• @ philon:
    natürlich ist das alte rathaus in [lexicon='leipzig'][/lexicon] nicht das älteste renaissancegebäude deutschlands, sondern, wie so viele alte häuser, ein ergebnis fortwährender umbauten.


    im übrigen war die renaissance ja mehr als eine kunstrichtung. sie war ein neues weltbild - insofern musste sie längst den weg über die alpen gefunden haben, ehe sie sich bei neu- oder umbauten architektonisch manifestieren konnte. daher ist es nicht möglich, den beginn der renaissance in deutschland anhand des entstehungsjahres welches gebäudes auch immer - das zudem heute noch verhanden ist und später nicht bis zur unkenntlichkeit umgebaut wurde - zu datieren.
    mal abgesehen davon bestand das weltbild der renaissance aus der schöpferischen aneignung der (vorchristlichen) antike und einem diesseits gerichteten blick, welcher den menschen in den mittelpunkt rückte. mit viel gutem willen kann man vielleicht frühformen davon in dem "architektinische(n) konzept eines papstpalastes in pienza" erkennen.
    aber geschichtsbücher brauchen deswegen nicht umgeschrieben werden. sie weisen völlig zurecht auf die prozesshaftigkeit des übergangs zur renaissance hin.

    @ oliver: architektur ist baukunst. in der kunst gibt es keinen wettlauf, wer der schnellste ist. im gegenteil, ideen brauchen zeit zum wachsen und reifen. gerade deshalb unterscheiden sich später errichtete (prunkvollere)renaissancegebäude stark von diesem haus in überlingen.

  • @ rakete:

    Zitat


    daher ist es nicht möglich, den beginn der renaissance in deutschland anhand des entstehungsjahres welches gebäudes auch immer - das zudem heute noch verhanden ist und später nicht bis zur unkenntlichkeit umgebaut wurde - zu datieren.


    Das ist natürlich trivial; das hab' ich aber auch nicht gemeint. Ich meinte natürlich immer den "Beginn" der Renaissance innerhalb der Archiektur (darum geht's hier ja). Und natürlich ist mit "Beginn" nicht ein fixes Datum, sondern eine Zeitspanne des Übergehens und der Ungleichzeiigkeiten gemeint, d.h. man kann diesen "Beginn" selbstverständlich nicht auf ein bestimmtes Gebäude und ein bestimmtes Jahr festlegen - das ist aber eigentlich auch so trivial, daß ich es nicht einmal der Erwähnung wert fand.
    Aber wenn es richtig ist, daß das besagte Haus in Überlingen kein Einzelfall ist, sondern viele Renaissance-Gebäude in Deutschland, die man bislang auf Anfang bis Mitte des 16. Jahrhunderts datiert hatte, tatsächlich 50 bis 100 Jahre älter wären, dann wäre das schon eine kleine Revolution in der Kunst- und Kulturgeschichte. Denn es würde immerhin zeigen, daß Gedankengut wie Bauformen der Renaissance auch in Deutschland nicht erst, wie man bisher angenommen hat, mit erheblicher Verspätung rezipiert wurden, sondern beinahe zugleich mit ihrem Aufkommen in Italien. Mehr habe ich gar nicht sagen wollen.
    Im übrigen ist die Renaissance (gerade in Philosophie, Literatur und Theologie) m.E. viel zu vielschichtig, um sie auf einfache Begriffe zu bringen.

  • also wenn ich den eingangsbeitrag richtig verstanden habe, war das haus nicht falsch datiert worden (der bauherr war ja bekannt) , sondern die frau will jetzt zum jubiläum ähnlichkeiten mit einem renaissancegebäude in italien entdeckt haben. noch ein paar solcher jubiläumsausstellungen, dann klappt´s vielleicht mit der kleinen revolution ...

  • @ rakete:

    Da hast du den Eingangsbeitrag m.E. falsch verstanden: laut Eingangsbeitrag hat sich die Neudatierung durch eine dendrochronologische Untersuchung ergeben; das ist der entscheidende Punkt.

  • @ philon:

    eigentlich unwichtig, aber: je öfter ich den artikel lese, desto verwirrender wird er. mit einer dendrochronoligischen untersuchung lässt sich feststellen, wann ein baum gefällt wurde. aber doch nicht, in welchem jahr sein holz zu balken verarbeitet und verbaut wurde. dazwischen werden sicher nicht jahrzehnte liegen, aber wenn man schon wissenschaftlichkeit beansprucht ...

  • Überlingen - Baukultur auf städtischer Ebene

    15.10.2005 Südkurier
    Ein waches Auge auf die Baukultur
    Neuer Arbeitskreis der Lokalen Agenda will sich mit der Qualität von Architektur in Überlingen befassen

    Überlingen



    Überlingen (hpw) Es muss nicht immer gleich ein Denkmal sein. Auch Gebäude, die nicht unter diese Rubrik fallen, können einen Beitrag zur Atmosphäre und Wohnqualität einer Stadt ausmachen, können besonderen Charme ausstrahlen und für die Zukunft erhaltenswert sein. Da mit anhaltendem Siedlungsdruck gerade derlei Elemente oft schnell zur Disposition gestellt werden, will ein "Arbeitskreis Baukultur" diese Thematik aufgreifen. Er bildete sich im Rahmen der Lokalen Agenda 21 und stieß auf reges Interesse.

    Der Überlinger Architekt Wolfgang Braungardt stellte Möglichkeiten vor, wie man auch Objekte auf einer "Ebene unterhalb des Denkmalschutzes" besser vor überstürzten Veränderungen bewahren kann. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit ist der Abriss des ehemaligen Wohnhauses des Überlinger Religionsphilosphen Leopold Ziegler in der Goldbacher Straße. Eine Initiative, das Gebäude unter Denkmalschutz stellen zu lassen, war gescheitert.

    An einer Serie von Luftbildern machte Stadtplaner Thomas Nöken darüber hinaus deutlich, wie Pläne der Verwaltung von Eigentümern und Investoren auf dem Rechtsweg umgangen werden. Selten habe dies die Qualität der Bebauung und des Stadtbildes verbessert. Ganz unterschiedliche Perspektiven kennzeichnen auch die aktuelle Diskussion, eventuell die gesamte Altstadt unter Denkmalschutz zu stellen.

    Der Grat kann bisweilen sehr schmal sein zwischen einer angemessenen, zeitgemäßen und nutzerfreundlichen Modernisierung und dem Erhalt von traditioneller Substanz mit ihren historischen Qualitäten, die immer seltener werden. Betroffene Hauseigentümer sorgen sich vor zu großer Regulierung und Einengung des Gestaltungsspielraums, außen stehenden Betrachtern, seien es Einheimische oder Gäste, geht die Modernisierung der Kernstadt schon jetzt viel zu weit. Nicht nur mit dem Blick auf "Bausünden", denen es aus heutiger Sicht an jeglicher architektonischen Ästhetik fehlt. Auch hier gehen die Einschätzungen schnell auseinander, wie Braungardt einräumt.

    kompletter artikel unter:
    [url=http://www.suedkurier.de/lokales/ueberl…30,1750753.html]http://www.suedkurier.de/lokales/ueberl…30,1750753.html[/url]

  • gute nachrichten aus überlingen
    in der morgigen ausgabe des südkuriers: :D

    Kulturdenkmal bleibt erhalten

    Abriss oder Sanierung? Diese Frage stand beim Kulturdenkmal einer Arbeitersiedlung aus den Jahren 1922/23 in Überlingen im Raum.
    Überlingen


    Anfang Oktober hatte der Bauausschuss noch einmal grünes Licht für einen Abriss gegeben, wohl wissend, dass noch Verhandlungen mit am Erhalt interessierten Investoren liefen. Vor allem unter dem Aspekt wirtschaftlicher Nachteile für die Stadt hatte sich das Gremium skeptisch gegenüber einer Sanierung gezeigt. Die kann nun doch erfolgen. Wie Oberbürgeremister Volkmar Volkmar Weber bestätigte, hat sich der Gemeinderat jetzt nicht öffentlich für den Verkauf an einen Investor ausgesprochen, der eine Modernisierung plant, und sich so eine Kontroverse mit der Denkmalspflege erspart.

    Südkurier
    21.11.2005
    Investor gefunden
    Kulturdenkmal an Frohsinnstraße wird doch saniert


    Überlingen



    Überlingen (hpw) Es geht also doch. Seit mehreren Jahren wurde die Zukunft der als Kulturdenkmal ausgewiesenen Gebäude an der Frohsinnstraße kontrovers diskutiert. In Konkurrenz um eine Modernisierung und Nutzung des städtischen Areals an der Kreuzung mit der Rauensteinstraße standen Abriss mit kompletter Neubebauung oder die Möglichkeit einer zeitgemäßen Sanierung. Auf den Erhalt des Ensembles aus den Jahren 1922/23 drängte auch die Denkmalpflege.

    Von großer Skepsis geprägt war die Diskussion im Bauausschuss des Gemeinderats. Vor allem unter dem Aspekt wirtschaftlicher Nachteile für die Stadt bei einer erzwungenen Sanierung hatte der Ausschuss Anfang Oktober noch einmal trotzig grünes Licht für einen Abriss gegeben, wohl wissend, dass auch noch Verhandlungen mit interessierten Investoren im Gange waren und eine Umsetzung des Beschlusses ein so genanntes "Dissensverfahren" mit der Denkmalpflege heraufbeschwören, die Sache also nicht unbedingt beschleunigen würde. Im Rahmen seiner jüngsten Sitzung hatte der Gemeinderat das Thema und die Verhandlungsergebnisse nicht öffentlich beraten. Abschließend sei dann auch der Verkauf zur Sanierung des Ensembles beschlossen worden, bestätigte Oberbürgermeister Volkmar Weber auf Anfrage. Am kommenden Mittwoch wird Weber die Entscheidung auch öffentlich bekannt geben, hinter der die Verwaltung auch selbst steht. Die Beratung habe gezeigt, dass ein vernünftiger Umbau und eine Sanierung möglich seien. Auch die Einschätzung der Verwaltung habe sich durch das Verkaufsergebnis bestätigt, erklärte Weber. Und: "Ich denke, dass wir einen guten Preis erzielt haben." Der Verkauf rechne sich vor dem Hintergrund, dass die Gebäude unter Denkmalschutz stünden, auf jeden Fall. Es habe auch eine Abwägung des Risikos stattgefunden, das ein Dissensverfahren mit offenem Ausgang heraufbeschworen hätte. Den Zuschlag habe ein Unternehmen erhalten, mit dem die Stadt schon in der Vergangenheit "vertrauensvoll zusammen gearbeitet" habe. Darin sieht Weber eine Garantie für den Anspruch auf Qualität bei der Sanierung.

    quelle:http://www.suedkurier.de/lokales/ueberl…30,1799526.html

  • 31.03.2006

    Leiser Abschied vom Kramer-Schlössle
    Agendagruppe "Baukultur" spürt geschichtsträchtigen Gebäuden
    und drohenden Bausünden nach


    Seine Tage sind gezählt. Spätestens im Mai wird das Schicksal
    des Kramer-Schlössles an der Seestraße besiegelt sein.
    Grund genug für die Agenda-Arbeitsgruppe "Baukultur",
    die bevorstehenden Entwicklungen an Ort und Stelle zu reflektieren.

    Überlingen
    VON HANSPETER WALTER


    http://www.suedkurier.de/storage/pic/cm…1_baukultur.jpg
    Bild: Walter
    Bis Ende April ist es noch vermietet, dann sind seine Tage gezählt:
    Einen letzten Blick richtete daher der Agenda-Arbeitskreis "Baukultur"
    auf das so genannte "Kramer-Schlössle" an der Seestraße, das aus
    dem Jahr 1875 stammt und neuen Mehrfamilienhäusern weichen muss.


    Überlingen - Es ist nicht nur Nostalgie, auch ein Stück Geschichte
    hängt an dem markanten Gebäude an der Seestraße, das im Volks-
    mund auch das "Kramer-Schlössle" genannt wird. Wer im Garten des
    Anwesens steht, fühlt sich zurückversetzt in längst vergangene Zeiten
    und kann den Zauber nachempfinden, den viele Überlinger hier
    verspüren.

    Doch ein Bürocontainer zeugt vom bevorstehenden Abriss.
    Nur noch bis Ende April ist das Gebäude vermietet. Für den
    Agenda-Arbeitskreis "Baukultur" war es daher höchste Zeit,
    einen letzten Blick auf das Bauwerk zu werfen, das mit seiner
    zurückhaltenden Größe den heutigen Dimensionen trotzt und
    wie ein lebendes Fossil von einer längst vergangenen Epoche
    zeugt.

    Im Ortskernatlas von Überlingen wird es "Villa Zimmermann"
    in einem Atemzug genannt mit dem bisherigen Haus des Gastes
    und der "Villa am See" (Bahnhofstraße 39). Wie letztere wird
    das Kramer-Schlössle auf etwa 1875 datiert und dem damaligen
    Stadtbaumeister Ilg zugeschrieben, der für zahlreiche andere
    geschichtsträchtige Bauten verantwortlich zeichnet.

    Um so verwunderter ist auch Rudolf Christiani, dass das kleine
    Schmuckstück es der Denkmalpflege nicht Wert war, unter Schutz
    gestellt zu werden. Nur geringfügig seien die Veränderungen am
    ursprünglichen Baukörper, die aus Sicht der Behörde gegen das
    öffentliche Interesse an einer Bewahrung des Hauses sprechen.
    Dass die grüne Insel an der Seestraße nicht ganz erhalten werden
    kann, liegt auf der Hand. Doch ist es für Architekt Wolfgang
    Braungardt ein Beispiel, wo das außergewöhnliche Gebäude
    hätte erhalten bleiben können, ohne die so viel beschworene
    "Nachverdichtung" in etwas geringerem Ausmaß ganz auszuschließen.
    Was die künftige Bebauung dieses und des noch freien
    Nachbargrundstücks angeht, sieht Stadtplaner Thomas Nöken
    allerdings kaum ein realistisches Argument, mit dem man es
    hätte verhindern können.

    Gezählt sind auch die Tage des Gebäudes an der Mühlenstraße.
    Wohl kaum zu vermeiden sein wird, dass auf dem Grundstück
    des derzeitigen Hauses, das mit einem schmalen Streifen bis zur
    Seestraße durchgeht, zwei Neubauten entstehen. Dabei waren
    im Exposé zum Verkauf der bestehenden Villa noch "sehr charmante
    Stilelemente der Gründerzeit" beschrieben worden, als besondere
    Qualität des Hauses aus den 1920er Jahren. Mit einem etwas re-
    duzierten Entwurf für die Neubebauung wird sich der Bauausschuss
    schon am kommenden Montag zu beschäftigen haben, nachdem die
    letzte Version abgelehnt worden war.

    Große Skepsis brachte der Arbeitskreis auch den Plänen entgegen,
    am Hang unterhalb der Ulrichstraße zwei Flachdachbauten als Mehr-
    familienhäuser zu erstellen. Der hier noch mit mehreren markanten
    Bauten aus der Zeit um die Jahrhundertwende 1900 erhaltene Charakter
    des Wohngebiets werde damit in ähnlicher Weise zerstört, wie dies im
    Westen schon geschehen sei, war die Einschätzung der Gruppe.

    Auch wenn der Arbeitskreis "Baukultur" derzeit überwiegend Trauerarbeit
    über drohende Verluste zu leisten hat, so geht es ihm künftig verstärkt
    darum, im Vorfeld auf Gebäude aufmerksam zu machen, die Stadt und
    ihre Geschichte prägen und zu der besonderen Identität beitragen ehe
    diese ganz den austauschbaren Bauträgerkonzepten gewichen sind.

    quelle:
    http://www.suedkurier.de/lokales/ueberl…30,1979497.html

  • Es ist doch echt zum kotzen mit dieser Einfamilienhauspest.

    Warum müssen mittlerweile so bedeutende und scheinbar guterhaltene Gebäude fallen? Die Einfamilienhäuser sind doch vmtl in 50 Jahren schon nicht mehr gefragt weil es einfach nicht genug Leute gibt die diese bewohnen.

    Sorry Überlingen... das ist total daneben!!

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Südkurier 06.04.2006

    Aufkirch ist bald nur noch Ausblick

    Der Strukturwandel verändert ein Dorf -
    Aus Scheunen werden Wohnhäuser mit Glasfassaden
    Zwei mächtige Neubauten künden von der Zukunft des bislang eher
    malerischen Aufkirch. Und der Wandel geht weiter. Eine andere Scheune
    könnte bald durch ein Fünf-Familien-Wohnhaus ersetzt werden.
    Für eine entsprechende Anfrage gab der Bauausschuss jetzt
    grünes Licht und hatte auch keine andere Wahl.

    http://www.muenstergemeinde-ueberlingen.de/fotos/aufkirch.jpg
    Die St. Michael Kirche in Aufkirch ist die älteste Kirche in Überlingen,
    mit einem gotischen Schiff. Einst war sie die Mutterkirche von St. Nikolaus.


    http://www.halloleo.de/Geniale_Links/L_web/aufkirch.jpg
    Uneingeschränkten Seeblick versprechen die neuen
    "Traumwohnungen in Aufkirch", die allerdings den
    Charakter des bislang noch landwirtschaftlich geprägten
    Dorfes sichtlich verändern.


    http://www.s-immobilien.de/external/objec…1B1_292x219.JPG

    http://www.suedkurier.de/storage/pic/cm…_aufkirch_1.jpg

    Diese Neubauten in Überlingen - Aufkirch wurden bereits im
    März 2006 fertiggestellt. Hierzu heißt es: "Aufkirch bei Überlingen -
    direkt am Bodensee gelegen. Zeitlos elegante Architektur verbinden
    sich in Aufkirch zu einem erstklassigen Wohnerlebnis. Himmlischer
    Ausblick über den Bodensee und die anschließenden Alpen."


    VON HANSPETER WALTER

    Uneingeschränkten Seeblick versprechen die neuen "Traumwohnungen
    in Aufkirch", die allerdings den Charakter des bislang noch
    landwirtschaftlich geprägten Dorfes sichtlich verändern.


    Überlingen - So wandeln sich die Zeiten. St.Michael in Aufkirch war
    einst die Mutterkirche des Überlinger Münsters St.Nikolaus, später
    hat sich die Kernstadt emanzipiert, ist mächtig gewachsen. Und der
    Weiler auf der Anhöhe schrumpfte in seiner Bedeutung zu einer
    malerischen Marginalie mit Misthaufen. Doch damit scheint es in Zeiten
    des Strukturwandels und des programmierten Zuzugs bald vorbei zu
    sein. Eine Entwicklung, die nicht nur die beiden verbliebenen
    landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetriebe mit kritischen Augen verfolgen.
    Doch Hilferufe an die Obrigkeit sind müßig und wenig Erfolg
    versprechend.

    Nun scheint das Dorf auf dem besten Weg neue Bedeutung zu erlangen.
    Im Exposé für die Eigentumswohnungen auf der Panoramaterrasse der
    Stadt wirkt Aufkirch wie der Nabel der Welt, direkt am Bodensee gelegen
    und umgeben gleich von vier Flughäfen, von Stuttgart bis Altenrhein, von
    Zürich bis Friedrichshafen. Von "mondänen Wohnungen" ist die Rede, das
    Fazit: "Zeitlos-elegante Architektur und faszinierende Landschaftsidylle
    verbinden sich in Aufkirch bei Überlingen zu einem erstklassigen
    Wohnerlebnis."

    Es soll keiner sagen, er könne dem See- und Alpenpanorama keine
    Qualität abgewinnen. Doch spätestens mit den kurz vor der Fertigstellung
    stehenden mächtigen Mehrfamilienhäusern wird deutlich, welchen Tribut
    der Wandel fordert. Wobei die große Transparenz aus Sicht der
    Energiewirtschaft durchaus angemessen ist und aus größerer Distanz
    treten sie auf den ersten Blick kaum in Erscheinungen.

    "Strukturwandel" lautete auch bei der Sitzung des Bauausschusses das
    Zauberwort, als es um eine Anfrage zum Neubau eines Fünf-Familien-
    Hauses anstelle einer großen Scheune ging. Schon bei der jüngsten ÜfA-
    Versammlung war diese aktuelle Entwicklung Gegenstand kritischer
    Anmerkungen. Martin Längle, ÜfA-Vertreter im Ausschuss, äußerte seine
    Sorgen über den künftigen Bestand und mögliche Einschränkungen der
    beiden verbliebenen Bauernhöfe. "Ist für die beiden aktiven Betriebe
    auch noch eine Erweiterung möglich?", fragte er, konnte allerdings von
    der Verwaltung schnell besänftigt werden. Mit der Mehrheit des
    Ausschusses stimmte Längle der Anfrage zu. Lediglich Astrid Eilers und
    Sybilla Kleffner (beide LBU) votierten dagegen. "Wir haben überhaupt
    kein Instrument, hier regulierend einzugreifen", unterstreicht Thomas
    Nöken, Leiter des Stadtplanungsamts, die Situation. In dem Dorfgebiet
    gilt nach Paragraph 34 des Baugesetzbuchs lediglich das Kriterium, dass
    sich Art und Ausmaß der Nutzung in die umgebende Bebauung einfügen
    muss. Mindestens zwei Verwaltungsgerichtsurteile haben dies für Aufkirch
    schon bestätigt. Das jüngste bezog sich auf die beiden neuen Gebäude,
    das erste bescheinigte einem südlich am Ortsrand gelegenen Grundstück
    die Bebaubarkeit im Rahmen des Dorfgebiets. Nöken: "Der Antragsteller
    hat dann sogar einen Rechtsanspruch auf Genehmigung." Lediglich das
    Umfeld der Kirche als Kulturdenkmal unterliegt einer gewissen Kontrolle.
    Die soll zumindest dafür sorgen, dass beim nächsten Bau keine
    glänzenden Dachziegel verwendet werden. Das war beim jüngsten
    Antrag übersehen worden.

    quelle: http://www.suedkurier.de/lokales/ueberl…30,1988120.html

  • Zitat

    "Zeitlos-elegante Architektur und faszinierende Landschaftsidylle
    verbinden sich in Aufkirch bei Überlingen zu einem erstklassigen
    Wohnerlebnis."

    So kann man die Zersiedelung einer Landschaft mit Baumarkt-Architektur und die damit einhergehende Dorfzerstörung wohl auch nennen.
    Ich kann diesen geistigen Dünns****s nicht mehr hören! :übelkeit:

    Schade um das Dorf. :sehrtraurig:
    Wahrscheinlich wird das, was von dem Ort noch übrig bleiben wird, bald hinter dieser Neubausiedlung verschwunden sein. Und welche "Landschaftsidylle" mit Bodenseeblick soll eigentlich noch da sein, wenn alles mit verbaut und zubetoniert ist? Die Geschichte erinnert mich sehr an unseren Vogelsberg bzw. das hier im Forum von mir schon gezeigte Crainfeld. Bezeichnend auch der Offenbarungseid:

    Zitat

    "Wir haben überhaupt kein Instrument, hier regulierend einzugreifen"

    Sind es denn nicht die Kommunen, die diese Baugebiete überhaupt erst ausweisen?
    Die Regeln bezüglich "Einfügen in die vorhandene Bebauung" sind in der Praxis sowieso meist nutzlose Gummiparagraphen. Da wird dann auch mal dem modernen Neubau in der Häuserzeile zwischen alten Fachwerk-Bauernhäusern ein bißchen nachgemachtes "Fachwerk" vorgeblendet, um die "Auflagen" zu erfüllen - kenn ich alles von zuhause und aus eigener Anschauung (siehe das folgende Bild aus Grebenhain-Crainfeld).

    http://www.chronik-crainfeld.de/crainfeld043.JPG

  • Woran der Denkmalschutz und die Denkmalpflege kranken?
    An Dogmen und überholten Richtlinien - Sylvia Floetemeyer
    kritisiert in ihrem Kommentar einmal mehr die Problematik
    am Beispiel des "Überlinger Neustadtbrunnens"


    Neuer Glanz für alten Brunnen

    Verschönerungsverein will auch ohne Zuschuss Neustadtbrunnen sanieren

    Mit der Instandsetzung des völlig maroden Neustadtbrunnens will der
    Verschönerungsverein Überlingen wie geplant kommenden Herbst
    beginnen - obwohl kaum noch mit einem Zuschuss zu rechnen ist.
    Die Überlinger Bevölkerung hat für die Sanierung bereits 22000 Euro
    gespendet.

    Überlingen
    VON SYLVIA FLOETEMEYER


    http://www.suedkurier.de/storage/pic/cm…_04_brunnen.jpg
    Bild: Flo

    Architekt und Vereinsmitglied Jörg Bohm zeigt die schlimmsten Schäden des Neustadtbrunnens.


    Überlingen - Der Verschönerungsverein unter seinem Vorsitzenden
    Thomas Vogler ist sich der Verantwortung gegenüber den Spendern
    bewusst. Deshalb will er unbedingt an seinem Zeitplan festhalten,
    damit der Brunnen zu seinem 160. "Geburtstag" 2007 in neuem Glanz
    erstrahlt. Genau dieser neue Glanz aber ist die Crux, was den dringend
    benötigten Zuschuss vom Landesdenkmalamt angeht. Da fast die
    gesamte Substanz des Brunnens zerstört ist, kommt laut Architekt
    und Vereinsmitglied Jörg Bohm, der die Planung ehrenamtlich
    übernommen hat, nur eine komplette Erneuerung sowohl des Troges
    als auch der Brunnensäule in Frage.

    Das Landesdenkmalamt gab Bohm in der Sache zwar Recht, kann
    aber aufgrund seiner Richtlinien nur einen Zuschuss gewähren,
    wenn die vorhandene Substanz saniert und erhalten wird.
    Denkmalschützer Volker Caesar bedauerte dies und gab dem
    Verein den Tipp, es bei der Denkmalstiftung Baden-Württemberg
    zu versuchen.

    Deren Kuratorium überlegte sich die Sache zwar, wie man Bohm
    versicherte, lehnte einen Zuschuss aber ebenfalls ab. Denn die Stiftung
    entscheidet letztlich aufgrund derselben Richtlinien wie das Denkmalamt.

    Bohm hat die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, aber der
    Verschönerungsverein muss sich darauf gefasst machen, dass der
    beantragte Zuschuss in Höhe von 29000 Euro nicht fließen wird.
    Bisher stehen für die Sanierung rund 52000 Euro sicher zur Verfügung:
    22000 Euro an Spenden, 20000 Euro sind im städtischen Haushalt
    bereitgestellt und mit 10000 Euro will sich der Verschönerungsverein
    beteiligen. Hinzu kommen Sachspenden diverser Firmen. "Man muss
    auch sehen, was Jörg Bohm bisher investiert hat, sagte
    Verwaltungsratsmitglied Edgar Apin.

    Der Verschönerungsverein steht vor einem Dilemma:
    Einerseits "stehen wir im Wort gegenüber den Spendern".
    Andererseits, so Vogler, "können wir nicht beginnen, bevor
    die Finanzierung gesichert ist". Man müsse Ideen entwickeln,
    wie man auch ohne Zuschuss den Zeitplan einhalten könne.

    Der Neustadtbrunnen diente von 1847 bis zum Bau der ersten
    zentralen Wasserversorgung Anfang des 20. Jahrhunderts der
    Brauchwassernutzung des landwirtschaftlich geprägten
    Überlinger "Dorfes". Seit 2004 ist er als "einfaches Denkmal" in
    die Denkmalliste eingetragen. Der Verschönerungsverein hat die
    freiwillige Bauunterhaltspflicht übernommen. Ursprünglich wollte er
    alte Substanz erhalten, doch neuere Untersuchungen ergaben, dass
    die Zerstörung zu weit fortgeschritten sei. Der Trog müsse sowieso
    ersetzt werden, da er durch Schalenbildung im Sandsteingefüge stark
    geschwächt sei. Schäden in der Säule waren bereits früher notdürftig
    kaschiert worden. Weitere Reparaturen würden nur sehr befristet halten
    und im Aussehen auch zu sehr von einem neuen Sandsteintrog abweichen.


    Spendenkonto: Verschönerungsverein Überlingen,
    Konto: 1012665, BLZ 69050001, Sparkasse Bodensee,
    Stichwort: Neustadtbrunnen.


    Denk mal!


    KOMMENTAR VON SYLVIA FLOETEMEYER


    Staatlicher Denkmalschutz ist wichtig, doch seine starren Richtlinien
    führen manchmal zu kuriosen Entscheidungen. Zuschüsse gibt's nur,
    wenn Original-Substanz erhalten wird, egal, in welchem Zustand sie ist.
    Da schüttelt sogar mancher offizielle Denkmalschützer den Kopf.
    Dieses Verständnis nützt aber dem Verschönerungsverein, der sich mit
    Hilfe vieler Bürger für den Neustadtbrunnen einsetzt, gar nichts.
    Ist aber ein Denkmal nicht mehr als ein materielles Gebilde?
    Viele Generationen von Überlingern sind mit dem Brunnen aufgewachsen,
    seine Gestalt prägt seit fast 160 Jahren das Dorf. Ist es nicht wichtiger,
    diese zu erhalten als kaum zu rettende Originalfragmente?
    Soll man einen Brunnen lieber verfallen lassen als ihn neu aufzubauen,
    nur weil es solche Richtlinien gibt? Das, liebe Überlinger, kann's doch
    nicht sein. Es sieht leider so aus, als seien weiterhin Sie gefragt,
    weil sich der Staat mal wieder zurückzieht. Der hat schließlich auch keine
    Heimat, Sie aber schon. Lassen Sie den Brunnen und jene, die sich für
    ihn einsetzen, nicht im Stich!

    quellen:

    Südkurier

    http://www.suedkurier.de/lokales/ueberl…30,2102068.html
    http://www.suedkurier.de/lokales/ueberl…30,2102069.html

    EDIT Antiquitus: Bitte keine urheberrechtlich geschützten Bilder direkt einbinden.

  • Das These von Frau Floetemeyer, daß der Denkmalschutz an Dogmen kranken würde, findet immer mal wieder die Zustimmung derer, die in der Denkmalpflege in erster Linie die Rolle eines Goldesels sehen. Es ist eine der zwei Thesen, die in den 80er Jahren dem Denkmalschutz den Garaus gemacht haben. Die andere These war als quasi offizielle Lehrmeinung an der Stuttgarter Architekturschule, vor allem unter Prof. Kammerer, gleich verhängnisvoll, nämlich daß es sich bei Baudenkmälern generell um altes Zeug handele, das schleunigst entsorgt gehört. Beide Thesen haben dazu geführt, daß in den 90er Jahren in Baden-Württemberg der Handlungsspielraum der Denkmalschutz-Behörden in einer Weise beschnitten wurde, daß die dadurch entstehenden Lücken noch nicht jetzt, aber unzweifelhaft in ein paar Jahren als die Phase eines massiven Abganges von denkmalwürdiger Substanz erkannt werden kann. Was hat das mit dem Neustadtbrunnen zu tun? Die in der Denkmalpflege tätigen Fachleute kennen die Förderbedingungen. Vielleicht sind falsche Erwartungen geweckt worden? Besser ist in strittigen Fällen eine frühzeitige Abstimmung der Maßnahmen. Denn das, und nicht das Geldverteilen ist die Hauptaufgabe des Denkmalschutzreferats: kompetente Beratung und wissenschaftlicher Beistand.

  • braungardt

    Herzlich Willkommen im Forum!

    Jene beiden von dir geschilderten Thesen sind also keine bloßen Gedankenkonstrukte, sondern durchaus (bis heute?) Realität? Gerade die Kammerer-These lässt einem die Haare zu Berge stehen.

    Was ist aus dem Brunnen eigentlich geworden?

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Rekonstruktion des Neustadtbrunnens durch Verschönerungsverein Überlingen fertiggestellt.

    Mit einem Brunnenfest am Samstag, 29. September 2007, fand die Wiederherstellung ihren Abschluss.

    Bilder und Quellmaterial:
    VV - Aktuelles

    Nach über vierjähriger Vorbereitungszeit, geprägt von intensiven Planungsarbeiten und
    Abstimmungen, vor allem von unzähligen, ehrenamtlichen Arbeitsstunden, erstrahlt der
    Neustadtbrunnen im „Dorf“ in neuem Glanz.
    Viele haben dem Verschönerungsverein dabei geholfen und mitgewirkt. Mit einer
    außergewöhnlichen Spendenbereitschaft und Unterstützung durch eine breite Bürgerschaft
    unserer Stadt, Firmen und Institutionen aus Stadt und Umland sowie der Stadt Überlingen ist
    es gelungen, den Neustadtbrunnen im 160. Jahr seines Bestehens zu rekonstruieren.
    Allein die Bürgerschaft, Firmen, Institutionen und Vereine und die Mitglieder des VVÜ
    haben die stolze Summe von knapp 35.000 Euro an Spenden zweckgebunden für die
    Wiederherstellung des Brunnens geleistet. Zahlreiche Firmen erbrachten Sachspenden in
    einem Gesamtwert von ca. 20.000 Euro. Der Verschönerungsverein Überlingen steuerte aus
    seinen Rücklagen insgesamt 20.000 Euro bei und die Stadt Überlingen unterstützte das
    Projekt mit einem Betrag von 46.000 Euro, vor allem für die Arbeit im „Untergrund“ und bei
    der Platzgestaltung.
    Die nicht mehr bezifferbaren ehrenamtlichen Arbeitsstunden, geleistet von Mitgliedern des
    Verwaltungsrates des VVÜ im Rahmen von Planung, Bauausführung, Bauüberwachung und
    Abrechnung sind der Gesamtfinanzierung noch hinzuzurechnen. Architekt Jörg Bohm hat hier
    Außergewöhnliches geleistet und die Hauptlast des Einsatzes getragen.
    Im Auftrag des VVÜ fertigte die Werkstatt Peter Wiest in den letzten Monaten diesen
    stattlichen Brunnen in handwerklich herausragender Stein- und Bildhauerarbeit. Dank der
    großzügigen Sachspenden der beteiligten Firmen, der finanziellen und technischen
    Unterstützung durch die Stadtwerke und die Stadt Überlingen konnte das Umfeld des
    Brunnens mit in die Gestaltung einbezogen werden.

  • 18.03.2008

    Überlingen

    Villensterben in Überlingen
    VON STEFAN HILSER

    Überlingen verliert einen Teil seines Charakters,
    wenn herrschaftliche Villen in exponierter Lage
    verschwinden. Kein neues Thema, aber eines,
    das bei der bevorstehenden OB-Wahl wohl wieder
    für Kontroversen sorgen wird. Thomas Nöken, Leiter
    des Bauamtes, weist unterdessen im SÜDKURIER-
    Interview den Verdacht, er sei am Villensterben schuld,
    zurück.
    >>> der gesamte Artikel: http://www.suedkurier.de/region/ueberlingen/art2430,3113085

    Statt des ehemaligen Kramer-Schlössles in Überlingen http://www.suedkurier.de/storage/pic/cm…1_baukultur.jpg
    prägen im Sinne der Nahverdichtung zukünftige Yachthafen-"Villen" http://www.suedkurier.de/storage/pic/cm…x_18_noeken.jpg
    das Areal...


    Die Stellungnahme des Stadtplanungsamtsleiters hierzu im Interview:

    18.03.2008

    Überlingen

    "Das hat auch mit Moral zu tun"

    >>> das Interview: http://www.suedkurier.de/region/ueberlingen/art2430,3113081

  • Der Stadtplanungsamtsleiter von Überlingen, Thomas Nöken,
    im Interview über die Problematik von Bauvorhaben seit
    Mitte der 90er Jahre an seiner Wirkungsstätte und die
    Ergründung, warum vor allem der ungeschützte Bestand
    in den Städten und Dörfern gefährdet ist, in rasantem
    Tempo zerstört und das Gesicht derer nachhaltig verändern wird.

    18.03.2008

    Überlingen

    "Das hat auch mit Moral zu tun"

    >>> das Interview: http://www.suedkurier.de/region/ueberlingen/art2430,3113081

  • Danke für die (leider schlechten) Neuigkeiten. Wäre das möglich, dass Du mal eine Fototour von dem Geschehen machst? Was sind das für Villen die weichen müssen?

  • Kindvon2dresdnern

    Ich kenne die Projekte, die Nöken anspricht, nicht im einzelnen.
    Besagtes Kramer-Schlössle und der Artikel über die Entwicklung
    von Aufkirch sind beispielhaft und symptomatisch.
    Nähere Informationen dürften bei der lokalen Agenda für Baukultur
    in Überlingen zu erhältlich sein!? Mir ging es vor allem um die Heraus-
    stellung der Problematik im Interview wie sie vermutlich bundesweit
    in Erscheinung tritt!

  • Wäre schön, wenn diese Problematik auch einmal ins öffentliche Bewußtsein dringt. Die Villenviertel unserer Städte sind im Durchschnitt 100 Jahre alt, das liegt so drei Generationen zurück. Wenn man durch diese Viertel spazierengeht, so findet man auf Schritt und Tritt drei Sünden, die einem oft das Auge zerreißen:

    1) alte Häuser wurden abgerissen und durch Neubauten ersetzt, die mit ihrer Beliebigkeit und ihrem banalen Allerweltsgesicht empfindlich die Nachbarschaft stören;

    2) großzügige Grundstücke wurden im Laufe der Zeit immer wieder geteilt und verkauft, auf die neuen Parzellen wurden kleine Häuschen gequetscht, die alten Villen haben kaum noch Luft zum Atmen

    3) die Villen, so sie noch stehen, wurden im Laufe der Zeit durch unpassende Materialien entstellt (Baumarkttüren, hölzerne Rolläden werden durch solche aus Plastik ersetzt, Holzfenster durch solche aus Kunststoff) oder wichtige Baubestandteile, wie Fensterläden wurden entfernt und nicht erneuert.