenn die damalige Anlage in Richtung Universitätsstraße und Augustusplatz unverändert ist
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sechzig Jahre später, also um 1920
Ansicht um 1930
2016 bei Ampelphase ROT
Auch wenn die Aufnahme scheinbar überhaupt nicht dazu paßt, verdeutlicht sie die Probleme unserer Zeit. Man sieht nicht nur dort, sondern rings um den Ring - wo vorhanden - einen grün-schwarzen, verdreckten Rasen. Die heutige Verweilqualität ist gleich NULL. Und ältere Bürger sind froh, heil über die Straße zu kommen. Das betrifft den gesamten Ring, insbesondere auch die Straßenübergänge an der Thomaskirche.
Auch wenn es noch einige Jahrzehnte anhalten wird, bevor schadfreie Fortbewegungsmittel die Szenerie bestimmen, sollte schon jetzt darauf orientiert werden, u.a. mit einer Belebung des Roßplatzes von einer aufgewaideten "autogerechten" Stadt zu intelligenten Verkehrslösungen zu kommen.
Dies wurde bereits bei "[lexicon='Leipzig'][/lexicon] - Diktaturfolgen" gezeigt wie mit der Kurprinzstraße:
Kurprinzstraße 1905
Vergleichsfoto, jetzt Grünewaldstraße 2013
Von der anderen Seite der Windmühlenstraße aus gesehen
Auch wenn durch die rechtsseitige Ringbebauung dieser Standort für eine Wiederbebauung natürlich nicht in Betracht kommt, soll es eben doch die städtebauliche Qualität dokumentieren, an der man tunlichst anknüpfen sollte. Nach 1989 haben wir bisher nur erlebt, daß alles neu Genehmigte möglichst noch schlechter aussehen sollte als das zu DDR-Zeiten Gebaute ...
Blick von dem gleichen Standort ausgangs der Härtelstraße Ecke Windmühlenstraße in die jetzige Grünewaldstraße, 03.01.2016
Zurück zum Roßplatz
Städtebauliche Qualität erfordert auch, daß die vier einstigen Sehenswürdigkeiten des Roßplatzes nicht wie am Brühl einfältig, auswechselbar und würdelos "vermauschelt" werden sollten.
Die vier Sehenswürdigkeiten nochmals im einzelnen. Die Objektdatenbank des Stadtgeschichtslichen Museums [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hält zudem über tausend Findstellen bereit, wo man sich bei Bedarf ausgiebig informieren kann ...
Die vier Genannten:
links Hotel de Prusse (Hotel Preußischer Hof)
Café Bauer (natürlich gibt es auch bessere Fotos ...)
Harmonie - Architekturentwürfe von Arwed Rossbach
Aufnahme Harmonie um 1909
Panorama 1902
Panorama 1935 bereits umgebaut, auch in der oberen Etage
Ausblick von innen zum Neuen Rathaus
Panorama vom Ausgang Neumarkt gesehen
Vergleichsfoto 2015 - etwas verschoben
Fazit sollte sein, daß an dieser Stelle des Roßplatzes wieder vier in eine "gesunde" Konkurrenz tretende, eigenständige neue Gebäude und Sehenswürdigkeiten treten sollten und keine "Einheitsauce", die in zwanzig Jahren wieder abgebaggert werden muß.
Gegenwärtig ist aber die Situation folgende:
Tristesse pur Roßplatz [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Stand 3. Januar 2016