Irrer Steampunk-Art-Deco-Wolkenkratzer für New York? Eagle Tower / 41 West 57 Street (Mark Foster Gage)

  • Das Ding ist dermaßen unfassbar, dass ich dafür einen eigenen Faden eröffnen muss.

    41 West 57th Street: Eine geradezu manisch-fantastische Vision der Mark Foster Gage Architects aus NYC,
    direkt am Central Park in Midtown Manhattan, an der berüchtigten Billionaire's Row.
    Eine abgedrehte Melange aus steampunkigem Art Deco, Beaux Arts, Expressionismus und Postmoderne.
    Wie direkt aus einer filmischen Fantasy-Welt entrissen.

    Das Ding ist so irre, dass ich es nicht mal kitschig oder überladen finde, obwohl es wahnsinnig eklektizistisch, teils wirr und wahnsinnig ornamental ist. Irgendwie funktioniert es für mich, es lässt das Blut kochen. Weckt Begeisterung für entfesselte Kreativität. Das Ding könnte ein Meilenstein werden und geradezu eine Architekturrevolution im Alleingang auslösen. Ich denke, das ist nicht übertrieben. Es ist fast exakt der (r)evolutionäre Missing Link zwischen Historismus/Beaux Arts, Art Deco, Expressionismus und Gegenwarts- sowie Zukunftsarchitektur, den ich mir förmlich erträumt habe. Eine Art Gaudí-Leuchtturm der Jetzzeit.

    Doch genug der wässrigen Worte... Schaut es euch einfach selbst an!

    Eagle Tower | 102 Stockwerke | Vision für eine revolutionäre Architektur?


    Wers nicht mag, übertrieben oder geschmacklos findet - seis drum! Meinen Enthusiasmus nimmt mir so schnell keiner mehr. :koenig:

  • Spitze!
    Wird vom Guggenheim-Projekt für Helsinki aber um Längen geschlagen -das mutet wie ein Werk von H.R. Giger in Carrara-Marmor an :anbeten:

    Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens. - Friedrich Schiller -

  • Hmm im Detail super, in der Gesamtform überzeugt es mich nicht.
    Es ist zu hoch und gleichzeitig zu schmal.
    Man hätte sich nach der "Zoning Resolution" richten sollen, nach der sich Wolkenkratzer nach oben hin verjüngen müssen, was zu der bekannten Stufenform z.B. beim Empire State Building oder Chrysler Building führte.

  • Mich überzeugt es auch überhaupt nicht. Die Filigranität passt einfach nicht zu dieser Form. Bei einem gotischen Turm etwa hat der Detailreichtum stets etwas mit der Gesamtkomposition zu tun. Derlei Überlegungen scheinen den Architekten nicht zu kümmern. Abgesehen von aller Ästhetik schein mit der Bau gemeingefährlich zu sein. Ob das filigrane Zeug in einer derartigen Höhe zuverlässig halten wird?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Es ist zu hoch und gleichzeitig zu schmal.

    Derartig proportionierte Türme scheinen in New York in Mode zu kommen, was wohl eine Folge der exorbitanten Grundstücks- und Immobilienpreise ist. Noch im Bau ist der 438m hohe Wohnturm "111 West 57th Street". Fast fertig ist das Wohngebäude "432 Park Avenue", stolze 426m hoch:


    432 Park Avenue, March 2015 [CC BY 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0)], by Louis Brickman (Own work), from Wikimedia Commons

  • Zitat

    Derartig proportionierte Türme scheinen in New York in Mode zu kommen, was wohl eine Folge der exorbitanten Grundstücks- und Immobilienpreise ist

    https://static1.squarespace.com/static/55ff596…jpg?format=750w

    Man beachte auch den Turm links der Visualisierung.

    Ob das eine Remineszenz an die Geschlechtertürme sein soll?

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…a_Middleage.jpg

    Wobei die auch wohl mehr beindruckend als schön sind.

    Ergänzung: Ich meine gelesen zu haben, daß Wolkenkratzer ab etwa 300 Meter (etwa 80 Etagen) unwirtschaftlich werden, weil die Kosten für die Infrastruktur und den erhöhten technischen Aufwand die Einsparung des niedrigeren Flächenverbrauchs übersteigen. aber vielleicht hat sich diese Annahme mitlerweile relativiert.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (8. Dezember 2015 um 15:09)

  • https://static1.squarespace.com/static/55ff596…jpg?format=750w
    Man beachte auch den Turm links der Visualisierung.

    Das ist das "432 Park Avenue"-Hochaus, glaube ich.

    Ob das eine Remineszenz an die Geschlechtertürme sein soll?

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…a_Middleage.jpg

    Ich habe mal irgendwo gelesen, daß diese Ansicht des mittelalterlichen Bologna stark übertrieben ist. Die allermeisten Türme waren nicht so hoch wie dargestellt und es waren auch nicht so viele.

    Ergänzung: Ich meine gelesen zu haben, das Wolkenkratzer ab etwa 300 Meter (etwa 80 Etagen) unwirtschaftlich werden, weil die Kosten für die Infrastruktur und den erhöhten technischen Aufwand die Einsparung des niedrigeren Flächenverbrauchs übersteigen. aber vielleicht hat sich diese Annahme mitlerweile relativiert.

    Wenn man sich anschaut, was einige Wohnungen im 432 Park Avenue kosten (nämlich 100.000 Dollar pro Quadratmeter für die teuersten Wohnungen), dann dürfte sich die Sache für die Investoren doch lohnen.

  • Das ist etwas für die Generation die mit Computerspielen aufgewachsen ist.

    Mir sagt´s nicht so zu. Aber die Menschen die im 17 Jahrhundert erstmals Barockkirchen gesehen haben, fanden diese vielleicht auch futuristisch und überladen und heute freuen wir uns dran.

    Immerhin ist der Entwurf originell und schädigt nicht das Bild seiner Umgebung.

  • Ich stimme dir zu Kaoru, ein-zwei Rücksetzer (Setbacks) hätte ich hier auch besser gefunden. Aber der Turm ist eben dem Grundstück entsprechend verdammt schlank. So ist das im heutigen Manhattan. An ähnliche Stengel werden wir uns wohl gewöhnen müssen. Bei Gelegenheit verlinke ich mal eine Übersicht, da gibts einige solcher Wahnsinnskaliber.

    Im Übrigen will ich anmerken, dass der gezeigte Entwurf mehr eine Vision und keine konkrete Planung ist. Das Grundstück soll allerdings entwickelt werden, wie auch mehrere in der Umgebung. Vielleicht nimmt einer der Investoren ja Elemente davon auf, das käme sicher gut. :) Die Aufmerksamkeit ist dem Entwurf schon sicher.

    Klassisch gestaltete Hochhäuser und Wolkenkratzer gehen in NYC gerade richtig gut, Robert Stern (RAMSA) hat da einiges im Angebot., schaut mal rein: http://www.ramsa.com/en/projects-se…tial/index.html

  • Architektonisch gefällt es mir gut. Städtebaulich sehe ich Hochhäuser allerdings stets skeptisch. Je höher die Türme, desto weniger Licht am Erdboden, desto mehr Verkehr. Daran können auch die Immobilienpreise nichts ändern. Dennoch, der Entwurf ist spannend.

  • Klassisch gestaltete Hochhäuser und Wolkenkratzer gehen in NYC gerade richtig gut, Robert Stern (RAMSA) hat da einiges im Angebot., schaut mal rein: http://www.ramsa.com/en/projects-search/…tial/index.html

    Vielleicht eine Antwort auf die Erkenntnis, daß reine Glasfassaden für die Wärmeregulierung in Häusern Winter wie Sommer mehr als problematisch sind. Es ist ja auch absurd. Einerseits zwingt man fast geradezu Menschen ihre Häuser in Styropormüll zu verpacken weil die Dämmeigenschaften von Steinen nicht mehr ausreichen sollen, andererseits baut man Häuser mit komplett verglasten Fassaden, wo man doch weiß, daß Fenster, selbst wenn sie dreifach verglast sind, immer die wärmeisolatorischen Schwachpunkte eines Hauses sind.

  • Naja. Im hochstrebenden Manhattan ist der PKW-Verkehr tendenziell geordneter und geringer als zB im eher horizontal orientierten haussmannschen Zentrum von Paris. Zu manchen Tageszeiten sind da gefühlt fast nur Taxis und Busse unterwegs.

    Zu dem Vergleich kann ich wenig sagen, zumal es sich ja auch nicht um eine Statistik, sondern eine von Dir gefühlte Tendenz handelt. Ich stand schon in NY im Stau und habe das nicht als entspannt empfunden. Vielleicht aber haben die Franzosen auch ein besonders schlechtes Verkehrsmanagement. Sei´s drum, es müsste aber eigentlich logisch sein, dass mehr Menschen konzentriert auf geringem Grund mehr Verkehr bedeutet. Selbst wenn alle Bewohner Fahrrad oder Taxi fahren würden (was unrealistisch ist), gibt es noch Postboten, Anlieferer, Hausmeisterservice, Besucher usw.usf. Aber diese Diskussion hatten wir ja schon öfter.

  • Ich kann mich durchaus für die Ornamentik begeistern, allerdings nicht für die Höhe. Jeder Wolkenkratzer provoziert Neubauten doch dazu, diesen zu überbieten, irgendwann ist es selbst in 100 Metern dann ziemlich dunkel. Was mich mal interessieren würde: Was muss für das Gebäude weichen? Ein Altbau oder irgendwas Unspekatuläres?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Plastik und Ornament an Bauten ist ja grundsätzlich zu begrüßen, aber wenn es in diese Richtung geht, nein danke! Zuerst wirkt es für mich als applizierte Dekorzutat zu diesem schon als Stengel bezeichenden magersüchtigen Hybristurm. Nur an den Kanten mit diesen konsolartigen Adlerhorsten wird das Stiftchen voluminöser, darf die Architektur mit der Bauplastik raumgreifend ausholen, eine Verbindung eingehen. Nee, aber der Geist, der hier mitschwingt ist mir ein zu seelenloser, technoider Geist. Sehe schon Cyborgs darin wandeln, RFID-chip vernetzte Menschen darin arbeiten. Das Ganze erinnert mich an die Matrixfilme: nun beherrscht von der Maschinenintelligenz.
    Da feht mir die Liebe!