Torgau (Galerie)

  • Im November hatte ich Gelegenheit, das Renaissanceschloss Hartenfels in Torgau zu besuchen, um einmal den 2014 renovierten und mit einer neuen Farbgebung versehenen Wendelstein von 1533-35 im Schlosshof zu besichtigen. Die Wendelstein-Fassade gehört in ihrer zurückhaltenden und zugleich außergewöhnlichen und originellen Gestaltung zum Schönsten und Vornehmsten, was ich jemals gesehen habe.

    Ein Entrée mit einer Abbildung des im Prado hängenden Torgau-Gemälde von Lucas Cranach d.J., auf welchem das Schloss Hartenfels freilich etwas in die Breite gezogen dargestellt wird:

    Zugang von der Stadtseite:

    Wenn man durch das Tor schreitet, fällt der Blick direkt auf die Wendelstein-Fassade:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

    2 Mal editiert, zuletzt von Snork (2. Dezember 2015 um 18:02)

  • Brunnen:

    Erker:

    Gegenüberliegende Hofecke mit Wendelstein und Hausmannsturm:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Linker Hand der Eingang zur Schlosskapelle:

    Annäherung an den Wendelstein:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Die Wendeltreppe aus Elbsandstein gehört ganz sicher zu den baukünstlerisch-technischen Höchstleistungen der damaligen Zeit:

    Abstieg zur Elbseite mit dem Flaschenturm:

    Hier die letzte noch unrenovierte Flügelaußenseite der Anlage:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Huchgott - schön, dass es endlich wieder eine ordentliche Galerie zu Torgau, einer wirklich wichtigen (wichtig gewesenen?) und architektonisch überaus wetvollen Stadt, gibt! Die Stadt ist einfach wunderbar mit dem Schloss und den tollen Renaissance-Bauten sowie der Stadtkirche.
    Vielen Dank für deine Bilder, Snork!
    Anbei ein paar Bilder von der Aussicht vom Hausmannsturm, dem Torgauer Schlossturm, die ein paar Wochen zuvor entstanden sind.
    Der Turm...
    [/url


    http://abload.de/image.php?img=p1120311gkqvt.jpg

    ...und die tolle Aussicht in den Schlosshof:

    Blick auf die Stadt:

    Der Rosengarten:

    Im Hintergrund die Elbbrücke:

    Bilder von mir.

  • Zugang von der Stadtseite:

    Uff das Geländer und vorallem die Laternen auf der Brücke sind aber auch für Arme...

    Aber vielen Dank für die schönen Bilder dieses phantastischen Baus.

    Apropos Brücke: Undbedingt gehört vor das Schloß wieder eine Brücke, und zwar an alter Stelle!
    Mindestens 600 Jahre lang überquerten knapp hundert Meter stromab der heutigen Brücke erst verschiedene Holzbrücken und zuletzt eine Stahlbogenbrücke die Elbe. Die jeweilige Brücke bildete mit dem Schloß ein interessantes Ensemble, trotzdem sie nie architektonisch herausragend waren.

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…fels_Torgau.jpg

    http://i.ebayimg.com/t/tolle-AK-Torgau-Elbbruecke-mit-Schloss-Hartenfels-1913-/00/s/Mzk0WDYxMA==/z/ZNEAAOSwMTZWRzwB/$_12.JPG

    http://i.ebayimg.com/t/51043066-Torgau-Elbbruecke-Schloss-Hartenfels-/00/s/NjQwWDk4MA==/z/Y54AAOSwcBhWU6da/$_57.JPG


    Die alte Brücke setzte eine spektakuläre Fluchtlinie zum Schloß (ein wenig wie die Hohenzollernbrücke in Köln, nur etwas bescheidener natürlich). In eine Stadt in der man so grandios empfangen wird, kommt man gerne.

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…-Hartenfels.jpg Kurz vor dem Abriß

    Zu diesem Zeitpunkt existierten noch die alte als auch schon die neue Elbbrücke:

    http://i.ebayimg.com/t/72235355-Torgau-Renaissancestadt-mit-alter-und-neuer-Elbebruecke-Fliegeraufnahme-/00/s/NDUyWDcwMA==/z/fNwAAOSwbdpWXRL0/$_12.JPG

    1994 erfolgte schließlich der Abriß der alten, übrig blieb der links-elbische Brückenkopf:

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_Hartenfels.jpg

    Man merkt, wie sehr sie fehlt..

    Um die neue Brücke mag man die Torgauer nun wahrlich nicht beneiden, ich behaupte die Dresdner sind mit ihrer Waldschlößchenbrücke besser dran.
    Obwohl ich Ortsumgehungen begrüße (die B183 macht hier keine wirkliche, hält sich jetzt nur etwas aus dem Kern der Altstadt fern) stört mich, daß die Lage der neuen Brücke keinen Bezugspunkt zur Stadt mehr hat. Auch in ihrer Gestaltung muß keine Autobahnbrücke sich scheuen mit ihr in den Wettstreit zu treten. Fazit: Vollkommen unangemessen für diesen Ort.

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…eTorgau2012.JPG

    Fairerweise sollte man zugeben, daß die alte Stahlbogenbrücke zu ihrer Zeit auch nur mindesten Gestaltungskriterien entsprach und genausogut ein Industriegebiet hätte überspannen können. Aber trotzdem, damals waren die Standards einfach höher.

    Nun ist es zwar leider nicht mein Fug, wohl aber mein Wille, daß dort wieder eine Brücke steht. Vielleicht eine Fußgängerbrücke. Wirklich eine unrealistische Idee, oder ist jemandem ruchbar geworden, daß Menschen meinen Wunsch teilen?

    5 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (3. Dezember 2015 um 07:54)

  • Definitiv, die Brücke zum Schloss hatte etwas. Eine Stahlbogenbrücke würde ich mir dann aber doch nicht an der Stelle wünschen, wenn gleich sie schon besser ausschaut als die neue Brücke. Eher würde doch eine kleine Albertbrücke passen. Noch unrealistischer, oder? smile:)

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • naja - ich glaub, da passiert die nächsten 50 Jahre nix mehr in Sachen Brücke, weil es definitiv auch gar keinen Bedarf für 2 Brücken nebeneinander im Abstand von ca. 100 m gibt. Da hat Torgau mit Sicherheit andere, gravierendere Probleme... Was Gäste anbelangt, dürfte für Schloss und Stadt noch sehr viel Luft nach oben sein. Hinzu kommt, dass es auf der anderen Seit nur Kleingärten und noch nicht mal eine Handvoll Häuser existieren. Wenn da wie in Görlitz ein Ort wäre... Das was dafür Freaks interessant wäre, sind die Überreste der Festung Torgau aus dem 19.Jh.. Dös hat aber für mich schon wieder Geschmäckle, weil ich dann an die Verhunzung des Schlosses zur preußischen "Kriegskaserne" denken muss.
    Apropo Brücke und Militär - zum einen hatte die alte Brücke meines Wissens die Bedeutung, dass dort Russen und Amis 1945 dort das erste mal aufeinander trafen und keine deutsche Wehrmacht mehr dazwischen war, was den Sieg über Hitlerdeutschland für beide greifbar rücken lies. Zum anderen hatte die damalige Sowjetarmee auf der einen Seite der Brücke die Kasernen und auf der anderen Seite die Truppenübungsplätze. Im Frühjahr 90 musste nun Soldat Hummel der NVA mit seiner Truppe auch auch auf die andere Seite zum Artillerieeinsatz. Ich hatte glücklicherweise nur den Spieß-Ural zu fahren. Guck ich doch nicht recht - ein paar LKW´s vor mir versagt bei einem die Lenkung und Ural mit Kanone hintendran und Munition geladen donnern gegen die Metallstreben der Brücke. Den Leuten ist nix passiert. Aber der Bürgermeister legte in diesen Wendezeiten einfach mal fest: Brücke für Militärfahrzeuge gesperrt.... Dumm dann, wenn man auf der einen Seite die Kaserne und auf der anderen die Übungsplätze hat... Naja - ein Jahr zuvor wäre so etwas sicherlich nicht gegangen!

    Beste Grüße Andreas

  • Die Zusammenkunft von Sowjets und Amerikanern in Torgau ist lediglich die erste inszenierte Begegnung gewesen. Kurz zuvor hatte man sich schon viel weiter elbaufwärts in der Nähe von Riesa, genauer in Lorenzkirch und Kreinitz getroffen. Da stand man aber zwischen hunderten zerschossenen Flüchtlingen und das wäre pressetechnisch nicht so toll gewesen.

  • Zwar ist die heute existierende Brücke ästhetisch nicht sonderlich ansprechend, doch aus verschiedenen (vor allem wirtschaftlichen) Gründen wird es in Torgau auf absehbare Zeit nur diese (und auch keine weitere) geben. So kommt eine Rekonstruktion der älteren Brücke gar nicht in Betracht. Desweiteren finde ich diese ehrlich gesagt auch gar nicht so passend - die Stahlbögen der Brücke mit deren Streben wirkte vor dem Schloss Hartenfels regelrecht filigran und schmächtig.
    Aber wenn man den Gedankengang mal hypothetisch weiterspinnt: Entweder sieht die rekonstruierte Brücke viel zu "klein" aus, oder sie wirkte neben der noch existierenden Brücke wie erdrückt, oder aber es gäbe nur diese rekonstruierte Brücke, wo dann der ganze Verkehr am und unter dem Schloss Hartenfels vorbeirauscht. Alle Varianten sind total unrealistisch und unterbieten sich gegenseitig mit der Wahrscheinlichkeit, durchgesetzt zu werden.

    Egal, wie man sich das ganze nun vorstellt oder vorstellen will, muss man sich aber auch eingestehen, dass es derzeit eine verkehrstechnisch sehr komfortable Lösung gibt. Denn die Autos und LKW werden weitgehend aus der Innenstadt ferngehalten (zumindest relativ weiträumig. Dass die Umgehungsstraße die Innenstadt nicht vollständig umgeht, sondern südlich tangiert, ist mir durchaus bewusst.), die Fußgänger kriegen vom Verkehr nur wenig mit und das Zentrum ist weitgehend autofrei. Schließlich hat die Stadt sicherlich genügend andere Probleme, um die sich gekümmert werden muss.
    Das Zentrum ist wie gesagt autofrei, wurde umfassend saniert beziehungsweise restauriert und präsentiert sich in voller Schönheit.
    Hier einige unter anderem genau dies verdeutlichende Bilder, die ich vor etwa zwei Monaten gemacht habe:
    Die Stadtkirche St. Marien, hier die Website, ist stadtbildprägend. Es erfolgten im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Umbauten am Sakralbau, welche hier unter anderem etwas erläutert werden. Blick von der Schlossstraße:

    Gesamtansicht der Stadtkirche:

    Das müsste Neogotik sein:

    ...hier Barock...

    Blick in die Ritterstraße von der Kirche aus:

    Das Portal mit der sich darüber befindenden Fensterrose:

    Blick nach oben: Auffällig sind die unterschiedlichen Höhen der Türme.

    Blick in die Pfarrgasse:

    Von der Ritterstraße schaut man zurück auf eine städtebaulich wie architektonisch sehr ästhetische Situation:

    Tolle Portale...

    unter anderem von "renaissancetypischster" Art...


    Bilder sind von mir. Fortsetzung folgt...

    2 Mal editiert, zuletzt von Millennio (4. Dezember 2015 um 20:31) aus folgendem Grund: Gesamtansicht von St. Marien hinzugefügt

  • Das letzte Portal gehört übrigens zu einem auch sonst sehr ansehlichen Bau:


    ...Der Giebel ist natürlich obligatorisch. Jene gibt es in Torgau jedenfalls zuhauf, jeder zwar mit eigenem Charakter, aber dennoch immer ein typischer Vertreter der "sächsischen" Renaissance. Ein paar illustrierende Bilderchen:

    Die Bäckerstraße führt zum Marktplatz:

    An der Ecke Scheffelstraße / Bäckerstraße (zum Marktplatz hin) ebenfalls Prachtexemplare der Renaissance:

    weiter in der Scheffelstraßestraße ein noch sanierungsbedürftiges Haus, welches allerdings so in dieser Form auch ansehlich ist:


    Bilder von mir.

  • Das meine ich auch, dass sich der derzeitige Zustand sehen lassen kann. In Torgau wie in anderen sächs. Städte neigt man zu Überrenovierung, was das Auge ermüdet. Etwas mehr Patina wäre wünschenswert. Was damals zu viel war, ist heute zu wenig.
    Daher gehört Torgau zu jenen Städten, die auf ersten Blick begeistern, nach einer Stunde aber bereits ein kleinwenig langweilig zu werden beginnen.

    Hatte wir das Rathaus und seine allzu puristische Rekonstruktion schon besprochen?

    Fotothek_df_ps_0005955_Rathäuser by alexanderfranzlechner, auf Flickr

    wrngrd001 (2) by alexanderfranzlechner, auf Flickr

    Quelle´:
    „Fotothek df ps 0005955 Rathäuser“ von Deutsche Fotothek‎. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Foto…h%C3%A4user.jpg


    1123px-Torgau_Markt_Rathaus by alexanderfranzlechner, auf Flickr

    „Torgau Markt Rathaus“ von Joeb07 (Johannes Kazah) - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY 3.0 über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Torg…rkt_Rathaus.jpg

    Hat jemand Bilder vom Inneren dieser aufgelassenen Kirche in der Schlossstraße? Sie soll ein schönes Zellengewölbe haben.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Dass ein solcher Unterschied zwischen dem Zustand vor den 60er Jahren und dem derzeitigen Zustand besteht, war mir bis dato nicht bewusst. Dennoch finde ich den aktuellen Zustand ansprechender. Schließlich wurde die Fassade 1870 (laut Wikpedia) komplett umgestaltet im Sinne des Historismus. Die Säulen wirken auf den Fotografien zwar originell, aber total unpassend, weil sie u.A. nicht mit dem Erker harmoniert haben.
    So muss ich also sagen, dass mir der derzeitige Zustand mehr zusagt als der "Historismus-Zustand" (schließlich war ja die Renaissance sehr auf Proportionen aus).

    Natürlich wirkt der Bau recht zurückhaltend und puristisch, aber das ist schließlich weitgehend der Originalzustand. Muss denn jedes "alte" Gebäude protzen? floet:)
    Der restliche Marktplatz. Man beachte die Patina der Gebäude!

    Die Nordseite des Marktplatzes mit einem dem Rathaus ähnlichen Bau:


    Bilder von mir.


    Insgesamt ist der Marktplatz sehr schön. Dass einige Fassaden und Dächer nicht so herausgeputzt aussehen, sagt mir durchaus zu. Denn so wird einfach vielmehr Authentizität erreicht. Keiner Stadt tut es gut, überrenoviert auszusehen. Dass dieser Zustand (zumindest derzeit) nicht für Torgau zutrifft, empfinde ich als sehr positiv und definitiv erhaltenswert.
    Interessanterweise stehen heute am Marktplatz meist eher Gebäude mit Fassaden, die eindeutig nach der Renaissance entstanden sein müssen. Die Häufung von z.B. Renaissance-Giebeln kann man hier demnach nicht feststellen. Vermutlich ist das aber eher die gefühlte Wahrheit, weil die Häuser der Straßen und Gassen natürlich auch nur teilweise der Renaissance zuzuordnen sind. Das Stadtbild jedenfalls ist einzigartig geschlossen.

    PS: Von der ehemaligen Kirche in der Schlossstraße habe ich leider keine Bilder...

    Einmal editiert, zuletzt von Millennio (7. Dezember 2015 um 19:08)

  • Zu Torgau stelle ich noch einige Aufnahmen von März 2001 dazu.
    Das Rathaus hätte ich auf älteren Bildindex-Aufnahmen erst fast nicht erkannt...


    Bildarchiv Foto Marburg

  • Bei den Rathaus hat aber jemand die neoklassizistischen Zutaten wie Säulen und Pilaster entfernt und wieder den Originalzustand aus der Renaissance rekonstruiert! Ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen, da der Charakter dieses Gebäudes auch nach dem Umbau von der Renaissance geprägt war ( die typischen Giebel und natürlich dieser wunderschöne runde Eckerker) ! Die Restaurierung finde ich gibt dem Gebäude seinem ursprünglichen Charme zurück und es wirkt einfach authentischer als mit den vorgelagerten Säulen!

  • Bei den Rathaus hat aber jemand die neoklassizistischen Zutaten wie Säulen und Pilaster entfernt und wieder den Originalzustand aus der Renaissance rekonstruiert! Ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen, da der Charakter dieses Gebäudes auch nach dem Umbau von der Renaissance geprägt war ( die typischen Giebel und natürlich dieser wunderschöne runde Eckerker) ! Die Restaurierung finde ich gibt dem Gebäude seinem ursprünglichen Charme zurück und es wirkt einfach authentischer als mit den vorgelagerten Säulen!

    Zum gründerzeitlichen Umbau des Rathauses ein Zitat aus einem 1981 veröffentlichten Fachartikel. Autor ist Gerhard Glaser, damals leitender Mitarbeiter der Dresdner Denkmalpflegetruppe, die die Rückverwandlung der Fassade federführend bearbeitete:

    Zitat

    Obwohl auch im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts von einem wirtschaftlichen Aufschwung der seit 1813 preußischen Garnisionsstadt [Anm.: Sachsen als Bündnispartner Napoleons verlor damals große Teile seines Gebietes an Preußen] nicht die Rede sein konnte, glaubte der Rat der Stadt doch, den allgemeinen Auffassungen der Gründerzeit folgend, dem Rathaus durch Vorblendung einer Monumentalfassade größeres Gewicht verleihen zu müssen. Der Berliner Architekt Fehlisch legte hierfür je einen Entwurf in Formen der Gotik und in italienischer Hochrenaissance vor. Der letzte wurde als der billigere 1874 ausgeführt. […] Den schmerzlichsten Verlust in diesem Zusammenhang stellt der Abbruch der Renaissanceportale vor den Durchfahrten und dem Haupteingang dar.
    Quelle: Gerhard Glaser; „Die Rekonstruktion des Rathauses in Torgau“
    Veröffentlicht in: Denkmale in Sachsen; Weimar 1981

    Der Anlass für die Rückgestaltung des Äußeren (mit Planungsbeginn 1968) ergab sich schlichtweg daraus, dass das Gebäude einen baulich sehr desolaten Zustand aufwies. Der oben zitierte Text spricht von einer „dringend erforderlichen Sanierung der Marktfassade“. Die Denkmalpfleger konnten dabei die günstige Situation nutzen, dass Torgau im Jahr 1973 seine 1000-Jahrfeier beging, was die Mittelbereitstellung sehr beförderte. Noch einige kurze Passagen zum Ergebnis des Umbaus (gleiche Quelle wie oben):

    Zitat

    Das Rathaus erhielt seine originale äußere Gestalt bis auf die Portale zurück. […]
    Die Haupt- und Seitenfassadenmit ihrer illusionistisch aufgemalten Quaderarchitektur repräsentieren in der Plastik der Giebelzone und ihrer gesamten Farbigkeit den Originalzustand.[…]
    Der Verzicht auf die beiden Portale wird als Zwischenlösung angesehen. In der Auffüllung unter dem Gehweg vor dem Rathaus (Fundort von Fragmenten) dürften sich noch soviel Bruchstücke befinden, dass unter Zuhilfenahme von Analogien eine Rekonstruktion möglich wäre.[…]
    Die Ritterfiguren auf den Giebeln [Anm.: auf nachstehendem Foto eingekreist], einst von Georg Schröter geschaffen, wurden durch die Bildhauer Christian und Werner Hempel nach 2 erhaltenen Originalen ergänzt.

    Abschließend noch ein Foto mit Erläuterungen des Bildprogramms am Renaissance-Erker:


    Ich hatte hierfür als Grundlage ein Foto aus dem Forum verwendet, leider habe ich mir nicht den Fotografen notiert - ich glaube es war Karasek. Anderenfalls bitte korrigieren.

    Einmal editiert, zuletzt von BautzenFan (15. Dezember 2015 um 04:58)

  • Torgau war ich noch nie aber es sieht sehr gut aus. Die Erhaltungsgrad manche Stadten in Sachsen ist einfach nur Beindruckend (Bautzten, Pirna, Gorlitz, Meissen, Freiberg) und danzu auch Torgau